Twilight Kurzgeschichte
Hallo meine Lieben!
In den vergangenen Monaten ging es in meinem Leben auf und ab. Im Oktober folgt nun die wohl größte Veränderung. Ich beginne einen vollkommen neuen Lebensabschnitt in einer neuen Stadt umgeben von Fremden, um etwas zu tun wovon ich bisher keine Ahnung habe.
Ein Studium ist doch etwas tolles.
Einiges von dem nächsten Kapitel ist bereits in trockenen Tüchern, doch ich bin noch nicht an dem Punkt an dem ich alles geplante drinnen habe. Da ich zurzeit wenig Zeit habe füge ich dieses Bonuskapitel hier ein, dass ich eigentlich erst am Ende dieses Buches veröffentlichen wollte. Hierbei handelt es sich um eine Kurzgeschichte (Fanfiction), die mehrere Jahre nach der eigentlichen Geschichte spielt. Ich habe sie bereits vor längerer Zeit geschrieben.
Hoffentlich gefällt sie euch und ist eine kleine Besänftigung, da das neue Kapitel noch auf sich warten lässt.
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Der Regen prasselte wie aus Eimern vom wolkenverhangenen Himmel auf meine Windschutzscheibe. Ich müsste mir wirklich demnächst neue Scheibenwischer zulegen. Die jetzigen halfen mir kaum noch eine freie Sicht auf die Straße vor mir zu erhalten. Im Schneckentempo schlich ich auf der kurvige Straße voran, bedacht ja keinen Unfall zu bauen. Neben mir auf dem Beifahrersitz schlief meine Mum und mein kleiner Bruder, Jasper, tat es ihr auf dem Rücksitz gleich. Beide befanden sich bereits im Land der Träume seit unserem letzten Halt vor zwei Stunden. Es war am besten so. Ich bevorzugte es selbst zu fahren. Abgesehen davon war ich leider die Einzige von uns die nicht in Fahrzeugen schlafen konnte. Schlummern, dösen, ja, aber schlafen war noch nie für mich drin gewesen. Leise dudelte eine Melodie aus dem Radio. Minute für Minute fiel es mir schwerer nicht mit meinen Gedanken abzuschweifen. Doch nachdem ich um die nächste Kurve gefahren war erschien rechts von mir das Ortsschild von Forks. Endlich! Ich fuhr in die Stadt hinein und hielt auf dem ersten Parkplatz, an dem ich vorbeifuhr. Es war der eines Supermarktes. Perfekt. Wir müssten sowieso einkaufen, um die wichtigsten Lebensmittel zu besorgen. Ich stellte den Motor ab. Vorsichtig rüttelte ich meine Mutter an der Schulter. "Mum? Mum!", säuselte ich im Flüsterton, um Jasper nicht aufzuwecken. Verschlafen schlug sie die Augen auf. Sie brauchte einige Sekunden, um sich zu orientieren. "Sind wir schon da?", murmelt sie. Lächelnd nicke ich. "Ja. Wir sind in Forks. Ich wollte dir nur bescheid sagen, dass ich kurz in den Supermarkt gehe. Ich dachte du solltest wach sein, falls Jasper aufwacht. Könntest du bitte das Navi einstellen?" "Natürlich, Schatz! Soll ich wieder fahren?" "Nein, schon gut." Ich schnappte mir mein Portmonaie aus dem Seitenfach der Fahrertür und einen Einkaufschip. "Bin gleich wieder da!" Mit den Worten sprang ich aus dem Wagen und rannte durch den Regen auf den Eingang zu.
Keine vierzig Minuten später standen wir vor unserem neuen Zuhause, einem kleinen, schlichten Haus am Waldrand, ein wenig abseits vom Stadtkern. Egal wie oft ich es tat, ein Umzug fiel mir nie leicht. Ich fand keinen Gefallen daran meine gewohnte Umgebung zu verlassen. Ich tat es meiner Mutter zu Liebe. Sie brauchte diesen Neuanfang.
Während Mum die ersten Koffer auf die Veranda trug und die Haustür aufschloss öffnete ich die hintere Tür des Wagens, um meinen Bruder zu wecken. Als er mich verschlafen aus seinen grünen Augen ansah musste ich lächeln. "Guten Morgen, Schlafmütze!", sprach ich in einem Singsang, während ich ihm die goldblonden Haare aus der Stirn strich. "Mhmm... Ich bin müde, El... Kannst du mich nicht reintragen? Biiiitttttte!" Seine kleinen Arme streckten sich nach mir aus. Lachend schüttelte ich den Kopf. "Bist du nicht ein bisschen zu alt dafür? Manchmal denke ich, dass du gar nicht weißt wie groß du schon bist. Ich bekomme ich doch kaum noch hoch, Jasp." "Bitte, bitte, bitte!", bettelte er weiter und setzte dabei seinen besten Hundeblick auf. Ich verdrehte die Augen. Noch nie konnte ich ihm eine Bitte abschlagen. "Okay, aber nur Huckepack! In Ordnung?" Beigeistert klatschte er in die Hände. Das übliche Hicksen mischte sich in seine Lache. Jasper ist bei Weitem der süßeste Junge aller Zeiten. Auf meinem Rücken trug ich ihn ins Haus. Wir gingen den Flur entlang in einen Raum, der sich als die Küche entpupte. Mum begutachtete die Einbauküche. Sie war ein wenig altmodisch, aus dunklem Holz, aber wirkte sehr funktional. Das war das Wichtigste. Ich setzte Jasper ab und erlaubte ihm sich umzusehen, solange er im Haus bliebe. "Mama sagte es gibt einen Strand. Gehen wir da nacher hin?" "Erstmal bringen wir alles rein und fanden an einzuräumen. Wenn dann noch Zeit ist bis es dunkel wird und es nicht mehr so sehr regnet können wir vielleicht einen kleinen Abstecher machen." "Versprochen?" "Versprochen." Mein kleiner Bruder umarmte meine Mitte ehe er zum Auto zurück lief, um seinen kleinen Rucksack zu holen. Wir hatten nur einen winzigen Bruchteil unserer Sachen dabei. Die Umzugsfirma würde den Rest, allen voran unsere wenigen Möbelstücke im Laufe der nächsten zwei Wochen liefern.
Es gab drei Schlafzimmer. Das größte überließ ich meinem kleinen Bruder, da er die Fläche, als Spielfläche am meisten nutzen konnte. Unsere Mutter bestand darauf mir das Zimmer mit dem eigenen, angeschlossenen Badezimmer zu geben. "Für ein bisschen mehr Privatsphäre.", meinte sie mit einem Zwinkern. Sie hoffte schon seit ich ein Teenager war darauf irgendwann meinen ersten, festen Freund begrüßen zu dürfen. Doch bei allem was in den letzten Jahren geschehen war hatte sich das nie ergeben. Unser Leben war ein Chaos. Ein wenig Ruhe und Frieden würde uns gut tun. Nicht nur mir und Mum, sondern auch Jasper. Auch wenn er erst zehn Jahre alt war wusste ich, dass er bemerkte was um ihn herum passierte. Immerhin war sein Vater von einen auf den anderen Tag aus seinem Leben verschwunden. Nur gut, dass sie kein enges Verhältnis zueinander hatten. Ich für meinen Teil würde Trevor keines Wegs vermissen, doch tat es mir für meine Mum und meinen Bruder leid. Auch wenn er sich als ein Arsch entpuppt hatte, hatten sie ihn geliebt.
Die nächsten Tage vergingen schnell. Jasper kam in seine neue Schule, Mum fing ihren neuen Job im Newtons Olympischen Outfitters-Geschäft an, ebenso wie ich meine Stelle als Krankenschwester im örtlichen Krankenhaus. Jeden Tag in meiner Pause holte ich Jasp von der Schule ab, fuhr ihn nach Hause und machte ihm Essen bevor ich wieder zurück fuhr. Hin und wieder nahm ich einen seiner neuen Freunde mit, die ihn besuchen wollten. Meistens war es ein aufgedrehter Rotschopf namens Russell. Ich mochte ihn. Mit seiner offenen Art tat er Jasper gut. Abends, nachdem meine Schicht beendet war half ich den Beiden noch oft mit den Hausaufgaben, die sie nicht verstanden hatten. An den Tagen, an denen ich nicht aus dem Krankenhaus raus kam war Russells Mutter, Darcy Williams, so nett die Jungs mit zu sich zu nehmen. Dann holte ich ihn Abends von ihnen ab. Am Wochenende gingen wir immer, insofern es das Wetter zu ließ, an den Strand. Allerdings wurde mir klar, dass Regen, oder zumindest ein wolkenverschleierte Himmel hier die Norm zu sein schien. Aufgrunddessen ging einer meiner ersten Abstecher in eine Boutique, in der ich für uns drei bunte Regenmäntel und Regenstiefel kaufte. Für Jasper besorgte ich sogar eine Regenhose. Seine Sachen waren alle grün, seine Lieblingsfarbe, die meiner Mutter lila und meine sonnengelb. Bei jedem Spaziergang waren wir bunte Farbtupfer in der tristen Umgebung. Ich nahm mir fest vor an einem Tag an dem Mum frei hätte, um auf Jasper aufzupassen, einmal alleine hier her zu kommen, schwimmen zu gehen und mich vielleicht am surfen zu probieren. Des Öfteren sah ich einige junge Surfer sich in die Wellen stürzen. Den Gedanken es selbst auszuprobieren empfand ich als äußerst reizvoll. Ich liebte seit ich klein bin das Meer.
Mir fing an das neue Leben in der Kleinstadt zu gefallen. In meinem Beruf ging ich auf. Meine Kollegen waren sehr nett, halfen mir, wenn ich mich anfangs noch nicht zurecht fand. Selbst die vorgesetzten Ärzte hatten nicht so einen Stock im Arsch, wie an meinem letzten Arbeitsplatz. Mein Favorit war Dr. Carlisles Cullen. Er war ein junger Arzt in seinen Dreißigern und sehr sympatisch und höflich. Er brachte jedem Respekt entgegen, sowohl den Patienten, als auch seinen Kollegen. Die Arbeit machte mir Spaß. Ich half gerne anderen Menschen. Es gab mir das Gefühl etwas löbliches, nützliches zu tun.
