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31:

~°~

Um halb fünf begannen die Geräusche. Zunächst hörte ich nichts als ein Poltern, dann wurde hektisch eine Tür aufgerissen, Füße trampelten durch den Flur, eine weitere Tür öffnete sich und wurde wieder zugeschlagen. Ich hatte seit Embrys Anruf wachgelegen und nachgedacht. Ich hatte gedacht, dass bereits mehr Zeit vergangen sei. Neugierige, aber vorallem verwundert durch den Lärm zu so früher Stunde trat ich aus meinem Zimmer und schlich zur Badezimmertür. Zaghaft klopfte ich an. Von der anderen Seite erklangen Würgelaute gefolgt von einem unüberhörbaren Platschen. Jemand übergab sich wohl gerade in die Toilette. Mein empfindlicher Magen begann bei dem Geräusch zu rebellieren, doch ich klopfte erneut bis ein schwaches herein ertönte. Zaghaft streckte ich den Kopf durch die Tür. Ein beißender Geruch stieg mir in die Nase und ich rümpfte sie. Bella kniete vor der Toilette. Sie hielt mit einer Hand ihre langen, braunen Haare zusammen, während sie sich mit der Anderen an der Keramikschüssel festkrallte. Ein weiterer Schwall ihres Mageninhalts landete in der Kloschüssel, bevor sie mir antworten konnte. Keuchend und mit Tränen in den Augen saß sie da. Zügigen Schrittes kam ich auf sie zu, betätigte die Spülung und griff gleich darauf nach einem auf dem Waschbecken liegenden Haargummi. Behutsam band ich ihr die Haare im Nacken zusammen so gut ich konnte.

"Hast dich wohl bei Mike angesteckt, hmm?"

Behutsam strich ich ihr über den Rücken.

"Ja.", stöhnte sie und lehnte ihren Kopf gegen die Toilette.

Sie seufzte auf. Ich legte ihr eine Hand an die Stirn.

"Du bist ziemlich warm. Ich bringe dir erstmal ein Kühlakku und ein Glas Wasser. Willst du zurück ins Bett?"

"Nein... "

Kurz nachdem sie den Kopf geschüttelt hatte schien sie es bereits zu bereuen, denn sie beugte sich erneut über die Schüssel, doch nichts kam raus.

"Nein.", wiederholte sie dieses Mal ohne ihren Kopf zu bewegen. "Das war mit Sicherheit noch nicht alles. Ich fühle mich grausam, Adi!"

"Das hat eine Magen-Darm-Grippe so an sich, schätze ich. Sicher das du nicht in dein Bett willst? Ich kann dir auch einen Eimer bringen."

"Nein... Ich bleibe lieber hier."

"Okay.", ich hörte auf ihr über den Rücken zu streichen und stand aus der Hocke auf. "Ich bin gleich wieder da!"

Barfuß tapste ich die Treppen hinab in die Küche. Im Untergeschoss war es still und stockduster. Ich tastete mich an der Wand entlang bis ich den Lichtschalter fand. In der Küche schlurfte ich zum Kühlschrank, der anfing leise zu surren als ich die Tür aufzog. Ich griff nach einem der Kühlpacks. Gut das ich sie vor einigen Monaten gekauft hatte. Ansonsten hätten wir lediglich auf gekühlte Erbsen zurückgreifen können. Ich schnappte mir ein Glas aus dem Schrank, wobei ich mich wie immer auf die Zehenspitzen stellen musste um es zu erhaschen und klemmte mir eine flasche Mineralwasser unter den Arm. Später könnte ich Bella sicherlich auch noch Salzstangen hochbringen, doch da sie zurzeit alles auskotzen würde wäre es noch nicht der richtige Zeitpunkt. Nachdem ich im Untergeschoss alle Lichter wieder ausgeschaltet hatte tapte ich blind die Treppen hinauf. Da meine Augen sich vorhin wieder an Licht gewöhnt hatten sah ich für einen Augenblick bei weitem schlechter als zuvor, doch auch ohne sehen zu können fand ich meinen Weg zurück zum erleuchteten Badezimmer. Ich reichte Bella das Kühlpack, welches sie sich direkt gegen die Stirn presste woraufhin ihr ein wohliges Seufzen entfuhr. Das Glas stellte ich auf dem Waschbecken ab und öffnete die Flasche, die beim öffnen zischte, um einen kleinen Schluck einzuschenken. Dankbar nahm meine Schwester das Glas an. Leider blieb die Flüssigkeit nicht lange in ihrem Körper. Keine fünf Minuten später übergab sie sich erneut nur das inzwischen lediglich Galle herauskam. Der charakterische Gestank lag in der Luft. Mein eigener Magen wollte ich umdrehen. Ungelenk, da ich mich zu ihr auf den Boden gesetzt hatte stand ich auf und öffnete das Badezimmerfenster. Eisige Nachtluft schlug mir entgegen. Die unerwartete Brise ließ mich frösteln.

