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Liam
„Wir bekommen Besuch", verkündete ich am nächsten Morgen, als Harry mir völlig übermüdet gegenüber saß.
Er zog gähnend beide Augenbrauen nach oben und nahm einen kräftigen Schluck Kaffee. „Ach ja? Von wem denn?"
Er stellte seine Tasse wieder ab und fuhr sich mit beiden Händen über das völlig erschöpft aussehende Gesicht. Während ich gestern Abend mit Niall über Skype telefoniert hatte, waren Harry und der Rest der Jungs um die Häuser gezogen. Eigentlich war ich gottfroh, nicht dabei gewesen zu sein. Ich konnte mir nämlich gut denken, welchen Alkoholpegel vor allem Harry zum Schluss gehabt hatte.
Ich räusperte mich. „Einem Freund von mir."
„Aha", grummelte Harry, ohne seine Hände aus dem Gesicht zu nehmen. „Und wie heißt er?"
Ich konnte mir ein Grinsen bei diesem Anblick beim besten Willen nicht verkneifen. „Wann zur Hölle bist du denn heute nach Hause gekommen?"
„Keine Ahnung", grummelte er und nahm beide Hände aus dem Gesicht, einzelne Strähnen des lockigen Haares in den Augen. „Ich weiß nur noch, dass ich mich wohl einige Male übergeben habe."
Ich seufzte. „Was für eine Überraschung."
Harry rollte beide Augen. „Sieh mich nicht so an."
„Du weißt genau, dass das gefährlich ist, wenn du allein bist."
Er schlug sich beide Hände wieder vor sein Gesicht. „Ich werde es doch wohl schaffen, den Eimer zu treffen."
Ich konnte mir nicht helfen, als ein höhnischer Ton sich aus meiner Brust drängte. „Also, ich habe Nächte erlebt, da hättest du das allein nicht mehr geschafft."
Er sagte kein Wort. Er nahm auch die Hände nicht aus seinem Gesicht. Keine Regung, noch nicht einmal der Ansatz einer Reaktion.
„Ich will doch nur nicht, dass ich irgendwann morgens in dein Zimmer komme und sehen muss, dass du an deiner eigenen Kotze erstickt bist", murmelte ich, so leise, dass er es kaum gehört hatte.
Dann aber ließ er seine Hände sinken und sah mich mit einem schwachen Lächeln auf den Lippen an. „Das wird schon nicht passieren."
Wie konnte er sich da so sicher sein?, schoss es mir durch den Kopf. Man musste selbst doch nur genug Alkohol im Blut haben, um gar nicht mehr zu realisieren, wenn man sich übergab. Ich wollte nicht, dass er irgendwann als eine weitere traurige Geschichte endete.
„Du hast mir immer noch nicht gesagt, wie er heißt", Harry grinste. „Dein Besuch, meine ich."
„Oh", machte ich nur und stieß ein kurzes Lachen aus, während ich mir durch das braune Haar fuhr.
„Niall", gab ich schließlich zur Antwort, „Sein Name ist Niall."
Er deutete ein abgekämpftes Nicken an. „Kenne ich ihn?"
Ich schüttelte meinen Kopf. „Ich glaube nicht, nein."
Harry zuckte beide Schultern und stand gähnend auf. „Okay."
Um ehrlich zu sein überraschte mich die Tatsache, dass Harry mir mit seiner Neugier an diesem Morgen nicht auf die Nerven ging. Eigentlich hätte er mir hunderte von Fragen stellen müssen, wissen wollen, woher ich ihn kannte und wo er wohnte, wenn er uns besuchen kommen musste, damit ich ihn sehen konnte. Ich hätte ihm auf all diese Fragen bereitwillige Antworten gegeben, immerhin war dieser Junge mein bester Freund. Aber da er noch nicht einmal einen Ansatz an Interesse zeigte, lehnte ich mich zufrieden zurück und nahm einen Schluck Wasser.
In mir machte sich die Vermutung breit, dass Harry's Neugier sich spätestens heute Abend bemerkbar machen würde, wenn er sich ausgeruht und seinen Kater ausgeschlafen hatte. Im Moment war er noch nicht einmal fähig dazu, seine Augen offen zu halten.
„Ich leg mich nochmal hin", grummelte er, als er die Tür zu seinem Zimmer schloss, und ich schüttelte meinen Kopf. Manchmal fragte ich mich tatsächlich, wie er nur so leben konnte. Von den sieben Tagen, die eine Woche hatte, wachte er mindestens vier mit einem schrecklichen Kater auf, den er die restlichen drei Tage ausschlief.
Ich hatte diese Erfahrung genau einmal gemacht, und verspüre bis heute absolut keinen Wiederholungsbedarf. Wie also kann es sein, dass jemand absolut verliebt in das Gefühl ist, seinen eigenen Körper zu vergiften und mit den Vergiftungserscheinungen tagelang zu kämpfen? Schließlich war Alkohol nichts anderes als Zellgift.
Und das war nur eines der Dinge, die mir an Harry große Sorgen bereiteten.
Niall
Mein Alltag ging mir leichter von der Hand, seitdem ich wusste, dass ich ihn für ein paar Tage loswerden würde. Natürlich würde die Zeit danach nicht einfach werden, zumindest nicht was den finanziellen Aspekt anging. Aber Liam hatte recht - was war ein Leben wert, wenn man nur in der Zukunft lebte? Denn auch sie würde irgendwann einmal Gegenwart sein.
Und so fuhr ich an diesem Morgen nach meiner Schicht in der Bar an den Flughafen und kaufte ein Hin- und Rückflugticket nach Sydney. Ich kniff beide Augen zusammen, als ich den Preis und die Flugzeiten erblickte. Ein Zweiundzwanzig-Stunden-Flug, für den ich sechshundert Pfund bezahlen musste, war ein starkes Stück.
Ich hielt mir beide Hände vor die Augen. Ich hätte sparen sollen, schoss es mir zwischen meine Gedanken, obwohl ich mir sicher war, dass auch das nichts gebracht hätte. Was soll man sparen, wenn selbst mit einem derartig bescheidenen Lebensstil am Ende des Monats nichts mehr übrig bleibt?
Ich ließ mich zu Hause auf mein Sofa fallen, murmelte mir selbst zu, dass ich jetzt ein Bier brauchte, und fuhr meinen Laptop nach oben. In meiner Mailbox fand ich einige neue Nachrichten, von denen ich ganz genau wusste, dass ich sie heute nicht mehr alle würde beantworten können. Trotzdem fing ich damit an und ließ die Menschen, die Rat suchten, wissen, dass sie bei weitem nicht die einzigen waren, die sich so fühlten. Ich sagte ihnen die Dinge, die ich selbst nie gehört hatte.
Und als ich das dritte Bier geleert hatte, kam mir die Sache mit dem Flug schon gar nicht mehr so schlimm vor. Ich griff nach meinem Telefon, dessen Akku beinahe aufgebraucht war, und setzte Liam darüber in Kenntnis, dass ich den Flug gebucht hatte.
Ich wartete erst gar keine Antwort ab, da es beinahe drei Uhr morgens war. Ich gähnte, klappte meinen Laptop zu und schwankte benommen in mein Schlafzimmer. Der nächste Morgen würde schließlich nicht lange auf sich warten lassen.
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