Kapitel 41 - Ungebetene Gäste
Hallo meine Lieben. Hoffe ihr seit gut ins neue Jahr gekommen. Hauptsache alle gesund, hoffe ich mal.^^
So, da ich schon ewig nicht mehr schrieb, eine kleine Erinnerung: Minnie war bei Jack. Jack gibt nach, da er wohl doch ein Anständiges Monsterchen ist und überlässt Minnie den Spiegel. Minnie will fort, da kommt Areas ins Spiel. Er schlägt ihr einen Deal vor - er kommt mit nach Taurius, dafür überlässt sie den Spiegel Jack. Doch da gibt es ein Problem- Alex und Edda. So und jetzt viel Spaß beim Lesen.
Vom vorderen Beifahrersitz seines protzigen Schlittens warf mir Jack einen skeptischen Blick nach hinten zu. „Warum mussten wir nochmal mit?", wollte er wissen.
Verkaufte er mich für dumm?
„Das haben wir doch schon besprochen."
„Echt jetzt?"
„Echt. Es ist keine drei Stunden her, Jack. Wir hatten uns geeinigt, dass es besser ist, wenn wir es mit meinem Vater zusammen besprechen", half ich seinem Gedächtnis auf die Sprünge.
Seine Augen verengten sich für einen Moment misstrauisch. „Ich weiß, ich weiß", stöhnte er klagend. „Wollte nur sicher gehen." Dann murmelte er etwas von: „Ich habe kein gutes Gefühl dabei."
Ich doch auch nicht und du bist der Hauptgrund dafür!, wollte ich ihm am liebsten an den Kopf werfen, doch die Vernunft in mir überwog.
Areas, welcher hinter das Steuer platziert wurde, zog die Handbremse fest, als wir an unserem Ziel angekommen waren. Der Morgen war bereits angebrochen und ich fragte mich, ob Alex schon bemerkt hatte, dass ich fort gewesen war. Wem machte ich etwas vor. Natürlich hatte er es!
„Wir sind spät dran!", ließ ich die beiden wissen und konnte einen Seufzer der Sorge dabei nicht unterdrücken. Nervös löste ich den Sicherheitsgurt, zögerte jedoch mit dem Aussteigen.
„Ich möchte mich für die Verspätung aufrichtig entschuldigen." Areas purpurroten Augen streiften die Meinen.
Wie er es sagte, hatte etwas Anmutiges, etwas Sanftes. Bedauern spiegelte sich in den überirdisch schönen Iriden.
„Das... das ist nicht schlimm", stotterte ich etwas verlegen und konnte meine Augen nicht von ihm reißen.
Die Schönheit, mit welcher dieser Mann gesegnet war, konnte in der Tat nicht von dieser Welt sein. Areas ovales Gesicht war geprägt von hohen Wangenknochen, einer schmalen Nase und sinnlichen Lippen. Seine Gesichtskonturen waren für einen Mann sehr weich. Ich glaube ohne den schmalen Koteletten, seitlich neben seinen Ohren und ohne seiner hohen, männlichen Statur, hätte er glatt als Frau durchgehen können.
Wie konnte man als Mann so makellos gut ausschauen, dachte ich mir, als seine perfekten Lippen sich erneut in Bewegung setzten: „Ich muss dir widersprechen, wenn Jacques sich etwas mehr beeilt hätte, wären wir früher da. So wie du es geplant hattest."
„Wieso ist es jetzt meine Schuld?" Verdattert glotzte Jack zu Mister Beauty.
Areas schwang galant eine Augenbraue in die Höhe. „Ich wollte das Event beenden. Du warst dagegen. Hast zudem noch jeden einzelnen Gast persönlich verabschiedet. Als wäre es nicht schon zeitraubend genug, musstest du noch dringend eine Dusche nehmen, nach welcher du dir noch bestimmt eine halbe Stunde dir den Kopf über die Wahl deiner Kleidungsstücke zerbrachst."
Empört stierte Jack ihn an: „Entschuldige mal, aber ich kann doch nicht einfach die Tequila - Nacht abbrechen! Als anständiger Gastgeber, muss ich höflich bleiben und mich von meinen Gästen persönlich verabschieden!", regte er sich auf. „Wie sieht es denn aus, wenn ich einfach verschwinde? Und übrigens, ein Teil der Gäste waren Kunden. Deine Kunden. Kunden, die DEINE Galerie besuchen und DEINE Bilder kaufen! Wir sind Geschäftspartner, ich nehme meine Verantwortung ernst!"
