09:
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Zuhause stand Charlies Wagen in der Einfahrt. Ich zog meine Jacke enger um meinen Körper und hoffte, dass ihm nicht auffallen würde, dass ich etwas anderes trug als heute Morgen.
Dad war nicht wie üblich im Wohnzimmer. Ich rief nach ihm, er antwortete mir aus seinem Schlafzimmer. Schnellen Schrittes lief ich die Treppen hinauf. Mit Verwunderung beobachtete ich wie er Kleidung in seine braune Reisetasche packte.
"Willst du verreisen?", fragend sah ich ihn an.
Mit einer Hand fuhr er sich übers Gesicht. Innerhalb von nur einem Tag schien er um Jahre gealtert zu sein. Das Bella uns verlassen hatte setzte ihm zu. Hoffentlich würde Sam Billy, oder Harry gegenüber nicht erwähnen, dass ich fast ertrunken wäre. Ansonsten würde Dad garantiert davon erfahren und das wäre momentan schlimmer als zu jedem anderen Zeitpunkt. Dad durfte nie davon erfahren, sonst würde er womöglich noch denken ich hätte mich umbringen wollen.
"Ich habe versucht dich anzurufen, aber du bist nicht dran gegangen."
"Ich war in der Schule und bin danach noch ein wenig rumgefahren, um den Kopf freizukriegen.", erklärte ich. Das war nicht gelogen.
"Schon gut, aber packe jetzt bitte deine Tasche! Nimm alles mit was du für eine Woche brauchst!"
Ich begann mir Sorgen zu machen.
"Dad... Dad was ist los? Wieso soll ich meine Sachen packen?"
Er legte seine Hände mit einem sanften Druck auf meine Schultern und suchte meinen Blick. So ernst, so sorgenvoll hatte ich ihn selten gesehen. Ich konnte es ihm ansehen, er zögerte mir zu sagen, was hier vor sich ging.
"Spätzchen... es geht um deine Schwester.", ich versteifte mich bei seinen Worten augenblicklich. "Bella hatte einen Unfall. Sie liegt in Pheonix im Krankenhaus."
"Was-", ich schluckte. "Was ist passiert?"
"Carlisle und Edward sind ihr wohl nachgefahren, um sie zu überreden zurückzukommen. Sie haben sie in einem Hotel angetroffen. Sie wollte sich wohl weigern mit ihnen zu sprechen und beim weglaufen ist sie im Treppenhaus gestolpert und in Folge dessen mehrere Stufen hinab gestürzt. Sie ist- sie ist außerdem durch ein Fenster gefallen. Renée, deine Mom, meint es geht ihr soweit gut, aber sie hat sich das Bein gebrochen und von den Scherben einige Schnittverletzungen davongetragen. Wir fahren jetzt zu ihr! Ich habe bereits in der Schule Bescheid gesagt und mir für die nächsten Tage frei genommen. Jetzt pack deine Sachen, Adi! In einer halben Stunde fahren wir los."
Er wandt sich bereits wieder seiner Tasche zu und faltete ein weiteres Hemd. Ich blieb jedoch stehen. Ich war hin und her gerissen. Kurz darauf bemerkte Dad, dass ich mich nicht von der Stelle gerührt hatte.
"Warum stehst du noch da? Wir wollen bald los."
Die Tränen, die ich so satt hatte wollten wieder raus, doch ich ließ sie nicht. Mit zusammengekniffenen Lippen schüttelte ich den Kopf.
"Ich komme nicht mit, Dad!"
"Was?", er klang als würde er nicht den Sinn hinter meinen Worten verstehen.
"Ich werde nicht nach Pheonix mitkommen.", wiederholte ich klar und deutlich. Meine Stimme klang ruhig, entschlossen. Ganz anders als ich mich im Moment fühlte, doch sobald ich es ausgesprochen hatte wurde mir klar, dass es das war was ich wollte.
Entgeistert blickte mein Vater mir entgegen.
"Was? Wieso? Was redest du da?"
"Ich hab dich lieb, Dad und ich habe auch Bella lieb, aber... was sie gesagt hat... gestern..., dass hat mir wehgetan! Auch wenn ich froh bin, dass es ihr nach diesem schlimmen Sturz gut geht kann ich ihr nicht einfach verzeihen, noch nicht. Vielleicht-Vielleicht hatte sie recht, vielleicht bin ich nicht mehr als eine billige Kopie von ihr..., aber selbst wenn es so ist hat sie sich immer noch dir gegenüber rücksichtslos, nein grausam, verhalten! Du kannst ihr offenbar jetzt schon vergeben, doch ich bin noch nicht soweit. Du kannst fahren. Sieh nach ihr! Sei für sie da! Aber bitte...bitte erwarte das nicht auch von mir!", flehend sah ich ihn an und hoffte, dass er meinen Standpunkt verstehen würde. Die Wunden waren einfach noch zu frisch.
