Chào các bạn! Vì nhiều lý do từ nay Truyen2U chính thức đổi tên là Truyen247.Pro. Mong các bạn tiếp tục ủng hộ truy cập tên miền mới này nhé! Mãi yêu... ♥

15:

Oktober:

~°~

Bellas Zustand verbesserte sich nicht, obwohl nun schon mehrere Wochen vergangen waren seit die Cullens Forks verlassen hatten. Im Gegenteil. Körperlich war sie unversehrt, jedoch war sie geistig ganz weit weg. Die Depression in die sie verfallen war machte mir Sorgen. Egal wie sehr ich mich bemühte, ich konnte ihr nicht helfen. Sie war nicht mehr sie selbst. Sie sprach kaum noch, aß kaum noch, sondern stocherte lediglich in ihrem Essen herum. Das machte sich bemerkbar. Ich musste zusehen wie sie abmagerte. Ihre Wangen waren eingefallen, ihr Gesicht ausdruckslos. Sie wirkte wie ein Geist ihrer selbst. Dad und ich fühlten uns hilflos. Wir wussten uns nicht weiter zu helfen. Alles was ich tun konnte war weiter zu versuchen für sie da zu sein und sie zurück ins Leben zu holen.
Immer wieder lud ich sie ein etwas mit mir und meinen Freunden zu unternehmen. Auch Mike versuchte sein Bestes was ich ihm hoch anrechnete. Er war ein guter Kerl. Seine Bemühungen Bella ein guter Freund zu sein brachte ihm meine Sympathien ein.
Auf der Arbeit unterhielten wir uns nun öfter. Da Bella die ganze Zeit neben sich stand übernahm ich ihre Arbeit im Newtons für sie. Sie erschien zu ihren Schichten, doch etwas anderes als die Regale einzuräumen und stundenlang vor sich hinzustarren tat sie nicht. Als Mrs. Newton mich darauf ansprach, dass sich Kunden bei ihr beschwert hatten trafen Mike und ich eine Vereinbarung. Bella würde nie alleine im Laden sein und wir würden versuchen ihr jegliche Arbeit mit Kunden abzunehmen, damit sie ihren Job nicht verlor. Die Schule und ihre Arbeit bei Newtons waren alles was sie dazu brachte das Haus zu verlassen. Würde etwas davon wegfallen befürchtete ich wir könnten sie komplett verlieren. Sie kapselte sich schon jetzt von allem und jedem ab.

Die Sorge um meine Schwester prägte mein eignes Leben. Ich hatte Schwierigkeiten mich zu konzentrieren. In der Schule baute ich die ersten zwei Wochen ein wenig ab, doch ich fing mich wieder. Lydia und Lola halfen mir. Allerdings fühlte ich mich oft schuldig, wenn ich Zeit mit meinen Freunden verbrachte. Für wenige Stunden vergaß ich was Zuhause los war, doch sobald ich durch die Haustür trat strömte alles wieder auf mich ein und ich fühlte mich schlecht, dass ich Dad damit alleine ließ. Er versuchte weniger zu arbeiten, um für Bella da zu sein, doch all seine Bemühungen zeigten keinen Erfolg.

In den Semesterferien im Herbst kamen Hamish und Devery für eine Woche nach Hause. Ich war unglaublich froh sie zu sehen. An einem Tag fuhren wir gemeinsam mit Lola, Lydia, Embry, Quil und Jake zu einem Herbstfest in eine nahgelegene Stadt. Es tat gut für kurze Zeit loszulassen. Wir liefen durch ein Maislabyrinth, schnitzten Halloweenkürbise, worin Quil und Devery kein Talent aufwiesen und aßen kandierte Äpfel. Meine Lieblingsattraktionen waren das Riesenrad, sowie das Geisterhaus. Zwar blieb bei der Gruselattraktion mehrfach beinah mein Herz stehen, ein Mal sprang ich Hamish förmlich in die Arme und ein anderes Mal krallte ich mich an Lola fest, doch wir hatten unseren Spaß.
Halloween verbrachte ich mit den Jungs bei Jake Zuhause. Während Billy gemeinsam mit Harry bei Charlie war sahen wir uns auf dem Fernseher der Blacks Horrorfilme an und stopften uns mit Süßkram und Kürbiskeksen voll.

Mitten in der Nacht, eher in den frühen Morgenstunden, wachte ich schlaftrunkend auf. Ich musste während des Fernsehens eingeschlafen sein. Ungelenk richtete ich mich ein wenig auf. Mein Rücken schmerzte. Ich hatte auf einer der Luftmatratzen gelegen, die Jake für uns auf den Boden ausgebreitet hatte. Er schlief neben mir und atmete gleichmäßig. Quil hatte sich auf dem Kleinen Sofa breitgemacht. Seine Gliedmaßen ragten über es hinaus. Sein rechter Arm hing vom Sofa hinunter, ebenso sein rechtes Bein und das Linkte ragte über die Lehne hinaus. Ein leises Schnarchen entfläuchte seiner Kehle. Embry der auf einer Isomatte neben mir lag sah nicht besser aus. Seine schulterlangen Haare waren wie ein Fächer auf seinem Kopfkissen verteilt.

