Kapitel 28 - Dad oder Alex?
Okay meine Süßen!!! Jetzt musste ich Minnies Emotionen und Gedanken hier hineinpacken und auch ein paar Fragen beantworten. Vielleicht ist es to much?????? Kann was weg? Vielleicht weil es für euch eh offensichtlich ist! Oder ständig vom Fluch und Gefühlen zu schreiben, langweilt euch? Sagt es mir ehrlich, dann kommt was weg!!!
So und jetzt viel Spaß meine geliebten Leser:)
"Sag, ob du dich an irgendwas erinnerst! Gib mir ein Zeichen. Irgendetwas, was mich hoffen lässt Iva!"
Damals auf Jacks Geburtstag... Erst jetzt begriff ich die Bedeutung seiner Worte...
Ich habe nie existiert. Minnie Spring hat es nie gegeben. Iva. Mein Name ist Iva und ich komme aus einer anderen Welt.
„Iva ...", hauchte ich leise, als ob es mir helfen würde, mich zu erinnern. Doch es regte sich nichts, absolut nichts in mir beim Sagen meines eigentlichen Namens.
Sie haben mich belogen ... All die Jahre haben sie mir etwas vorgespielt.
Der Grund für mein Leben hier war ein Fluch. Ein Abhängigkeitsfluch zwischen mir und Liam. Wie es einst zu diesem Fluch gekommen war, konnte oder wollte Dad mir nicht verraten. Auch auf Fragen zu meinem früheren Ich konnte er mir keine vernünftige Antwort geben. Angeblich wusste er nichts über mich oder meine Vergangenheit. Ich glaubte ihm kein Wort. Er wusste mehr als er zugab, da war ich mir sicher. Er traute mir wohl nicht, was mich noch mehr zu spüren ließ - ich gehöre nicht dazu.
Warum? Warum haben sie es mir nicht einfach gesagt? Wozu all diese Geheimnistuerei? Was verbergen sie vor mir?
Diese Tatsache versetzte mir nach wie vor einen Stich ins Herz. Die Menschen, denen ich am meisten vertraute, Dad und Liam, hatten mich hintergangen. Vier Jahre, vier kurze Jahre, existierte Minnie Spring erst. All die Zeit hatten sie mich getäuscht. Dad war nicht mein Dad. Und Liam nicht Liam! Alles Trug, alles Fälschung.
Und Mum? Mum war nie bei einem Autounfall gestorben. Es hatte sie schlichtweg nie gegeben. All meine Erinnerungen an sie, an ihre warmen Augen, ihr ansteckendes Lachen, ihre Stimme, alle samt waren sie nicht echt. Ich konnte es immer noch nicht glauben, konnte nicht begreifen, wie so etwas möglich war. Sie waren doch da in meinem Kopf, all die Bilder an meine Kindheit, an Mum, an Dad, an ihn.
So sehr ich mich auch bemühte, es zu begreifen, es war vergebens. Mit einem Mal wurde mir etwas anderes bewusst. Wenn es wirklich stimmte, was Dad behauptete, dann hatte ich irgendwo in dieser Welt namens Taurius eine biologische Familie. Womöglich hatte ich eine Mutter und einen Vater, die auf mich warteten. Vielleicht sogar Geschwister, eine Schwester oder einen Bruder. Der Gedanke erfüllte mich mit Furcht. Ich wollte nicht irgendwann von hier fort, in eine mir wildfremde Welt, zu einer Familie, an die ich mich nicht erinnerte.
Doch so schockierend und absurd es klingen mochte, endlich hatte ich einen triftigen Grund für mein anormales Verhalten. Endlich hatte ich eine Erklärung für meine irrsinnigen Gefühle zu Liam, die eigentlich gar nicht so irrsinnig waren, wenn ich es mir so recht überlegte. Ich kannte nun den wahren Grund für sein Verschwinden. Es war der Abhängigkeitsfluch, der ihn dazu getrieben hatte.
Aber ja, ein Abhängigkeitsfluch, wieso war ich nicht selbst draufgekommen!
Aus diesem Grund wollte ich Dad unbedingt glauben. Genau deshalb. Dabei war mir egal, dass ich die Pforte zu dieser anderen Welt oder diesen magischen Ort, zu welchem Dad, wie sich rausstellte, jeden Tag heimlich rausschlich, nicht sehen konnte.
Noch vor einem Tag hatte ich es mir nicht erklären können, was es war. Was mir das Atmen erschwerte, wenn ich an ihn dachte. Was meinen Geist und meine Gedanken verdunkelte, seit er fortgegangen war. Inzwischen wusste ich, es war der Fluch, den ich stets um mich wahrnahm. Die unsichtbare Kraft hatte sich all die Zeit um mich geschmiegt, während ich nicht begriffen hatte, was mit mir geschah. Konnte das sein? Waren meine Gefühle für Liam nur eine Täuschung?