„Geld ist nicht alles, Jacques."
„Ich rede nicht von Geld. Aber wenn ich von Geld gesprochen hätte, dann würde ich sagen - Du redest Unsinn, Ari! Mit Geld ist vieles soviel leichter. Hast du bereits vergessen, wie du frierend und hungrig, Nächte auf einem Stück Pappe, verbracht hattest?"
„Das habe ich nicht. Aber, es gibt momentan Wichtigeres, als ein bequemes Bett", meinte Areas nur trocken.
„Du hast also eine Kunstgalerie? ", fragte ich den Vollblütigen vorsichtig nach.
Mit angepisstem Unterton antwortete Jack stattdessen: „Du hast es erfasst."
Ich ignorierte Jack. Areas war also nicht nur selbst ein Gemälde, er malte auch welche.
„Wow. Du bist also Künstler?"
Der Vollblütige nickte bescheiden.
„Ich habe sein Talent entdeckt und gefördert. Nur dank mir will jeder reiche Schnösel einen „Areas" in seinem Wohnzimmer hängen haben", protzte Jack stolzen Hauptes. „Nur dank mir können wir jetzt dieses wunderbare, sorgenfreie Leben führen."
„Das stimmt so nicht. Ich führe ein sorgenfreies Leben. Und dafür danke ich dir. Aber du? Jacques, du hast noch nie ein sorgenfreies Leben geführt. Wie ich schon sagte, es gibt jetzt wichtigere Prioritäten."
„Lass es mein Problem sein", brummte Jack. „Denn das ist es ja. Mein Problem. Ich schlage mich schon irgendwie durch, so wie immer. Du musst jetzt nicht den Helden spielen. Noch können wir zurückrudern. Ich komme klar, auch ohne den Mondstein."
„Wer sagt, dass ich es für dich mache?", fing Areas an. "Nicht alles dreht sich immer um dich. Ich mache es für mich, Jacques. Ich kann es einfach nicht mehr mit ansehen. Denkst du, es ist einfach, ein Zeuge von all dem zu sein?"
„Okay. Das wird mir jetzt zu blöd", fuhr Jack aufgebraust fort. „Ah und noch was zu meiner Verteidigung. Wegen duschen und so. Wenn ich jemanden von etwas überzeugen soll, dann bestimmt nicht in einem verschwitzten, von Blut besudelten Hemd!"
„Ich finde dein Hemd sah eher aus, als wäre es mit Tinte beschmiert", konterte ich, wollte die Atmosphäre mit meinem Gequatsche etwas auflockern. „Na ja, wenn ich ... gewusst hätte, dass es Blut ist", erklärte ich.
„Blut oder Tinte, mir egal. Ich will einen guten Eindruck hinterlassen."
„Das ist doch kein Bewerbungsgespräch", machte ich armselig weiter mit meinem Gequatsche.
„Echt? Ich dachte, wir bewerben uns für die Stelle als deine persönlichen Bodyguards? ", hörte ich die entschlossene Stimme des Blauen, der mich vor ein paar Stunden noch lieber ins Jenseits befördert hätte.
„Du kommst aber nicht mit nach Taurius", erinnerte ihn Areas. „Das, Jacques, haben wir auch schon besprochen."
„Aber ja, klar. Ganz vergessen. Du willst es ja alleine durchziehen. Obwohl es um mich geht."
"Für einen Blauen ist Taurius kein passender Ort", erwiderte Areas.
"Warum?", hakte ich sogleich nach.
"Weil wir dort nicht willkommen sind. Eine laaaange, langweilige Geschichte" wimmelte Jack mich ab.
Etwas wollte er verheimlichen. Edda hatte erzählt, dass es in Taurius keine Blauen mehr gibt. Aber warum? Das hatte sie nicht erwähnt.
"Okay, okay. Ich komme nicht mit", stimmte Jack ihn milder und wand sich nach hinten, um mir seine genervt rollenden Augen zu präsentieren. Woraufhin Areas ihn mit einem mahnenden Blick strafte.
Die beiden verband etwas Tiefes. Das konnte ich spüren. Wie sie sich wohl kennengelernt hatten? Ich wusste nicht viel über die beiden. Aber sie auch nicht viel über mich und so sollte es auch bleiben.
„Wie geht's überhaupt deiner Hand?", wollte Areas von Jack wissen.
„Nicht mehr der Rede wert", beruhigte ihn Jack. "Alles verheilt."