Obwohl ich müde war bekam ich kein Auge mehr zu. Ich zog die dünne Decke enger um mich, da ich mit einem Mal fror. Nach einer Weile erkannte ich, dass es keinen Sinn hatte. Vorsichtig, um keinen meiner Freunde zu wecken, robbte ich auf der Luftmatratze nach unten, da ich zu Seite hin keinen Platz hatte, bis ich aufstehen konnte. Leise schlich ich zum Thermostat und stellte die Temperatur ein wenig höher, nur um drei Grad. Da ich schon aufgestanden war entschied ich mich noch kurz auf die Toilette zu gehen. Langsam spürte ich wie sich meine Blase meldete. Zunächst blendete mich das grelle Licht, sobald ich den Lichtschalter betätigte. Für einen Moment kniff ich die Lider zusammen. Nachdem ich auf der Toilette war und meine Hände wusch blickte ich den Spiegel. Das Bild, welches sich mir bot erschreckte mich. Die Person, dessen Spiegelbild mir entgegenblickte sah mir äußerst ähnlich und doch erkannte ich mich kaum in ihr wieder. Meine Haut wirkte aschfahl, blasser als für gewöhnlich. Unter meinen haselnussbraunen Augen lagen tiefe Schatten, dunkle Ringe. Ich stützte mich mit beiden Armen am Spühlbecken ab. War das wirklich ich? Vielleicht war Bella nicht die Einzige, die sich erholen musste.

Ich verließ das Badezimmer. Da meine Augen sich an das Licht gewöhnt hatten war ich nun für einen Moment beinah blind, weswegen ich mich an der Wand entlang tastete. Gerade wollte ich mich wieder hinlegen, als sich Jake unerwartet aufsetzte und mit einer Hand durch seine langen Haare fuhr.

"Kannst du nicht schlafen?", fragte er mit rauer, verschlafener Stimme.

"Nein, alles gut. Mir war ein bisschen kalt, deswegen habe ich das Thermostat ein wenig hochgedreht."

"Warte!", er ächtzte kurz während er auf die Beine kam. "Ich hole dir noch eine Decke."

Ich wollte ihm sagen, dass es schon gut sei, doch da war er bereit in seinem Zimmer verschwunden. Mit einer großen, bezogenen Daunendecke auf dem Arm kam er wieder. Anstatt sie mir zu geben breitete er sie direkt auf meinem Schlafdomizil aus.

"Danke.", bedankte ich mich flüsternd, um niemand Anderen zu wecken.

Jacob lächelte.

"Du kannst auch in meinem Bett schlafen anstatt auf der Luftmatratze."

"Ich bleibe lieber bei euch."

"Weil die Beiden auch solch ruhige Schläfer sind.", witzelte er.

Grinsend verdrehte ich die Augen.

"Danke für die Decke.", war alles was ich sagte.

Ich legte mich wieder hin. Jake tat es mir gleich. Die Decke half tatsächlich. Auch das Hochstellen des Thermostats machte sich allmählich bemerkbar. Wohlig seufzte ich auf und kuschelte mich tiefer in die Decken.

"Besser?", kam es unerwartet von Jake.

Ich schlug die Augen wieder auf und suchte in der Dunkelheit nach seinem Gesicht. Ich hatte angenommen er wäre schon eingeschlafen.

"Viel besser.", murmelte ich.

~°~

November

~°~

Die Tage wurden kürzer und kälter. Die Bäume verloren ihre Blätter. In bunten Farben fielen sie von den Ästen. Sie bedeckten den Boden wie ein farbenfroher Teppich. Inzwischen war an Schwimmen, oder Surfen nicht mehr zu denken. Die Klausurenphase absolvierte ich mit Bravur. Ich war außerordentlich stolz auf mich. Charlie war stolz auf mich, doch tatsächlich freuen konnten wir uns nicht. Mit Bella saß jeden Tag ein Geist mit uns am Tisch. Ich konnte sehen, dass sie sich uns zurliebe bemühte. Wahrscheinlich dachte, in sofern sie zurzeit überhaupt dachte, sie sie würde sich gut darin schlagen uns vorzumachen sie wäre okay, doch davon war sie weit entfernt. Sie war wie eine leere Hülle. Ich sah meine Schwester vor mir und doch war sie nicht da. Edwards Verschwinden hatte sie zerstört.

Als ich es nicht mehr ausgehalten hatte zuzusehen war ich am Anfang des Monats zum Haus der Cullens gefahren. Die Adresse hatte ich von Dad. Ich wusste nicht was ich erwartet hatte. Das Grundstück war verlassen. Inzwischen hatte die Natur bereits die Oberhand gewonnen. Es war erstaunlich was innerhalb von so kurzer Zeit geschehen konnte. Zuvor war ich noch nie hier gewesen, beinah hätte ich die Einfahrt in den Wald verpasst, doch ich war mir sich, dass es hier zuvor anderes ausgesehen haben musste. Trotzallem war das Haus wunderschön. Unsicher nährte ich mich der Eingangstür. Zögerlich legte ich eine Hand an den Knauf. Er ließ sich drehen. Die Haustür sprang auf. Sie hatten die Tür unverschlossen gelassen?
Es kam mir vor als würde ich Hausfriedensbruch begehen, doch ich brauchte Antworten. Ich war hergekommen, um nach Hinweisen zu suchen. Bella musste mit dieser Familie abschließen. Möglicherweise könnte sie es, wenn sie sich ein letztes Mal mit Edward aussprechen könnte. Das Haus war verlassen. Die wenigen Möbel, die hier gelassen wurden waren mit Larken abgedeckt worden. Wenn sie so sorgsam mit diesen Gegenständen umgegangen waren, warum war die Tür dann offen gewesen? Meine Schritte hallten laut in der Leere wieder. In allen Zimmern suchte ich nach Hinweisen auf ihren Verbleib. Das sie nach LA gegangen waren schien nicht zu stimmen. Bereits vor einer Woche hatte ich sämtliche Krankenhäuser und Kliniken, die ich online und durchs Telefonbuch finden konnte angerufen, oder ihnen E-Mail geschickt. Ich hatte mich als Patientin von Doktor Cullen ausgegeben, doch keiner der mir geantwortet hatte kannte ihn. Nachdem ich dutzende Anrufe getätigt hatte hatte ich nun die Nase voll. Sie konnten nicht einfach vom Erdboden verschwinden. Irgendwelche Anhaltspunkte gab es immer. Nachdem ich jeden Zentimeter durchkämmt hatte raufte ich mir verzweifelt die Haare. Wie konnte es sein, dass ich nichts fand? Sämtliche persönlichen Gegenstände hatten sie mitgenommen. Ich war genauso schlau wie vorher.