Immerhin hatte ich seit dem Sturz ins Wasser eine bessere Kontrolle über mich und meine Gedanken. Ich konnte es mir nicht erklären, aber es ging mir so gut wie seit Langem nicht mehr. Ich war zwar immer noch voller Sorge um Liam, wer wäre es nicht, aber ich konnte die Last auf meinen Schultern ausbalancieren, ohne von ihr erdrückt zu werden.
Mit einem Mal verspürte ich ein Unwohlsein in mir aufsteigen. Mir wurde schlecht. Ich umklammerte meinen Bauch, während sich mein Magen verkrampft zusammenzog. Immer noch gab ich mir die Schuld für sein Gehen.
Hätte ich doch nicht versucht, ihm meine Gefühle zu beichten! Hätte ich doch nur so getan, als ob nichts wäre! Dann wäre er nicht gegangen.
„Elvar", hauchte ich mit kaum wahrnehmbarer Stimme.
Es fühlte sich sonderbar an, ihn bei diesem Namen zu rufen. Sein echter Name klang fremd, so fremd wie der meine. Erneut hinterfragte ich alles. Tränen stiegen mir in die Augen, die ich sofort weg blinzelte.
Langsam erhob ich mich von meinem Bett und sah mit zusammen gepressten Lippen in den Spiegel. Die Augen meines Spiegelbildes blickten, verloren zurück, während ein kalter Schauer meine Arme heraufkroch. Mit einem mulmigen Gefühl in der Magengrube trat ich aus meinem Zimmer.
***
Der Duft von frischem Kaffee schwebte durch die Gänge unseres Hauses, als ich neugierig in die Küche hineinblickte. Ich musste mich vergewissern, dass ich wirklich nicht verrückt geworden war. Musste es noch mal mit eigenen Augen sehen.
Ich war nicht verrückt! Immer noch sah er aus, wie in den Jungbrunnen gefallen. Es wollte mir nicht in den Kopf, wie so etwas möglich sein konnte. Meine Augen sahen das Undenkbare.
Etwas hektisch stand er am Herd und wendete Pancakes, während in einer anderen Pfanne Eier brutzelten. Ich zuckte zusammen, als er mich bemerkte.
„Ahhh, endlich wach? Guten Morgen! Was stehst du da in der Türe, wie eine Fremde, setz dich", begrüßte er mich, wirkte etwas nervös.
Bin ich nicht genau das, eine Fremde?
Ich verkniff mir, es auszusprechen. Zögerlich ließ ich mich an meinen Platz nieder. Er stellte einen großen Teller mit Pancakes in die Mitte des Tisches.
„Ich habe dir Spiegeleier gemacht, wie du sie magst", sagte er und platzierte einen weißen Porzellanteller vor mir. „Nimm dir auch Pancakes! Und hier ... hier ist Honig und Ahornsirup! Magst du Kaffee?", fragte er stotternd.
Ich schaute ihn überrumpelt an, bevor ich endlich reagierte: „Ahh, ja, danke, Dad. Ahh, ich meine ...mmh" Nervös rieb ich die Finger gegeneinander.
Peinlicher Moment. Mist. Ich wusste nicht mehr, wie ich ihn nennen sollte. Vielleicht Möchtegern Dad? Lügner oder Heuchler? Seine Stirn verzog sich grübelnd, bevor er sich ruckartig zur Kaffeemaschine umdrehte.
„Nenn mich doch einfach Alex", schlug er vor und blieb dabei weiter mit dem Rücken mir zugewandt.
Er sagte es ruhig, ohne irgendwelche Emotionen von sich preiszugeben.
Alex war ihm also lieber als Dad? Diese Tatsache tat weh, so verdammt weh und öffnete mir zeitgleich immer weiter die Augen. Ich war gekränkt und brauchte einen Moment, um mich zu sammeln. Mit aller Mühe versuchte ich, meine Tränen zurückzudrängen, bevor ich weitersprach: „Jetzt verstehe ich, wieso Liam dich immer beim Vornamen nennt. Du siehst eher aus wie sein Bruder."
Er drehte sich zu mir um. In seinen Augen lag Schmerz.
„Es hat einen anderen Grund", offenbarte er.
„Was für einen?", fragte ich und senkte die Augenlider vor seinen Blicken flüchtend.
