Nachsitzen
~Jessica POV~
Wir erreichten endlich die Schule. Unsere Lehrerin stand ungeduldig an der Sporthalle. Wir hatten erste Stunde Sport. Ich stöhnte und verdrehte die Augen. "Ihr seid spät." Merkte sie an. "Unser Bus ist hängen geblieben." Berichtete Tyler. Sie machte eine Kopfbewegung zu den Umkleiden. Nachdem wir fertig waren, setzten wir uns zu unserer Klasse auf die Bank. Melanie tippte mich an. "Du und Tyler?" Fragte sie. Alle Mädchen schauten zu mir. "Da läuft nix." Sagte ich genervt. "Hat meine Cousine auch immer gesagt und dann hat sie sich in den Brasilianer in ihrer Klasse verliebt." Flüsterte Elisabeth Green. "Halt die Klappe, Elisabeth." sagten die Zwillinge gleichzeitig.
Frau Richard räusperte sich. "Heute spielen wir Basketball." Verkündigte sie. Ich merkte, wie alle aufstanden. Ich träumte mal wieder. Wer kam bitte auf die Idee mit einem Brasilianer zusammen zu kommen? Ich hatte nix gegen andere Länder oder deren Kultur oder Sprache, aber konnte man nicht mit nem deutschen zusammen kommen? Wenn man mit einem Brasilianer zu seiner Familie ging, konnte man deren Sprache nicht. Die meisten sprechen halt Englisch. Selbst deutsche Kinder lernten in der Schule Englisch. Wir lernten deutsch. "Jessica!" ich schüttelte den Kopf.
"Such dir bitte einen Partner." Frau Richard warf mir einen Basketball zu. Ich schaute mich um. Alle waren dabei mit ihren Partnern auf den Korb zu werfen. Nur ich hatte keinen. Melanie hatte sich schon Johanna geschnappt. Tyler stand mit seinem Ball mitten in der Halle. Anscheinend wartete auf mich. Ich stand auf und ging auf ihn zu.
"Weißt du, wie das hier abläuft?" Fragte ich ihn. "Auf den Korb werfen." "Nein. Einer steht links, der andere rechts vom Korb." Widersprach ich. Wir gingen zu einem freien Korb. Ich stellte mich links von diesem und versuchte in den Korb zu treffen. Der Ball flog darüber und Tyler fing ihn.
Seinen Ball legte er neben sich und schmiss mir meinen Ball wieder zu. Dabei driftete der Ball in den Korb. "Nicht schlecht." Gab ich zu. "Jetzt du, Waste." Auch ich traf in den Korb.
"Kannst du auch von weiter weg?" Fragte ich und lächelte fies. Ich warf ihm den Ball wieder zu. Er ging weiterweg, fing den Ball und versuchte den Korb zu treffen. "Daneben." Lachte ich. "Machs besser." Ich trippelte den Ball und warf. "Treffer!" Rief ich. "Okay! Das reicht für heute!" Rief unsere Lehrerin. "Du bringst den Ball weg." ich warf Wagner den Ball zu. Dann verschwand ich lachend in der Umkleide. Elisabeth setze sich neben mich. "Brasilianer." Sagte sie und kicherte. Ich schubste sie von der Bank. "Gar nicht." "Doch!" Behauptete der Streber und richtete sich auf.
"Bor Elisabeth nerv nicht!" Seufzte Melanie. Es klingelte. Augenrollend ging ich mit meiner Klasse zur nächsten Stunde. Genervt streiften wir über den Pausenhof. Nun hatten wir Mathe. Wir kehrten in den Klassenraum zurück und setzten uns auf unsere Plätze. Erstaunt schauten wir auf. Nicht unser Klassenlehrer Herr Johnson ging nach vorne, sondern unsere Sportlehrerin.
"Da Herr Johnson bedauerlicherweise heute nicht kommen kann, vertrete ich euch in allen Fächer, die ihr bei ihm habt. Auch werdet ihr heute bei mir nachsitzen." Die ganze Klasse stöhnte. Mathe mit Frau Richard war noch schlimmer als mit Herr Johnson. Ich starrte auf die Uhr. war eh alles Wiederholungsstoff. Was mir auffiel war, dass Tyler öfter zu mir rüber schielte. "Danke für die erste Stunde." Flüsterte er. "Kein Problem." Gab ich gelangweilt zurück. "Mathe ist nicht so dein Lieblingsfach, oder?" Fragte Tyler. "Mit Herr Johnson ist es wenigstens ertragbar." Die zweite Stunde verging nur langsam. Die anderen Stunden gingen dagegen im Flug vorbei.