Am 24. tauschte ich mit Billy Kochtipps für einen guten Braten und perfekte Rosmarinkartoffeln aus. Am 26. feierten gemeinsam mit den Blacks, Calls und Clearwaters Thanksgiving im Reservat und am 27. fiel schließlich der erste Schnee. Ganz aus dem Häuschen lief ich nach draußen und hüpfte noch im Pyjama, lediglich mit einer Jacke und Stiefeln bekleidet, im Schnee herum. Mit dem Mund versuchte die herabfallenden Flocken zu fangen. Freudestrahlend, mit geröteten Wangen von der Kälte, rannte ich zurück ins Haus, um Bella zu holen. Als wir noch jünger waren hatten wir jeden Winter am Tag des ersten Schnees gemeinsam eine Schneeballschlacht veranstaltet, Schneeengel gemacht, oder einen Schneemann gebaut insofern Schnee gefallen war. Jedoch lag sie an die Decke starren im Bett, als ich ihr Zimmer betrat. Ich versuchte meine Begeisterung davon nicht schmälern zu lassen. Leider konnte ich sie nicht überreden mit mir rauszugehen. Sie reagierte kaum auf mich. Es war egal wie gut ich ihr zurede, wie sehr ich sie zu überreden versuchte. Sie blieb in ihrer kleinen Blase der Traurigkeit.

~°~

Dezember

~°~

Der Schnee war liegengeblieben. Er hüllte alles in eine weiße Decke. Die Seen froren zu, an den Fenstern bildeten sich Eisblumen. Die Welt war wie aus Glas. Es sah wunderschön aus. Ich fuhr nach Port Angeles, um neue Weihnachtsdekoration, sowie einen Haufen Lichterketten zu kaufen. Die Stadt war bereits geschmückt und verbreitete eine weihnachtliche Atmosphäre. Ich liebte die Adventszeit. Für mich war es die magischste Zeit des Jahres. Bei der Gelegenheit suchte ich gleich nach Geschenken für meine Familie und Freunde. Zu meinem Glück wurde ich sogar fündig. Für Dad fand ich eine schicke Hemd-Pullover-Kombination, die ihm sicherlich gut stehen würde, sowie neue Köder zum Fischen. Mom liebte ihren Schmuck. In einem kleinen Vintageladen entdeckte ich nicht nur Ohrringe für sie, sondern auch eine Kette für Lydia. Lola suchte ich ein Buch aus, welches ihr sicherlich gefallen würde. Ebenso für Hamish. Auch wenn Bella nicht in Feierlaune war besorgte ich ihr einen schicken, flüschigen Cardigan in bordeauxrot zusätzlich zu einer CD ihrer Lieblingsband. Somit hätte sie immerhin etwas zu tun, während sie Trübsal blies. Für Phil wollte ich Karten für ein Basketballspiel besorgen. Devery würde von mir ein T-Shirt mit der Aufschrift 'The future is female' bekommen. Auch wenn es nicht unbedingt orginell war wollte ich Jake die Ersatzteile besorgen, die er für sein neustes Bastelprojekt noch brauchte. Fehlten also nur noch Geschenke für Embry, Quil und Billy.

Mit einem vollbepacktem Kofferraum und um einen Haufen Dollar ärmer fuhr ich zurück nach Forks. Charlie sah mich etwas schräg an, als ich mit all meinen Einkäufen den Flur betrat. Letztlich verlor er jedoch kein Wort, sondern half mir lediglich die Tüten hochzutragen. Am Wochenende danach dekorierten wir gemeinsam das Haus. Besser gesagt ich dekorierte und gab Dad Anweisungen was er tun sollte. Das Resultat am Ende gefiel mir. Unser Zuhause sah fantastisch aus. Für das richtige Weihnachtsgefühl backte ich noch Plätzchen. Ich zwang Bella mir beim Verziehren zu helfen. Sie tunkte die Kekse lustlos in die Schokoladeglasur, aber sie half mir. Ich sah das als einen Anfang an.

Einen Tag später brachte ich Jake, Billy, Embry, Tiffany, den Clearwaters, Quil und seiner Familie Kekse vorbei. Um diese Menge zu fabrizieren hatte ich viele, sehr, sehr viele Bleche gebraucht, doch ich wollte ihnen eine Freude machen.

Mitte Dezember nahm Jake mich mit zum Roddeln. Eigentlich dachte ich ich wäre dafür bereits zu alt, doch wo bliebe da der Spaß? Man sollte sich sein inneres Kind bewahren. Immerhin liebte ich auch noch Schneeballschlachten und Kinderfilme. Rachel und Embry begleiteten uns. Quil hatte irgendein Familiending und konnte leider nicht mitkommen. Bella wollte trotz aller Überredungsversuche nicht mitkommen. Langsam schwanden meine Hoffnungen, dass sie je wieder die Alte werden würde. Doch vielleicht, nur vielleicht, würde es besser werden.

Dad staunte nicht schlecht, als ich zwei Wochen vor Weihnachten mit einem Baum auf dem Dach des roten Pick ups die Einfahrt hinaufgefahren kam. Mit Jake als Unterstützung hatten wir zwei der schönsten Tannen ausgesucht. Eine bekam jeder von uns. Beim Kauf war ich überrascht gewesen wie stark er war. Ohne sonderlich angestrengt zu wirken hatte er eine Tanne nach der Anderen auf das Dach befördert. Ich hatte ihm dann geholfen sie zu sichern. An nur einen Tag schmückten wir zwei Bäume, wobei der Nadelbaum im Wohnzimmer der Blacks gigantisch wirkte. Ohne eingebildet klingen zu wollen musste ich sagen, dass ich stolz war wie toll unser Werk am Abend aussah. Die Lichter funkelten. Die Kugeln glänzten in ihrem Licht.