"Kannst du das Fenster für eine Weile auf lassen?", bat mich Bella.

"Klar."

Leicht zog ich einen Mundwinkel hoch.

"Ich gehe kurz in dein Zimmer und hole dir ein paar Decken und Kissen. Dann hast du es hier gemütlicher für die Nacht.", ließ ich sie wissen.

Mit einer Hand fuhr ich mir durch meine wirren Haare. Das konnte eine lange Nacht werden. Ich war nur froh, dass ich morgen weder zur Schule noch zur Arbeit müsste.

Mit einer lilanen und einer dickeren, braunen Decke auf den Armen und Bellas Kopfkissen unter die Achsel geklemmt traf ich im Flur auf Charlie. Dad bedachte mich mit einem fragenden, wobei der mit dem Daumen zur Tür zeigte.

"Magen-Darm.", war alles was ich sagte.

Die frühen Morgenstunden waren noch nie meine Uhrzeit gewesen. Mir war nicht danach mehr zu sagen, als notwendig war.

Dad nickte, doch ich konnte ihm ansehen, dass er sich überfordert fühlte. Ich zwang mich zu einem aufbauenden Lächeln.

"Ich mach das schon.", sagte ich ihm.

Er nickte erleichtert, doch folgte mir dennoch zum Badezimmer. Im Türrahmen blieb er stehen.

"Brauchst du irgendwas?", fragte er, während ich Bella die lilane Decke um die Schultern legte und mit der Braunen und dem Kissen ihr provisorisches Nachtlager herrichtete.

"Bitte ruf bei den Newtons an.", kam es leise von ihr. Sie klang geschwächt. "Sag ihnen, ich habe dasselbe wie Mike und das ich heute nicht kommen kann. Sag ihnen, es tut mir leid."

"Klar, mach ich.", versprach Dad.

Eine schlechte Nachricht folgte der nächsten. Kaum war Dad nach unten gegangen, um die Newtons über das Festnetz anzurufen rief er nach mir. Genervt machte ich mich auf den Weg zu ihm. Brachte er mich etwa um bei jemandem anrufen zu können?
In der Küche angekommen reichte er mir den Hörer. Verwundert nahm ich ihn an. Dad interoredierte meinen Blick richtig.

"Es ist Derek. Er sagt er möchte bitte mit dir reden.", er klang nicht unbedingt begeistert.

Ich hielt den Hörer an mein Ohr. Dad stand mit verschränkten Armen vor mir, doch ich machte ihm mit einem Blick klar, dass er mir bitte etwas Privatsphäre geben sollte.

"Derek?", meldete ich mich unsicher was er von mir wollen könnte.

"Scheint als hätte sich nicht nur Bella angesteckt.", lachte er schwach. Er klang fürchterlich.

"Oh nein! Nicht du auch noch!"

"Leider doch. Ich schätze ich muss unser Date morgen... oder besser heute Absagen. Tut mir leid. Ich hänge seit Mitternacht nur noch über der Toilette. Immerhin haben wir zwei Badezimmer.", scherzte er.

