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Kapitel 59 - Feigling


Das Gefühl für Zeit war mir abhandengekommen, seit die Nacht sich zu meinem ständigen Begleiter erklärt hatte. Wie lang waren wir bereits unterwegs? Zwölf Stunden? Einen Tag? Ich hatte keine Ahnung. Meine Füße brannten. Ich schwitzte, stank und konnte an nichts anderes denken, als an Wasser, welches kalt meine Kehle befeuchtete und meinen Durst stillte. Unseligerweise war es schon längst aufgebraucht. Wenn doch nur ein Bach mit frischem, kühlen Wasser in unserer Nähe wäre. Ich musste an den mystischen Wald denken. Dort hatte ich auch schrecklichen Durst, war jedoch nicht so lang unterwegs, wie hier. Ich fuhr mit der Zunge über meine staubtrockenen Lippen und schluckte reflexartig einen Kloß, welcher mehr aus Luft als aus Speichel bestand herunter.

Ich kann nicht mehr.

Schließlich blieb ich einfach stehen. „Wie lang noch?" Ich beugte meinen Oberkörper nach vorne und stützte mich an den Knien ab.

Roan ignorierte meinen Ruf, marschierte strikt weiter.

„Hörst du nicht, sie kann nicht mehr!", beschwerte sich Jack, der neben mir in die Hocke ging. „Alles okay?" Er musterte mich besorgt.

Ich wischte mit dem Unterarm mir den Schweiß von der Stirn. „Es geht gleich wieder. Ich muss nur kurz verschnaufen."

„Wir müssen wirklich eine Pause einlegen!", appellierte Areas an den Vollblütigen.

Roan hielt tatsächlich an, sah uns mit unzufriedener Miene an, während Mickey irgendwo in der Nähe herumstreunte. „Es ist zu waghalsig, hier Halt zu machen."

„Was soll schon passieren?", nörgelte Jack. „Bislang ist uns außer Mickey kein Tier, geschweige ein Spitzohr über den Weg gelaufen. Außerdem habe ich ein Gespür für so etwas." Er nahm einen tiefen, langsamen Atemzug durch die Nase und stieß die Luft dann hastig wieder aus: „Hier ist niemand."

Roan kam Jack gefährlich nah. „Gut für uns, oder? Wir gehen weiter." Barsch setzte er sich wieder in Bewegung. Mickey sprang aus einem Gebüsch hervor und trödelte ihm hinterher.

„Was für ein arroganter Wichser", fluchte der Blaue.

„Schon gut, Jack, ich schaffe es", beruhigte ich ihn, während Areas mir einen Arm reichte und mich auf die Beine zog.

Erschöpft folgten wir Roan. Es gab keinen Weg oder Pfad zum Schattenhofe, nur den Wald in seiner ganzen Pracht. Eines jedoch stand fest, ohne Roan wären wir aufgeschmissen gewesen. Sein Orientierungssinn war erstaunlich. Wie machte er das? Für mich sah jeder Baum wie der andere aus. Nicht für Roan. Alleine, hier an diesem Ort, wäre ich nie und nimmer zurechtgekommen.

