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Kapitel 40 - Kein Monster

„Bitte nicht", stieß ich angsterfüllt hervor.

Er zeigte keine Gnade. Gleich würde sich seine Rechte mit ganzer Härte in meinem Gesicht wiederfinden.
Instinktiv schossen meine Arme, zum Kopf hoch, um es zu verhindern. Meine Augen kniff ich dabei fest zusammen und hieß die herannahenden Schmerzen bereits willkommen, als ein schmerzverzerrter Schrei den Raum einnahm und mich bis ins Mark erzittern ließ.

Einige Sekunden vergingen, bis mein verkrampfter Körper erste Regung zeigte und ich begriff, dass es sich nicht um meinen Schrei handelte und die Schmerzen nicht die meine waren. Der Schlag war an mir vorbeigezogen und musste stattdessen am Boden neben mir eingeschlagen sein.

„Ich bin kein Monster, wann kapiert ihr es endlich?!", hörte ich ihn wutentbrannt rufen. Erneut drosch seine Hand auf den Boden ein, ich nahm den dumpfen Aufprall wahr, hörte sein gequältes Aufstöhnen. „Ich bin kein Monster!", dröhnte seine Stimme weiter in meinen Ohren, wie ein tobendes Unwetter. Er schrie und schlug. Schrie und schlug. Ein weiterer dumpfer Aufprall. Noch einmal ein leidvolles Aufstöhnen. Danach verstummten die klagenden Laute und ich verspürte eine Leichtigkeit um meine Körpermitte, als die Last seines Körpergewichtes von mir fiel.

Vorsichtig lugte ich unter meinen Armen hervor. Noch immer war er über mir, hatte sich lediglich auf die Knie aufgestützt. Angestrengt hob und senkte sich sein Brustkorb, während sein Blick den meinen streifte. Der Zorn und die Wut, die gerade noch in seinen Augen tobten und Hass, welcher sein Gesicht noch bedrohlicher wirken ließ, konnte ich darin nicht mehr ausfindig machen. Stattdessen war da etwas anderes. Etwas, was ich noch nicht richtig zuordnen konnte.

Seine Gestalt wandelte sich und er nahm allmählich wieder menschliche Gesichtszüge an. Erst jetzt bemerkte ich, wie still es im Zimmer geworden war. So still, dass abgesehen von Jacks keuchendem Atem, die schnelle Musik und die Stimmen der vergnügten Meute, in der unteren Etage, durch die Zimmerwände drangen.

Jack fuhr sich mit dem Unterarm über das schweißnasse Gesicht. Die Hand, deren Knöchel blutig aufgeschlagen waren, bewegte er dabei kaum. Schmerzvoll zogen sich seine Augenbrauen zusammen, als er ganz von mir herunterging und mit an den Körper herangezogenen Knien, zusammen gesackten Schultern und hängendem Kopf, sich neben mir niederließ.

„Ich bin kein Monster", sagte er kaum hörbar. „Ich bin kein...", murmelte er.

Ich richtete mich langsam auf und bemerkte die Fliese neben ihm, welche einen tiefen Sprung hatte.

„Du bist verletzt", sagte ich leise und richtete, obwohl er es nicht sehen konnte, kaum merkbar den Zeigefinger auf seine Hand.

Er sagte nichts darauf, machte nur die verletzte Hand auf und zu. Wollte wahrscheinlich so prüfen, ob sie nicht gebrochen ist? Dann erhob auch er sich vom Boden. Sein Atem hatte sich wieder normalisiert. Seine wieder grün gewordenen Augen hatten einen feuchten Glanz, als er seine Lider zu mir senkte und mit niedergeschlagener Stimme sagte: „Ich will kein Monster mehr sein. Deshalb brauche ich den Spiegel, um genau das nicht mehr zu sein, was du von mir behauptest - ein Monster."

Was sollte das jetzt? Wollte er eine Portion Mitleid? Gut. Sollte er haben. Vielleicht war es gar nicht so dumm.
„Ich... Ich hätte es nicht sagen dürfen", sagte ich daraufhin, obwohl ich es nicht ernst meinte.