Charlie fuhr sich durch seine dunkeln Haare.
"Ich... verstehe dich, Adriana.", er benutzte so gut wie nie meinen vollen Vornamen. "Ihre Worte haben mich... auch verletzt, aber wir wissen nicht in was für einer Lage sie sich befunden hat. Sie war aufgewühlt, wütend und verwirrt. Da- da ist es verständlich, dass sie einfach nur nach Hause wollte. Ich denke, dass sie uns mit ihren Worten dazu bringen wollte sie gehen zu lassen."
"Das hat sie hervorragend gemacht.", meine Stimme schwächelte nun doch.
"Ja, stimmt. Aber gerade deshalb muss sie jetzt wissen, dass wir ihr das nicht übel nehmen, damit sie sich darauf konzentrieren kann gesund zu werden."
Ich kaute auf meiner Lippe herum, während die Finger meiner rechten Hand das Lederarmband an meinem linken Handgelenk berührten.
"Würdet ihr das auch für mich tun?", wisperte ich.
"Natürlich! Natürlich, Adi! Wieso gehst du von irgendetwas anderem aus?"
"Weil...", und da waren sie, diese lästigen Tränen. "...ich oft das Gefühl habe alle würden sie mehr lieben als mich."
Sofort drückte mich Dad an seine Brust.
"Sowas darfst du nie wieder denken! Wir lieben euch beide gleichermaßen! Mom und ich lieben dich genauso sehr wie Bella. Ihr zwei seid das Wichtigste für uns!"
~○~
In Pheonix schien die Sonne grell vom Himmel. Die Hitze, die ich früher gewohnt war, war schweißtreibend. Nach den Monaten im kalten und verregneten Forks erschien mir das hier wie eine ganz andere Welt. In einem Top und weiten Jeans saß ich mit Dad in der Cafeteria. Mom und Edward waren bei Bella. Bisher war sie noch nicht aufgewacht. Sie hatten ihr ein starkes Sedativum gegen die Schmerzen gegeben. Ich schlürfte an meiner Cola und verzog das Gesicht. Eigentlich war mir dieses Getränk viel zu süß, doch ich brauchte den Zucker und vor allem das Koffein. Kaffee kam für mich bei dieser Hitze, trotz der Klimatisierung im Gebäude nicht in Frage.
Als wir angekommen waren war ich zunächst Mom um den Hals gefallen. Ich hatte sie vermisst, doch das eigentliche Ausmaß wurde mir erst bewusst, als ich sie wiedersah. Mir hatte alles an ihr gefehlt, ihre Stimme, ihre nach Lavendel duftenden Umarmungen, einfach alles. Die Begegnung mit Edward verlief weniger schön, zumindest für ihn. Gelinde gesagt war ich ausgetickt. Auch nachdem er sich dutzende Male für den Streit mit Bella entschuldigt hatte und beteuerte er könne sich gar nicht schuldiger fühlen bebten meine schmalen Schultern weiterhin. Letzten Endes war es Bellas Entscheidung, ob sie mit ihm zusammensein wollte und das sagte ich ihm auch, aber ich machte ihm auch klar, dass er, sollte er meine Schwester je wieder verletzen nicht nur mit einer Streitpredigt davonkommen würde. Ich machte keinen Hehl daraus, dass ich ihn nicht sonderlich leiden konnte. Meine Gefühle anderen Menschen gegenüber brachte ich schon immer sehr direkt zum Ausdruck, aber Bella zuliebe würde ich ihn tolerieren müssen. Ich konnte sehen, dass er sie liebte. Er verließ nie ihr Zimmer, blieb die ganze Zeit über, außer während unseres Streits, der eindeutig nur von mir ausging, bei ihr. Diese Tatsache besänftigte mich ein wenig. Auch wenn ich noch immer wütend, oder viel mehr verletzt von Bellas Worten war wünschte ich mir nur das Beste für sie.