"Weißt du was?", fragte Jake, als wir nebeneinander auf dem kleinen, gemütlichen Sofa saßen und den neuen Weihnachtsbaum der Blacks ansahen.

Ich umschloss die warme Teetasse. Die Kräutermischung war Billys Geheimrezept. Ich wüsste nur allzu gern was er dort reinmachte. Jedenfalls schmeckter er köstlich, irgendwie würzig.

"Nein. Was?"

Abwartend sah ich ihn von der Seite an.

"Wir sind geborene Dekoratöre.", verkündete er ernst. Dann drehte er den Kopf zu mir. Dieses typische Jacob-Grinsen schlich sich auf sein Gesicht.

"Aber sowas von!"

Lachend stießen wir unsere Becher zusammen.

~°~

Weihnachten kam schneller als gedacht. Zur Feier des Tages schlief ich aus. Ich sah mir am Nachmittag mit Bella 'A Christmas Carol' im Fernsehen an. Für uns war das wie eine Tradition. Dad hatte mir versprochen ihn mit uns anzusehen, doch er wurde kurzfristig aufgrund irgendeines Notfalls ins Sheriffbüro beordert. Ohne ihn war es ihm Haus totenstill. Die Geräusche aus dem Fernseher waren alles was den Raum erfüllte. Bella gab keinen Ton von sich. Es war schon beinah gespenstisch wie sie so da saß. Ich fühlte mich unbehaglich. Nach dem Film schaute ich noch ein wenig fern, doch eine Dreiviertelstunde später hielt ich es nicht mehr aus. Auf meine Frage hin, ob Bella mit raus auf einen Spaziergang kommen wollte kam die erwartete Antwort. Also zog ich mir meine Winterjacke, dicke Socken, Winterstiefel, Handschuhe, eine Mütze und einen Schal an und maschierte los in den schneebedeckten Wald. Hier draußen war die Luft unglaublich klar. Gierig sog ich sie ein. Mein Atem stieg in Wölkchen in den hellblauen Himmel auf. Ohne groß nachzudenken lief ich immer weiter geradeaus. Der Spaziergang half mir meinen Kopf freizukriegen. Auch wenn ich meine Schwester liebte hatte ich immer öfter das Gefühl in ihrer Nähe nicht atmen zu können. Ich fühlte mich für sie verantwortlich und inzwischen war ich mir nicht mehr sicher wie lange ich diese Brüde noch tragen konnte. Siedendheiße Tränen rannen mir über die Wangen. Zunächst hatte ich gar nicht gemerkt wann ich angefangen hatte zu weinen. Die Tränenspuren kühlten sich schnell ab. Eisiger Wind wehte mir ins Gesicht. Auch wenn mich niemand hier draußen sehen konnte wischte ich mir die Wangen mit meinen Handschuhen schnell trocken. Meine Beine hatten mich vorangetragen. Ich hatte nicht bemerkt wie weit ich bereits gegangen war. Wenn mich nicht alles täuschte befand ich mich bereits im Gebiet der Quileute.
Einige Meter hinter mir knackte ein Ast. Erschrocken fuhr ich herum. Mit den Augen suchte ich zwischen den dunklen Bamstämmen nach der Ursache des Geräuschs. Um mich herum standen vornehmlich Nadelbäume, weswegen ich nicht allzu viel erkennen konnte. Angestrengt versuchte ich meinen rasenden Herzschlag zu beruhigen. Ich war zu schreckhaft. Vermutlich war es nur ein Tier gewesen. Hier gab es überall Eichhörnchen, Mäuse und Wild. Auch wenn ich noch einige Blicke über die Schultern warf setzte ich meinen Weg fort. Inzwischen konnte ich meine Oberschenkel trotz Strumpfhose nicht mehr spüren. Auch meine Nase fror mir ab. Dennoch wollte ich nicht nach Hause bis Dad wieder da war. Nach einer weiteren Stunde, wie mir meine Armbanduhr verriet, lichtete sich der Wald. War ich tatsächlich schon so weit gelaufen? Ich beschleunigte meine Schritte und tatsächlich stand ich wenige Minuten darauf vor einer Steilklippe gegen die die tosende Brandung schlug. Es war seltsam für mich im Winter hier zu sein. Soweit, an einen Winter in Forks, reichten meine Erinnerungen nicht. Es war schön. Nachdem ich eine Ewigkeit nur dagestanden hatte entschloss ich mich zurückzugehen. Dad würde in einer knappen Stunde nach Hause kommen und ich bräuchte allein schon mindestens zwei Stunden für den Heimweg. Hoffentlich hatte Bella den Braten schon in den Ofen geschoben. In der Hoffnung Zeit einzusparen entschied ich mich den Weg durch das Reservat zu nehmen. Ich ging an den Klippen entlang bis zum Strand, um von dort aus in den Wald einzubiegen. Nach einer knappen halben Stunde kam ich hinter dem Haus der Blacks raus. Inzwischen kannte ich die Strecke so gut wie meine Westentasche. Billys Wagen stand vor dem Haus. Kurz spielte ich mit dem Gedanken zu klingeln, doch ich wollte ihnen ihre Zeit zu zweit lassen. Sie kämen heute Abend zum Weihnachtsessen vorbei.

Mit einem letzten Blick auf die Holzhütte ging ich weiter die ungepflasterte Straße entlang. Kurz vor dem Ende des Reservats hörte ich von hinten ein Auto näher kommen. Um Platz zu machen lief ich am rechten Rand der Straße entlang, doch unerwarteter Weise schien der Wagen langsamer zu werden. Schließlich rollte er neben mir her. Ein Fenster wurde heruntergekurbelt. Das erkannte ich an dem Geräusch, welches es machte. Ich verschränkte meine Arme vor der Brust und beschleunigte meine Schritte.