Kaum wahrnehmbar zuckten seine Schultern. „Was nicht sagen? Die Wahrheit? Es stimmt doch. Ich bin ein Monster. Aber mit dem Spiegel, muss ich es nicht mehr sein. Verstehst du denn nicht, warum ich ihn nicht mehr hergeben kann? Nicht hergeben will!"

Ich konnte es selbst nicht glauben, aber irgendwie konnte ich es verstehen. In diesem Augenblick hatte ich tatsächlich Mitleid mit ihm bekommen.
„Ich kann es schon verstehen", ließ ich ihn wissen.

„Aber?" Er legte fragend den Kopf zur Seite.

Ich senkte meine Augenlider. „Aber ich brauche den Spiegel auch dringend."

„Sag mir die Wahrheit, Minnie. Ist dein Bruder zurück? Er will mir den Spiegel wegnehmen. Stimmt's? Hat er dich geschickt? Ist er so feige, sich selbst blicken zu lassen, schickt seine kleine Schwester?"

„Nein, Jack, so ist es nicht."

„Wie ist es dann? Hör zu, Minnie, ich lasse euch in Ruhe. Ich tue es wirklich. Versprochen. Aber ... Wir können uns doch bestimmt einigen, was den Spiegel angeht?"

„Warum habt ihr euch vorher nicht einigen können? Stattdessen hast du ihn erpresst. Liam ist deinetwegen fort."

„Das ist jetzt unfair."

„Unfair?" Fassungslos klappte mir der Mund auf.

„Ich habe es doch versucht! Egal was ich vorgeschlagen habe, er lehnte es ab. Egal was ich ihm geboten habe, er wollte es nicht. Da musste ich anders vorgehen. Verstehst du?", verteidigte er sich.

„Nein, ich verstehe es nicht."

„Natürlich verstehst du es nicht. Keiner kann mich verstehen. Schon mein Leben lang quäle ich mich durch das Leben auf der Suche nach Energie. Energie, die ich nur auf diese eine Art zu mir nehmen kann."

Ich rümpfte verabscheuend die Nase.

„Es ist mir egal, was du über mich denkst", sagte er daraufhin. „Oder was andere denken. Darüber habe ich mir schon vor langer Zeit aufgehört, Gedanken zu machen. Ich hänge an meinem Leben zu sehr, um mich von irgendwelchen Meinungen beeinflussen zu lassen oder damit aufhören zu können. Qual und Freud waren schon immer meine Begleiter, anders habe ich es nie gekannt."
Kurz hielt er inne, sah dabei zu Boden und sagte schließlich: „Dein Bruder ist das Beste, was mir je passiert ist, Minnie. Als ich von seinem Blut gekostet hatte", schwärmte er, „war es um so vieles besser als das eines Menschen. Ich fühlte mich so lebendig wie seit langem nicht mehr und die Wirkung hielt so viel länger. Ich wollte dieses Gefühl nicht mehr missen. Ein bisschen Blut, mehr verlangte ich doch gar nicht von ihm. Aber plötzlich wollte er weg. Ich konnte ihn nicht gehen lassen. Ja, ich erpresste ihn weiter. Ich wusste, du bist seine große Schwachstelle."

Er hörte auf zu reden, sah mich mit emotionsloser Miene an, während ich ihn am liebsten geohrfeigt hätte. Sicher hatte er mit einer Reaktion meinerseits gerechnet. Ich versuchte mich zusammenzureißen und ließ es unkommentiert und so fuhr er schließlich fort: „Dein Bruder erzählte mir, dass er einen Adularstein hätte. Zuerst dachte ich, er verarscht mich. Aber als er mit dem Spiegel ankam und ich ihn zum ersten Mal in den Händen hielt, spürte ich sofort eine Veränderung meinen Körper durchströmen. Es war ein Adularstein. Es war wie ein Jackpot im Lotto. Ich sage dir, auf diese Energie kann ich nicht mehr verzichten. Es kam mir nur recht, dass dein Bruder sich nicht mehr blicken ließ. Alles war gut. Doch plötzlich kommst du und zerstört mir mein schönes Leben!" Er klang angepisst, sehr angepisst.