Mein Handy klingelte. Ich gab Charlie ein kurzes Zeichen und nahm dann das Gespräch an. Es war Jake. Ich hatte ihn angerufen kurz bevor wir losgefahren waren, um ihn auf dem Laufenden zu halten. Nun rief er gefühlt jede Stunde an und erkundigte sich nach dem neusten Stand der Dinge. Ich wusste nicht, ob er dies um meinetwillen tat, oder viel mehr weil er sich um Bella sorgte, doch zumindest im Moment war es mir einerlei. Ich genoss es einfach nur seine Stimme zu hören. Sie beruhigte mich und unsere Gespräche verdrängten die unglaubliche Langeweile, die zu Krankenhäusern dazugehören zu schien wie der strenge, beißende Gestank nach Desinfektionsmittel und weiße Arztkittel.
"Wie sieht es aus?", erkundigte er sich. Der Empfang hier drinnen war mies. Seine Stimme klang abgehackt, weswegen ich mich entschloss vor die Tür zu gehen, während ich ihm antwortete.
"Sie ist noch nicht wach. Vermutlich ist es besser so. Wenn sie erst einmal zu sich kommt und Zuhause kein Morphium mehr bekommt wird es ihr für eine Weile ziemlich dreckig gehen. Sie hat viele kleine Schnittverletzungen, eine größere an der Hand und nicht zu vergessen das gebrochene Bein. Sie hat nur Glück gehabt, dass es ein glatter Bruch war. Somit mussten sie wenigstens nicht auch noch operieren."
"Keine Sorge, sie wird schon wieder. In sechs Wochen ist sie wie neu."
"Das hoffe ich."
"In Arizona habt ihr jetzt vermutlich super Wetter...", seufzte er plötzlich.
Ich schirmte meine Augen mit einer Hand vor der Sonne ab und blickte in den klaren, wolkenlosen, blauen Himmel.
"Es ist unglaublich warm! Als ich noch hier gewohnt habe kam es mir selten so heiß vor."
"Tja, dann bist du wohl zu einer von uns geworden. Wenn du nach Hause kommst kannst du dich auf einen verregneten Tag am Strand freuen.", lachte Jacob am anderen Ende.
Ich lächelte in mich hinein. So verrückt es auch war, aber ich würde mich wirklich über einen Strandtag mit Jake freuen. Mit Begleitung würde auch die Wahrscheinlichkeit erneut viel zu weit abzutreiben sinken. Vielleicht sollte ich es mit dem Schwimmen etwas langsamer angehen lassen.
"Das tue ich. Wir könnten auch mal wieder eine Wanderung machen, oder in den Ferien campen."
"Klingt super."
Er wurde wieder ernst.
"Was wirst du tun, wenn Bella wieder bei Bewusstsein ist?"
"Ich weiß es nicht ehrlich gesagt.", seufzte ich und zuckte mit den Schultern, obwohl er es nicht sehen konnte. "Ich denke das ich kurz nach ihr sehen werde, aber... ich weiß nicht, was ich zu ihr sagen soll. Unser letztes Gespräch verlief ja nicht so gut..."
"Du weißt, dass nichts von dem was sie gesagt hat stimmt, oder?"
"Da bin ich mir nicht allzu sicher..."
Auf der Lippe kauend frimelte ich am Band meines Armbands herum. Ich konnte es einfach nicht sein lassen.
"Du bist fantastisch, Adi! Und ihr Beide seit sehr unterschiedliche Menschen. Ihr habt unterschiedliche Freundeskreise, unterschiedliche Interessen und ihr mögt verschiedene Dinge. Erinnerst du dich noch wie sie sich die erste Zeit über im Haus verkrochen hat, da sie den Regen nicht leiden konnte?"
"Eigentlich macht sie das immernoch.", bemerkte ich schmunzelnd.
Ich hörte sein Lachen.
"Stimmt! Aber du bist bei unserem ersten Ausflug zum Strand fast in jede Pfütze gesprungen und am Wasser entlang gelaufen. Du warst absolut fasziniert von dem ganzen Wasser."
"Was soll ich sagen? Da wo ich herkomme ist es sehr trocken. Ich hatte seit Jahren den Ozean nicht mehr gesehen."
"Und jetzt kannst du ihn dir jeden Tag ansehen."
"Ja."
Wir beide schwiegen. Ich lehnte mit dem Rücken an der Hauswand, im Schatten. Wenn ich nur meine Hand ausstrecken würde würden die Sonnenstrahlen auf sie fallen. Die Sonne stand bereits sehr hoch.
Ich traf eine Entscheidung. Hier, soweit weg von Forks und dem Reservat der Quileute fiel es mir leichter mutig zu sein.