"Adi!", rief auf einmal eine vertraute Stimme.

Ich blieb stehen. Noch bevor ich mich umdrehte wusste ich, dass es Embry war.

"Soll ich dich mitnehmen?", fragte er über den Motorlärm hinweg.

Dankend nahm ich sein Angebot an und sprang auf den Beifahrersitz. Im Inneren des Autos war es angenehm war. Embry trug nicht einmal eine Jacke.

"Ich stelle deine Sitzheizung an."

Er drückte einen Knopf neben meinem Sitz, während ich mich anschnallte. Danach setzte er das Auto erneut in Bewegung.

"Wieso warst du hier? Hast du Jake besucht?"

"Nein, ich- ich musste frische Luft schnappen."

Neben mir lachte er leise.

"Ziemliche Strecke für einen Spaziergang."

"Ehrlich gesagt hatte ich nicht vor so weit zu laufen. Ich war... plötzlich an den Klippen."

"Dir ist Zuhause wohl die Decke auf den Kopf gefallen, hmm? Geht es um Bella?", sein Blick war auf sie Straße vor uns gerichtet.

"Ist das so offensichtlich?", fragte ich seufzend.

"Vielleicht kenne ich dich nur gut.", grinsend blickte er zur Seite.

"Ich... fühle mich schluldig. Ich fühle mich schlecht, dass ich langsam aufhöre daran zu glauben ihr könnte es besser gehen. In ihrer Nähe fühle ich mich unwohl. Es ist als würde ich neben einem Geist sitzen. Bin ich deswegen ein schlechter Mensch?"

Die Frage war ernst gemeint. Embry schien gewissenhaft über sie nachzudenken, bis er sie schließlich beantwortete.

"Du bist kein schlechter Mensch. Ich kenne dich, Adi! Du bist ein sehr guter Mensch und das du so denkst ändert das nicht. Du bist immer für sie da. Nun auch anzufangen an dich selbst zu denken macht dich nicht zu einem schlechten Menschen, nur zu einem normalen."

Seine Worte nahmen mir erstaunlicher Weise einen Teil der Last. Ich fühlte mich besser für den Moment zumindest.

"Machmal findest du weise Worte, Call!"

"Ist dir das noch nicht aufgefallen?", witzte Embry.

~°~

Am 25. Dezember, dem Morgen nach dem Weihnachtsessen, tauschten wir endlich die Geschenke aus. Bella und Dad bekamen ihre noch vor dem Frühstück. Dad schien sich über seine Angelköder mehr zu freuen, als über den Pullover, aber das hatte ich erwartet. Dennoch trug er ihn breites nach dem Essen. Ein kleines Fünkchen Freude machte sich in mir breit. Die Geste von ihm machte mich glücklich. Anders als ich dachte kam mein Geschenk bei Bella ganz gut an. Sie lächelte nicht, doch als sie sich bei mir bedankte wirkte es aufrichtig. Zu meiner großen Überraschung bekam ich von ihr auch ein Geschenk. In rotes Papier eingewickelt lag ein hübsches Bettelarmband. Quickend umarmte ich sie. Ich hatte nicht erwartet etwas von ihr zu bekommen und ich liebte dieses Armband. Dad und Mom schenkten mir Flugtickets nach Jacksonville. Ich sollte Mom und Phil über Neujahr besuchen. Bella erhielt das selbe Geschenk, jedoch schien nie nicht sonderlich begeistert zu sein.

Vormittags fuhr ich mit Charlie in seinem Wagen zurück nach La Push. Er hatte mir angeboten mich zu fahren, da die Straßen heute recht vereist waren. Ich traute mir nicht zu selbst zu fahren und wäre ansonsten zu Fuß gegangen, doch das wäre mit all den Geschenke im Schlepptau äußerst beschwerlich gewesen. Allein für Jake hatte ich drei imensgroße Motorradbauteile, für Embry eine neue Motorradjacke, da seine ihm zu klein wurde. Seine Wachstumsschübe schienen kein Ende zu nehmen. Inzwischen war er bestimmt über 1,80m groß. Für Quil hatte ich es am schwierigsten gefunden ein passendes Geschenk auszusuchen. Letztlich hatte ich mich für ihn für ein Videospiel entscheiden über welches wir kürzlich gesprochen hatten und einen Kontroller, da ich mitbekommen hatte, dass er häufiger Probleme mit einem von seinen hatte. Billy würde einen neuen Hut bekommen. Ich hoffte einfach ich hatte ihre Geschmäcker getroffen.

~°~

Meine Freunde hatten sich über ihre Weihnachtsgeschenke gefreut. Auch sie wussten erstaunlich gut was mir gefallen würde. Es war ein perfektes Weihnachten mit dem besten Adventspunsch, den ich je getrunken hatte. Auch der Hot Buttered Rum mit Kürbis, nach Billys Familienrezept, war fantastisch. Leider durften alle unter 21 nicht mehr als ein Glas trinken. Darauf achtete mein Vater pinibel genau.

Über Silvester flog ich nach Jacksonville. Trotz all meiner Bemühungen und Überredungsversuche weigerte sich Bella Forks zu verlassen. Ich hörte die Enttäuschung in Moms Stimme als ich sie anrief und ihr berichtete, dass ich alleine kommen würde. Ich wollte es mir nicht anmerken lassen, ich wusste es war nicht gegen mich gereichtet, doch ich war verletzt. War ich ihr nicht genug? Die Unsicherheit nagte an mir. Mit aller Macht sperrte ich sie in die hinterste Ecke meines Gehirns.
Am Flughafen in Jacksonville, Florida angekommen kam ich mir in meinem Pulli und der Winterjacke fehl am Platz vor. Die Außentemperatur betrug knappe 20 Grad Celsius. Mit der Jacke auf dem Arm und meinen Koffer hinter mir herziehend verließ ich das Gate. Im Eingangsbereich erwarteten mich Mom und Phil. Mit offnen Armen kam meine Mutter auf mich zugelaufen. Ihr Duft nach Lavendel und Sonnenschein umhüllte mich. In ihrer Umarmung fühlte ich mich wohl. Es fühlte sich nach nach Hause kommen an.