„Liam hat sich nicht blicken lassen, weil er nie mehr zurückgekehrt ist, Jack."

„Und ich dachte, er hat sich in die Hosen geschissen. "

Ich ballte meine Hände zu Fäusten, versuchte weiter ruhig zu bleiben. „Wir wissen nicht, wo Liam ist. Verstehst du nicht, ich wäre nicht hier, wenn es nicht wichtig wäre."

Sein Blick durchbohrte mich: „Dann sag doch endlich, was so wichtig ist. Wo ist er? Damals sagte er, er müsste nur kurz was erledigen."

„Etwas muss Liam zugestoßen sein. Ich muss wissen, wo er ist. Wie es ihm geht." Und plötzlich sprudelte es, schneller als ich denken konnte, aus mir heraus: „Das hier ist eine Art Mutprobe. Ich muss dir den Spiegel abnehmen und ihn seinem Besitzer zurückbringen. Ich sollte mich beweisen, zeigen, dass ich zu mehr fähig bin und dann, nur dann darf ich nach Taurius. Das ist eine ..."

„Parallelwelt", ergänzte er.

„Genau", ich räusperte mich und fragte mich, ob ich nicht zu viel verraten hatte. "Du weißt also von Taurius?"

„Ich war noch nie dort, aber meine Vorfahren, sind von dort. Zumindest erzählt man es uns, den hier Geborenen. Und du glaubst, er ist dort? Vielleicht hat er sich nur verdrückt."

„Ich glaube, Liam ist dort. Denn dort ist er damals hin, als er dir den Spiegel gab."

„Du glaubst es, aber du weißt es nicht wirklich?"

„Er ist bestimmt noch immer dort!"

„Okay?" Skepsis umspielte seine Mimik. "Ihr seid also auch aus Taurius?", überlegte er laut.

„Was meinst du mit auch?"

„Ah, nicht so wichtig", wimmelte er mich ab. "Aber, wenn du aus Taurius bist, musst du doch wissen, worauf du dich einlässt? Wer lässt dich nicht hin? Dein Daddy?"

„Es spielt keine Rolle, wer es ist."

„Wieso lassen, wer auch immer, dich nicht einfach dorthin?"

„Es ist kompliziert."

„Jetzt rück schon damit raus. Du hast doch eh nichts mehr zu verlieren." Seine Mundwinkel verzogen sich flüchtig zu einem schiefen Grinsen.

Es war verrückt. Aber in dem Moment folgte ich meinem Gefühl und erzählte Jack, welchen ich eben noch als Monster bezeichnet hatte, und welcher mich killen wollte, tatsächlich etwas.

„Also gut." Ich räusperte mich nervös. „Ich erinnere mich nicht mehr, an diese andere Welt. Ich habe keine Erinnerungen an mein früheres ich", gestand ich ihm voreilig und hatte das Gefühl, es war doch falsch ihm davon zu erzählen. War mein Gefühl doch falsch gewesen?

Ungläubig verzog er die Augenbrauen daraufhin. "Aber den Weg hinein, in diese Welt, den kennst du schon? Oder?"

Jack stellte eine Menge Fragen. Ich wusste nicht, ob das, was ich ihm erzählt hatte, nicht bereits zu viel war, deshalb verriet ich ihm dieses Mal nicht die ganze Wahrheit. "Nein, ich kenne den Weg nicht."

„Aber jemand anderes kennt ihn?"

„Das geht dich nichts an", entwich mir voreilig aus dem Mund. Vielleicht war es doch falsch ihm zu trauen? Bestimmt!

„Ich frage ja nur. Wird dich denn niemand dorthin begleiten?"

„Nein. Ich muss es alleine schaffen. Deshalb soll ich mich beweisen. Verstehst du!"

„Wer hatte diese dämliche Idee?"

„Die Besitzerin des Spiegels."

„Jetzt wird mir einiges klar. Und du dachtest, der gute Jack wird mit dem Spiegel einfach herausrücken? Und falls er sich doch als eine Bestie entpuppt, erstichst du ihn einfach?"

„Nein. So ist es nicht. Ich weiß nicht, was ich mir dabei gedacht habe! Vielleicht dachte ich, wir können uns einigen. Insgeheim hoffte ich, du würdest mich verstehen. Ich hätte es dir doch erklären können, sowie jetzt. Aber nein! Du hast mich angegriffen. Es war nur für den Notfall und scheinbar war es auch nötig."

Jack blieb nachdenklich vor mir stehen.
„Es wird bestimmt blaue Flecken geben."

„Was?", fragte ich verdutzt.

„Dein Hals. Es wird bestimmt blaue Flecken geben."

Ich berührte meinen Hals mit den Fingerspitzen. Beim Druck auf die Stelle tat es noch immer weh.

„Ich wollte dir nur etwas Angst einjagen und dich einschüchtern. Ich dachte, du machst dir in die Hosen und verschwindest."

„Bin ich aber nicht!" Ich hob mein Kinn etwas höher, wollte stark wirken.

„Bist du wirklich nicht. Es ist wohl etwas außer Kontrolle geraten."

„Etwas?"

„Okay! Mächtig schiefgegangen. Meine animalischen Triebe sind wohl mit mir durchgegangen. Verzeih mir dafür", entschuldigte er sich und klang dabei überzeugend aufrichtig.

Ich konnte ihm nicht verzeihen, zumindest war ich dazu noch nicht bereit und sagte: „Das mit Einschüchtern hast du jedenfalls drauf. Tut mir auch leid, mit dem ...", ich zeigte auf die Schnittwunde am Hals. „Es war ein Versehen. Dein Gebrüll hat mich verdammt nochmal mächtig erschreckt. Ein Wunder, dass dich unten niemand gehört hat."

„Schon okay, ist nur ein kleiner Kratzer. Dir ist schon klar, dass du deine "Mutprobe" nicht bestanden hast oder wie auch immer man es nennen kann. Eigentlich müsstest du tot sein. Und was sagt es dir? Du bist nicht für die andere Welt bereit."

„Eigentlich stehe ich vor dir."

„Ja. Weil ich dich verschont habe. Weil ich nicht die Bestie bin, von der man dir eingeredet hat. In Taurius sind sie bestimmt nicht so nett wie ich. Taurius ist nichts für dich. Minnie Spring."

„Jetzt fang nicht auch noch du an, Jacques Leroy!"

„Ich mein ja nur. Ich habe gehört, wie gefährlich es dort sein kann."

„Von wem? Etwa dem Typen, der auf dich unten wartet?"

Jacks Augen verengten sich etwas: „Das war niemand von Bedeutung. Vergiss ihn endlich."

„Warum hat er mir dann seine wahre Gestalt gezeigt?"

Jacks Lippen waren unzufrieden aufeinandergepresst, dann sagte er: „Ich habe keine Ahnung, was er damit bezwecken wollte."

„Ist es der Mitbewohner, von dem du mir, bei unserem ersten Treffen erzählt hast? Ich habe ihn nie gesehen, deinen Mitbewohner. Ich dachte es wäre nur eine Masche gewesen. Aber jetzt frage ich mich, ob er vielleicht dieser mysteriöse Bewohner ist?"

„Es war keine Anmache. Ja, er ist mein Mitbewohner", rückte er raus. „Aber er hat nichts damit zu tun."
Vorerst hörte ich auf, Jack über den Fremden auszufragen und sagte stattdessen: „Ich weiß auch ohne dich, wie gefährlich es dort ist."

„Und trotzdem willst du dich dieser Gefahr aussetzen?"

„Kann dir doch egal sein."
Er zuckte mit den Schultern. „Ich mein ja nur. Was, wenn er gar nicht gefunden werden will? Schon daran gedacht?"

„Etwas muss ihm zugestoßen sein. Er wäre nie so lang fortgeblieben. Mir ist bewusst, dass es nicht einfach wird. Irgendwie werde ich es schon durchstehen. Ich weiß es einfach. Doch ohne den Spiegel wird es nichts." Ich sah ihn Hilfe suchend an. „Bitte Jack. Du hast doch selbst gesagt, dass du kein Monster bist?"