„Es ist kompliziert", meinte er nur und schenkte mir Kaffee in meine Lieblingstasse ein. „Doch es stimmt, man könnte uns für Brüder halten. Eins musst du wissen, in Taurius ist es nichts Ungewöhnliches, langsam zu altern", fuhr er fort. „Ich aber altere überhaupt nicht mehr, seit ich mit achtundzwanzig zum Torhüter wurde. Irgendwann wirst selbst du älter aussehen als ich."
Erstaunt blickte ich ihn an, dann räusperte ich mich verlegen: „Behältst du jetzt dieses Aussehen?"
„Stört es dich?" Er schenkte sich ebenfalls Kaffee ein.
„Denke nicht", log ich. „So weiß ich wenigstens, dass ich nicht verrückt bin", erklärte ich schwach lächelnd, in der Hoffnung, dass ich mir die Traurigkeit nicht anmerken ließ.
Er nahm neben mir Platz ein. Normalerweise war sein Platz gegenüber, aber gut, so konnte ich verhindern ihn wie eine Bekloppte anzustarren. Ich fühlte mich nervös und unbehaglich in seiner Nähe. Über Nacht war mir mein Vater fremd geworden, wollte, dass ich ihn Alex nenne.
„Es tut mir leid, dass du es auf diese Weise erfahren musstest", platze es plötzlich aus ihm heraus. Er starrte in seine Tasse hinein, als wäre da die Lösung für alle Probleme zu finden. „Bitte glaub mir, trotz allem habe ich mich nie vor dir verstellt. Ich war immer ich selbst. Mag sein, dass ich jung aussehe, doch innerlich bin ich alles andere als das, was du siehst. Ich hoffe, es ändert sich nichts zwischen uns?"
Natürlich hat sich alles geändert! Sieh dich doch an! Wie kannst du immer noch derselbe sein? Du siehst kaum älter aus als ich.
Doch auch diesen Kommentar verkniff ich mir. Stattdessen nahm ich stumm einen Pancake. Ich fühlte mich elend und hintergangen.
„Willst du nochmal darüber reden, was gestern geschehen ist?", fragte er.
„Nein", sagte ich, an dem Pancake zupfend. „Ich kann es nicht ändern, es ist, wie es ist", erklärte ich erneut ein Lächeln hervor zwingend, versuchte, tapfer zu sein.
„Du brauchst Zeit", murmelte er und stieß ein Schnaufen aus. Dann nahm auch er sich einen Pancake und tupfte diesen in Honig.
Es war eigenartig und faszinierend zugleich, ihn beim Essen zu beobachten, mit den länglichen blonden Locken und diesem seidigen Schimmer auf der Haut. Er hatte gesagt, er wäre achtundzwanzig gewesen, als er zum Torhüter wurde.
„Und wie alt bist du nun genau?", fragte ich neugierig.
Er sah mich an mit diesen Augen, dessen grelle Farbe bereits verriet - er ist anders.
„Lass mich kurz überlegen", sagte er, nachdenklich kauend. „Mmmh, 1792 wurde ich zum Torhüter. Mmmh, Zweihundertsechsundfünfzig bin ich. Ein alter Mann", sagte er stolz. Aber wer zählt schon mit", witzelte er.
Fast drei Jahrhunderte, unglaublich.
Ich war fasziniert, ließ den gerupften Pancake in den Teller sinken, straffe meine Schultern und fing an ihn auszufragen: „Das habe ich dich noch gar nicht gefragt, aber wie bist du zum Torhüter geworden? Du sagst du bist von hier. Ein Mensch. Zumindest warst du mal einer. Wie hast du die Pforte dann entdeckt? Du konntest sie doch gar nicht sehen?"
"Das ist eine lange Geschichte", meinte er nur und wich meiner Fragerei über seine Vergangenheit damit aus.
Meine Schultern sackten enttäuscht zusammen.
„Und in all der Zeit warst du dann hier als Torhüter also?", versuchte ich nochmal.
Er nickte und biss in seinen Pancake.
Mitleid überkam mich. Er war an diesen Ort gebunden, bis ans Ende seiner Zeit.
„Ganz allein?"
„So würde ich es nicht sagen."
„Und deine Familie?"
„Ihr seid meine Familie."
„Und Freunde?", hackte ich weiter nach.
„Du meinst Menschen? Ich lasse mich schon lange nicht mehr auf Menschen ein, es sei denn, ich muss. Und dann, dann lasse ich sie mich vergessen."
„Vergessen?"
Er nickte. „Als du nicht mehr zur Schule gehen wolltest, vor einem halben Jahr. Glaubst du wirklich, die Schule hat es einfach so hingenommen?"
„Na ja, ja."