Immerhin seinen Humor hatte er nicht verloren.

"Ich weiß wir wollten ins 54. Tut mir leid, dass ich nicht mit dir dahin kann.", entschuldigte er sich.

"Hey, kein Problem! Mach dir keine Vorwürfe! Du bist krank. Das ist nicht deine Schuld. Werd einfach schnell wieder gesund!"

"Ich werde mein Bestes geben.", lachte er leise mit heiserer Stimme.

"Soll ich dir später irgendetwas vorbeibringen? Eine Supper, Medikamente, oder so?"

"Nein. Schon gut, aber vielen Dank. So gerne ich auch Zeit mit dir verbringen würde, ich möchte nicht, dass du dich auch noch ansteckst. Meine Eltern schließen über das Wochenende sogar den Laden. Das Risiko, dass sie ihre Kunden anstecken könnten ist ihnen zu hoch. Ich bin bald wieder fit und dann holen wir unser Date nach."

"Versprochen?"

"Versprochen."

~°~

Ich hatte keinen Schlaf mehr gefunden. Den Rest des Tages plante Bella wohl im Bad auf dem Fußboden zu verbringen. Als Dad schließlich Bescheid sagte, dass er zur Arbeit müsste, er ging heute früher als für gewöhnlich, beschlich mich das Gefühl, dass er nur Zugang zu einer Toilette haben wollte. Mir ging es nicht anders. Ich sank sogar so tief, dass ich auf die Wiese hinter unserem Haus pinkelte, da ich Bella, die gerade erst wieder eingeschlafen war nicht wecken wollte. Als ich mir in der Küche die Hände wusch überlegte ich was ich tun könnte. Den ganzen Tag ohne den Zugang zu einer Toilette hier zu bleiben erschien mir nicht unbedingt verlockend.

Obwohl es Billy mit Sicherheit nicht gefallen würde beschloss ich mich ins Reservat zu fahren, um nach Jake zu sehen. Nach dem gestrigen Abend wollte ich einfach mit eigenen Augen sehen, dass es ihm soweit gut ging.
Ich schrieb Bella eine kurze Nachricht auf ein Post it und klebte es auf den Schrank unter dem Spühlbecken, sodass sie sie auf alle Fälle sehen müsste. Ihr Handy legte ich neben ihr Kissen für den Fall das sie mich erreichen müsste.
Nachdem ich die Haustür hinter mir abgeschlossen hatte stieg ich auf mein Motorrad.

Da ich nach der gestrigen Begegnung und dem Telefonat mit Billy bezweifelte, dass der sonst so freundliche Mann gut auf mich zu sprechen war fuhr ich irgendwann von der Hauptstraße ab, am Waldrand entlang und stellte den röhrenden Motor schon einige Meter vor der roten Holzhütte ab. Meine Maschiene versteckte ich hinter Jakes Werkstatt. Nach reiflicher Überlegung beschloss ich nicht an der Haustür zu klingeln. Stattdessen schlich ich gebückt unter den Fenstern an der Hauswand entlang bis ich vor dem Fenster stand, das zu Jakes Zimmer gehörte. Hineinzukommen war ein Kinderspiel, da Jake nie den Riegel vorschob, der sein Fenster verschließen würde. Allgemein empfand ich die Sicherheitsmaßnahmen im Reservat als recht unsicher. Diese Menschen hatten zu viel Vertrauen in ihre Mitmenschen, doch andererseits schien es berechtigt zu sein. Soweit ich wusste hatten sie keine Einbrüche zu verzeichen. Diese Probleme begannen erst hinter der Reservatsgrenze in Forks. Schnaufend schob ich das klemmende Fenster nach oben. Aus dem Winkel erforderte es nochmal mehr Kraft es aufzustemmen. An der Fassade des Holzhauses fand ich mit einem Fuß halt, sodass ich mich am Fensterrahmen hochziehen und schließlich in das kleine Zimmer klettern konnte. Mit einem dumpfen Geräusch landete ich auf den Dielen. Mein Blick glitt durch den vermeindlich leeren Raum bis ich Jake bemerkte, der zusammengekauert auf seinem Bett lag. Aus großen, dunkelbraunen Augen in denen Tränen schimmerten sah er mich an. Ich legte mir eine Hand auf das Herz.

"Gott hast du mich erschreckt! Ich dachte schon du seist nicht da. Wieso sagst du denn nichts?", wisperte ich, damit mich niemand hören würde. Aus dem Wohnzimmer hörte ich Stimmen. Vermutlich sah Billy gerade Fernsehen.

Ich ging auf Jake zu. Neben ihm setzte ich mich zu ihm auf die Bettkante. Die alte Matratze gab unter meinem Gewicht ein kleines Stückchen nach. Jakes rosebraune Haut glänzte im Tageslicht, welches auf ihn schien. Auf seiner Haut lag ein Schweißfilm. Vorsichtig berührte ich in an der Schulter und legte dann erneut eine Hand an seine Stirn.

"Du glühst ja immernoch! Hast dir wohl auch die Grippe eingefangen, was?"

Er schüttelte, so gut er es im liegen konnte, den Kopf.

"Nein... Nein... Das ist etwas anderes... Etwas schlimmeres...", flüsterte er mit rauer, gebrochner Stimme. Er klang fürchterlich, so gar nicht wie er selbst.

Meine Sonne strahlte nicht mehr.

Ich strich ihm die schweißverklebten Haare aus der Stirn.

"Ssshh... Das wird schon wieder."

"Nein... Das wird es nicht... ", wimmerte er, wobei er sich nun weiter wie ein Embryo zusammenkrümmte.

Bei seiner Größe wirkte diese Haltung absolut unnatürlich. Auf einmal wirkte dieser große, junge Mann wie ein kleiner, verletzlicher Junge, der er vielleicht auch war. Manchmal vergaß ich, dass Jake gerade einmal sechtzehn Jahre alt war. Er sah von Tag zu Tag erwachsener aus.

"Hey... Was ist denn los?", fragte ich einfühlsam und griff nach seiner Hand.

Seine Riesenpranke schloss ich um meine zierlichen Finger, als seien sie sein persönlicher Rettungsanker. Meine Hand wurde von der seinen verschluckt.

"Ich habe Angst, Adi! Mir tut alles weh...!", wimmelte er, wie ein gegrügelter Welpe.

Mit meiner freien Hand strich ich weiter über seine langen, schwarzen Haare.

"Das sind bestimmt die Gliederschmerzen... Das wird bald wieder..."

"Es hat so weh getan... ", murmelte er weiter. Plötzlich klang er als wäre er weit weg mit seinen Gedanken. "Es war als würden meine Knochen brechen... Jeder Knochen in meinem ganzen Körper einzelnd..."

"Jake... Wovon redest du? Hattest du einen Fiebertraum?", flüsterte ich.

Langsam machte er auch mir Angst. Ihm war jeder Knochen einzelnd gebrochen? Das ergab für mich keinen Sinn.

Er schaffte es nicht mehr mir zu antworten. Aus seinen Augenwinkeln rannen salzige Tränen über sein Gesicht, die sich in seinem zerknitterten Bettlaken verloren. Dieser Anblick zerriss mir das Herz. Noch schlimmer war es, dass ich nicht wusste was ich tun konnte, um ihm zu helfen. Ich wollte ihm den Schmerz nehmen, doch alles was ich tat war weiter über seinen Kopf zu streichen und beruhigende Worte zu flüstern.

Ich beugte mich zu seinem Nachttisch rüber, um nach dem Wasser dort zu greifen. Er musste Flüssigkeit zu sich nehmen, wenn er Fieber hatte, doch sobald ich mein Gewicht verlagerte umklammerte er meine rechte Hand wie einen Schraubstock.

Mit glitzernden, angsterfüllten Augen sah er mich an.

"Lass mich nicht allein!", flehte er. Er klang dabei absolut verzweifelt. Ich legte meine freie Hand auf die mit der er meine Andere festhielt.

"Das werde ich nicht! Ich bleibe hier! Ich wollte dir nur Wasser geben. Du musst etwas trinken."

Er schüttelte den Kopf und kugelte sich erneut zusammen.

"Ich bin ein Monster!", murmelte er.

"Was? Wie kommst du denn auf sowas? Du bist kein Monster! Du bist Jacob Black. Du bist der freundlichste, witzigste Mensch den ich kenne! Wie könntest du jemals ein Monster sein? Das ist gar nicht möglich, denn du bist du.", versuchte ich ihn zu beruhigen. Das Wasser war vergessen.

Er weinte bitterlich. Sein Kopf hatte sich irgendwann auf meinen Schoß verirrt, sodass seine Tränen nun meine Jeans durchnässten. Egal was ich sagte ich konnte ihn nicht dazu bringen aufzuhören. Er schien in einer Art Delirium zu stecken, gar nicht richtig anwesend zu sein, denn er murmelte andauernd nur unverständliche Sätze, die für mich keinen Sinn ergaben. Ich wusste nicht was ich tun sollte. Dermaßen am Boden hatte ich ihn noch nie erlebt. Dermaßen am Boden hatte ich bis auf Bella noch niemanden erlebt. Das er weinte und nicht nur katatonisch dasaß sah ich als etwas positives an. Solange er weinte konnte ich immerhin noch versuchen ihn zu trösten. Irgendwann, nach Stunden, oder vielleicht auch Minuten, verklangen seine Schlurzer. Seine Atemzüge verlangsamten sich. Ich nahm schon an, dass er eingeschlafen sei, als er plötzlich hochfuhr. Sein Gesicht verzerrte sich schmerzhaft als würde ihm jede noch so kleine Bewegung schmerzen bereiten.

"Sie sind da... ", spie er aus.

Verwirrt von wem er sprach runzelte ich die Strin, doch in dem Moment ertönte die Klingel.

"Woher...?", stammelte ich.

Woher hatte er wissen können, dass jemand klingeln würde? Ich hatte niemanden gehört, kein Auto, nichts. Sein Zimmer lag am anderen Ende des Hauses. Selbst wenn er nicht den Blick vom Fenster weg auf seinem Bett gelegen hätte hätte er niemanden sehen können. Billy schien mehrere Leute zu begrüßen. Jacob versuchte aufzustehen. Ich sprang auf und hielt meine Arme vor mich, als könnte ich ihn so auffangen wenn er fallen sollte. Jake war bei Weitem schwerer als ich. Vermutlich würde er mich mit sich zu Boden reißen und mich unter seinem Körper begraben. Sein Gewicht würde mir die Luft aus den Lungen pressen.
Schwankend kam er auf die Beine.

"Was machst du denn? Leg dich wieder hin! Du musst dich ausruhen!"

Er biss die Zähne zusammen. Sein schlagartig zornig gewordener Blick lag auf der Holztür. Er schob mich hinter sich, sodass sein massiger Körper mir die Sicht versperrte. Kaum eine Sekunde später wurde auch schon die Tür aufgestoßen und glitt gleich darauf wieder ins Schloss.

"Was macht sie hier?", zischte Embry im Flüsterton.

Er klang wütend.

Was war hier los?

Ich versuchte an Jake vorbeizusehen, doch er ließ es nicht zu.

"Das könnte ich dich auch fragen.", entgegnete ich auf die Frage, wobei ich gezwungen war in den Raum zu sprechen ohne Embry ansehen zu können.

"Jake, du weißt, dass du dich von ihr fernhalten sollst!", erinnerte Embry ihn.

Wie bitte?!

"Was gibt dir das Recht darüber zu entscheiden wen ich sehen darf und wen nicht?", nun war auch ich aufgebracht.

Was fiel ihm ein?

Jakes Kehle entfuhr ein beinah animalisches Knurren. Sein Körper begann zu zittern.

"Jake! Geh weg von ihr!", schrie Embry panisch.

Mit dem Still sein schien es nun vorbei zu sein. Ich hörte Embrys eilige, schnelle Schritte als er auf uns zukam. Er stand direkt vor Jake, sodass ich nun immerbin seine Schuhe und Unterschenkel sehen konnte. An beidem klebten Spritzer von Matsch. Jake knurrte erneut. Die Situation wurde mir zu bunt. Ich versuchte mich an Jake vorbeizuschieben, doch er blieb stehen wie ein Fels. Die Tür wurde wieder aufgerissen, doch mit Jake, der wie eine eiserne Mauer vor mir stand sah ich nichts als seinen muskulösen, bebenden Rücken.

"Geh von ihr weg, Jake! Du weißt ich würde ihr niemals weh tun und du willst das auch nicht.", redete Embry eindringlich auf ihn ein.

Langsam bekam ich Angst. Ich wusste nicht was hier los war, doch ich erkannte, dass etwas absolut falsch war. Jakes Schultern hoben und senkten sich angestrengt, als versuche er seinen hektischen Atem unter Kontrolle zu bekommen.

"Jake?", quieckte ich eingeschüchtert.

Das schien letztendlich der Auslöser dafür zu sein, dass er zur Seite trat. Als ich in sein sonst so schönes Gesicht sah erschrak ich. Es war zu einer angespannten Grimasse verzerrt. Seine Augenbrauen verschmolzen beinah zu einer Line so wie er sie zusammenzog, seine vollen Lippen presste er zu einer weißen, dünnen Linien zusammen und an seinem Hals traten pulsierende Adern hervor.

"Jake?... ", fragte ich erneut, doch er schüttelte den Kopf.

"Du musst gehen!", presste er hervor. Seine Stimme klang unglaublich tief und hatte etwas bedrohliches an sich.

Ich wollte nicht so empfinden, doch für einen Augenblick fürchtete ich mich vor ihm. Ich war mir sicher er sah es in meinem Augen, denn für einige Sekunden wurden seine Züge weicher. Das Bedauern stand ihm ins Gesicht geschrieben.

"Komm!", kam es von vorne. Nun aus meiner Perspektive mittig im Raum, links von Jake, der zur Seite getreten war, stand Embry. Er hielt mir auffordernd seine Hand entgegen.

Zögerlich sah ich auf seine Hand unsicher, ob ich sie ergreifen sollte.

"Du musst gehen, Adi! Jetzt! Bitte!", schnaufte Jake. Allein diese Worte auszusprechen schien ihn unglaubliche Anstrengungen zu kosten.

Mit einem letzten Blick auf Jake ergriff ich Embrys dargebotene Hand. Ich ließ mich von ihm aus dem Zimmer, aus dem Haus ziehen. Erst als wir das Zimmer verließen waren mir die drei weiteren Männer aufgefallen, die im Türrahmen gestanden hatten. Wir hatten an Paul, Sam und Jared vorbeigemusst, um hinauszukommen. Im Wohnzimmer hatte Billy uns mit einem sorgenvollen Blick hinterher gesehen.

"Wo bringst du mich hin?", fragte ich, als Embry keine Anstallten machte stehen zu bleiben.

Lautes Gepolter drang aus dem Haus, welches ich sogar hier draußen hören konnte. Ich versuchte mich umzudrehen, doch konnte nichts erkennen als die kleine rot gestrichene Hütte, die dort stand wie eh und je.

"Was war das?"

"Was war was?", entgegnete Embry angeblich ahnungslos.

Wütend stemmte ich die Füße in den Boden. Zum Glück versuchte er nicht mich hinter sich herzuziehen, was er ohne Zweifel mit Leichtigkeit geschafft hätte. Er blieb stehen und ich befreite meine Hand aus seiner. Ich verschränkte trotzig die Arme vor meiner Brust.

"Spielen wir jetzt wirklich dieses Spiel? Insofern du nicht taub geworden bist, oder Lärmschutzkopfhörer trägst weißt du ganz genau wovon ich rede!"

"Weiß ich nicht."

Verletzt biss ich mir auf die Lippe, um einen gemeinen Kommentar daran zu hindern herauszurutschen.

"Seit wann lügen wir uns an, Embry?", fragte ich stattdessen.

Ein trauriger, bereuender Ausdruck huschte über sein Gesicht, doch er sagte nichts dazu. Stattdessen senkte er lediglich den Blick. Es war wie ein Schuldeingeständnis.

"Versuchen wir es nochmal! Was ist mit Jake los? Warum sollte er mir weh tun?"

"Er würde dich nie verletzten wollen, aber er ist nicht er selbst."

"Wieso nicht?", freudlos lachend fügte ich noch eine Spitze Bemerkung an. "Hat er etwa auch Pfeiffersches Drüsenfieber?"

"Er hat das Selbe was ich habe."

"Pfeiffersches Drüsenfieber?"

Weder eine Bestätigung, noch eine Verneinung.

"Wieso weichst du mir aus? Ich bin nicht dämlich, Embry! Irgendetwas ist hier los. Irgendetwas ist los und ihr wollt nicht, dass ich weiß was es ist. Wieso nicht?"

"Es ist zu deinem Besten!"

"Zu meinem Besten? Das ich nicht lache! Denkst du nicht ich bin alt genug, um das selbst zu entscheiden? Ich brauche deine Bevormundung nicht!"

Embry wand ich ab.

"Ich fahr dich nach Hause! Wo ist dein Motorrad?"

"Jetzt lenk nicht ab! Wir haben das noch nicht ausdiskutiert!"

"Da gibt es nichts zu diskutieren! Ich fahr dich jetzt nach Hause. Punkt."

"Du kannst noch nichteinmal legal Motorrad fahren! Abgesehen davon brauche ich niemanden der mich fährt. Ich komme sehr gut alleine klar."

"Das glaube ich dir aufs Wort. Darum mache ich mir auch meine Sorgen, aber ich kenne dich Adi. Wenn ich nicht mitkomme wirst du vielleicht die Straße runterfahren, aber danach wirst du gleich wieder kehrt machen und versuchen dich zurück zu schleichen, wenn ich nicht persönlich dafür sorge, dass du Zuhause bleibst. Du kannst Jake nicht helfen, Sam hingehen schon."

"Ach ist er ein ausgebildeter Arzt, oder was?", entgegnete ich spottend.

"Bist du etwa einer?", entgegnete er.

Okay. 1:0 für ihn.

"Ich habe keinen zweiten Helm dabei.", sagte ich schließlich.

"Kein Problem. Ich brauche keinen."

"Und ob du einen brauchst! Denkst du wirklich ich würde dich ohne Helm fahren lassen? Weißt du wie gefährlich das ist?", stauchte ich ihn zusammen.

"Mein Kopf ist härter als jeder Stein."

"Wenn dein Kopf bei 70 km/h Bekanntschaft mit einem Stein, oder einer Leitplanke macht sieht er das mit Sicherheit anders.", beharrte ich.

Zwar verdrehte er die Augen, doch es stahl sich zudem ein amüsiertes Grinsen auf Embrys Lippen, welches seine Grübchen hervortreten ließ. In diesem Lächeln erkannte ich meinen Freund wieder.

"Wäre es dir lieber, wenn ich dich den ganzen Weg über trage?", neckte er mich.

"Ich habe auch eigenen Beine, die wunderbar funktionieren."

"Ja, Waldspaziergänge scheinen dein Ding zu sein. Sogar bei Nacht."

"Da ihr ihn letzten Endes gefunden habt hast du wohl nichts anderes gemacht.", stellte ich klar.

"Der Unterschied ist das ich alleine wieder hinausgefunden habe."

Der Eindruck entstand, dass er mich absichtlich provozierte, da er unsere kleine Plänkelei genoss.

"Wie willst du 'alleine' rausgefunden haben wenn du nur noch im Rudel unterwegs bist?", schoss ich zurück.

Grinsend schüttelte er den Kopf. Da war wieder dieses altbekannte Funkeln in seinen schokoladebraunen Augen.

"Punkt für dich.", gab er zu. "Wie steht es jetzt?"

"Unentschieden. Hast du jetzt vor mich durch den Wald zu tragen? Wäre vielleicht besser. Im vergangenen Monat habe ich mir schon zu viele Schuhe eingesaut.", scherzte ich.

"Wir könnten auch mit dem Auto fahren.", schlug er vor.

Als er das sagte kam in mir eine Frage auf, die ich mir bisher nie gestellt hatte. Mit einem Finger deutete ich auf ihn.

"Hast du dafür überhaupt einen Führerschein?"

Ich hatte nie hinterfragt, wenn er hinterm Steuer gesessen hatte, doch Embry war der Jüngste aus unserer Gruppe. Sein sechtzehnter Geburtstag wäre erst in ein paar Wochen. Verrückt... Er sah bereits so unglaublich erwachsen aus. Ich versuchte ihn als einen Fremden zu betrachten. Wenn ich es nicht besser wüsste würde ich ihn auf neunzehn, oder vielleicht sogar zwanzig schätzen. Wie war das möglich? Wann war das passiert? Lag es an seiner Körpergröße, oder vielleicht auch an seinen Muskeln? Vermutlich, doch auch aus seinem Gesicht waren fast sämtliche kindlichen Züge verschwunden. Vielleicht bildete ich mir die Letzten auch nur ein zu sehen, da ich ihn seit meiner Kindheit kannte.

"Hier sehen die das nicht so eng. Da wir weiter ab vom Schuss wohnen haben wir eine Sondergenehmigung bereits ab fünfzehn zu fahren."

"Ich bezweifele, dass das eine gute Entscheidung ist.", gab ich zu bedenken.

"Ich bin ein guter Autofahrer! Bisher hast du dich noch nie beschwert."

"Bisher habe ich auch noch nie darüber nachgedacht!"

"Entweder gehst du das Risiko ein mich fahren zu lassen, oder wir gehen zu Fuß."

Zwei Optionen, doch ich sah eine Dritte.

"ODER wir fahren gar nicht und du hilfst mir Jake zu sehen."

Freudlos lachte er auf.

"Netter Versuch."

Embry blickte um sich. Seine Augen blieben an der Scheune hängen, die Jake als Werkstatt benutzte.

Er warf mit einem warndene Blick zu.

"Bleib!"

Während er bereits auf die Scheune zujoggte warf ich die Arme in die Luft.

"Ich bin kein Hund!", rief ich ihm hinterher.

Ich wusste nicht wieso ich an Ort und Stelle stehen blieb anstatt die Chance zu nutzen zurück ins Haus zu stürmen. Möglicherweise war es die unabwendbare Tatsache, dass ich es genoss wieder mit Embry zu reden. Mir war es vollkommen egal worüber. Ich genoss es einfach seine Stimme zu hören, ihn lächeln zu sehen, ihn überhaupt zu sehen. Das Bild von Jake dessen Gesicht zu einer bedrohlichen Grimasse verzogen war schob sich über das Bild eines lächelnden Embrys. Was war dort drinnen gerade passiert? Ein Teil von mir schien zu wissen, dass Embry mich tatsächlich beschützen wollte und es keine gute Idee wäre wieder hineinzugehen. Selbst Jake schien mich beschützen zu wollen... vor sich selbst. Doch wieso? Was stimmte mit ihm nicht? War es eine Art Fieberwahn? Keine der möglichen Antworten, die ich in meinem Kopf in sekundenschnelle durchschpielte ergab einen Sinn.
Da kam Embry auch schon zurück in seiner linken Hand trug er einen alten, verstaubten Motorradhelm. Mit einer Armlänge Abstand blieb er vor mir stehen und hielt ihn hoch.

"Problem gelöst. Wir nehmen dein Motorrad!", bestimmte er.

Seine Atmung war nicht im Ansatz beschleunigt, obwohl er gerade gelaufen war.

~°~

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