Er seufzte: „Nicht schon wieder diese Monstermasche! Du wirst nicht lockerlassen? Oder?"

"Nein, das werde ich nicht", bestätigte ich und verschränkte meine Arme vor der Brust.

Er griff sich in den Nacken: „Verdammt! Ich bin ein Idiot. Das werde ich gleich bereuen." Seufzend zog Jack etwas aus seiner Hosentasche hervor. Es war ein kleines, schwarzes Leinensäckchen. Er öffnete es und holte einen runden Gegenstand hervor, den er aufklappte. Es war ein kleiner Taschenspiegel, in dem er sich betrachtete.

„Ich bin kein Monster", sagte er dieses Mal zu sich selbst: „Ich bin es nicht", wiederholte er und klappte den Spiegel energisch zu. „Nimm", sagte er dann, und drückte mir den Taschenspiegel in die Hände.

Ich musterte das kleine Schmuckstück überrascht. Ich konnte es nicht fassen, all die Zeit war es bei ihm gewesen. Die Oberfläche des Spiegels schimmerte weiß-blau und der Verlauf weiß in das helle blau oder blau in weiß war einzigartig. Das musste dieser Adularstein sein. Fein eingravierte Wirbel zierten den Deckel. Ich öffnete den Spiegel. Das Glas darin war schwarz, und meine Gestalt darin war kaum erkennbar. Doch wenn ich genauer hinsah, konnte ich mehr von meinem Gesicht erkennen und ich sah es immer deutlicher, immer farblicher.

„Schau nicht zu lang hinein", warnte er mich. „Es ist Dunkelglas."

„Dunkelglas?"

„Ich habe gehört, dass, wenn man zu lange hineinblickt, man sich darin für immer vergessen würde. Dieser Spiegel ist für nur eine bestimmte Person bestimmt und nur sie darf sich bedenkenlos darin bewundern."

Edda. Ich fragte mich, ob der Mann ihm von dem Dunkelglas erzählt hatte. Später würde ich Edda fragen, ob es stimmte.

„Jetzt geh, bevor ich es mir anders überlege", sagte Jack mit ernstem Gesicht und wand mir den Rücken zu.

Eilig verstaute ich den Spiegel in meinem Rucksack und lief aus dem Zimmer.

Ich eilte die Treppen herunter und bemerkte, diesen mysteriösen Schönling, welcher immer noch am selben Fleck am Piano saß. Er schaute erstaunt zu mir, dann stürmte er an mir vorbei, die Treppe hinauf.

Ich stürmte aus dem Haus zu meinem Fahrrad. Mein Herz schlug bis zum Hals. Ich hatte den Spiegel! Alex musste mich jetzt nach Taurius lassen. So war die Abmachung. Aufgeregt umklammerte ich die Fahrradgriffe und nahm einen tiefen Atemzug, der kühlen, nächtlichen Luft und flüsterte: „Liam, ich werde dich finden."

„Warte!", hörte ich plötzlich jemanden mir nachrufen. Ich drehte mich um. Es war der Mann mit den fuchsiafarbenen Augen.

„Du hast etwas vergessen." Er zeigte mir den kleinen Dolch in seiner Hand und das Fläschchen mit dem Sand und ging damit auf mich zu.

„Verdammt, wollte er mich killen?" Erschrocken wich ich einen Schritt zurück, wobei ich gegen mein Fahrrad stieß, welches zu Boden krachte.

„Weißt du eigentlich, was du Jacques damit antust?", fragte er und schwang den Dolch in die Luft, sodass es mit der Schneide in seiner Hand landete. Er reichte mir den Dolch schließlich mit dem Griff nach vorne.

Immer noch angespannt, steckte ich den Dolch dieses Mal zwischen die Gürtelschlaufen meiner Hose und ließ das Fläschchen in der Innentasche meiner Jacke verschwinden. Ich hob mein Fahrrad vom Boden auf und wollte gerade darauf steigen und so schnell wie möglich von hier verschwinden.

„Jack ist die netteste und gütigste Person, die ich kenne. Er würde das letzte Hemd für seine Freunde opfern. Ich frage mich, wer hier das eigentliche Monster ist!", warf er mir plötzlich vor. Das konnte ich nicht auf mir sitzen lassen.