Es war Wochenende. Leider musste Mum für einen anderen Mitarbeiter einspringen, sodass mein Bruder und ich unseren Strandspaziergang heute alleine unternahmen. Lachend jagte ich ihn über den Strand. Wir spielten Fangen. Dafür, dass er so kurze Beine hatte rannte er verdammt schnell, doch ich war schneller. Laufen war schon immer meine Stärke. Wenn Jasper dran war mich zu fangen lief ich hin und wieder absichtlich ein wenig langsamer. Ich war gerade schnell genug, um ihn zu fordern, damit er nicht ahnen würde, dass ich ihn gewinnen ließ. Gerade war er wieder dran wegzulaufen. Im ZickZack-Lauf hechtete er in seinem grünen Regenset über den feuchten Sand. Es war verdammt schwer diesen kleinen, energiegeladenen Flummi einzufangen. Einige Meter vor uns joggte eine Gruppe aus dem Wald, dort wo das Meer auf den Sand traf schlenderte ein älteres Paar Arm in Arm in unsere Richtung. Ansonsten war der Strand von LaPush wie leergefegt. Im Laufen wehte eine starke Windböe mir die Kaputze meines Regenmantels vom Kopf. Nun ergriff der Wind einzelne Strähnen meiner braunen Haare und zerrte sie aus dem lockeren Knoten in meinem Nacken. Prustend versuchte ich sie mir aus dem Gesicht zu pusten. Kurz unaufmerksam geworden hatte ich meinen Bruder aus den Augen verloren. Suchend scannte ich die Umgebung nach der leuchtend grünen Allwetterjacke ab, nur um mit Schrecken festzustellen wie weit er ins Wasser gewartet war. "JASPER!!!", rief ich gegen die tosenden Wellen an. Er schien mich nicht zu hören. In Höchstgeschwindigkeit eile ich auf ihn zu. "JASPER!" Doch bevor ich bei ihm ankam fiel er hin. Obwohl er nicht allzu weit drinnen war verschluckte das Wasser seine wizige Gestalt. "JASPER!!!", mein Rufen verwandelte sich in ein schrilles Kreischen. Kurz tauchte sein Kopf auf, er wollte sich aufrappen, doch da kam eine Welle und zog ihn tiefer hinein. Nun schrie auch er meinen Namen. "ELODIE! ELODIE!", jammerte er mit seiner kleinen, dünnen Kinderstimme. Mit einigen weiteren Hechtsprüngen war ich bei ihm, aber nicht nur ich. Zwei junge Männer hatten sich aus der Gruppe, die aus dem Wald gekommen war gelöst und jagen in einem beeindruckenden Tempo auf uns zu. Sie sind vor mir bei Jasper und ziehen ihn auf die Beine. Einer von ihnen nimmt ihn an die Hand. Gemeinsam kommen sie auf mich zu. Kaum, dass ich bei ihnen ankomme falle ich vor meinem kleinen Bruder auf die Knie und ziehe ihn an meine Brust. Dann halte ich ihn auf einer Armlänge Abstand, um ihn zu begutachten nur, um ihn wieder zu umarmen. "Geht es dir gut? O Gott! Mach das nie wieder! Hörst du? NIe wieder! Du kannst mir nicht so einen Schrecken einjagen! Ich hatte solche Angst um dich, Jasper!" Seine kleinen Finger klammern sich in den Stoff meiner Jacke. Er schnieft und zittert wie Espenlaub. "Es-Es tut mir leid, Elodie! Ich wollte keinen Ärger machen. Ich-Ich habe nur nach Muscheln gesucht. Da wären welche im Wasser. Es tut mir wirklich leid!" Ich hatte Tränen in den Augen, die ich jedoch versuchte zurückzuhalten. "Schon gut, Äffchen! Schon gut... Aber bitte geh nicht mehr ohne mich ins Wasser!" "Versprochen! Ich hab dich lieb, Elodie!" "Ich habe dich auch ganz doll lieb, mein Kleiner!" Einen tiefen Atemzug später atmete ich tief ein. Dann ließ ich meinen Bruder los und stand auf. "Vielen, vielen Dank für eure Hilfe!", wand ich mich an die fremden Helfer. Es waren junge Männer, vermutlich wie ich in ihren Zwanzigern. Sie hatten beide kurze, schwarze Haare und rostbraune Haut. Trotz der niedrigen Temperaturen und dem eisigen Wind trugen sie nichts als Shorts und Turnschuhen. Als ich sie ansah stachen mir ihre großen, kaum zu übersehenden Tattoos am Oberarm auf. Beide hatten eines und auf den ersten Blick schien es identisch zu sein. Sie hatten freundliche Gesichter. Einer nickte mir lediglich mit einem freundlichen Lächeln zu, während der Andere einen Schritt vortrat. "Das war selbstverständlich. Wir sind froh, dass er kleine Mann wohl auf ist." "Ich bin nicht klein! Ich bin schon zehn!", verteidigt sich Jasper trotz schlotternder Zähne. Ich lachte auf. "Sicherlich hat der nette Mann das nicht so gemeint. Sie haben dich gerettet! Und was sagen wir zu Leuten, die uns helfen?" Betreten starrt Jasper auf seine Schuhe. "Dankeschön." Sich bei Fremden zu bedanken war ihm fast so unangenehm, wie sich zu entschuldigen. Die fremden Männer lächelten ihn an. "Gern geschehen, Jasper." Der Kopf des kleinen Jungen fuhr hoch. Misstrauisch kniff er die Augen zusammen. "Woher weißt du wie ich heiße?" Der Mann, der bisher als Einziger gesprochen hat kniete sich vor ihn, wobei er immernoch bedeutend größer war. "Kannst du ein Geheimnis bewahren?", flüsterte er verschwörerisch. Jasper nickte eifrig. Ich verkniff mir ein Grinsen. Vorhin hatte ich nach ihm gerufen. Daher kannten sie seinen Namen, aber ich war gespannt was er meinem Bruder erzählen würde. "Ich kann Gedanken lesen." "So ein Blödsinn! Das geht gar nicht.", protestierte Jasp. Sein Gesprächspartner zwinkerte mir zu. "Es funktioniert natürlich nicht bei allen. Aber meine Freunde und ich können uns untereinander telepatisch verständigen.", fährt er fort. Jasper zieht die Brauen zusammen. "Was bedeutet telepatisch?" "Es bedeutet gedanklich. Wir können uns gedanklich verständigen und du-", er zeigte mit einem freundlichen Lächeln auf ihn. "-gehörst jetzt auch zu diesem besonderen Kreis." Jasper bekam große Augen. Begeistert sah er mich an. "Stimmt das wirklich, Elodie?", fragte er. Schmunzelnt strubelte ich durch sein nasses Haar. "Natürlich! Wenn er das sagt." Dann pausierte ich kurz. "Aber denkst du wir können ihm vertrauen?" Bei meinen Worten setzte ich eine gespielt besorgte Miene auf. Mein kleiner Bruder ahmte sie nach. Gleichzeitig starrten wir den vermeindlichen Gedankenleser an. Schließlich nickte Jasper. "Ich denke schon.", verkündete er sein Urteil. "Ich bin Seth Clearwater." Seth reichte Jasper seine Hand. Der Kleine schlug ein. Seine Hand sah in der von Seth winziger aus als sie sowieso schon war. Dann stand er aus der Hocke auf und hielt mir seine Hand entgegen. Lächelnd ergriff ich sie. Seine Hand war unglaublich warm, eine Wohltat für meine durchgefrohrenen Finger. "Elodie Larsen. Meinen kleinen Bruder habt ihr ja schon kennengelernt." Jasper zog am Saum meiner Jacke. "Aber das weiß er doch schon alles! Er kann Gedanken lesen." "Stimmt! Ich vergaß. Was soll ich sagen... Ich treffe zum ersten Mal jemanden mit diesen Fähigkeiten." Um abzulenken drehe ich mich zu Seths Begleitung. "Und wie ist dein Name? Bist du auch ein Gedankenleser?" Angesprochener lachte amüsiert auf. "Erwischt! Mein Name ist Jacob, Jake." "Wie jetzt? Jacob, oder Jake?" "Du kannst mich Jake nennen." "Nun denn, Seth, Jake, es freut mich euch kennenzulernen. Ich würde mich wirklich gerne weiter mit euch unterhalten, aber ich sollte Jasper besser nach Hause bringen. Er muss sich aufwärmen und raus aus diesen nassen Sachen." Beide nickten verständnisvoll. "ALso...Vielen Dank nochmal für eure Hilfe!" Gerade als ich mich umdrehte rief mir jemand nach. Verwundert drehte ich mich um. Jake war bereits dabei zum Rest der Gruppe zurückzujoggen, doch Seth stand noch an Ort und Stelle. Er wirkte unsicher, beinah nervös. "Ich könnte euch nach Hause fahren.", bot er an. "Mein Pick up steht nicht weit von hier. Wenn ich fahre wärt ihr sicherlich schneller im Trockenen." Wir würden wirklich zufuß durch den Wald laufen müssen, doch obwohl Seth ein netter Kerl zu sein schien zögerte ich. "Ich predige Jasper immer nicht zu Fremden ins Auto zu steigen, also sollte ich wohl besser meinen eigenen Rat befolgen." "Oh...", er schien ein wenig... verletzt. Doch warum? Wir kannten uns keine halbe Stunde. Ich musste meinen Bruder beschützen und das bedeutete niemand fremden zu vertrauen auch wenn der Fremde noch so süß war. "Wenn es darum geht, dass ich ein Mann bin kann meine Schwester euch sicherlich fahren. Wir wohnen in LaPush, keine fünf Minuten von hier. Jasper kann von uns trockene Kleidung bekommen und Leah fährt euch dann nach Hause. Wie klingt das?" Zögerlich tausche ich Blicke mit meinem Bruder aus. Seine Lippen färbten sich bereits blau. Sein Körper hatte nicht aufgehört zu zittern. Das war es was mich schließlich zum einlenken brachte. Wenn wir gelaufen wären hätten wir mindestens eine Stunde bis zu unserem Haus gebraucht. Ich war auch nicht scharf darauf ihn in dieser Verfassung nach Hause zu bringen. Die Möglichkeit bestand, dass Mum schon von der Abeit zurück war. Um sich keine Erkältung einzuhandeln musste Jasper sich so schnell wie möglich aufwärmen. Seth lief neben uns und navigierte uns zum Haus seiner Familie.
Kaum das wir die Türschwelle übertraten wurden wir von einer wunderschönen Frau mittleren Alters empfanden. Als sie den vom Meerwasser durchtränkten, schlotternden Jasper erblickte schlug sie sich die Hände vor den Mund. Augenblicklich schickte sie Seth los ihm zu zeigen wo das Badezimmer war, damit er eine heiße Dusche nehmen könnte und ihm trockene Kleidung zu holen. Sobald die Zwei die Treppe hinauf in den ersten Stock verschwunden waren stellte sie sich mir als Sue Clearwater, Seths Mutter vor. Die liebenswerte Frau war mir vom ersten Augenblick an sympathisch. Sie bot mir eine wärmende Tasse Kräutertee an. Dankend nahm ich ihr Angebot an. Ich begleitete sie in die Küche, doch sie lehnt lachend meine Hilfe ab und bitet mich es mir im Esszimmer gemütlich zu machen. Mit einem Teller Kekse beladen setzte ich mich auf einen der Stoffbezogenen Stühle. Keine Minute später setzte sich Sues Mutter zu mir. Sie stellte eine dampfende Tasse Kräutertee vor meiner Nase ab. "Dankeschön." Ich nahm einen Schluck. Er schmeckte fantastisch. "Der Tee ist wirklich köstlich, Mrs Clearwater." "Bitte nenn mich, Sue." "In Ordnung. Dann Sue. Was ist alles in dem Tee drin?", frage ich neugierig. "Ach eine Menge. So genau weiß ich das gar nicht. Ich kaufe ihn immer im Tee und Kräuterladen im Reservat. Wenn du möchtest kann ich die Tüte holen und nachsehen." "Könnten Sie mir später aufschreiben wie er heißt? Ich glaube ich habe selten einen so guten Tee getrunken und meiner Mum würde er mit Sicherheit ebenfalls schmecken." "Natürlich, Liebes. Ich kann dir etwas einpacken, wenn du möchtest. Wir haben davon sehr viel im Haus." "Das wäre sehr lieb, danke." Wir beide nahmen noch einen Schluck. "Also Elodie, wann ist deine Familie hier her gezogen?" Ich lache leise auf. "Ist es so offensichtlich, dass wir neu sind?" "Nun ja, Forks ist eine Kleinstadt. Und auch wenn wir hier im Reservat leben kennen wir die Meisten alt eingessesenen Familien." "Wir sind seit einem knappen Monat hier. Ich bin zusammen mit meiner Mutter und meinem kleinen Bruder von Seattle umgezogen." "Ich hoffe ihr fühlt euch hier wohl. Forks ist keine große Metropole, aber hat dafür eine wundervolle Landschaft zu bieten. Nur das Wetter kann manchmal deprimierend werden." "Ehrlich gesagt stört mich der Regen kaum. Jedes Wetter hat positive und negative Seiten. Vermutlich ist der Wald gerade so grün, weil er so viel Wasser bekommt." "Da ist etwas dran." Sue schenkt mir ein warmes Lächeln. "Was ist mit dir Elodie? Gehst du auf die Highschool?" "Gott nein!", lachend schüttele ich den Kopf. "Ich bin zweiundzwanzig. Ich arbeite als Krankenschwester im Forks Memorial Hospital." "Oh! Das ist eine sehr löbliche Arbeit." "Ja. Sie gefällt mir sehr. Ich liebe es Anderen helfen zu können. Es ist sehr erfüllent zu wissen, dass man einem Patienten, der mit Beschwerden ins Krankenhaus kam dabei geholfen hat zu genesen."
Ich sehe mich im offenen Esszimmer um. "Seth hat erzählt, dass er eine Schwester hat. Wohnen Sie zu dritt hier?" "Eigentlich habe ich das Haus inzwischen zum größten Teil meinen Kindern überlassen. Mein Lebensgefährte wohnt in Forks. Er liebt sein Haus und wir wohnen zu zweit dort, da seine Tochter inzwischen bereits verheiratetet ist. Aber dieses Haus hat meinem verstorbenen Mann und mir gehört, unsere Kinder sind hier aufgewachsen. Ich kann mich einfach nicht davon trennen." Eine Welle der Traurigkeit überfiel mich. Seth hatte also auch schon sehr früh seinen Vater verloren. "Das verstehe ich."
In dem Moment kam Seth die Treppen runter. Seine Lippen zierte ein wunderschönes, freundliches Lächeln. "Ich habe Jasper gezeigt wo alles ist und ihm alte Klamotten von mir rausgelegt. Die werden ihm zwar trotzdem zu groß sein, aber sie sind immerhin trocken. Seine Sachen sind in der Waschmaschiene." "Das wäre doch nicht nötig gewesen sie zu waschen." Seth wank weiterhin lächelnd ab und schob sich den Stuhl neben mir zurück. Mir fiel auf, dass er sich umgezogen hatte. Er trug andere Shorts und ein eng anliegendes T-Shirt. Er musste eine unglaubliche Hitze haben. An der Tür hatte ich meine Regenjacke und die Stiefel ausgezogen, sodass ich jetzt auf Socken und in meinem Langarmshirt unterwegs war. Mir war nicht unbedingt kalt, da das Haus beheizt war, aber weniger, oder dünnere Sachen würde ich auch nicht tragen wollen. Allerdings saß Seth nah genug neben mir, dass ich die Wärme spüren konnte, die er ausstrahlte. Ein angenehmer Schauer lief mir über den Rücken. Wir unterhielten uns noch einige Minuten, bis mein kleiner Bruder aus dem ersten Stock kam. Die Kleidung die er trug war ihm tatsächlich viel zu groß, was für mich alerdings keine große Überraschung war. Seth war mit Sicherheit an die zwei Meter groß und auch wenn er in diese Teile seiner Gardrobe nicht mehr reinpasste würden sie eher mir, oder einem anderen Erwachsenen passen, als einem zehnjährigen Kind. Schnell stand ich auf um ihm den Saum der Hose hochzukrempeln, damit er nicht die restlichen Stufen hinunterpurzeln würde. Er beschwerte sich nicht. Seine blonden Haare waren immeroch feucht, sodass sie beinah aussahen als sein sie von einem hellen Braunton. "Ich möchte euch nicht zu nahe treten, aber ihr seht euch nicht im Geringsten ähnlich.", sprach Sue amüsiert. An ihrem Tonfall erkannte ich, dass sie es nicht böse meinte. Sie hatte Recht.Auch wenn er nicht unbedingt blass war war seine Haut recht hell, während meine stehts gebräunter war. Das hatte ich von meinem Dad. Seine Haare waren blond, meine dunkelbraun durchsetzt mit helleren Strähnen. Er hatte moosgrüne Augen, meine waren haselnussbraun, auch wenn sie ebenfalls einzelne Einschlüsse von Grün in sich trugen. "Wir haben die Selbe Mutter, aber verschiedene Väter.", klärte ich sie auf. Verstehend nickte sie. Jasper setzte sich an den Tisch, wobei Seth ihm seinen Platz überließ, damit er neben mir sitzen konnte. Diese kleine Geste fand ich unglaublich süß. Jasper langte direkt nach den Keksen und schob sich einen in den Mund. "Es tut mir leid, dass ich dir vorhin nicht genug vertraut habe, um dein Angebot uns zu fahren anzunehmen, Seth." "Kein Problem. Ich verstehe das." "Steht das Angebot noch", erkundige ich mich vorsichtig. Inzwischen wäre es mir lieber, wenn Seth uns nach Hause bringen würde, als seine Schwester, der ich bisher nicht einmal begegnet war. In den onyxfarbenden Augen des jungen Mannes schien ein Licht aufzuleuchten. "Klar! Ich fahre euch gerne." Mein Blick glitt zur Uhr, die an der Wand hing. Mum wäre inzwischen garantiert Zuhause. "Könnten wir dann vielleicht bald los? Unsere Mutter fängt sicherlich bald an sich Sorgen zu machen." "Wir können los wann immer du soweit bist. Ich hole nur schnell meine Schuhe und Autoschlüssel."