Auf den Boden unter mir traf spärlich Licht, welches sich immer wieder durch füllige Blätterkronen einen Schlupfweg fand. Zwar war nicht viel davon da, doch genug, um zu sehen, wohin man trat. Konzentriert wich ich immer wieder Sträuchern und Bäumen aus. Aber auch Farne, welche so hoch wie Dickicht waren, wuchsen hier wie Unkraut. Beim Berühren wiegten sich ihre Stängel sachte hin und her. Manche der Farne ließen in einem zarten Blau und Lila um sich alles heller werden, andere wiederum leuchteten nicht und ihrer Blätter waren zusammengerollt. Um manche Bäume, vor allem die, welche mehr vom Mondlicht abbekamen, rankten sich Blumen, die mir unbekannt waren. Jedoch hatten sie Ähnlichkeit mit Lilien, wie ich fand. Die roten und gelben Blüten der Blumen waren offen und ihre Köpfchen streckten sich zum Mondlicht hinauf. Manchmal konnte ich beobachten, wie Schmetterlings ähnliche Tierchen mit Flügeln, so groß wie meine Hände, die Blumen umschwirrten. Ihre Flügel besaßen drei bis vierlagige Flügelpaare, und alle hatten sie verschiedene Farben und außergewöhnliche Muster. Wenn sie flatterten, bewegten sich ihre Flügel sehr schnell und man sah die verschiedenen kraftvollen Farbtöne ineinander zu einem Regenbogen verschmelzen. Doch wenn sie sich auf den Blumen niederließen und ihre Rüssel ausrollten, um von dem Nektar zu naschen, passten sich ihre Flügel dem Ton der Blüten an. Nur, beim genauen Hinschauen, erkannte man dann die Insekten darauf. Ihre Tarnfähigkeit war faszinierend.

„Wir sind da", erklärte Roan nach einer Weile und drang zusammen mit Mickey in ein dunkles Gebüsch vor. Wir sahen ihn nicht mehr, hörten nur ein leises Rascheln.

„Hierher", rief er leise.

Wir folgten der Stimme und entdeckten in der Dunkelheit ganz vage seine Silhouette. Roan hielt ein paar Äste zur Seite, während Mickey brav neben ihm saß.

„Kommt", flüsterte der Vollblütige.

Wir taten wie geheißen.

„Wo sind wir?" Ich sah mich um, konnte aber die eigene Hand vor dem Gesicht nicht erkennen, so dunkel war es. Ich ertastete warme Gesteinswände.

„Verdammt, es ist stockdunkel", beschwerte sich Jack, als ein flackerndes Licht den Raum um uns erhellte. Wir befanden uns in einer kleinen, warmen Höhle.

Roan platzierte eine schon stark heruntergebrannte Kerze inmitten des Raumes. „Ich hab hier schon paar Mal Zuflucht gesucht. Hier sind wir sicher. Ruht euch aus."

Hundemüde ließen wir uns auf den schwarzen Kieselboden, um die Kerze nieder.

„Hier." Eh ich mich versah, reichte Roan mir eine vom stinkendem Leder umhüllte Flasche. Sie war schwer und sehr groß. „Teilt es auf", dann ließ er sich ebenfalls zu Boden sinken.

„Und du?", fragte ich ungewollt viel zu besorgt klingend.

Er ignorierte mich, zog sich nur leise schnaubend die Stiefel von den Füßen. Ich zog den Korken vom Flaschenhals und trank hastig von der warmen Brühe. Am liebsten hätte ich den ganzen Inhalt in mich geschüttet, doch ich riss mich am Riemen und reichte die Flasche an Areas weiter.

Jack klatschte sich schwungvoll gegen den Oberarm:„Verdammte Mücken. Weit und breit gab es keine. Habt ihr hier auf mich gewartet? Oder was geht ab?" Er schwang eine Hand schützend vor sein Gesicht und sprang plötzlich auf. Seine andere Hand kramte in seinen Hosentaschen herum. Offenbar suchte er irgendetwas darin. Er hörte auf und sah uns erstaunt an. „Er ist weg. So eine Scheiße."

„Was meinst du?", erkundigte sich Areas.

„Du weißt doch, wie gern die Mücken mich haben. Und du weißt, wie gern ich sie hab. Verflucht, den Mückenstift hätte ich jetzt echt gebraucht. Das, was ich drauf habe, wirkt nicht mehr."

„Ein Blutsauger, der sich vor Blutsaugern schützen muss. Das nenne ich eine Ironie des Schicksals", sprach Roan amüsiert aus."

„Sag bloß, du hattest was dabei?", fragte ich und lenkte Jack von Roans Gespött ab.