„Er kauft, manipuliert und erpresst Menschen, um an ihr Blut heranzukommen", verteidigte ich mich.

„Weil er keine andere Wahl hatte, aber mit dem Spiegel oder besser gesagt dem Mondstein hat er sie. Was willst du für den Spiegel?", fragte er.

„Was?"

„Alles hat einen Preis. Was ist deiner? Ich gebe dir alles, was ich habe." Ihm stand die Ratlosigkeit ins Gesicht geschrieben.

Ich sprang aufs Fahrrad. „Er ist unbezahlbar", antwortete ich, während ich mein Fahrrad von ihm weg steuerte.

„Ich flehe dich an!", rief er mir nach.

„Es tut mir leid. Ich habe keine Wahl!", sagte ich und wandte meinen Blick nach vorne, von ihm ab.

Etwas im mir schrie „Halt an." Das schlechte Gewissen nagte an mir. Jack müsste sich wieder nach neuen Opfern umsehen. Doch der Gedanke an Liam machte mich blind und stumm für alles andere um mich. Nur er und sein Wohl zählte für mich. War ich das eigentliche Monster? Vielleicht.

„Jack erwähnte, dass du nach Taurius willst. Allein. Und dass du keine Ahnung hast, was dich dort erwartet."

Ich ignorierte ihn, versuchte mich von seinem Gerede nicht beeinflussen zu lassen.

„Ich bin von dort. Allein ist es zu gefährlich. Ich kann dich begleiten, wenn du willst!"

Ich hielt abrupte an. Und blickte über die Schulter zu dem Fremden.

„Mein Name ist Areas", sagte er und legte sich die Hand auf die Brust. "Ich kenne mich in Taurius aus. Zusammen haben wir bessere Chance, deinen Bruder zu finden."

„Und du willst mir wirklich helfen?", fragte ich ungläubig.

Er nickte entschlossen und sagte: "Dafür lässt du den Spiegel vorerst aber hier."

„Das geht nicht, das habe ich schon gesagt."

„Überleg es dir gut. Ich kann dich beschützen. Ich bin in Kampfkunst geübt und kenne deren Bräuche und Eigenheiten nur zu gut. Mit mir wirst du ihn bestimmt finden."

„Bist du ein Vollblütiger?", fragte ich und deutete auf seine Ohren.

Er ließ die Finger über seine spitz zulaufenden Ohren gleiten. „Ja, ist nicht zu übersehen. Stimmts?" Er lächelte schüchtern.

„Areas! Was machst du da?" Jack tauchte plötzlich hinter uns auf.

„Ich biete ihr nur meine Hilfe an."

Er stürmte auf diesen Areas zu: "Bist du bescheuert? Ich habe dir doch schon gesagt, dass es nicht nötig ist. Ich komme schon klar. Du kennst mich doch."

„Irgendwie klarkommen ist mir nicht mehr ausreichend."

„Areas!"

Der Mann legte seine Hand auf Jacks Schulter: „Nein, Jacques. Ich stehe tief in deiner Schuld. Jetzt ist der Moment gekommen, an dem ich mich endlich revanchieren kann. Ich werde dafür sorgen, dass du dich nie mehr wie ein Monster fühlen musst." Sein Blick streifte mich energisch: „Also, soll ich dich begleiten?", fragte er mich.

Ich sah ihn verdutzt an. Wer war er und woher kannte er Jack? Edda wollte unbedingt den Spiegel zurück. Doch wenn sie wüsste, dass dieser Areas, ein Vollblütiger, wie sie, mich begleitet, würde sie es sich vielleicht anders überlegen. Sicher war ihr das Leben ihres Neffen wichtiger als irgendein Spiegel. Na ja, es war zwar nicht irgendein Spiegel, sondern ein Geschenk von Lyran, aber trotzdem, das Leben ihres Neffen ging vor. Da hatte ich keine Zweifel oder zumindest keine großen.

„Ich kenne dich gar nicht. Woher soll ich wissen, dass ich dir trauen kann?", fragte ich Areas.

„Ich gebe dir mein Wort."

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