Wir standen im Eingangsbereich. Ich hatte mich bereits wieder angezogen, hielt eine Tüte mit abgefüllten Teekräutern in der Hand und half nun Jasper in seine Jacke. Ich bedankte mich nochmals bei Sue für ihre Gastfreundschaft. "Darf ich dich und deine Familie vielleicht als Dankeschön die Tage bei uns zum Essen einladen? Dein Lebensgefährte ist selbstverständlich auch herzlich eingeladen." "Es würde uns sehr freuen zu euch zu kommen, Elodie." Sue giff nach meinen Händen und umschloss sie kurz mit ihren. "Hast du ein Handy? Ansonsten können Seth und ich auch unsere Nummern austauschen, um in Kontakt zu bleiben." In dem Moment in dem die Worte aus meinem Mund gekommen waren wurde mir klar wie sich das angehört hatte. Hatte ich gerade einen unglaublich gutaussehenden Typen indirekt nach seiner Nummer gefragt? Augenblicklich lief ich zinoberrot an. Zum Glück schien Seth meine Frage nach seiner Nummer zu freuen, denn er strahlte von einem Ohr zum anderen. "Machen wir am besten beides. Doppelt hält besser.", beschloss Sue. So speicherte ich meine Nummer in zwei Handys ein und beide schickten mir eine Nachricht, damit ich auch ihre Nummern hatte. So kam es, dass ich ganze fünfundzwanzig Telefonnummern in meinen Kontakten gespeichert hatte.
Kurz darauf saßen wir auch schon im Auto und fuhren aus dem Reservat heraus. Zum Glück wusste Seth wo wir lang mussten, nachdem ich ihm unsere Adresse genannt hatte. Von hier aus hätte ich nicht gewusst wo es lang gegangen wäre. Während wir unterwegs waren verriet uns Seth bei jedem Haus an dem wir vorbeikamen wer darin lebte, obwohl mir keiner der Namen etwas sagte. Er redete ohne Unterlass von den Menschen, die er kannte, vereinzelten Kindheitserlebissen, die mit ihnen zu tun hatten und er fragte mich des öfteren Sachen über mich. Seine quirlige Art war für mich sehr ungewohnt, da ich kaum Freunde hatten die so drauf waren wie er, doch wenn es mich betraft machte sie ihn nur noch sympathischer. Jasper hatte er schon längst für sich eingenommen. Jedoch parkte Seth keine Viertelstunde später schon in der Auffahrt vor unserem Haus. "Habt ihr euch schon eingerichtet? Du hast ja jetzt meine Nummer. Also wenn du hilfe beim Umzug brauchst, jemanden zum Schleppen von Möbeln,odr so, oder einfach reden möchtest kannst du mich jederzeit anrufen.", bot er mir an. Seine Stimme überschlug sich fast. Machte ich IHN etwa nervös? Ich konnte einfach nicht ander. Ich beugte mich vom Beifahrersitz zu ihm rüber und umarmte ihn flüchtig. "Danke, Seth. Für alles." Mit diesen Worten stieg ich aus, holte Jasper aus dem Pick up und drehte mich an der Haustür ein letztes Mal um, um ihm zuzuwinken.
Sue und ich hatten uns darauf verständigt uns am Samstagabend, also eine Woche nach unserem Kennenlernen, zum Abendessen zu treffen. Meine Mutter war sofort einverstanden und freute sich bereits neue Bekanntschaften zu schließen. Bisher hatte sie abgesehen von dem sporadischen Kontakt zu den Kunden nur ihren Arbeitgeber und dessen Familie kennengelernt. Heute war Mittwoch. Somit wären es noch vier Tage bis ich die Clearwaters wiedersehen würde. Unschlüssig saß ich nach meiner Schicht in meinem Wagen, die gewaschene Kleidung,die Seth meinem Bruder geliehen hatte lag gefaltet auf dem Beifahrersitz. Mit den Fingern trommelte ich auf dem Lenkrad. Sollte ich sie ihm vorbeibringen? Käme das seltsam rüber? Ich wollte nicht wie eine irre Stalkerin wirken, die einen Vorwand suchte, um ihn zu besuchen. Aber tat ich nicht genau das? Einen Vorwand suchen? Meine Güte, ich benahm mich wie ein verliebter Teenager. Obwohl, nicht einmal mit sechtzehn hatte ich mich so albern aufgeführt. Nein! Ich brachte ihm nur seine Sachen vorbei! Punkt, aus, Ende! Mehr steckte nicht dahinter. Ich ließ den Motor an und fuhr aus der Parklücke. Zielgerichtet fuhr ich auf die Straße und steuerte meinen Wagen Richtung Reservat. Ehe ich mich versah stand ich vor dem Haus der Clearwaters. Ich wusste nicht wieso ich so nervös war. Meine schwitzigen Handflächen wischte ich an meiner Jeans ab und kontrollierte mein Aussehen im Rückspiegel. Dafür, dass ich gerade eine lange Schicht hinter mir hatte sah ich ganz vorzeigbar aus. Bevor ich es mir anders überlegen konnte stieg ich aus. Ausnahmsweise regnete es heute nicht. Auch wenn es bereits dämmerte, der Himmel war wolkenklar und ich konnte sehen wie das Himmelblau von Gold und Rosarot durchzogen wurde. Seit ich hier war hatte ich wenige solcher schönen Sonnenuntergänge gesehen. Entschlossen klingelte ich. Zu meiner Überraschung öffnete mir eine junge Frau. Sie hatte schulterlange, schwarze Haare und rostbraune Haut, die hier in LaPush üblich zu sein schien. Sie trug einen dünnen roten Pullover und kurze Trainingsshorts. Erwartungsvoll blickte sie mir entgegen. "Du bist vermutlich Leah. Ich bin Elodie Larsen.", ich versuchte zu lächeln während ich mich vorstellte. Sie hatte einen Blick drauf, der mich niederzuwreseln schien. "Ah, das Mädchen bei dem wir am Samstag zum Essen eingeladen sind." Auch wenn ich mich nicht mehr umbedingt als Mädchen bezeichen würde, schien sie immerhin zu wissen wer ich war. Ohne sich umzusehen drehte sie sich um und ging ins Haus rein. Die Haustür ließ sie offen stehen. "Komm rein!", sagte sie nur. Zögernd folgte ich ihr und schloss zaghaft die Tür hinter mir. "Seth ist leider nicht da. Er ist mit den Jungs weg und Mum ist bei Charlie." Charlie war dann wohl der Name von Sues Lebensgefährten. Leah ließ sich auf die Coach fallen. "Ähm ich habe hier Kleidung, die dein Bruder meinem geliehen hat. Ich habe sie natürlich gewaschen." "Leg sie einfach auf dem Tisch ab." Ich tat wie gehießen. Eine unangenehme Stille entstand zwischen uns. Ich wand mich bereits wieder zum gehen, als Leah mich ansprach. "Kann ich dich etwas fragen, Elodie?" Ich drehte mich wieder zu ihr um und bejahte ihre Frage. "Magst du meinen Bruder?" Mir blieb die Spucke weg. Das kam unerwartet. "Ich...Also-Ich-Ich kenne ihn kaum. Wir haben uns erst einmal getroffen." "Aber magst du ihn?" Ich überlegte kurz, kramte in meinen wenigen Erinnerungen an ihn rum. "Ja." Es war die einzig wahre Antwort. "Gut." Wieder schwieg sie für eine Weile. "Er mag dich. Seit er dich am Strand getroffen hat redet er ständig von dir." Wow...Noch eine Sache, die ich nicht erwartet hatte. "Aber er kennt mich doch gar nicht." Leah zuckt die Schultern und zum ersten Mal erschien ein Lächeln auf ihrem Gesicht. "So ist Seth eben. Er entscheidet schnell wen er mag und wen nicht." Nach kurzem Zögern setzte ich mich zu ihr auf die weiche Couch. "Aber zu mir passt dieses Verhalten überhaupt nicht. Ich mag ihn wirklich. Normalerweise brauche ich Ewigkeiten, um mit neuen Menschen warm zu werden, aber er ist so...freundlich, hilfsbereit und-", beinah hätte ich süß gesagt. Allerdings beiße ich mir gerade noch rechtzeitig auf die Zuge. "Tut-Tut mir leid. Das alles willst du gar nicht hören." Zu meiner Verwunderung lacht Leah auf. Plötzlich wirkt sie viel offener, freundlicher, als hätte sie die Baierre, die sie umgab fallen gelassen. "Schon gut. Ich bin nur froh, dass es nicht nur einseitig ist."
Obwohl unsere Unterhaltung sehr bizarr begonnen hatte fanden wir nach kurzer Zeit weitere interessante Gesprächsthemen und unterhielten uns angeregt. Auch wenn mein erster Eindruck mich hatte vermuten lassen, dass Leah mich nicht sonderlich mochte, schien dies inzwische vergessen zu sein. Auch wenn sie sechs Jahre älter war als ich schienen wir auf der gleichen Wellenlänge zu sein. Ich hatte das Gefühl meine erste, gute Freundin in meinem neuen Zuhause gefunden zu haben. Irgendwann waren wir von einfachen Gesprächen dazu übergegangen fernzusehen und verschiedene Dinge zu kommentieren. Wir hatten unglaublich viel Spaß. Leah hatte uns Tee und Popkorn gemacht, sodass wir jetzt mampfend und Tee trinkend auf dem Sofa saßen. Ich war in eine Decke eingehüllt, jedoch schien Leah die Selbe Kälteresistenz wie ihr Bruder zu haben. Wir hatten eine Serie angefangen und waren gerade bei der fünften Folge, ich hatte zwischendurch meiner Mutter eine SMS geschickt und bescheid gesagt, dass ich später kommen würde, als im Haus der Clearwaters die Haustüraufging. Mehrere laute Stimmen drangen zu uns herüber. Draußen war es inzwischen dunkel. Das Gröhlen kam näher. Leah zischte die Jungen an leiser zu sein. Als sie in den Schein der Stehlampe traten, die wir angeschaltet hatten erkannte ich Seth unter ihnen. Wie von selbst schlich sich ein Lächeln auf mein Gesicht. "Hallo." Die Köpfe der Männer drehten sich zu mir, als hätten sie mich bisher nicht bemerkt. Vermutlich lag es daran, dass die Lehne des Sofas meine Gestalt fast vollständig verbarg, da ich zusammengesunken war. "Elodie! Was machst du denn hier?", Seth sah mich erstaunt an. In seinen dunklen Augen lag wieder dieses Funkeln. "Uuu! Das ist Elodie?", gackerte plötzlich einer der Anderen, mir Unbekannten los. Ich kannte niemanden von ihnen. Doch! Ganz links erkannte ich Jake. Den zweiten Typen vom Strand, der Jasper zur Hilfe gekommen war. "Ja, mein Name ist Elodie. Erfahre ich auch eure Namen?" Sie stellten sich mir vor. Jared, Paul, Embry... Eines hatten sie alle gemeinsam, das große Tattoo auf ihren Oberarmen. Abgesehen davon schienen sie alle etwas gegen T-Shirts zu haben. Ich meine nicht, dass ich mich beschweren würde, aber draußen waren es meist nicht mehr als 15 Grad Celsius. Bei ihnen war eine Erkältung vorprogramiert, insofern ihre Vorfahren keine Eisbären waren. Seth stellte sich zu mir herüber. Es wirkte beinah so, als wollte er mich von seinen Freunden abschirmen. Ich musste meinen Kopf in den Nacken legen, um ihn anzusehen. "Ich wollte dir deine Sachen zurückgegen, die die du Jasper geliehen hattest." "Tut mir leid, dass ich nicht da war. Ich habe nicht mit dir gerechnet." "Leah hat mir aufgemacht. Eigentlich hatte deine Abwesenheit soagr etwas gutes. So hatten wir einen netten Mädelabend." Leah und ich grinsten uns an. Das Klingeln meines Handys erklang. Erschrocken fuhr ich zusammen, dann frimelte ich das Handy aus meiner Tasche. Es war meine Mum. Schnell entschuldigte ich mich, stand auf und verschwand in die Küche, damit ich niemanden störte, wenn ich das Gespräch annahm. Kurz darauf kehrte ich wieder ins volle Wohnzimmer zurück. "Tut mir leid, dass war meine Mum. Ich muss nach Hause. Jasper weigert sich offenbar schlafen zu gehen, bis ich ihm gute Nacht sage." "Soll ich dich wieder fahren?", bot Seth sofort an. Schmunzelnt schüttelte ich den Kopf. "Nein. Heute bin ich mit meinem eigenen Wagen hier." Ich verabschiedete mich von allen, Seth und Leah brachten mich bis zur Tür. Beide umarmten mich bevor ich ging, wobei ich länger an Seths Brust verweilte, als es nötiggewesen wäre. Ich wünschte mir sogar, dass mein Auto einfach nicht anspringen würde, damit er mich doch fahren würde.