„Das stimmt so nicht. Du warst einfach aus ihrem Gedächtnis."
„Aber wie?", fragte ich irritiert.
„Durch Magie."
„Magie?"
„Ihr seid unscheinbar für die Menschen in meiner Welt. Auch ich bin es, seit ich zum Torhüter wurde. Die Menschen nehmen uns zwar wahr und doch ist es, als gäbe es uns nicht."
In der Schule, da fühlte ich mich oft so, als wäre ich nur Luft. Doch nicht für Lui.
„Und Lui? Was ist mit ihr?"
„Es war eine andere Art von Magie. Hilfsmagie", sagte er, als wäre es das normalste der Welt. „Ein Zauber."
„So wie der Zauber, welcher mich glauben ließ, ich wäre deine Tochter?" Ich klang vorwurfsvoll, konnte es nicht lassen.
Er nickte stumm.
Fassungslos schüttelte ich den Kopf. „Also glaubte Lui nur meine Freundin zu sein, durch Magie?"
Er schwieg.
Erst jetzt fiel mir auf, dass Lui sich schon ewig nicht mehr gemeldet hatte. „Steht sie immer noch unter dieser Magie?", wollte ich sogleich wissen.
„Nein. Die Magie ist von ihr genommen."
„Aus den Augen, aus dem Sinn", sagte ich mühselig lächelnd. Ich wollte verbergen, wie sehr ich mich verletzt und hintergangen fühlte. Mitleiderregend sah nun Dad mich an. Seine Gesichtszüge erinnerten mich so sehr an die von Liam. Es gab kein Zweifel, sie hatten dasselbe Blut. Ich nicht.
„Kannst du dich daran erinnern, wie du mir das Fahrradfahren beigebracht hast? Oder daran, als wir im Garten zelten waren, mit Mum und Liam? Erinnerst du dich?" Ich sagte es ruhig, doch meine Stimme konnte den Schmerz in mir nicht verbergen.
Er schwieg wieder.
„In meinem Kopf ist es da", sagte ich und schluckte, konnte aber den Kloß im Hals nicht loswerden.
„Bitte glaub mir, es war in dem Moment das einzig Richtige. Du bist erwacht, ohne jegliche Erinnerungen. Versteh doch, du warst verwirrt und hattest Angst. Du hast geschrien und um dich geschlagen. Wir fanden keinen Zugang zu dir. Wochenlang hast du einfach nur vor dich hinvegetiert."
Ich blickte zu ihm, sah in die Augen des einzigen Vaters, den ich kannte. Meine Finger krallten sich in den Stuhl.
„Es ändert nichts an der Tatsache, dass mein Leben eine fette Lüge ist", brachte ich mit tränenerstickter Stimme hervor.
„Nicht alles war eine Lüge." Er nahm mich tröstend in den Arm.
Ich wollte ihn wegstoßen, wollte ihm zeigen, wie wütend ich war und doch tat ich es nicht, stattdessen legte ich meinen Kopf an seine Brust, spürte seinen Herzschlag und dachte an die schönen und traurigen Momente zurück. An die Schulzeit, an Dad, Luisa, an Liam ... Vielleicht hatte er recht. Vielleicht waren die Erinnerungen von früher nicht echt, aber die letzten vier Jahre waren es auf irgendeine Art und Weise.
„Es hat auch etwas Gutes", sagte ich, die Tränen nicht mehr unterdrücken zu können. „Du kannst mir nicht mehr vorschreiben, was ich tun soll. Ich kann tun und lassen, was ich will. "
Er legte seine Hände auf meine Schultern und ließ, mit mitleidig zusammen gezogenen Augenbrauen, einen Blick über mich schweifen, woraufhin ich mit einem "Mir geht es gut Lächeln", antwortete, während die Tränen meine Wangen befeuchteten.
„Jetzt klingst du schon wie Elvar", flüsterte er, seine Stimme brach, dabei stiegen auch ihm die Tränen in die Augen.
Nun war ich es, die ihm mit einer festen Umarmung Trost spendete. Ich spürte, wie nah ihm das alles ging. Es ließ ihn nicht unberührt. Vielleicht war doch nicht alles vorgespielt, denn ich erkannte, dass trotz seines jungen Aussehens an seiner Denkweise, seinem Handeln und seinem ganzen Wesen sich nichts verändert hatte. Er wirkte wie sonst auch, wie mein Dad. Und doch war er es nicht....
An diesem Tag, so schwer es mir auch fiel und wie merkwürdig es auch klingen mochte, entschied ich mich dafür, ihn nur noch mit seinem Namen anzusprechen. Alex.
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