"Jacob?"
"Jacob? Was kommt denn jetzt?",witzelte er.
"Würdest du mich zum diesjährigen Jahresabschlussball meiner Schule begleiten? Er ist am nächsten Freitag. Ich hatte überlegt mit einigen Freunden als Gruppe zu gehen, aber wenn ich ehrlich bin würde ich am liebsten mit dir hingehen."
"Unter einer Bedingung!"
Ich grinste.
"Alles."
"Du gehst mit mir zu meinem Jahresabschlussball! Unserer findet eine Woche später statt und mit dir habe ich nicht nur eine wundervolle Begleitung, sondern bin vermutlich einer der Wenigen, der nicht mit seiner Cousine hingeht."
Ich lachte leise.
"Einverstanden."
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Eine Dreiviertelstunde nachdem Jake das letzte Mal angerufen hatte kam Mom aufgeregt auf uns zugelaufen. An ihrer verschmierten Maskara erkannte ich, dass sie geweint hatte, jedoch trug sie ein breites Lächeln auf den Lippen, was mir sagte, dass es wohl Freudentränen gewesen sein mussten.
Dad sprang sofort auf. Ich rechnete es ihm hoch an, dass er wartete bis Mom von selbst anfing zu sprechen. Bella war wieder zu sich gekommen. Edward war bei ihr. Ich wusste nicht ob mir dieser Umstand gefiel, doch ich erinnerte mich daran, dass ich Frieden mit ihm schließen wollte. Würde Bella sich allerdings immernoch von ihm trennen wollen wäre es mir eine Freude ihn rauszuwerfen. Mein Verstand sagte mir einfach, warnte mich, dass er gefährlich für sie war. Gefühle hin, oder her. Bisher hatte ich meiner Intuition stets vertrauen können.
Hinter meinen Eltern stieg ich die Treppen bis zur Etage in der meine Schwester lag hinauf. Sie wären vermutlich Fahrstuhl gefahren, doch ich war kein Fan von diesen Teilen. Wenn ich konnte und es nicht viel zu weit war benutze ich die Treppe. Ich konnte es nicht ab in kleinen, engen Räumen eingesperrt zu sein, noch weniger, wenn Absturzgefahr bestand.
Vor ihrer Zimmertür blieb ich stehen. Mein Herz schlug mir bis zum Hals und ich hatte schwitzige Handflächen, nicht nur von der Hitze. Ich fühlte mich fürchterlich. Der Knoten in meinem Magen ließ sich nicht ignorieren. Zögerlich folgte ich meinen Eltern. In dem Krankenzimmer empfing mich das Piepen von Maschinen. In einem Bett, fast so weiß wie die Lacken auf denen sie lag, lag Bella. Sie sah fertig aus. Kein Wunder nach so einem Sturz. Plötzlich fühlte ich mich bei dem Anblick schuldig. Ich hatte sie gehen lassen. Wäre der Unfall auch passiert, wenn ich meine Wut nicht hätte überwiegen lassen? Hätte ich sie überreden können in Forks zu bleiben? Das kleine bisschen Zorn, welches noch in meiner Seele brodelte verblasste allmählich. Sie so zu sehen stimmte mich milde. Jetzt war nicht die Zeit für Vorwürfe. Ich trat zu Dad ans Bett, wo er ihr über den Kopf strich, als wäre sie tatsächlich noch das kleine Mädchen, das er in ihr sah. Ihre müden Augen trafen auf mich. Als Bella mich sah sah ich wie sich ihr Brustkorb anhob. Sie atmete tief ein. Zuerst hielt ich dies für ein schlechtes Zeichen und spielte mit dem Gedanken wieder zu gehen, doch dann hob sie ihre blasse Hand schwerfällig vom Bett.
"Adi...", ihre Stimme war rau, heiser.
Es klang als würden ihre Stimmbänder über Sandpapier kratzen. Mit einem flattern im Magen griff ich nach ihrer Hand. Sie war eiskalt im Gegensatz zu meiner. Kraftlos schlangen sich ihre Finger um meine Hand.
"Es tut mir leid...", krächzte sie.
Mir traten Tränen in die Augen.
"Mir auch. Natürlich will ich nicht das du gehst! Ich-Ich war nur so verletzt... Ich habe mit Worten um mich geschlagen, weil ich wütend war. Es tut mir leid, Bella! Ich hab dich lieb!"
Nun schniefte auch meine große Schwester.