Endlich war es Samstag! Die letzten Tage auf der Arbeit hatten mich sehr gerädert, doch der Gedanke an das Wochenende und vorallem an das Essen heute Abend freute mich ungemein. Ich hatte mich um einen besonders schwer erkrankten Patienten von Dr. Cullen gekümmert. Es war ein kleines Mädchen mit Krebs. Ihr Schicksal traf mich persönlich ganz besonders. Ich wusste was sie durchmachte. Nachdem ich diesen Morgen ausschlafen konnte und danach eine heiße Dusche genommen hatte fühlte ich mich so enspannt wie seit einer ganzen Weile nicht mehr. Statt wie üblich mit Jasper an den Strand zu gehen ging ich einkaufen. Mum und er machten den Ausflug heute alleine. Wann hatte ich zuletzt einen Tag nur für mich? Jasper war unser ein und alles. Unser ganzes Leben drehte sich um ihn. Auch wenn ich mich gerne um ihn kümmerte, da ich ihn liebte, gab es auch Tage an denen ich gerne mehr Zeit für mich hätte. Doch Jasper und meine Mum, meine kleine Familie, war meine Priorität. Ich kaufte ein, bereitete alles was ich vorbereiten konnte vor und faulenzte den Rest des Tages. Ich nahm mir Zeit zum lesen, legte eine Gesichtsmaske auf, gönnte mir ein Ganzkörperpeeling, cremte mich mit meiner Cocoscreme ein, machte ein Mittagsschläfchen und begann am späten Nachmittag, als Mum und Jasper zurück waren mit dem Kochen. Mum half mir. Sie war darin besser, als ich. Zehn Minuten vor der verabredeten Zeit eilte ich in mein Zimmer, um mich umzuziehen. Ich entschied mich für ein schlichtes, marineblaues Kleid. Ich zog mir eine hellgraue, grob gestrickte Strickjacke über. Ich entschloss mich sogar mich dezent zu schminken. Kaum das ich fertig war klingelte es an der Haustür. Sofort sprintete ich die Treppen hinunter, doch meine Mum hatte bereits die Tür geöffnet und Jasper hatte direkt Seth in Beschlag genommen.
Der Abend verlief fantastisch. Zu siebt saßen wir an unserem Esstisch, der für so viele Leute fast zu klein war und genossen das Essen. Ich war ziemlich stolz darauf wie gut es uns gelungen war. Auch nachdem der Nachtisch schon längst verspeißt waren saßen wir noch lange zusammen. Irgendwann zogen Leah, Seth und ich uns ins Wohnzimmer zurück. Natürlich kam Jasper mit. Ich kann es ihm nicht verübeln. Bei den Erwachsenen wäre ich auch nicht so gerne geblieben. Wir unterhielten uns bis kurz nach Mitternacht. Schließlich kam Sue zu uns und verkündete, dass es jetzt an der Zeit wäre zu fahren. Ich war ein wenig traurig mich verabschieden zu müssen. Es kam mir vor als würden wir drei uns schon jahrelang kennen.
Die Monate vergingen und ehe ich mich versah wurde der Frühling zum Sommer. Auch wenn ich viel arbeiten musste verbrachte ich weiterhin die wenige Freizeit die mir blieb mit meiner Familie, Seth und Leah, die zu meiner besten Freundin geworden war. Auch mit Seth und Leahs Freunden verstand ich mich gut. Embry und Jake mochte ich am liebsten. Embry war eher ruhig, aber dennoch extrovertiert. Jake war mir gegenüber sehr freundlich. Wir unterhielten uns oft, doch auch wenn ich ihn mochte und uns sogar als Freunde bezeichnen würde kam ich nicht umher zu bemerken wie die Jungs manchmal vor ihm kuschten. Beinahe so als sei sein Wort Gesetz. Das war äußerst seltsam.
Außnahmsweise schien heute die Sonne und es war warm, fast 20 Grad Celsius. Ein perfekter Tag für den Strand, zumal ich frei hatte. Jasper war bei Russell und Mum besuchte Charlotte Hunter, eine Kollegin aus dem Laden mit der sie sich angefreundet hatte. Ich war allein Zuhause. Mir kam eine Idee. Ich rief Seth an. Bereits nach dem ersten Klingeln nahm er ab. "Hi El!", empfing mich seine inzwischen so vertraute Stimme. "Hast du vielleich Lust schwimmen zu gehen?"
Wir standen am Rand der Klippe. Unter uns brachen die Wellen zischend an den scharfkantigen Felsen. "Das ist doch irre!", verkündigte ich zitternd. Wir waren bereits schwimmen gewesen, hatten am Strand getollt, als plötzlich Leah und "das Rudel", ich hatte einmal gehört wie Embry sie alle so bezeichnet hatte und die Termologie übernommen, aus dem Wald gekommen waren. Sie schlossen sich uns ungefragt an und störten, obwohl ich sie lieb hatte, unsere Zweisamkeit. Irgendwann hatte Jared die grandiose Idee von den Klippen zu springen, was sie scheinbar nicht zum ersten Mal machten. So kam es das ich jetzt hier oben stand und in die dunkelblauen Tiefen blickte. In meinem dunkelblauen Badeanzug und mit nassen Haare schien ich die Einzige zu sein, die nicht nur aufgrund eines Adrinalinschubs frohr. "Und genau deswegen wirst du auch nicht springen.", Seth versuchte mir den Sprung auszureden. Abgesehen von mir ist nur er bisher nicht gesprungen. "Warum sollte ich nicht können was ihr alle macht?" Jeder Versuch von ihm es mir auszureden brachte mich dazu es erst recht ausprobieren zu wollen, doch die Angst hielt mich zurück. Trotzig hob ich das Kinn an und ging einen Schritt weiter auf den Abgrund zu. Aus dem Wasser riefen uns Paul und Embry zu. "Ich sage ja nicht, dass du es dich könntest. Ich möchte einfach nicht, dass du dich verletzt. Du musst dich weit genug abstoßen, um nicht von den Wellen gegen die Felsen gespült zu werden." Jedes Mal, wenn ich runter sah fragte ich ich wieder warum ich das überhaupt wollte. Ein kleiner Teil von mir, der mit dem Selbsterhaltungstrieb, hoffte sogar, dass Seth mir diese Schnappsidee ausreden würde. Allerdings war ich auch ein stolzer Dickkopf und dieser Teil von mir war übermächtig. "Und wenn wir zusammen springen?" Seth seufzte auf. "Du lässt dich nicht davon abbringen, oder?" "Nein.", ich klang entschlossener als ich mich tatsächlich fühlte. "Wenn das so ist..." Ohne Vorwahrung hob Seth mich hoch. Erschrocken quieckte ich auf und schlang meine Arme um seinen Hals. Während er mich hielt spürte ich wie unglaublich warm sein Körper war. War ich wirklich schon so unterkühlt, dass es mir vorkam, als würde er förmlich glühen? "So kann ich immerhin sichergehen, dass wir weit genug springen.", erklärte er mir wieso er mich so unerwartet im Brautstil trug. Soweit es mich betraf hätte er mich gar nicht mehr loslassen müssen. Ich erwischte mich bei dem Gedanken mir zu wünschen er wäre mir öfter so nah wie jetzt. Er unterbrach meine Schwärmerei. "Bereit?" Ich nickte. Im nächsten Moment nahm er Anlauf und wir fielen einige Meter in die Tiefe. Wassermassen schlossen sich über unseren Köpfen. Es wurde Still. Trotz der warmen Lufttemperatur war das Meer eisig. Die Kälte lähmte für Sekunden meine Mukeln, doch ich sammeltemich schnell wieder, ließ Seth los, damit er selbst schwimmen könnte und strampelte mich mit meinen Beinen und einigen Armzügen an die Oberfläche. Keuchend schnappte ich nach Luft. Das Adrinalin raste durch meine Adern. Sobald ich mich orientiert hatte und Seths Kopf neben mir auftauchte begann ich zu lachen. Ich fühlte mich unglaublich lebendig.
Nach weiteren zwei Stunden bestand Seth darauf eine Pause einzulegen, da sich meine Lippen inzwischen vor Kälte blau gefärbt hatten. Er legte mir ein Handtuch um die Schultern und zog mich an sich. Sofort umfing mich seine Wärme. Das Gefühl war so angenehm, dass ich mich bibbernd an ihn schmiegte. Langsam begann ich die Anstrengung durch das stundenlange Schwimmen zu spüren, was darin resultierte, dass ich müde wurde. "Lasst uns zu Emily und Sam gehen! Ich brauche dringend etwas zu essen.", schlug Jake vor. Alle stimmten zu. Ich hatte schon von den Beiden gehört, vorallem durch Leah, aber bisher keinen von ihnen persönlich getroffen. "Ist es denn okay, wenn ich mitkomme?", vergewissere ich mich laut. Alle versicherten mir, dass ich willkommen wäre. So kam es, dass wir kurze Zeit später bei den Uleys Zuhause saßen. Alle, abgesehen von Emily und mir, stopften tonnenweise Essen in sich rein. Wie konnten sie so viel essen und trotzdem nicht nur dünn, sondern regelrecht muskukös, trainiert aussehen? Ich hatte keinen von ihnen jemals trainieren gesehen. Ein Baby fing an zu schreien. Augenblicklich sprang Sam von seinem Platz auf um seine kleine Tochter zu beruhigen. Es war rührend wie sehr er sich um ihre gemeinsame Tochter kümmerte. Er war ein wirklich guter Vater und schien regelrecht in dieser Rolle aufzugehen. Seine Kumpels zogen ihn deswegen scherzhaft auf. Jake machte sich über ihn lustig, da pfefferte Sam, jetzt mit dem Baby auf seinen Armen zurück:"Halt die Klappe, Black!" Ich blinzelte ein paar Mal. Black? Erst als ich von mehreen Augenpaaren angesehen wurde merkte ich, dass ich meine Frage laut ausgesprochen hatte. "Ja, Jacob Black.", bestätigte Embry. Mit einem starren Blick wand ich mich an Jake.
"Bist du mit einem Andrew, oder William Black verwandt?", erkundigte ich mich mit brüchiger Stimme. Wie konnte ich bis heute Jakes Nachnamen nicht kennen? "William Black ist mein Vater. Ich meine, dass er einen jüngeren Bruder namens Andrew hatte. Wieso fragst du?" "Ich...-Ich kannte mal jemanden mit dem Namen. Das ist alles.", redete ich mich raus und zum Glück harkte niemand weiter nach. Wir blieben noch eine Weile, doch ich war mit meinen Gedanken wo anders. Als der Plan aufkam erneut an den Strand zu gehen klingte ich mich aus. Ich wollte meine Sachen holen und nach Hause laufen, doch Seth bestand wie gewöhnlich, trotz meiner anfänglichen Protste, da ich nicht wollte, dass ihm meinetwegen etwas entging , darauf mich nach Hause zu fahren. Schließlich gab ich nach. Wir verabschiedeten uns und fuhren los, doch er hielt am Wegesrand noch bevor wir das Reservat verließen. "Also, was ist wirklich los, Elodie?" Seine Stimme klang einfühlsam. Ich hätte wissen müssen, dass er mich durchschaut hatte. Seufzent lehnte ich meinen Kopf an die Kopfstütze. In der Dunkelheit, die nur durch eine Straßenlaterne in einiger Entfernung durchbrochen wurde, konnte ich ihn kaum sehen, dennoch drehte ich mein Gesicht zu ihm und starrte seine Umrisse an. "Andrew Black war der Name meines Vaters." Seth sagte nichts, also sprach ich weiter. "Früher hatte ich seinen Nachnamen. Elodie Black. Ich habe ihn erst ändern lassen, nachdem meine Mutter ein zweites Mal geheiratet hat. Sie hat den Namen ihres neuen Mannes angenommen. Ich wollte das nicht, aber ich wollte auch nicht die Einzige Black sein. Also habe ich mich für den Mädchennamen meiner Mutter entschieden, Larson. Meine Mutter und Jasper haben diesen Namen erst nach ihrer Scheidung von Jaspers Vater angenommen. Ich weiß, das ist alles ziemlich...kompliziert. Meine Mum ist eine geborene Larson, ich eine geborene Black und Jasper eigentlich ein geborener Thorn." Seth lachte auf. "Der Name ist ja schrecklich!" Ich stimmte leise in sein Lachen mit ein. "Ich weiß. Deswegen wollte ich nicht so heißen. Naja, zumindest war das einer der Gründe." "Du hattest kein so gutes Verhältis zu deinem Stiefvater, oder?" Bedauernd schüttelte ich den Kopf. "Wir standen uns nicht besonders nah, nein. Aber er hat meine Mum glücklich gemacht, zumindest eine Zeit lang. Das was alles, was für mich zählte." Wir saßen in Stille im Auto. Doch es störte mich nicht. Wenn Seth da war fühlte ich mich wohl. "Ich habe vorhin nicht die ganze Wahrheit zu Jake gesagt, da ich nicht wusste ob ich die Bombe vor allen platzen lassen sollte. Ich möchter vorher mit meiner Mutter sprechen. Sie muss gewusst haben, dass die Familie meines Veters hier wohnt. Ansonsten wäre es ein viel zu großer Zufall. Ich will wissen wieso sie mir nichts davon gesagt hat." "Das verstehe ich. Aber du solltest es Jake und Billy erzählen. Sie werden sich sicher freuen zu erfahren, dass sie eine Cousine beziehungsweise eine Nichte haben." "Du hast Recht. Ich werde morgen nach meiner Schicht zu ihnen fahren.", versprach ich. "Kannst du mich beigleiten? Ich möchte das nicht alleine machen." "Natürlich! Ich bin immer für mich da, El." Seth griff nach meiner Hand. Seine warmen Finger umschlossen meine und wärmten sie auf. Dankbar lächelte ich ihn an, wobei ich nicht anders konnte, als mich zu fragen was das zwischen uns war.