Vor der Zusatz-Stunde Nachsitzen verabschiedete ich mich in der Mittagspause von Celine. Nach der Mittagspause ging ich zur Klasse und setze mich auf meinen Platz. Frau Richard hatte alle Schüler streng im Auge. Dann schaute sie wieder auf ihre Zeitung. Der Titel vorne erschreckte mich: Lehrer in der Notaufnahme. Ich sah zu Tyler. Er zeichnete auf seinem Block.
"Was machst du da?" Fragte ich. Er zeichnete Figuren, die gegeneinander kämpften oder miteinander redeten. "Ich zeichne Bilder für mein Buch." Antwortete er. Irgendwie faszinierte mich sein Hobby. "Du schreibst ein Buch?" Fragte ich neugierig. "Eher mein Bruder. Er hat sehr viel Fantasie. Im Moment machen wir eine Fantasie-Geschichte." Erzählte er. Ich fand es irgendwie toll, wie er erzählte. Er hatte eine angenehme Stimme. Er stotterte, nuschelte oder stockte nicht. "Willst du es mal versuchen?" Fragte er plötzlich. "Ne lass mal. Ich bin voll schlecht darin. Ich hab ne Sauklaue." Log ich.
"Glaub ich nicht. Vertraust du mir?" Tyler legte den Stift in meine Hand und nahm diese. Dann führte er meine Hand über das Blatt. "Siehst du? Ist ganz leicht. Versuchs mal." Er ließ meine Hand los. Ich fuhr über das Blatt. Anschließend betrachtete ich meine Figur. Es war ein Mädchen mit kurzen Haaren und großen Augen. "Anime?" "Ich mag sowas eher nicht, aber mein Bruder ist vernaht in sowas." Antwortete er.
Erst jetzt realisierte ich, was er gerade getan hatte. Frau Richard räusperte sich. Ich schaute auf. Die Lehrerin starrte mich böse an und sah wieder auf ihren Artikel. Ich blickte nach hinten. Einer der Zwillinge, Johanne, flechtete Kevins Haare. Dieser errötete. Oliver nagte an einem Schokoriegel. Harry gähnte. Dabei hielt er sich nicht mal die Hand vor den Mund. Ich schüttelte den Kopf. Melanie lästerte mit Sophie Hill über unsere Klassensprecherin. Die Stunden vergingen immer schneller. Endlich konnten wir nach Hause.
Ich holte meine Schultasche und ging zum Bus. "Jessica." Tyler kam angelaufen. "Ich hab noch was für dich." Er überreichte mir das Bild, welches er und ich im Unterricht gezeichnet hatten. "Es ist fertig geworden." "Danke. Fährst du nicht mit dem Bus?" Fragte ich. "Nein. Meine Mutter ist schon da. Dann bis morgen." Sagte er. "Bis morgen." Mit diesen Worten stieg ich in den Bus. Zum Glück fand ich einen freien Platz. Ich steckte das Bild in meine Tasche. Die ganze Fahrt schaute ich aus dem Fenster. Langsam wurde es dunkel. Ich beeilte mich diesmal schnell nach Hause zu kommen. Mum mochte es nicht, wenn ich zu spät kam. Sie machte sich immer sehr viel Sorgen. Kälte umgab mich. Ich verschränkte die Arme.
Hinter mir hörte ich Schritte, die plötzlich verstummten. Ich beschleunigte meinen Gang. Ich sah mich nicht um. Ich wollte mich nicht umsehen. Der Wind wehte durch meine Haare. Etwas war hinter mir. Oder doch neben mir? Ruckartig drehte ich mich um. Doch dort war keiner. Im Gebüsch raschelte etwas. Ich ging einfach weiter.
Die Blätter der Bäume wehten im Wind. Ich blieb stehen. Der Busch war still. Nur der Wind war zu hören. Hatte er nicht gerade noch geraschelt? Ich hasste diesen Ort bei Nacht. Ich schaute mich um. Nix. Etwas schnellte an mir vorbei. Ich war definitiv nicht allein. Ein Knurren war zu hören. Es riss mich zu Boden. Meine Schultasche landete vor mir. Doch blitzschnell schnappte es sie. Ich wusste nicht, wo es war. Es war schnell. Ich versuchte mich aufzurichten. Etwas zerriss mein Hosenbein. Mein Bein fing an zu schmerzen. Es brannte wie Feuer. Ich drehte mich auf den Rücken. Meine Sicht verschwamm und alles wurde schwarz...
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