„Ja. Das hatte ich. Verdammt noch mal!", jammerte er fast schon. „Jetzt ist es raus, Jacques Leroy hat ein Mückenproblem. Du wirst lachen. Ich benutze den Stift sogar im Winter."

„Was? Echt jetzt?"

„Verflucht, ja. Wenn die Temperaturen zu mild sind, kann ich sie mir selbst da nicht vom Leib halten. Mist. Ich dachte, bei mir verschwindet nichts."

Ich versuchte Jack mit einem: „Einen Versuch war es ja Wert", positiv zu stimmen.

„Man kann die alte Göttermagie nicht hintergehen", meinte Roan kühl. „Doch auch ich war unbelehrbar, bis ich es mit meinen eigenen Augen gesehen habe."

Mickey ließ sich neben Roan nieder und schmiegte sich gähnend an seinen Oberschenkel.

„Du wolltest auch etwas hereinschmuggeln?", wollte Areas wissen.

„Ja."

„Was war es denn?"

„Taschenlicht oder so ähnlich nannte Elvar das magische Ding", erinnerte sich Roan. „Ein Jammer, ist verschwunden."

„Du meinst Taschenlampe. Das ist kein magisches Ding", seufzte Jack. „Das wird von Menschenhand hergestellt, genauso wie der magische Kasten."

„Menschenhand? Vielleicht ist das der Grund für ihr Verschwinden gewesen", überlegte Roan laut und strich mit den Fingern gelassen über Mickeys Fell."

Jack öffnete den Mund, wollte etwas sagen, als in dem Moment mein Magen zu knurren begann und alle Blicke sich auf mich hefteten. Sofort spürte ich, wie die Hitze in mein Gesicht schoss. Ich hatte keinen Hunger, doch mein Magen war wohl anderer Meinung. Ein lautes Klatschen folgte. Jack hatte sich selbst eine Ohrfeige verpasst, als erneut eine Mücke es auf ihn abgesehen hatte.

„Verfluchte Dinger!", schimpfte er.

„Können wir nicht etwas gegen die Mückenplage tun?", fragte ich in die Runde. „Das tut schon beim Zuschauen weh." Ich deutete mit einem rollenden Augenaufschlag auf Jack, welcher wild um sich mit den Armen fuchtelte.

Es war wirklich so, wie Jack sagte. Es schien, als hätten die Biester es nur auf ihn abgesehen. Vielleicht lag es wirklich an seinem Blaublut. Etwas an seiner Blutzusammensetzung schien die Insekten anzuziehen.

„Ich kenne mich nicht aus, gestand Areas. „Dort, wo ich herkomme, mussten wir uns mit so etwas nicht herumplagen. Ich glaube, wir haben keine Mücken gehabt", überlegte er.

„Ich dachte, du wärst von hier."

„Da hast du dich getäuscht."

„Und woher kommst du nun?" Neugierig musterte Roan den Schönling.

„Das kann ich dir nicht sagen."

„Wieso nicht?"

„Weil ich... ." Er zögerte zuerst und sagte dann viel zu schnell: „Weil ich einst mein Wort gab, es nicht zu tun, um mein Reich, vor Fremden wie dir zu schützen!"

„Und ist es auch ein Geheimnis, wem du dein Wort gegeben hast?", bohrte er weiter nach, was zugegeben auch mich brennend interessierte.

„Der königlichen Garde." Areas schien sichtlich nervös zu werden. Seine fuchsienfarbenen Augen, welche selbst in der Dunkelheit ihr Strahlen nicht verloren, senkten sich zu Boden.

„Du hast der königlichen Garde dein Wort gegeben. Was bist du? Ein Krieger?", hakte Roan weiter nach.

„Nicht mehr."

„Nicht mehr? Dann wurdest du vermutlich befördert? Ich weiß." Er richtete den Finger auf Areas. „Du bist des Königs Leibwächter! Oder, vielleicht gehörst du sogar zu seinem inneren Kreis."