Seth fuhr mich nach Hause. Als ich durch die Haustür trat sah ich einen Lichtschein aus dem Wohnzimmer kommen. Mum kam aus eben jener Tür und begrüßte mich. "Willst du noch etwas essen?" "Nein, ich habe schon gegessen. Wo ist Jasper?" "Er übernachtet heute bei Russell." "Gut..." Mum dehte mir schon wieder den Rücken zu, als ich die Frage, die mir auf dem Herzen brannte über die Lippen bekam. "Wusstest du, dass Dads Bruder mit seinen Kindern in LaPush wohnt?" Wie erstarrt blieb sie stehen. "Wie bitte?" "Ich durfte heute feststellen, dass einer meiner Freunde mein Cousin ist. Wieso hast du mir nicht gesagt, dass wir nur einen Steinwurf von ihnen entfernt leben?" Sie drehte sich um, sagte jedoch nichts. Ihre Augen wurden wässrig. "Wissen sie von mir? Hast du nach Dads Tod noch Kontakt zu ihnen gehabt? Ich dachte sie hätten ihn abgebrochen. Das hast du mir erzählt!" Ich erhob meine Stimme. Nur gut, dass Jasper nicht hier war. Wäre er es hätte ich vielleicht noch versucht mich zu beherrschen, doch nun brodelte der Zorn in mir hoch wie aufschäumende Lava. Ich wurde so unglaublich wütend. "Elodie... Es tut mir leid..." "ES TUT DIR LEID?! DU HAST MICH ANGELOGEN!", ich begann zu brüllen. Das war sonst gar nicht meine Art, aber ich konnte mich nicht beherrschen. "HAST DU NUR EIN MAL DARAN GEDACHT, DASS ICH SIE GERNE KENNENGELERNT HÄTTE?! SIE SIND AUCH EIN TEIL MEINER FAMILIE! NACH DADS TOD, ALL DIE JAHRE IN DENEN ICH INS KRANKENHAUS MUSSTE... ICH DACHTE SIE WOLLTEN NICHTS MIT MIR ZU TUN HABEN, ICH DACHTE SIE WOLLTEN MICH NICHT!", mir traten die Tränen in die Augen. "Ich kann nicht fassen, dass du mir das angetan hast..." Wütend und verletzt stürmte ich aus der Tür raus durch die ich eben erst gekommen war. Ich wusste nicht wieso ich so außer mir war. In letzter Zeit hatte ich das Gefühl etwas würde mit mir nicht stimmen. Ich fühlte mich wie damals auf Dads Beerdigung. Ohne ein Ziel zu haben, eine Vorstellung wohin ich genau wollte rannte ich los. Ich rannte und rannte und tatsächlich ging es mir nach einiger Zeit. Die Wut verpuffte ebenso schnell, wie sie gekommen war. Doch nach meinem Auftritt wollte ich nicht zurück nach Hause, also lief ich zum einzigen Ort, der mir einfiel. Dem Haus der Clearwaters.
Leah und Seth hatten mich an jenem Abend bei sich aufgenommen. Auch wenn ich mich bereits am nächsten Tag mit meiner Mutter versöhnt hatte war unser Verhältnis seither angespannt. Seit diesem Abend war ich leicht reizbar, wurde ungewöhnlich schnell wütend. Besonders in meinem Job wurde das zum Problem. Ich hatte endlich William, alias Billy, meinen Onkel kennengelernt. Er, Jake und meine beiden Cousinen hatten mich mit offenen Armen in der Familie willkommen gehießen, auch wenn sie zunächst sehr überrascht waren. Es unseren Freunden zu erklären war schwerer. Als Jake und ich offenbarten, dass wir Cousin und Cousine waren klappten ihnen die Kinnladen herunter. Sie stellten dutzende Frage und brauchten fast eine Woche bis sie die Nachricht verdaut hatten. Danach verlief mein Leben relativ normal weiter.
Es war ein gewöhnlicher Tag auf der Arbeit. Lucy, das kleine Mädchen mit Krebs, hatte starke Schmerzen, jedoch musste ich es mit ihrem Arzt abklären bevor ich ihre Schmerzmitteldosis erhöhen dürfte. Ich klopfte an die Tür von Dr. Cullens Büro. Er bat mich rein, also trat ich ein. Zu meiner Überraschung stand eine junge Frau im Raum. "Oh...Ähm ich wollte Sie nicht stören." "Nein, kein Problem Miss Larson. Darf ich Ihnen meine Enkelin Renesmee vorstellen." Die junge Frau reichte mir mit einem sonnigen Lächeln die Hand. "Ihre-Ihre Enkelin? Oh wow... Ich meine das in keinster Weise negativ! Ich hätte nur nicht damit gerehnet, dass Sie schon eine Enkeltochter haben." Renesmee lachte, ebenso wie ihr Großvater. Ihre Lache war glockenklar. "Das kommt öfter vor. Meine Eltern haben mich adoptiert, sowie Grandpa meinen Dad adoptiert hat. Daher das junge Alter.", erklärte mir die junge, bildhübsche, Frau. Sie sah aus wie ein Engel. Haut so weiß wie Schnee, kastanienbraune Haare und intelligente, braune Rehaugen. Als ob das alles nicht genug wäre hatte sie eine Modelfigur. "Wie ist dein Name?", fragt sie. "Elodie Larson. Ich arbeite seit vier Monaten hier." "Elodie? Warte! Du bist eine Freundin von Jacob und den Clearwaters, oder?" "Ja, woher..." Da klingelte es bei mir. "Renesmee, natürlich! Du bist Jakes Freundin. Er hat mir schon so viel von dir erzählt. Unglaublich, dass wir uns bisher noch nicht begegnet sind." Und das ich nicht sofort darauf gekommen war wer sie war. Renesmee Cullen. Das ist kein so häufiger Name. Sie kichert. "Besser spät als nie. Ich will euch auch gar nicht weiter von eurer Arbeit abhalten." Sie griff nach meinen Händen. "Es hat mich sehr gefreut dich endlich kennenzulernen, Elodie." "Gleichfalls." Im nächsten Moment hatte sie den Raum auch schon verlassen und ich ging wieder meiner Arbeit nach.
Sobald ich Feierabend hatte fuhr ich zu Seth. Ich hatte nach Renesmees Besuch einen sehr schlechten Tag gehabt und brauchte jetzt dringend seine Umarmungen. Jene hatten sich für mich als bestes Mittel herausgestellt, um mich zu trösten. Lucy ging es mit jedem Tag schlechter. Ihr kleiner Körper wurde von der Chemotherapie regelrecht zerfressen. Wenn ich sie sah fühlte ich mich in mein sechsjähriges Ich zurückversetzt. Seth öffnete mir die Tür und ich schlang ohne Vorwahrnung meine Arme um seine Taile. Ohne zu zögern legte auch er seine starken Arme um mich. "Womit habe ich das denn verdient?", fragte er ganz nah an meinem Ohr. "Du bist du... Und meinem unglaublichen Egoismus. Ich brauchte das.", fügte ich meiner ersten Antwort scherzhaft hinzu. Aber es war die Wahrheit. Seth war immer für mich da. Er war der selbstloseste Mensch, den ich kannte und es kam mir vor, als würde er viel mehr für mich tun, als ich für ihn. "Schlechter Tag auf der Arbeit?" "Kann man so sagen." Er löste unsere Umarmung ein wenig, sodass seine Hände nun auf meiner Taile lagen. "Gehen wir an den Strand?", er grinste mich verschmitzt an. "Ja!"
An den Strand zu gehen war irgendwie unser Ding. Er hatte den Arm um meine Schultern gelegt und meiner war um seine Taile geschlungen. So schlenderten wir am Ufer entlang bis wir es uns irgendwann auf einem umgestürzten Baumstamm gemütlich machten. "Möchtest du mir erzählen, was dich beschäftigt?", versuchte er es vorsichtig. Ich knetete nervös meine Hände. Von dem was jetzt kommen würde hatte ich seit Jahren niemandem mehr erzählt. "Ich habe dir doch von diesem kleinen Mädchen erzählt, oder? Ihr Name ist Lucy." Ja. Sie hat Krebs, nicht wahr?" "Genau...Ihr Zustand verschlechtert sich. Ich-Ich finde es grausam das mitanzusehen und ihr nicht helfen zu können." "Selbstverständlich. Du bist ein sehr mitfühlender Mensch, El. Es muss grausam sein zu sehen wie sehr sie sich quält." "Es ist nicht nur das." Kurz zögere ich, ob ich es ihm tatsächlich sagen soll, doch entschließe mich schließlich dafür. Ich vertraue Seth wie sonst keinem anderen Menschen. "Sie erinnert mich an mich, als ich in ihrem Alter war.", gestehe ich. Ich schlucke und sehe ihm in seine onyxfarbenden Augen. "Als ich ein Kind war war ich sehr, sehr krank. Ich hatte Krebs. Die Ärzte mussten mehrfach operieren und ich bekam eine Chemotherapie." Mein Kriefer spannte sich an und meine Bakenzähne mahlen aufeinander. "Es fing ein Jahr nachdem mein Vater gestorben war an. Der Kampf dauerte ganze drei Jahre. Bis heute muss ich einmal im Jahr zur Kontrolle um sicherzustellen, dass die Krebszellen nicht zurückgekehrt sind." Betroffen, mit Tränen in den Augen sah Seth mich an. Er zog mich an seine Brust. "Ich hatte ja keine Ahnung! Das tut mir so leid, Elodie!" Ein riesiger Stein fiel mir vom Herzen. Bis ich die Worte ausgesprochen hatte hatte ich nicht gewusst wie sehr es mich belasstet hatte mich niemandem anvertrauen zu können. Wir unterhielten uns noch stundenlang. Ich fragte ihn über sein Leben aus. Ich wollte einfach alles über ihn wissen. Zum ersten Mal seit Jahren sprach ich auch über meine frühsten Kindheitserinnerungen, die Krebserkrankungen, Ausflüge mit meinem Dad. "Du sprichst kaum über ihn.", stellte Seth fest. Inzwischen beobachteten wir wie die Sonne langsam hinter den Wellen unterging. Ich schlang meine Arme um meine Knie. "Ich erinnere mich kaum an ihn. Als er starb war ich erst fünf Jahre alt." "Du hast mir nie erzählt wie es passiert ist. Wie ist er gestorben?" "Es war ein Autounfall. Er ist gegen einen Baum gefahren, als er wohl versucht hat einem anderem Farzeug auszuweichen. Sein Wagen hat Feuer gefangen. Das wars. ... Der andere Fahrer wurde nie gefunden, aber es gab Augenzeugen. Sie sind damals zu seiner Beerdigung gekommen, um uns ihr Beileid auszusprechen. Es war ein junges Paar. Ich erinnere ich mich, dass sie mich unglaublich wütend gemacht haben. Ich weiß nicht einmal wieso ich so reagiert habe. Sie waren nett, aber ich glaube ich habe sie sogar angeschrien." Seth zog seine dunklen Brauen zusammen. "Wie sahen sie aus?" "Was?", fragte ich verwundert. "Wie sahen sie aus?" "Seth, ich war Fünf! Es ist ein Wunder, dass ich mich überhaupt an sie erinnere." "Versuch dich an irgenendetwas zu erinnern! Bitte!" Verwundert kam ich seiner Bitte nach. "Sie waren unglaublich blass und trugen beide schwarze Sonnenbrillen, obwohl es an dem Tag geregnet hat. Tut mir leid, mehr weiß ich nicht mehr." Nachdenklich starrte Seth gerade aus. "Warum ist das wichtig?", wollte ich wissen. "Vertraust du mir?" Mit dieser Antwort hatte ich nicht gerechnet. "Natürlich vertraue ich dir.", antworte ich ohne zu zögern. "Dann glaub mir, dass ich es dir erzählen werde sobald ich kann. Jetzt gerade geht das leider noch nicht." Das widerstrebt mir, doch offenbar bleibt mir keine andere Wahl. Auch wenn ich wahnsinnig gerne weiterbohren würde ließ ich das Thema fallen. Vorerst. Schweigend saßen wir da, bis ich die Stille brach. Wir waren so ehrlich und offen einander gegenüber wie noch nie zuvor und irgendwie brachte ich den Mut auf, um die Frage zu stellen, die mich bereits seit längerem beschäftigt hatte. "Was ist das zwischen uns?", wisperte ich. Das einzige Geräusch war das Rauschen des Meeres. Ich traute mich ihn anzusehen. Als er nichts sagte und mich nur mit Augen so groß wie Untertassen anstarrte sprach ich weiter. Ich weiß nicht welcher Umstand mir urplötzlich eine solche Courage verlieh, aber ich konnte jetzt wo ich angefangen hatte nicht mehr aufhören. "Ich mag dich, Seth! Sehr sogar. Seit Monaten bin ich in dich verliebt und ich werde das Gefühl nicht los, dass du möglicherweise genauso für mich empfindest. Wir-" Er schnitt mir das Wort ab, indem er seine unglaublich warmen, weichen Lippen auf meine legte. Mein Herzschlag setzte aus, nur um gleich darauf umso schneller zu schlagen. Ein aufgeregtes Kribbeln machte sich in meinem Magen breit. Ich hatte noch nie jemanden geküsst, doch das hier war besser, als jede Vorstellung, die ich mir gemacht hatte. Wie aus einem Reflex schlang ich meine Arme um seinen Hals und zog ihn näher an mich heran. Seine Hände ümschlossen mein Gesicht und hinterließen eine Spur unglaublicher Hitze, aufgrund seiner hohen Körpertemeratur, die mir immer vorkam, als hätte er Fieber. Nach einer Ewigkeit lösten wir uns aufgrund von Luftmangel voneinander. Er lehnte seine Stirn an meine. Er lächelte mindestens ebenso breit wie ich. "Du hast keine Vorstellung davon wie oft ich das schon tun wollte.", murmelte er leise und küsste mich erneut. Der zweite Kuss war ebenso fantastsich wie der Erste. Jetzt wusste ich was mit "Schmetterlingen im Bauch" gemeint war. Ich vergrub meine Finger in seinem kurzen, dichten Haar. Der Kuss endete aus dem selben Grund wie zuvor. Müsste ich nicht atmen hätte ich niemals damit aufgehört. "Weshalb hast du das nicht schon viel früher getan?", fragte ich kichernd. Ich kicherte! Ich kicherte nie! Seth strich mir mit seinem Daumen liebevoll über meine Wange. "Ich wollte dich zu nichts drängen. Du bist mir wichtiger als alles andere, Elodie." Ich legte meine Hand über seine. "Du bist mir auch unheimlich wichtig. So wie für dich habe ich noch nie für jemanden empfunden." Und so kam es, dass mir ein dritter Kuss den Abend versüßte.