Es war das erste Mal, dass ich ihr neues Haus sah. Das Einfamilienhaus war schön, hell eingerichtet und geräumig. Farbenfrohe Kissen zierten das große Sofa. Die gesamte Einrichtung schrie förmlich nach Moms Stil. Kaum hatte ich die Türschwelle übertreten sprang plötzlich jemand hinter einer Ecke hervor. Vertraute hellblonde, kurze Locken und ein Gesicht voller Sommersprossen stachen mir ins Auge. Ich konnte es nicht glauben.

"Cassy?!", quietschte ich auf.

Ohne groß darüber nachzudenken stürmte ich auf sie zu. Ich schloss meine beste Freundin seit Kindertagen in meine Arme. Sie umarmte mich ebenfalls.
Mom hatte sie aus Arizona einfliegen lassen. Sie hatte es als zusätzliches Weihnachtsgeschenk bezeichnet. Das war das beste Geschenk, welches sie mir jemals hätte machen können. Ich war überglücklich. Die gesamte Woche waren wir unzertrennlich. Wir tauschten Geschichten aus, zeigten uns gegenseitig Fotos. Cassy ließ sich darüber aus wie 'heiß' sie meine männlichen Freunde fand. Spielerisch knuffte ich ihr in die Seite. Seit einem halben Jahr hatte sie einen Freund. Sein Name war Andrew. Er sah gut aus mit seinen kurzen, wirren, sandblonden Haaren und den strahlendblauen Augen. Abgesehen davon schien er ein Gentleman zu sein. An ihren Erzählungen erkannte ich wie sehr sie in ihn verliebt war. Es freute mich, dass sie so glücklich war. Kurz nach Mitternacht in der Silvesternacht riefen wir beide unsere Freunde und Familien an. Zuvor hatten wir uns zusammen mit meinen Eltern das Feuerwerk angesehen und selbst die ein, oder andere Rakete abgefeuert.

~°~

Januar

~°~

Mich wieder von Cassy und Mom zu verabschieden war mir schwer gefallen. Es flossen einige Tränen. Jedoch freute ich mich auch darauf zurück nach Forks zu reisen. Dad holte mich vom Flughafen in Port Angeles ab. Ich freute mich ihn wiederzusehen. Ich freute mich sogar über die Kälte, den Schnee. Zuhause angekommen trug er meinen Koffer rein. Ich rief direkt nach Bella, doch erhielt keine Antwort.

"Ist sie nicht da?", erkundigte ich mich.

Dad runzelte die Stirn.

"Sie war in ihrem Zimmer."

"Ich gehe hoch, okay?"

Er nickte. Rasch nahm ich ihr den Koffer ab und schleppte ihn die Treppe hoch. Ich stellte ihn achtlos im Flur ab. Vorsichtig klopfte ich gegen Bellas Zimmertür. Als ich keine Antwort erhielt trat ich dennoch ein. Meine Schwester saß auf ihrem Bett und starrte aus dem Fenster. Die Leichtigkeit und Heiterkeit, die ich in der letzten Woche empfunden hatte verflog mit einem Schlag. Die Luft hier drinnen war stickig. An den Wänden hingen keine Bilder mehr. Die Wände waren kahl. Wie lange sah es hier schon so trostlos aus?

"Bella, ich bin wieder zurück."

"Oh... hallo.", kam es leise von ihr.

"Ich- Mom hat mir noch eine Kleinigkeit für dich mitgegeben."

"Wirklich? Danke.", echote sie ohne mich anzusehen.

Es schien sie nicht im mindesten zu interessieren. Ich spürte wie ohne Vorwarnung Wut in meinem Inneren hochkochte. Angestrengt versuchte ich sie zu verdrängen.

"Wie war die letzte Woche? Habe ich etwas verpasst? Weißt du in Jacksonville ist es ziemlich warm. Es hätte dir gefallen.", versuchte ich eine Unterhaltung in Gang zu bringen.

Ich setzte mich neben ihr auf den Bettrand.

"Hmm."

Sie starrte weiter aus dem Fenster. Seufzend fuhr ich mir durch die langen, braunen Haaren. Dann legte ich ihr eine Hand auf die Schulter. Ich zwang sie mich anzusehen. Als sie es tat musste ich schlucken. Ihre braunen Augen wirkten leer.

"Bella... So geht das nicht weiter!", versuchte ich ihr zu erklären. "Du- Wir müssen reden!"

"Worüber?", fragte sie, doch klang nicht im mindestens interessiert.

"Darüber!" Mit meinen Armen fuchtelte ich vor ihrem Körper herum.
"Das hier! Bella du bist nicht mehr du selbst. Du vegetierst nur vor dich hin. Du- Du gehst nie mit deinen Freunden aus, du lachst nicht mehr. Eigentlich scheint dir alles egal zu sein."

"Das ist es nicht! Mir geht es gut!", unterbrach sie mich.

Ich verschränkte die Arme vor der Brust. Zweifelnd hob ich eine Augenbraue.

"Das sagst du zwar, aber leider glaube ich dir nicht. Dir geht es nicht gut, Bella! Anfangs wollte ich dir Zeit geben die Trennung zu verarbeiten, aber das geht nun viel zu lange so! Er ist schon fast ein halbes Jahr fort! Du musst nach vorne sehen!"

"Das-Das tue ich.", murmelte sie.