"Ich hab dich auch lieb! Und du bist kein bisschen wie ich! Du bist wundervoll, schlau und einzigartig! Ich habe mich immer gefreut so viel mit dir zu machen. Du bist nicht nur meine Schwester, sondern auch meine beste Freundin!"
Ich fiel ihr in die Arme bedacht darauf kein Gewicht auf sie zu lagern, um sie nicht zu verletzen. Wir beide weinten.
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Der Jahresabschlussball stand vor der Tür. Es war Freitagabend. Während des Schultages waren die Flure von Geflüster erfüllt gewesen. Ich musste zugeben, dass ich mich auch schon auf den Abend gefreut hatte. Es würde schön werden gemeinsam mit meinen Freunden ein wenig zu feiern. Solche Events wie der Ball waren selten in Forks. Vielleicht war gerade deswegen die Vorfreude besonders groß.
Gemeinsam mit Bella und Alice Cullen, Edwards Schwester, machte ich mich fertig. Seit wir aus Pheonix zurückgekommen waren kam Alice öfter vorbei, um Bella zu helfen. Sie schienen sowas wie beste Freundinnen zu sein. Da Bella beschlossen hatte sich mit Edward zu vertragen versuchte ich das Positive darin zu sehen. Alice war neben Bellas Glück, dass sie zu empfinden schien wenn sie mit ihm zusammen war, das Einzige was ich bisher gefunden hatte.
Alice hatte uns allen die Haare gemacht. Sie hatte dafür ein großes Talent. Meine nach wie vor dunkelbraun getönten Haare fielen nun in sanften Locken über meine Schultern. Die vorderen Partien waren kunstvoll hochgesteckt und mit Spangen befestigt worden. Wie ich mich in meinem silbernen Kleid vor dem bodentiefen Spiegel in Bellas Zimmer betrachtete musste ich gestehen, dass ich eigentlich ganz gut aussah. Ich kam nicht an Alice feenhafte Schönheit heran, aber ich sah für meine eigenen Maßstäbe hübsch aus. Zufrieden strich ich mein Kleid glatt. Edward hatte Alice und Bella vor fünf Minuten abgeholt. Er war fast eine Viertelstunde zu früh da gewesen. Nun wartete ich auf Jacob, dem Quil zur Feier des Tages sein Auto überlassen hatte. Ich müsste mich später noch bei ihm persönlich dafür bedanken.
Ich nutzte die Zeit um Mom eine kurze E-Mail zu schreiben. Morgen würde ich ihr einen längeren Bericht des Abends zukommen lassen. Sie war schon ganz aus dem Häuschen, als ich ihr von dem Ball erzählt hatte. Sie wies mich an Charlie Bilder machen zu lassen und sie ihr später zu schicken. Charlies Kamera war ein älteres Model, doch es reichte mir vollkommen aus. Er würde sie mir für den Abend leihen, sodass ich auch auf dem Ball das ein, oder andere Foto machen könnte. Ich wollte die gesammelten Erinnerungen festhalten.
Es klingelte an der Tür. Aufgeregt sprang ich auf und rannte die Treppen hinunter ins Erdgeschoss. Dad hatte bereits die Haustür geöffnet. Ein grinsender Jacob stand davor. Seine strahlend weißen Zähne bildeten einen starken Kontrast zu seiner dunklen, rostbraunen Haut. Ich hatte ihn nie ohne Zopf gesehen. Normalerweise band er seine Haare immer zusammen, doch heute hingen seine glänzenden, schwarzen Haare zu beiden Seiten seines schönen, breiten Gesichts herab. Er sah gut aus in seinem reinweißen Hemd, der Anzughose und mit der Krawatte, die um seinen Hals hing. Ich musste gestehen, dass ich ihn in diesem Moment äußerst attraktiv fand.
Begeistert fiel ich ihm um den Hals. Heute war ich euphorisch. Es war ein guter Tag, ein fantastischer Tag und er würde in einem fantastischen Abend ausklingen. Zu meiner Überraschung schien es meinen Vater nicht im mindesten zu stören, dass ich Jake so stürmisch umarmt hatte. Auf seinem Gesicht lag sogar ein wages Lächeln. Nach der kurzen Begrüßungsrunde drückte ich Dad die Kamera in die Hand. Er stellte sich ein wenig unbeholfen dabei an die Bilder zu machen, gab uns zögerliche Anweisungen wie wir uns hinstellen sollten, doch schließlich drückte er ein paar Mal den Auslöser. Ich grinste breit in die Linse.
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