Seit Seth und ich an jenem Abend zusammengekommen waren fühlte sich jeder Tag an wie mein ganz persönliches Märchen. Es war beinah, als würde ich auf Wolken schweben. Leah konnte über unsere derzeitige Honeymoonphase nur die die Augen verdrehen, doch wir wussten, dass sie sich insgeheim für uns freute. Unsere Mütter waren von unserer jungen Liebe begeistert. Als wir es Sue erzählten war sie mir förmlich um den Hals gefallen und hatte mich in der Familie willkommen geheißen. Ich war von ihrer Reaktion so gerührt gewesen, dass ich tatsächlich mit den Tränen hatte kämpfen müssen. Ich konnte mich nicht daran erinnern jemals so glücklich gewesen zu sein wie in den Momenten in denen ich mit Seth zusammen war. Es reichte wenn er mich nur mit seinem süßen Lächeln anstrahlte, mich in den Arm nahm, oder mich nur küsste und ich schwebte auf Wolke sieben. Doch auch wenn ich die rosarote Brille auf hatte bemerkte ich von Tag zu Tag mehr, dass Seth etwas belastete. Da war etwas das er mir sagen wollte, es aber nicht über die Lippen brachte. Ich konnte es ihm ansehen. Ich wollte ihn allerdings auch nicht unter Druck setzen. Ansonsten lief es zwischen uns großartig. Wir waren auf Dates gewesen, im Kino, Essen, sogar gemeinsam auf einem Doppeldate mit Renesmee und Jake. Anfangs fand ich den Gedanken daran schräg, doch es wurde ein sehr amüsanter Abend. Seth und ich verbrachten auch viel Zeit mit Jasper, den ich trotz meiner Beziehung nicht zu kurz kommen lassen wollte. Deswegen wurde der Mittwoch zum Jaspertag, dem Tag an dem ich nur Zeit mit ihm allein verbrachte und somit nahezu der einzige Tag an dem ich meinen Freund nicht sah.
Die Wutausbrüche waren verschwunden und endlich fühlte ich mich wieder wie ich selbst. Vermutlich hatte es an Stress gelegen. An einem sonnigen Tag erschien Dr. Cullen nicht zum Dienst. Er meldete sich krank, doch trotz seine Aufgaben zu erledigen, drückte seine Vertretung mir, einer einfachen Krankenschwester, die Arbeit aufs Auge. Neben meinen eigentlichen Aufgaben durfte ich somit auch noch Dr. Cullens Papierkram ausfüllen. Jedoch war jedes Dokument ohne seine Unterschrift nutzlos. Niemand wusste wann er wieder zurückkommen würde. Dr. Moran schrie mich deswegen zusammen, was mich so wütend machte, dass ich mich zusammenreißen musste ihm nicht weh zu tun. Ich rief Renesmee an und fragte ob ich kurz bei ihr vorbeikommen könnte, um ihrem superjungen Gr0ßvater seine Papiere vorbeizubringen. Sie nannte mir ihre Adresse und ich fuhr los. Diese Art der Aktenüberbringung war mehr als unkonventionell, aber nur so hatte ich Dr. Tyrann dazu bekommen seine Klappe zu halten, endlich Ruhe zu haben. Eine Dreiviertelstunde später stand ich vor einem beeindruckenden, modernen Anwesen mit Glasfront mitten im Wald. Es war mir unangenehm hier zu sein. Allein das Äußere der Hauses wirkte einschüchternd. Ich nahm einen tiefen Atemzug, um die Wut, die immernoch in mir brodelte zu unterdrücken. Eine Frau mit schneeweißer Haut, braunen Haaren und bernsteinfarbenden Augen öffnete mir die Tür. Lächelnd, aber mit deutlichem Misstrauen in ihren Augen wartete sie, dass ich ihr mein Anliegen vortrug. "Was kann ich für Sie tun?", fragte sie, um mich zu reden zu bringen. Sie hielt sich im Schatten des Eingangsbereiches versteckt. "Entschuldigen Sie. Mein Name ist Elodie Larson. Ich arbeite in Krankenhaus und habe Akten für Dr. Carliesie Cullen, die er unterschreiben muss. Das ist nicht die gewöhnliche Vorgehensweise ich weiß, aber da ist Dr. Cullens Vertretung und er macht mir schon den ganzen Tag das Leben zur Hölle, deswegen.." "Schon gut.", unterbricht sie mich. "Kommen Sie rein! Mein Mann ist in seinem Arbeitszimmer. Ich führe sie hin." "Dann sind Sie Esmee. Renesmee hat mir von ihnen erzählt." "Woher kennen sie sich?", erkundigt sie sich neugierig. "Ich bin eine Freundin vom Freund Ihrer Enkelin." "Ach, wie klein die Welt doch ist." Sie blieb vor einer Tür stehen, klopfte an und trat gefolgtvon mir hinein nachdem Dr. Cullens Stimme erklang. "Schatz, du hast Besuch von der Arbeit." Dr. Cullen hob den Kopf. Überrascht sah er mich an, lächelte jedoch schließlich. "Miss Larson, welch freudige Überraschung!" Er stand auf und lehnte sich gegen seinen Schreibtisch an dem er zuvor gearbeitet hatte. "Geht es Ihnen schon wieder besser?" "In der Tat. Sonst würde ich nicht arbeiten.", erwiederte er schmunzelnd. "Was verschafft mir die Ehre Ihres Besuchs?", erkundigt er sich. "Oh! Ja, ich...", ich kramte die Akten aus meiner Tasche. "...bringe Ihnen die hier vorbei. Und ehrlich, ich freue mich, wenn Sie wieder vollständig genesen sind! Dr. Moran ist nicht halb so umgänglich wie Sie." Dr. Cullen lachte amüsiert auf, auch wenn es ein recht reserviertes Lachen war. "Keine Sorge es ist nichts ernstes. Vermutlich bin ich bereits morgen wieder fit." "Gut. Noch mehr Geschrei ertrage ich nämlich nicht. Das war genug für einen ganzen Monat." Dr. Cullens Lachen verschwand. Besorgt, beinah schon erzürnt blickte er drein. "Wie bitte? Er hat Sie angeschrien?" Ich zuckte mit den Schultern. "Deswegen bin ich hier. Ihnen die Akten noch heute zukommen war die einzige Möglichkeit ihn zufrieden zustellen. Es tut mir wirklich leid, dass ich Sie in Ihrem Zuhause damit behellige.""Nein, nicht doch! Unter diesen Umständen ist Ihr Auftauchen durchaus verständlich. Dr. Moran hätte nicht so mit Ihnen umspringen dürfen. Sein Verhalten ist inakzeptabel gewesen. Wenn Sie es wollen spreche ich morgen mit der Personalabteilung darüber." "Oh, ähm... Das wäre sehr freundlich von Ihnen, aber ich denke ich sollte das selber regeln." Er nickte verstehend. "Natürlich. Sie können sich jedoch jederzeit an mich wenden, sollte er erneut derartige Verfehlungen an den Tag legen." "Das werde ich. Vielen Dank, Dr. Cullen."
Ich hatte die Akten bei ihm im Büro gelassen. Er geleitete mich zur Haustür, wobei wir auf dem Weg seinen Kindern begegneten. Hätte ich nicht gewusst, dass sie adoptiert ware hätte ich nicht schlecht gestaunt welch gute Gene in der Familie Cullen lägen. Sie waren allesamt bezaubernt schön, offenar ein wenig jünger als ich. Vielleicht um die fünf Jahre Altersunterschied. Sie könnten allerdings auch einfach nur jung aussehen. Ich konnte es nicht einschätzen. Wie alt war Renesmee überhaupt? Ihre Eltern sahen kaum älter aus als sie. Eine von Dr. Cullens Töchtern, eine zierliche Frau mit einem schicken Pixicut, kam tänzelnt auf mich zu. Wüsste ich es nicht besser, hätte ich gesagt sie hätte die Augen ihrer Eltern. Sie strahlte mich an. "Es ist nett, dass du meinem Vater seine Akten gebracht hast. Ich bin übrigens Alice." "Oh, es-es freut mich dich kennenzulernen." "Die Freude ist ganz meinerseits, Elodie." "Woher-" Woher weißt du wie ich heiße? War die Frage, die ich stellen wollte. Sie war gerade erst gekommen und konnte unmöglich gehört haben wie ich mich ihrer Mutter vorgestellt hatte. "Du bist eine Freundin von Renesmee und Jacob, Seth Clearwaters Freundin. Sie hat mir von eurem Doppeldate erzählt und ein Foto von euch Vieren gezeigt.", säuselte sie mit ihrer glockenhellen Stimme. Renesmee hat tatsächlich ein Foto von uns von einem Kellner machen lassen. Die Fotografie befand sich sogar auf meinem Handy, da sie sie mir geschickt hatte. Peinlich berührt aufgrund meines Argwohns kniff ich die Augen zusammen. "Tut mir leid...Ich war nur verwundert, dass du weißt wer ich bin. "Aber nicht doch! Es hat mich gefreut dich endlich persönlich zu treffen, Elodie. Entschuldigst du uns? Wir wollten in die Küche. Möchtest du mit uns essen?" "Das ist sehr nett, aber ich muss jetzt los." Ich musste Jasper abholen und wollte später noch zu Seth, wenn auch nur kurz, da ich morgen Frühschicht hatte. "Grüß Seth von mir." Verwirrt blinzelte ich. Okay, jetzt wurde es gruselig. Es war als könnte mir diese Frau mit der feenhaften Gestalt in den Kopf sehen, als wüsste sie was ich als nächstes Tun würde. "Das mache ich. Auf Wiedersehen."
Nach dem Besuch bei den Cullens ging es mir nicht so gut. Ich fühlte mich, als hätte ich Fieber. Nachdem ich Jasper abgeholt hatte kramte ich unseren Arzneikasten heraus und suchte ein Fibertermometer. Jasper hampelte die ganze Zeit herum, was meine angespannten Nerven sehr strapazierte. Ich musste sehr stark an mich halten, um nicht loszuschreien. Noch nie hatte ich dermaßene Probleme mit meiner Selbstkontrolle gehabt. War mein Bruder manchmal zum Haare raufen anstrengend und hatten wir manchmal unsere Diskripanzen? Natürlich, immerhin waren wir Geschwister, aber jetzt hatte ich Angst davor was ich tun könnte, wenn das Fass überliefe. Als ich schließlich nachsah zeigte das Thermometer 38,7 Grad Celsius Körpertemperatur an. Na super... Ich hatte also tatsächlich leichtes Fieber. Zum Glück kam Mum keine zehn Minuten später nach Hause und übernahm die Aufsicht über Jasper. Sie schickte mich sofort zum ausruhen ins Bett. Sobald ich mich umgezogen hatte und im Bett lag griff ich nach meinem Handy, um Seth anzurufen. Statt ihm ging die Mailbox ran. Vermutlich war er mit den Jungs unterwegs, also sprach ich ihm aufs Band: "Hey Seth! Leider muss ich für heute Abend absagen. Ich werde nicht kommen können, da ich mir offenbar die Grippe eingefangen habe. Keine Sorge, es ist nur ein bisschen Fieber. Hoffentlich sehen wir uns bald... Das-Das wars schon. Tschau!" Ich legte das Gerät zur Seite. Seufzent starrte ich an die Decke, während meine Finger an der Bettdecke frimelten. Es hatte öfter Momente wie diese gegeben. Momente in denen ich Seth gerne gesagt hätte was ich meinte zu fühlen. Ich war mir fast sicher ihn zu lieben. Auch wenn wir noch nicht allzu lang zusammen waren kannten wir uns seit fast einem halben Jahr, in dem wir unglaublich oft zusammen gewesen waren. Er war mir unglaublich wichtig geworden. Ich vertraute ihm mehr als jedem anderen. Da war diese Gewissheit, dass er immer für mich da wäre. Sollte ich es ihm sagen? Konnte ich das denn? Für mich war das L-Wort eine große Sache. Die Sache war so verflixt vertrackt. Ich hatte Angst. Er war in mich verliebt, aber liebte er mich auch? Oder würde ihn ein solches Geständnis abschrecken? Diese Gedanken waren nicht die einzigen Dinge, die mich in dieser Nacht wach hielten. Das Fieber wurde schlimmer und ich hörte alles. Geräusche von draußen, raschelnde Äste, Tiere im Wald. Im Zimmer neben an schnarchte Jasper vor sich hin, die Uhren im Haus tickten erbahmungslos. Ich presste mir das Kissen auf die Ohren, doch es brachte nichts. Ich musste fiebertrunkend sein. Ich musste hallzuinieren. Warum wirkte die Medizin nicht, die ich vor dem Einschlafen genommen hatte? Am Morgen lag ich mit Schweißperlen auf meiner Stirn auf meinen schweißnassen Lacken. Ich fühlte mich absolut ausgelaugt. Als meine Mum vor der Arbeit in mein Zimmer kam, um nach mir zu sehen und meine Stirn befühlte zog sie scharf die Luft ein. "Meine liebe Güte! Du glühst ja!" "Ach wirklich?", spie ich sarkastisch aus. Sie forderte mich auf erneut meine Temperatur zu messen. Augenverdrehend kam ich dem nach. Während dessen rief ich bei der Arbeit an, um mich krank zu melden. Egal wie hoch meine Temperatur inzwischen wäre, um die Patienten zu schützen müsste ich heute Zuhause bleiben. Vielleicht war ich der selben Kurzzeitgrippe erlegen, wie Dr. Cullen gestern. Ein schrilles Pipen zerris die Luft. Schmerzverzerrt zog ich eine Grimasse. Seit wann hatte dieses Ding eine so invernale Lautstärke? Scharf zog ich die Luft ein, als ich das Ergebnis sah. In dem Moment kam meine Mutter rein. "Und?" Ich überreichte ihr das Thermometer? "41,3 Grad?", fragte sie, wobei ihre Stimme eine Oktave höher rutschte. "Du musst ins Krankenhaus, Elodie! Komm, ich fahr dich!" Sie wollte mir eine Hand an den Rücken legen, doch ich wehrte sie ab. "Ist schon okay, Mum. Ich warte noch zwei bis drei Stunden, lege mir kalte Wickel an und wenn das Fieber bis dahin nicht gesunken ist rufe ich einfach einen Krankenwagen, oder bitte Seth mich zu fahren. Du musst zur Arbeit." "Ich gehe nirgendwo hin, wenn mein kleines Mädchen so hohes Fieber hat!", widersprach sie mir und versuchte erneut mich zum aufrichten zu zwingen. Dieses Mal schlug ich ihren Arm weg. "Lass es!", zischte ich sie an. "Ich bin kein kleines Kind mehr! Du bist nie da! Nie! Ich ziehe Jasper praktisch auf! Ich! Nicht du! Also sag mir nicht, was das Beste für mich ist! Geh einfach! Bring einmal deinen Sohn zur Schule!" Mit einem feurigen Blick funkelte ich sie wütend an. Da war er wieder, dieser unerklärliche Zorn, der tief in meinem Inneren brodelte und dessen Lavaströhme das Schlechteste in mir zum Vorschein brachten. Ich sah wie sie schluckte. Ihre Augen verrieten wie sehr ich sie mit meinen Worten verletzt hatte. Ohne noch etwas zu sagen verschwand sie aus meinem Blickfeld. Ich hörte noch wie sie nach Japer reif und nur wenige Augenblicke später schlug die Haustür zu. Draußen sprang der Motor unseres Wagens an und ich konnte hören wie die Reifen über den Kieß rollten. Sobald sie den Aspahlt berührten verklang das Geräusch nach einer Weile. Ich war allein.
Ich bereute was ich gesagt hatte. Es war einfach so über mich gekommen, doch das hatte meine Mutter nicht verdient. Sie war nicht da, weil sie arbeitete, um unsere Familie zu ernähren, um uns zu ermöglichen in diesem Haus zu leben. Damals war es meine Entscheidung gewesen nach ihrer zweiten Scheidung mich um sie und Jasper zu kümmern und deswegen nicht aufs Collage zu gehen. Sie hatte nicht einmal gewusst, dass ich die Zusage zum Medizinstudium bekommen hatte. Es war meine Entscheidung gewesen, nicht ihre. Nur...Es war ihr damals so schlecht gegangen. Ich wollte sie nicht alleine lassen. Irgendwie war all das was sich an Wut in mir angestaut hatte auf einmal rausgekommen. Was stimmte in letzter Zeit nicht mit mir? Tränen rannen aus meinen Augenwinkeln über mein Gesicht in mein Kissen. Erbärmlich schlurchzent lag ich nun da und fühlte mich nicht nur körperlich, sondern auch emotional elend.
Nach dreieinhalb Stunden ging es mir kein Stück besser, wewegen ich mich tatsächlich entschloss ins Krankenhaus zu gehen. Mit hohem Fieber war nicht zu Spaßen, vorallem da ich mich bei der Temperatur die ich hatte noch schlechter fühlen müsste als ich es sowieso schon tat. Erst wollte ich Seth anrufen, doch ließ es schließlich bleiben. Ich wollte nicht riskieren, dass er sich bei mir ansteckte. Schließlich rief ich einen Krankenwagen und gab meine Verfassung am Telefon sehr explezit durch. Die Sanitäter waren nicht wenig überrascht, als ich im Jogginkleidung, die ich mir angezogen hatte und einer kleinen, gepackten Trainingstasche in der Hand eigenständig aus dem Haus kam. Besonders, als sie mich durchcheckten und erneut meine Temeratur kontrollierten starrten sie mich ungläubig an. Sie hätten eher erwartet mich im Delirium vorzufinden, stattdessen saß ich aufrecht vor ihnen auf der Liege und war in der Lage Fragen zu beantworten. Bereits im Krankenwagen bekam ich eine Kochsalzinfusion. Im Krankenhaus angekommen wurde ich direkt in ein Behandlungszimmer geleitet und dort angehalten ruhig liegen zu bleiben und auf dem Arzt zu warten. Die Gliederschmerzen begangen sich langsam, aber sicher bemerkbar zu machen und der stechende Geruch nach Desinfektionsmittel stach mir in die Nase. Der Geräuschpegel schien immer wieder zu schwanken. Mal war es unglaublich laut, dutzende Schritte, das Rauschen der Klimaanlage und das Piepen von Geräten, dann war es plötzlich muksmäuschen still. Irgendwann veränderte sich der Duft im Raum. Zunächst nur minimal, doch dann verstärkte sich der Gestank. Als die Tür aufging und Dr. Cullen eintrat drehte sich mir der Magen um. Kurzentschlossen griff ich nach einer Nierenschale und übergab mich. Da ich das letzte Mal am Mittag des Vortages Nahrung zu mir genommen hatte würgte ich größtenteils bittere Galle hervor. Es roch nach Verwesung, verwesenden Früchten, oder organischen Substanzen. Ich würgte weiter, bis mir klar wurde, dass ich nichts mehr herausbekommen würde. Um die Übelkeit unter Kontrolle zu bekommen versuchte ich flach durch den Mund zu atmen. "Geht es wieder?" Dr. Cullen reichte mir in Papiertuch, damit ich mir den Mund abwischen konnte. Vorsichtig tippte ich mir die Lippen ab. "Nicht wirklich...Könnten Sie bitte ein Fenster öffnen? Dieser Gestank ist unerträglich." "Ähm natürlich, aber von welchem Gestank sprechen Sie?" Er stellte eines der Fenster auf kipp. Heute wurde der Himmel wieder von dicken, grauen Wolken verdeckt. "Riechen Sie das nicht?" Ungläubig sah ich ihn an. Bedauernt schüttelte er den Kopf. "Können Sie versuchen den Geruch zu beschreiben?" Ich dachte nach und überlegte wie ich ihn am besten in Worte fassen konnte. "Als ich neun war verendete eine Opossumfamilie unter den Dielen unseres Hauses. Der Gestank fiel uns erst nach einer Weile auf und verschlimmerte sich von da an täglich. Wir brauchten zwei Monate ehe mein Stiefvater unterm Haus nachsah und die Kadaver entdeckte. Ich würde sagen das hier ist ziemlich gut vergleichbar mit dem Stadium in dem sie sich kurz bevor sie gefunden wurden." Dr. Cullen zog eine Augenbraue hoch,während er sich blaue Gummihandschuhe überzog. "Ich befürchte wir haben hier keine verwesenden Opossums." Ein schwaches Lachen entfläuchte mir. "Das glaube ich Ihnen. Ich weiß auch nicht was es ist. Es hat erst angefangenkurz bevor Sie gekommen sind." Nun wirkte er beunruhigt, obwohl ich nicht sagen konnte was genau der Anlass war. Er zog sich einen Hocker heran und setzte sich direkt vor mich. "Okay, sagen Sie mir erstmal welche Symptome Sie haben! Haben Sie sich im Laufe des Tages schonmal übergeben müssen?" "Nein. Eben war das erste Mal. Ich bin eigentlich hergekommen, da ich sehr hohes Fieber habe. Der Wert ist bereits kritisch." "Wo liegt er?" "Im Krankenwagen haben sie eine Temperatur von 41,8 gemessen." Der Arzt blinzelte mehrfach als er mich ansah. "41,8? Sind Sie sich sicher?" "Sie können gerne nochmal messen, aber ich bin mir sicher. Deswegen bin ich hier." Dr. Cullen begann direkt mit seiner Untersuchung. Er kontrollierte erneut meine Temperatur, um sich selbst davon zu überzeugen, hörte meine Lunge ab, checkte meinen Blutdruck, Puls und die Reflexe. "Und wie fühlen Sie sich?" Die Verwunderung war seiner Stimme anzuhören. "Ich habe in der Nacht kein Auge zubekommen und bin daher erschöpft, ich habe leichte Gliederschmerzen und fühle mich im allgemeinen etwas kränklich und schwach, aber nicht so sehr wie ich es eigentlich bei der Temperatur sein müsste. Den Umständen entsprechend fühle ich mich noch recht...gut ist vielleicht zu viel gesagt, aber nicht miserabel." "Ist Ihnen sonst noch etwas aufgefallen? Sind sie häufiger gereizt? Wütend? Haben Sie Stimmungsschwankungen, oder zittern Sie?" "Zittern weniger, aber mit ungewöhnlich starken Stimmungsschwankungen habe ich schon seit einigen Monaten zu kämpfen. Es ist als hätte ich mich immer weniger unter Kontrolle.", gesand ich leise. "Hat das etwas damit zu tun? Ich dachte eigentlich ich hätte Drüsenfieber, oder etwas ähnliches." "Ich würde gerne einen Kollegen aus dem Reservat von LaPush zu Rate ziehen, bevor ich eine Diagnose stelle. Würden Sie bitte solange hier warten?" "Ich habe ja wohl kaum eine Wahl." ...Ups... Da war es wieder. Die unberechenbare Seite von mir. "Tut mir leid. Ich warte hier.", entschuldigte ich mich.
Seine Konsultierung des zweiten Arztes resultierte darin, dass ich seltsamerweise ins Reservat verlegt wurde. Ich schrieb meiner Mutter eine Nachricht in der ich ihr nicht nur mitteile wo ich war, sondern auch versuchte mich zu entschuldigen. Ihre Antwort kam unverzüglich. Sie schrieb, dass sie mich direkt nach der Arrbeit besuchen würde und mich lieb hatte.
Kaum in der kleinen Klinik im Reservat angekommen kam auch schon ein besorgter Seth auf mich zugestürmt und zog mich behutsam an seine Brust. Ich schob ihn sanft von mir weg. "Du solltest mich besser nicht umarmen. Wenn ich wirklich Drüsenfieber habe bin ich ansteckend.", versuchte ich ihm mit einem schwachen, bedauernden Lächeln zu erklären. Betreten blickte er auf seine Schuhspitzen hinab. Als er wieder aufblickte wirkte er so ernst wie ich ihn nie zuvor gesehen hatte. Besorgt legte ich den Kopf schief. "Seth? Was ist los? Wenn es um mich geht, dann brauchst du dir keine Sorgen machen. So schlimm ist es-" "Du hast kein Drüsenfieber.", unterbrach er mich unerwartet. "Hast du mit dem Arzt geredet?" "Nein, mit Billy. Er hat Cap beauftragt dich abzuholen und herzubringen." "Was? Wovon redest du? Was hat Onkel Billy damit zu tun? Und wer ist Cap?" "Cap ist der Arzt hier und eigentlich geht es nicht um Billy, sondern um deinen Vater." Er vergrub seine Hände in seinen Hosentaschen. "Mei-Meinem Vater? Was zum Teufel redest du da Seth?" "Die ganze Sache ist so viel größer als du denkst! Ich wollte es dir schon so lange sagen, aber ich habe mich nicht getraut. Ich hatte Angst du könntest... Angst vor mir bekommen." Seths Augen wurden glasig und für den Moment war esmir egal, dass ich ihn anstecken könnte. Ich legte meine Hände an seine Wangen und zwang ihn mich anzusehen. "Wieso sollte ich mich jemals vor dir fürchten? Du bist der gutherzigste, netteste, mitfühlenste, selbstloseste Mensch den ich kenne und ich-ich... Ich liebe dich, Seth." So! Jetzt war es raus. Für einen Moment blieb die Welt stehen. Es gab nur ihn und mich und dann küsste er mich. Verlangend drängten sich seine Lippen gegen meine. "Ich liebe dich, ich liebe dich..." murmelte er dutzende Male zwischen den Küssen, wann immer wir uns kurz lösten, um Luft zu holen.
Irgendwann lehnte er seine Stirn gegen meine während seine Hände weiterhin in meinen Haaren vergraben waren. Mir fiel eine Kleinigkeit auf und ich lachte leise. "Was?", flüsterte er nur Zentimeter von meinen Lippen entfernt. "Das ist das erste mal, dass du mir nicht unglaublich heiß vorkommst." "Autsch!", erwiederte er scherzhaft. Ich pieckte ihm leicht in die Seite. "Ich rede von deiner Körpertemperatur, du Idiot."
Als er sich wieder von mir löste und sattdessen meine Hände in seine nahm rieselte langsam wieder in mein Gedächtnis was er gesagt hatte. "Was hat das Ganze mit meinem Vater zu tun?"
"Er war ein Werwolf, genau wie ich einer bin. Und du bist ebenfalls dabei dich in einen zu verwandeln. Das "Fieber" ist ein Schritt in der Umwandlung und jetzt ist es nur noch eine Fragen von wenigen Tagen wann du dich das erste Mal verwandeln wirst."
Okay... Damit hatte ich nicht gerechnet. Zweifelnd sah ich meinem Freund entgegen. Würde ich ihn nicht so gut kennen und wissen, dass er nicht der Typ war der log hätte ich ihm den Vogel gezeigt und hätte mich zurück ins Forks Memorial bringen lassen. "Seth... Ich glaube nicht, dass du mich anlügst, aber... du musst zugeben, dass das wirklich schwer zu glauben ist. Diese ...Werwolf-Sache...klingt doch sehr...abenteuerlich." Ich wählte meine Worte mit bedacht. "Ich kann es beweisen!" Und ohne Vorwahrnung trat er ein paar Schritte zurück und begann sich auszuziehen. "Wow.." Unschlüssig wo ich hinsehen sollte starrte ich in den Himmel, obwohl von ihm nicht sonderlich viel zu sehen war. "Du musst schon hinschauen, Elodie!" Mit hochrotem Kopf senkte ich den Blick. Seth ging noch einen weiteren halben Meter zurück, als wollte er sichergehen, dass auf jeden Fall genug Abstand zwischen uns war und dann, von einer Sekunde auf die andere zerriss ein undifinierbares Geräusch die Luft. Im nächsten Moment stand ein gigantischer, sandfarbender Wolf, der so groß war wie ein ausgewachsenes Pferd vor mir. Erschrocken stand ich wie angewurzelt an Ort und Stelle mit aufgerissenen Augen. Vorsichtg und sehr, sehr langsam kam das gewaltige Tier mit gesenktem Kopf auf mich zu. Bewegungslos starrte ich es an bis ich schließlich zögerlich die Hand ausstreckte. "Seth?" Der Wolf gab ein Schnauben von sich, das ich als Bestätgung nahm. Ungläubig schüttelte ich den Kopf und fuhr mit den Fingern duch das unglaublich weiche, seidige Fell. Er schnurrte auf. "Du schnurrst? Ich dachte du bist ein Werwolf, keine Werkatze.", schmunzelte ich. Der Wolf stupste mich mit seiner Schnauze an. Dann trat er zurück und plötzlich stand wieder mein splitternackter Freund vor mir. Ich war viel zu fasziniert von dem was gerade passiert war, um erneut aufgrund der fehlenden Kleidung verlegen zu sein. "Erzähl mir alles?", forderte ich.
"Wird es weh tun? Tun die Verwandlungen weh?", stellte ich meine millionste Frage. Seth hatte mir alles was ich wissen wollte mit einer Engelsgeduld beantwortet. Wir saßen auf seinem Bett in seinem Zimmer und er hielt meine Hand. Mir nichts mehr verheimlichen zu müssen schien ihm eine enome Last von den Schultern genommen zu haben. "Die erste Verwandlung ist schmerzhaft. Dein Körper ist es nicht gewohnt. Im Endeffekt formen sich sämtliche Knochen in deinem Körper um." Ängstlich blickte ich ihm entgegen. "Keine Angst! Es wird besser.", versprach er. "Du lernst es besser zu kontrollieren und sie verläuft schneller. Irgendwann brauchst du nur noch Sekunden." "Wie lange wird es beim ersten Mal dauern?", erkundige ich mich mit leiser Stimme. Er zuckt mit den Schultern. "Das ist von Person zu Person unterschiedlich. Es kann nur Sekunden dauern, oder auch einige Minuten, oder Stunden." "Einige Stunden?", fiepste ich ängstlich. Er nickte und drückte meine Hand. "Du schaffst das! Ich werde die ganze Zeit bei dir sein, wenn du das möchtest." Dankend nickte ich. "Und...du bist sicher, dass es passieren wird?" "Ja." Das war alles. Ein klares Ja.
Das Fieber hielt ganze drei Tage an. Von Tag zu Tag fühlte ich mich kränklicher. Seth und jeder der mich besuchen kam schien es darauf anzulegen mich wütend zu machen. Wenn wir draußen waren taten sie genau die Dinge von denen sie wussten, dass ich sie hasste. Wut war offenbar zumindest zu Anfang der Auslöser für die Verwandlung. Jeder machte mir klar, dass es mir erst wieder besser gehen würde nachdem ich mich verwandelt hätte. Es war ja nicht so, dass ich mich nicht besser fühlen wollte, aber ich hatte nicht gerade einen Schalter in mir, den ich einfach nur drücken musste, um zu einem Riesenwolf zu werden. Jeden Tag spürte ich mehr, dass da etwas in mir war, das rausgelassen werden wollte. Aber gleichzeitig war es wie ein Muskel, ein Muskel den ich nie benutzt hatte und daher hatte ich keine Ahnung wie ich ihn in Bewegung setzten sollte. Seth hatte mir erklärt, dass es nicht nur Werwölfe, sondern auch Vampire gabund die Cullens zu dieser Spezies gehörten. Das was ich damals im Krankenhaus gerochen hatte, was Dr. Cullen nicht riechen konnte war Dr. Cullen. Zwischenzeitlich kam die Idee auf einen der Vampire vorbeikommen zu lassen, damein Besuch bei ihnen wohl der hauptsächliche für meine jetzt bevorstehende Verwandlung war und meine Instinkte sicherlich die Kontrolle übernehmen würden, doch ich lehnte ab. Es war zu riskant, gerade weil ich nicht wusste wie ich mich kontrollieren sollte. Ich wollte niemanden versehnlich veletzen, wenn meine Jagdtriebe einsetzen würden. So kam es, dass ich es ertragen musste getritzt zu werden, obwohl ich mich am liebsten einfach nur aus Gras zum ausruhen gelegt hätte. Wenigstens begann die Hitze sich allmählich normal anzufühlen. Sie hatte sogar etwas positives: Ich frohr nicht mehr. Das war aber auch der einzige Vorteil, den ich zurzeit genoss. Vielleich war das was mich zurückhielt meine Angst vor den Schmerzen der Verwandlung. Wann immer ich wütend wurde versuchte ich mich nicht von dem Zorn treiben zu lassen. Was sollteich auch anderes tun? Es war gar nicht so leicht etwas rauszulassen, wenn man sein ganzes Leben zuvor versucht hatte es zu unterdrücken.
Es war später Nachmittag. Leah und ich waren drinnen, da sie darauf bestanden hatte, dass ich kurz etwas essen musste, als wir von draußen einen Tumult hörten. Zunächst wollte ich es ignorieren, doch da begann jemand zu brüllen. Genervt verdrehte ich die Augen und stand auf, um nachzusehen. Leah folgte mir. Draußen angekommen wurde ich zeuge, wie Pauls Körper bebte, während Seth auf ihn einredete. "Paul lass das! Das ist eine dumme Idee! Hey, komm runter Kumpel!" Doch es war zu spät. Sein Körper transfromierte in Sekundenbruchteilen, Seth tat es ihm gleich. Gerade noch rechtzeitig, denn Paul ging wie wild geworden auf den sandfarbenden Wolf los. "Hey!", brüllte ich. Auch die Anderen redeten auf die sich zerfetzenden Wölfe, die über den Boden rollten undsich immer wieder bissen ein, doch keiner schritt ein. Verzweifelt drehte ich mich zu Leah, die starr da stand. Wie paralysiert starrte sie auf ihren Bruder. Wut keimte in mir auf, intensiver als jemals zuvor und vermischte sich mit Verzweiflung. Die Angst um Seth trieb mich voran. Ich zitterte am ganzen Körper. "HEY!" Niemand hörte auf mich. "HEY!", brüllte ich erneut. Meine Stimme war ein tiefes Knurren. Da zuckte ein unglaublicher Schmerz durch mich hindurch. Meine Schultern drückten sich nach hinten durch und es war, als hätte ich mir gleichzeitig beide Schultergelenke ausgekugelt. Der Schmerz wanderte meine Wirbelsäule hinab. Meine Zehen verkrampften sich. Meine Beine fühlten sich an als würden mein Oberschenkelknochen und mein Schienbeine gleichzeitig brechen. Ich fiel auf die Knie. Ein fürchterlicher Schrei entfuhr mir. Eine zweite Welle des Schmerzes überrollte mich. Meine Muskeln verkrampften sich. Dann konnte ich regelrecht spüren wie sich meine Knochen verformten, wie sie in Sekunden wuchsen, sich dehnten. Mein Kiefer schob sich nach vorne. Reißzähne brachen aus meinem Zahnfleisch hervor. Meine Schreie verwandelten sich in jaulende Laute. Meine Stimmenbänder schienen nicht mehr zu funktionieren, um meinen Qualen Ausdruck zu verleihen. Und dann endete es aprupt. Die Pein war vorrüber. Ich spüre mich wieder, meinen neuen Körper. Die seichte Brise wehte durch mein dichtes Fell. Plötzlich war die Welt klarer, als ich sie jemals wahrgenommen hatte. Es kam mir vor, als wäre ich von abpuffernder Watte befreit worden, die mich mein ganzes Leben lang eingehüllt hatte. Alles war so viel klarer, so viel geschärfter, meine Sicht, mein Gehör, mein Geruchssinn, das Gefühl der Grashalme unter meinen Pfoten, mein Verstand. Ohne auf meine Freunde zu achten ging ich einen Schritt. Ich war viel zu eingenommen von diesem fremdartigen und doch so natürlichen Gefühl, von all den neuen Eindrücken. Tief sog ich die Luft in meine Lungen und es war, als würde ich zum ersten Mal atmen. Ich schmeckte den Wald, sogar das Salz vom nahliegenden Meer in der Luft. Dann, ohne weiter nachzudenken, begann ich zu rennen. In einer ungeahnten Geschwindigkeit preschte ich über den nassen Boden in den Wald. Ich hechtete über Äste, Steine, Moos, Schlamm, Pfützen, ganze Baumstämme. Nichts konnte mich aufhalten. Als würde ich fliegen preschte ich über den Waldboden. Jeder meiner kräftigen Muskeln trieb mich weiter vorwärts. So unbeschreiblich frei wie ich mich fühlte wusste ich, dass ich dazu geboren worden war ein Werwolf zusein. Ich liebte es mich so stark, so unbesiegbar zu fühlen. Noch nie war ich mir meiner selbst so bewusst gewesen wie in diesem Augenblick. Ich lief weiter, bis der harte Boden unter meinen Pranken nachgab und sie im Sand einsackten. Ich war am Waldrand, am menschenleeren Strand, einem Teil des Strandes an dem ich noch nie gewesen war. Mit Blick aus Ozean streckte ich meine Schnauze Richtung Meerwind. Doch gerade als ich dachte, dass es kein besseres Gefühl geben könnte, als als Wolf durch den Wald zu jagen fielen mir dutzende Momente aus meinem bisherigen Leben ein. Shoppen in Seattle mit meinen alten Freundinnen, kochen mit meiner Mum, unsere gemeinsamen Ausflüge als ich noch klein war, das Dankeschön von Patienten, Jaspers grunzendes Lachen, wenn ich ihn durchkitzelte, Strandtage in LaPush mit meinen Freunden, Mädelsabende mit Leah, die Momente in denen Seth mich küsste und die Schmetterlinge in meinem Bauch begannen Samba zu tanzen... Ich war ein Werwolf, ein Mensch mit der Fähigkeit sich in einen Wolf zu verwandeln. Ich hatte lediglich einen genialen Zusatz zu diesem fantastischen Leben bekommen.
Hinter mir knackte ein Ast. Mein Kopf fuhr herum. Nur wenige Meter hinter mir stand ein über beide Ohren grinsender Seth mit einer großen, blauen Decke in der Hand. Als ich ihn sah geschah etwas sonderbares. Es war wie eine Verlagerung der Schwerkraft. Auf einmal war er im Fokus von allem und meine Liebe für ihn stieg ins unermessliche. Alles was ich wollte war bei ihm zu sein und ich konnte spüren, dass diese Verbindung zwischen uns für die Ewigkeit war.
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