Ich konnte Areas ansehen, wie unbehaglich das Thema in werden ließ.

„Was ist? Habe ich ins Schwarze getroffen?"

„Weder noch. Nichts davon bin ich. Ich wollte nicht in den Krieg ziehen und hatte mein Wort deshalb verweigert."

Zweiflerischen Blickes kratze Roan sich die Nase. „Hast du nicht eben gesagt, dass du dein Wort gegeben hattest, um dein Land zu schützen. Du widersprichst dir."

„Ich hatte mein Wort gegeben, mein Land und meinen König zu lieben und zu schützen. Doch ich weigerte mich, ein anderes Land zu überfallen und unschuldiges Leben auszulöschen. Das hatte ich von Anfang an deutlich gemacht, als ich mein Wort gab. Und das wurde nicht akzeptiert."

Ein kaltes Lächeln hob Roan seine Mundwinkel an: „Du bist ein Deserteur!"

„Das bin ich. Oder wie mein Vater gern sagte - ein Feigling. Beides ist mir recht", beschämt wand er den Blick ab.

„Ein Feigling? Das bezweifle ich."

Überrascht von Roans Worten, blickte Areas zu ihm auf.

„Sich gegen die Befehle des Königs und seinem Regime zu stellen, braucht Mut und ist alles andere als feige. Dein Vater hat Unrecht."

„Spotte ruhig weiter. Es ist mir egal." Areas nahm einen Schluck aus der Flasche, welche Jack ihm im zweiten Durchlauf reichte.

„Das ist mein voller Ernst. Ich versichere dir, viele würden es dir gleich tun, aber trauen sich nicht oder haben keine Wahl. Wie die Schafe schmeißen sie leichtsinnig ihre Wörter umher, schwören Eide, ohne etwas zu hinterfragen." Roan überlegte: „Jetzt verstehe ich. Ist das der Grund, warum du in der Menschenwelt verweilst? Du bist auf der Flucht. "

Areas Augenbrauen zogen sich bedrückt zusammen. „Das stimmt. Ich musste fliehen. Die Pforte in die Menschenwelt hatte ich zufällig entdeckt. Sonst hätten sie früher oder später mich gekriegt und zum Tode verurteilt.

„Es war übrigens eine andere Pforte, wusstest du es?", verriet ich ihm.

„Nein. Ich wusste nicht, dass es noch ein Portal gibt", staunte Roan, ohne mich eines Blickes zu würdigen. „Kennt ihr den Weg dorthin?"

„Nein", kam über Jacks Lippen wie geschossen.

Vielleicht hatte Jack recht, und ich war zu voreilig mit meinem Vertrauen zu ihm.

Ich glaubte, dass Roan es Jack nicht abgekauft hatte, denn seine Mundwinkel zuckten verräterisch. Doch er fragte darüber nichts mehr, als er sich an Areas wand und uns ignorierte:„Ich weiß nicht, ob die Götter es dabei mit dir gut gemeint haben. Wäre es nicht besser, tot zu sein, als in der Menschenwelt zu verweilen?"

„Was soll das jetzt heißen?", beschwerte sich Jack.

„Die Welt, in der ihr lebt, besitzt kaum Magie. Sie ist von den Göttern verlassen. Das Halbblut dort hat viel zu kurze Leben. Als wäre es nicht schlimm genug, altern sie auch noch schneller, als der Vollmond aufgeht. Und ich bezweifle auch, dass die Seelen dort zur Wiedergeburt zurückkehren können. Vielleicht geschieht mit deiner Seele dasselbe und sie verschwindet nach dem Tod einfach ins Nichts. Wie gnädig von den Göttern, dass in unserer Welt der Tod nichts Vergängliches ist. Vielmehr ist es der Beginn von etwas Neuem."