"Vielleicht glaubst du das tatsächlich.", ratlos zuckte ich mit den Schultern. "Aber von außen sieht es nicht danach aus. Ich habe überlegt... du könntest mit einem Therapeuten sprechen. Du musst einen Weg finden damit umzugehen. Denn... nicht nur dich belastet diese Situation. Ich möchte nicht mehr dabei zusehen wie du leidest."

Darauf antwortete sie nicht. Stattdessen sah sie zu Boden. Ich stand auf.

"Okay... Bitte denk darüber nach!"

Mit diesen Worten verließ ich ihr Zimmer.

~°~

Die Zeit verflog. Der Schnee schmolz. Ich hatte auch mit Dad über Bellas andauernden Zustand gesprochen und als es auch nach unserem Gespräch nicht besser wurde und sie sich weigerte sich Hilfe zu suchen überlegten wir was wir tun konnten. Inzwischen waren wir verzweifelt. Ich hatte auch die Jungs um Hilfe gebeten, doch wir waren auf keinen grünen Zweig gekommen.

Wir saßen zu dritt beim Frühstück. Ich laß in meinem Geschichtsbuch, da ich heute einen wichtigen Test zu bewältigen hatte, während ich meinen Joghurt aß. Bella stocherte unterdessen geistesabwesend in ihren Cornflakes rum, als Dad plötzlich mit der Faust auf den Tisch schlug. Erschrocken fuhr ich zusammen, wobei der Löffel voller Joghurt, den ich mir gerade in den Mund hatte schieben wollen auf den Seiten meines Buches landete. Fluchend sprang ich auf und griff schnell nach einem Küchentuch. Eilig tupfte ich den Fleck ab.

"Mir reicht's jetzt, Bella! Ich schicke dich nach Hause!", verkündete er mit donnernder Stimme.

Geschockt blickte ich auf.

Was?

Bella sollte fort? Was war dann mit mir? Würde er mich auch fort schicken? Ich wollte nicht hier weg! Forks war mein Zuhause! Meine Freunde, mein Leben war hier!

Zum ersten Mal seit Monaten erkannte ich eine Gefühlsregung im Gesicht meiner großen Schwester. Ihre Augen waren weit aufgerissen. Erschrocken blickte sie Dad an.

"Ich bin doch Zuhause.", murmelte sie verwirrt.

"Ich schicke dich zu Renée, nach Jacksonville.", erklärte er. Wütend sah er sie an. Sie schien zu begreifen.

"Was hab ich denn gemacht?", sie klang als wäre sie kurz vorm losheulen.

Dad sah sie finster an.

"Du hast nichts gemacht. Das ist es ja gerade. Du machst nie irgendwas.", versuchte er ihr zu verdeutlichen was das Problem war.

Konnte sie es nicht sehen?

Sie zog verwundert die Augenbrauen zusammen.

"Willst du, dass ich irgendwas anstelle?", fragte sie verwundert.

Gedanklich schlug ich mir die Hand vor die Stirn. Wie konnte sie nicht verstehen worauf er hinaus wollte?

Dad warf die Arme in die Luft.

"Etwas anstellen wäre besser als dieses... dieses ewige Trübsalblasen!"

"Das tue ich doch gar nicht.", verteidigte sie sich.

Dies war die leidenschaftlichste Aussage seit Ewigkeiten.

"Das trifft es nicht ganz.", gab er widerstrebend zu. "Trübsalblasen wäre nicht so schlimm - dann würdest du ja wenigstens irgendwas tun. Du bist einfach... leblos, Bella. Ich glaube, das ist das richtige Wort."

Dieses Wort traf den Nagel auf den Kopf. Leblos.

"Was Dad damit sagen will ist, dass du wieder anfangen musst zu leben. So wie jetzt geht es nicht weiter! Du kannst nicht Tag für Tag vor dich hinvegetieren.", schaltete ich mich ein.

"Tut mir leid... "

Es war eine lahme Entschuldigung.

"Du solltest dich nicht entschuldigen.", kam es von Dad.

Sie seufzte.

"Dann sag mir, was ich tun soll."

"Bella." Er zögerte und beobachtete sie ganz genau, als er fortfuhr. "Schatz, weißt du, du bist nicht die Erste, die so etwas durchmacht."

Seine Worte versetzen mir einen Stich ins Herz. Er sprach von Mom. Über den Tisch hinweg griff ich nach seiner Hand und drückte sie. Ich hatte einfach so ein Gefühl, dass er das jetzt brauchte. Er redete nie über die Trennung von Mom. Ich hatte immer angenommen es würde ihm zu sehr weh tun daran zu denken.

"Ich weiß.", kam es von Bella, jedoch schwang keine Emotion in ihrer Stimme mit.

"Hör mal, Schatz. Ich glaube, du... könntest Hilfe gebrauchen."

"Hilfe?"

Dad schwieg für einen Moment. Er suchte nach den richtigen Worten. "Als eure Mutter mich damals verlassen hat.", er atmete tief ein. Seine Stirn legte er in Falten. "Und euch mitgenommen hat. ... Also, da ging es mir richtig dreckig."

Ich drückte seine Hand fester und spürte wie Tränen hinter meinen Augen hervorbrachen. Es tat mir weh ihn leiden zu sehen.

"Ich weiß, Dad.", murmelte auch Bella. Etwas blitze in ihren Augen auf neben all dem Schmerz. Ich hielt es für Mitgefühl. Dad war gerade dabei zu ihr durchzudringen.

"Aber ich hab's in den Griff bekommen.", fuhr er nach einer kurzen Pause fort. "Schatz, du kriegst es nicht in den Griff. Ich hab gewartet. Wir haben gewartet. Wir haben gewartet, dass es besser wird." Er sah sie an und senkte schnell den Blick. Was jetzt kommen würde würde ihr nicht gefallen. "Ich glaube, wir drei wissen, dass es nicht besser wird."