„Was? So schnell?" Ungläubig beugte ich mich etwas vor, um einen Blick auf seine Hand zu erhaschen.
Verblüfft blinzelte ich. Tatsächlich. Keine aufgeplatzten Handknöchel, keine Kratzer, keine gebildete Blutkruste oder sonstiges. Nichts mehr erkennbar.
„Wie hast du das gemacht?"
„Ich habe gar nichts gemacht. Es passiert einfach. Ist nichts Besonderes. Ich sagte doch, eine Verarztung ist nicht nötig", meinte er monoton.
„Nichts Besonderes? Soll das ein Witz sein? Und die Wunde am Hals?"
Er lehnte sich in seinen Sitz zurück und funktionierte die Sonnenwende vor sich um. In dem kleinen Kosmetikspiegel darin spiegelte sich sein Ebenbild. Er zog sich etwas hoch, sodass sein Hals nun im Spiegel zum Vorschein kam, dann streckte er diesen etwas und sagte: „Auch nicht der Rede Wert."
Mein Staunen hörte nicht auf und für einen Augenblick huschte über Jacks Lippen ein überhebliches Grinsen, doch als Areas sich räusperte, wurde der Blaue wieder ernst: „Also wie du siehst, kann Areas es kaum erwarten, deinem Vater einen Besuch abzustatten. Wir sollten also langsam unsere Ärsche bewegen." Er klappte den Spiegel elanvoll zu.
Das Auto war nicht direkt vor dem Haus geparkt, und so mussten wir noch ein paar Schritte bis zu meinem Haus laufen. Es war sehr nebelig und frisch draußen. Die kalte Luft kitzelte meine Nasenspitze und ich sah beim Ausatmen kleine dampfende Wölkchen meinen Mund verlassen.
Aus dem Augenwinkel musterte ich die beiden hochgewachsene Männer. Ein Blauer und ein Vollblütiger. Und zwischen ihnen ich mit meinen eins sechzig. Ich schluckte trocken. Alex wird mich killen ...
Unerwartet blieb Areas stehen, sodass auch wir anhielten.
„Was hast du?" Jack sah Areas fragend an, welcher sich verblüfft um die eigene Achse drehte.
„Hier ist ein Stück von Taurius. Siehst du es denn nicht?", Areas öffnete leicht den Mund und sah weiter sich um.
„Was meinst du mit ein Stück von Taurius?", wollte Jack mehr wissen und blickte sich auch um.
„Du siehst es also nicht. Wie bedauerlich", meinte Areas, dessen Augen fasziniert hin und her hüpften.
„Siehst du etwas?" Jack sah mich irritiert an.
Dieselbe Frage hatte mir Alex tatsächlich auch schon gestellt. Zu gerne hätte ich gesehen, was Areas sah. Ich trat auf die Veranda. Gerade, als ich nach dem Schlüssel in meinem Rucksack griff und noch einmal einen Blick nach hinten warf, um auf Jack seine Frage mit Nein zu antworten, schlug die Tür mit voller Wucht zur Seite.
Alex stand mit sprühenden Augen vor mir. Wütend funkelte er uns an. In seinen Händen ein Gewehr, dessen Lauf auf Jack seinen Kopf zielte.
„Ich wusste doch, es ist eine Scheiß Idee", murmelte Jack zu Areas und setzte sein breitestes Lächeln auf. „Guten Morgen, Mister Spring", begrüßte er mit ergebend nach oben erhoben Händen Alex und stupste zeitgleich Areas mit seinem Fuß an, welcher daraufhin mit kalt gewordener Miene ebenfalls die Hände in die Höhe schwang.
„Geh sofort rein", befiel Alex.
„Aber..."
„Ich sagte rein!"
Bevor es noch eskalierte, tat ich wie befohlen.
„Verschwindet von meinem Grundstück oder ich drücke ab", drohte er und trat auf die Veranda. Dabei löste er die Sicherung der Waffe und ich zuckte bei dem metallisch klappernden Geräusch zusammen. Die Jungs wichen ein Schritt zurück.
„Mister Spring, wir wollen keine Probleme. Wir wollen nur reden!", versuchte Jack ihn zu besänftigen.
„Seid ihr des Lebens müde? Verschwindet, sagte ich!", brüllte er, bis seine Stimme völlig überraschend von einem lauten Knall verdrängt wurde.
Das laute Geräusch schallte in meinen Ohren unangenehm wieder, sodass ich beide Hände auf die Ohren presste.
Das konnte nicht wahr sein! Alex hatte tatsächlich abgedrückt.
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