„Meint der das ernst?" Jack schüttelte den Kopf. „Dem kann keiner mehr helfen", flüsterte er zu mir. „Jemand sollte ihn aufklären, wie neues Leben entsteht." Er hob grinsend seine Augenbrauen auf und ab.

Ich boxte Jack mit dem Ellbogen in die Seite, damit er endlich still war.

„Die Menschenwelt ist meine neue Heimat, die ich sehr schätze. Und den Göttern werde ich immer dafür danken. Ich akzeptiere mein Schicksal voll und ganz", sagte Areas mit ganzer Entschlossenheit. „Und wer weiß, was das Schicksal noch bringt. Jetzt bin ich ja wieder zurück. Wir werden sehen."

Nach Areas Gesprochenem, glaubte ich beobachten zu können, wie Jacks Körper sich anspannte. Und auch das kalte Lächeln auf Roans Lippen schwand. Für einen Moment wurde er still. Zu gern hätte ich gewusst, worüber er grübelte. Etwas schien ihn zu beschäftigen. „Es gibt Kräuter, die ihr sammeln könnt", erklang seine Stimme abgehackt, das Thema wechselnd.

Mit einem großen Fragezeichen im Gesicht starrten wir ihn an.

„Ich mein, wegen dem da." Er deute mit dem Kinn auf Jack, welcher uns mit roten Mückenstichen auf der Stirn zerfahren ansah.

„Kannst du uns zeigen, welche du meinst?", fragte ich immer noch irritiert über seine plötzlich nette Art.

„Das tue ich, wenn wir uns auf den Weg machen."

„Das klingt doch vielversprechend oder Jack?"

Dieser nickte stumm. Ich vermutete, dass Jack von Areas Geständnis keine Ahnung hatte, so wie er von der Seite zu dem Schönling hinüberschielte. Erneut meldete sich mein Magen knurrend und ich krampfte meine Arme peinlich berührt um den Bauch in der Hoffnung, dass es keiner Mitbekommen hatte.

„Das wird deinen Hunger stillen", räusperte sich Roan und warf ein kleines, braunes Leinensäckchen zwischen uns auf den Boden.

Ich bedankte mich verlegen und beäugte die merkwürdigen, trockenen Scheiben darin. „Was ist das?"

„Getrocknete Rinde vom Crysnänenbaum", verriet er kühl.

„Was für ein Baum?", fragte Jack verdattert.

„Crysnänenbaum", meinte Areas.

„Okay." Jack sah gespannt mir zu, während ich ein Scheibchen herausnahm und vorsichtig daran schnüffelte.

„Was ist? Ist es nicht gut genug für jemanden von der anderen Seite?" Erneut lag dieses arrogante, schräge Lächeln auf seinen gepiercten Lippen.

Das sagt ausgerechnet er, der für ein Nougattoast bestimmt töten würde.

Um ihn nicht zu kränken, vielleicht aber eher aus Trotz, biss ich in die Rindenscheibe. Areas und Jack nahmen sich auch ein Stück und taten es mir gleich. Die Rinde roch nach nichts und hatte auch kein Geschmack; sie fühlte sich im Mund wie ein zerkauter Apfelstängel an. Und ich glaubte bei dem zähen Gekauten, so wie ein Wiederkäuer auszusehen.

„Mmmmmh, köstlich." Jack malmte mit einem gequälten Gesichtsausdruck auf dem Stückchen Rinde herum. „Was für ein Geschmackserlebnis! Nichts für ungut, Leute, aber nach dem Crysn... Dings Bums hier, kommen noch kleine Kanninchenköttel aus meinem Arsch geflogen."

„Halt die Klappe, Jack!", tadelte ich ihn mit gespielter Ernsthaftigkeit, hatte Bammel, Roan würde es ihm übel nehmen. Doch in Wirklichkeit versuchte ich, beim Blick in Jacks alles andere als begeistertem Gesicht, nicht darauf loszuprusten.

Angestrengt würgte er die durchgekaute Rindenscheibe irgendwann herunter. Areas und ich versuchten es ihm gleichzutun. Und obwohl die Situation alles andere als witzig war, konnten wir beim Anblick unserer gequälten Gesichter, während wir die guten Stücke herunterwürgten, uns nicht mehr zusammenreißen. Ein schallendes Gelächter brach unter uns aus. Laut und ungehalten war es, bis uns die Tränen kamen. Nur Roan der Spießer blieb ernst.

Erschöpft und immer noch hungrig betteten wir irgendwann unsere Pullover und Jacken auf den Boden, legten uns darauf, nieder und versuchten zu schlafen. Jack ließ seinen Pullover an und vergrub sein Gesicht und die Hände zum Schutz vor den Mücken unter seiner Jacke. Irgendwann ertönte ein leises, regelmäßiges Schnarchen von ihm. Auch Areas schien zu schlafen, hatte sich auf die Seite gedreht. Friedvoll hob und senkte sich seine rechte Rückenseite. Nur Roan schien kein bisschen müde zu sein. Auch hatte er trotz des warmen Klimas den ganzen Tag sein dunkles, lederartiges Gewand anbehalten. Ich fragte mich, wie er das aushielt in der schwülen Hitze. Sanft streichelte er Mickeys Kopf, während dieser leise vor sich hin döste. Irgendwie beruhigte es mich, die beiden so zusammen zu sehen.

Ich wagte einen neuen Versuch, mit ihm ins Gespräch zu kommen: „Darf ich dich was fragen?"

Er tat, als hätte er nichts gehört.

„Roan? Woher kennst du eigentlich Liam? Ich meine Elvar? Kennt ihr euch schon lange?"

Roan hörte auf, Mickey zu streicheln, doch seine Augen heftete sich weiter auf ihn, während er sich dazu herabließ, mir etwas zu sagen: „Ich habe dem Torhüter versprochen, dich zu Elvar zu bringen. Das gehört zu meiner Verpflichtung. Aber alles andere, wie solch belanglose Unterhaltung, gehören nicht dazu. Ich gebe dir einen Rat. Schlaf."

Verletzt und verärgert zugleich kehrte ich ihm den Rücken zu und sagte leise: „Gute Nacht." Ich schloss meine Augenlider und merkte nach kurzer Zeit, wie die Müdigkeit mich übermannte.

Ein Gemisch aus verwestem Laub und erdigem Regenduft stieg mir in die Nase. Ich riss die Augen auf und sah mich desorientiert um. Ein schmaler Pfad aus orangen Kiefernadeln tat sich vor mir auf. Es schien fast so, als hätte jemand die Nadeln akkurat dorthin gestreut. Ich schüttelte ungläubig den Kopf. Das war nicht der Ort, an dem ich jetzt sein müsste. Anstatt warmem Felsen im flackerndem Kerzenschein, blickte ich auf nackte Nadelbäume, welche des Weges entlang standen. Die wunderschöne Pflanzenvielfalt, von heute, war hier nicht vorzufinden. Auch war es nicht Nacht hier. Es dämmerte erst. Vielleicht war es am Abend oder am Morgen, so genau konnte ich es nicht sagen. Und kalt war es. Viel zu kalt. Ich sah an mir herunter. Die Kleidung an mir, ein feiner, gerippter Kardigan und eine helle Stoffhose, waren nicht das, was ich eigentlich an haben müsste. Mir wurde bewusst, dass ich nicht im Schattenreich war.

Ich schwang meine Arme schützend vor Kälte um meinen Körper und sah mich um, konnte jedoch niemanden ausfindig machen. Alles fühlte sich ein bisschen seltsam und unreal hier an. Sowie damals, als ich... . Mein Atem beschleunigte sich, als ich begriff.

Ich träume.

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