"Mir geht's gut.", log sie.

Selbst ein Blinder konnte sehen, dass es nicht der Wahrheit entsprach. Dad tat so, als habe er sie nicht gehört.

"Ich-... Ich weiß, dass deine Schwester schon mit dir darüber geredet hast. Vielleicht... also, wenn du mit jemandem darüber reden würdest. Jemand Professionellem."

"Ich soll zu einem Therapeuten gehen?", ihr Ton wurde der schärfer.

"Vielleicht würde dir das helfen. Adriana und ich halten es für das Beste."

"Aber vielleicht würde es auch überhaupt nicht helfen.", pfefferte sie zurück.

Dad fuhr sich verzweifelt durch seine braunen Locken.

"Wir wissen nicht mehr weiter, Bella. Vielleicht kann deine Mutter... "

"Also gut.", sagte sie tonlos. "Heute Abend gehe ich aus, wenn du willst. Ich rufe Jess, oder Angela an."

Ich biss mir von innen auf die Lippe. Ehrlich gesagt war ich mir nicht sicher, ob ihre Freunde nach all der Zeit in der sie sie ignoriert und vernachlässigt hatte noch ihre Freunde waren. Selbst Mike hatte irgendwann aufgehört sich um sie zu bemühen, sie zu fragen, ob sie Lust auf Unternehmungen hatte, auch wenn er mir und ihr auf der Arbeit weiterhin unter die Arme griff.

"Das ist es nicht.", Dad klang frustriert. "Ich halte es nicht aus zu sehen, wie du dich noch mehr anstrengst. Ich hab noch nie jemanden gesehen, der sich so angestrengt hat. Es tut weh, das mit anzusehen."

"Ich verstehe dich nicht, Dad. Erst bist du sauer, weil ich nichts mache und wenn ich dann ausgehen will, ist es dir auch nicht recht."

"Ich möchte, dass du glücklich bist - nein, so viel verlange ich gar nicht. Ich möchte nur, dass du nicht mehr unglücklich bist. Ich glaube, wenn du Forks verlassen würdest, wäre es einfacher für dich."

Der Gedanke daran Bella könnte weggehen tat weh. Wir waren immer zusammen gewesen. Noch nie waren wir mehr als ein paar Wochen von einander getrennt gewesen. Sie war meine Schwester und ich hatte sie lieb. Allerdings konnte ich mir auch nicht mehr ansehen wie sie leidet. Wenn es ihr in Jacksonville besser gehen würde war ich bereit sie gehen zu lassen. Sie sollte sich nicht mehr quälen. Ich könnte sie besuchen. Doch als Dad sie in seinen Plan einweihte blitzte ein Funken Leben in ihren Augen auf.

"Ich gehe nicht weg.", sagte sie entschlossen.

"Warum nicht?", wollte er wissen.

"Ich bin im letzten Schuljahr - das würde alles vermasseln."

Ich sah ihr an, dass es mit Sicherheit nicht der einzige Grund war.

"Du bist doch gut in der Schule - du würdest das schon hinkriegen.", entkräftete Dad ihr Argument sogleich.

"Ich will Mom und Phil nicht auf der Pelle hocken."

"Mom hätte dich liebend gern wieder bei sich.", erinnerte ich sie und schlug mich somit auf Dads Seite.

Sie warf mit einen Todesblick zu. Wow. Das war die intensivste Reaktion seit ganzen fünf Monaten.

"In Florida ist es zu heiß."

Dad schlug wieder mit der Faust auf den Tisch. Wieder zuckte ich zusammen. Ich ließ seine andere Hand erschrocken los.

"Wir wissen beide, worum es hier eigentlich geht, Bella, und es tut dir nicht gut.", erhob der seine Stimme.

Ich warf ihm einen warnenden Blick zu. Zu schreien war unnötig.

"Es ist jetzt Monate her.", versuchte ich es diplomatischer. "Kein Anruf, kein Brief, kein Lebenszeichen. Du kannst nicht länger auf ihn warten."

Sie sah uns beide finster an. Ihr Gesicht nahm Farbe an. Ich konnte sehen wie der Zorn in ihr brodelte. Das war ein Anfang. Wenn ich gewusst hätte, dass es reichen würde dieses Tabuthema, alias Edward, anzusprechen hätte ich das schon vor Monaten getan.

"Ich warte auf gar nichts. Ich erwarte überhaupt nichts.", brachte sie leise hervor.

Leider kehrte die Monotonie in ihren Tonfall zurück.

"Bella... ", setzte Dad mit belegter Stimme an.

Sie unterbrach ihn indem sie sagte sie müsste zur Schule. Das war zwar wahr doch auch eine Ausflucht, um dem Gespräch zu entkommen. Sie kippte ihr Essen ins Spülbecken.

"Ich gehe heute Abend mit Jessica aus.", rief sie über die Schulter, während sie davonspazierte. Sie wusste noch, dass wir zusammen zur Schule fahren wollten, oder? Ich eilte ihr hinterher. "Kann sein, dass ich nicht zum Abendessen komme. Wir fahren nach Port Angeles und gehen ins Kino."

Bevor noch irgendjemand von uns etwas sagen konnte war sie schon aus der Tür hinaus.

~°~









Das war ein sehr langes Kapitel (6069 Wörter). Ich wollte diese Zeitspanne in einem Kapitel zusammenfassen.
Ich möchte die Chance gerne Nutzen euch um euer Feedback zu bitten. Auch Ideen für den Fortgang der Fanfiction sind willkommen. Zwar habe ich einige konkrete Ideen, die ich einbringen werde, aber bisher ist nicht alles entschieden. Ich hoffe sehr, dass euch die Fanfiction gefällt und hoffe mit euch über die Kommentarfunktion in Kontakt zu treten.
Viel Spaß auch weiterhin beim Lesen 💙

Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro