Prolog
♪ Stayin' Alive - Bee Gees
❃ ❃ ❃ L O U I S ❃ ❃ ❃
„Schon wieder Tütensuppe?"
Niall schaute mich an wie ein hungriger kleiner Welpe, der seit Tagen nichts zu fressen bekommen hatte. „Weißt du was, Louis? Es war eine verdammte scheißblöde Idee, nach Texas zu ziehen, um hier nach Arbeit zu suchen. Wir werden überall rausgeschmissen, keiner von uns beiden hatte bisher einen Job, den er länger als vier Wochen behalten hat. Es heißt immer, wir seien auf Dauer für den Job überqualifiziert, blabla. Ich hab' echt die Schnauze voll."
Missmutig schaufelte er die Suppe in sich hinein und prompt meldete sich mein schlechtes Gewissen.
„Ähm, Niall, ich wollte dir noch was sagen", begann ich zögernd.
„Was denn?" Seine himmelblauen Augen schauten zu mir, während er erneut den Löffel schwang, um die nächste Ladung Suppe in seinen Mund zu befördern.
Anstatt ihm zu antworten, erhob ich mich und reichte ihm ein Stück Toastbrot. „Hier, nimm, dann hast du ein bisschen was Festes im Magen."
„Wie viel Brot haben wir noch?", erkundigte er sich sogleich.
„Es reicht noch dicke für zwei Tage und außerdem bekomme ich morgen ein bisschen Geld. Ich helfe an der Tankstelle aus."
Die Tanke lag gegenüber unserer bescheidenen Behausung, einem winzigen Apartment. Immerhin besaß es zwei Zimmer, Küche und Bad. Ich schlief immer auf der alten ausziehbaren Couch im Wohnzimmer, während Niall im angrenzenden Raum das Bett belegte, dessen Lattenrost bei jeder Bewegung durchzukrachen drohte.
„Gott sei Dank", schnaufte er erleichtert. „Der alte Tom zahlt immer ganz gut."
„Ja, das stimmt." Noch immer hatte ich ihm nicht die eigentliche Sache gebeichtet und als Niall fragte: „Isst du nichts?", schnürte sich meine Kehle langsam zu.
„Ähm, weißt du, das ist das, was ich dir sagen wollte. Ich habe heute Abend ein Date. Du weißt schon, Tinder und so."
Für einen Moment herrschte Stille, dann polterte Niall ungehalten los. „Wir haben kaum Geld, nichts zu essen und du denkst nur ans Ficken?!" Empörung drang aus seiner Stimme hervor und damit fühlte ich mich noch schlechter.
Dennoch war ich nicht gewillt, das Date abzusagen. Wenn ich schon sonst wenig zu lachen und nicht viel zu fressen hatte, da wollte ich doch wenigstens ab und zu mal ein bisschen Spaß mit einer schönen Frau genießen.
„Ach komm schon, mein letztes Date hat gerade mal zwanzig Dollar gekostet, so viel haben wir noch und morgen kommt noch was dazu."
Kopfschüttelnd schob Niall den leeren Suppenteller weg. „Wenn uns nicht bald etwas einfällt, landen wir als Obdachlose in der Gosse."
„So weit wird es nicht kommen, das verspreche ich dir."
~~~
Mein Date war groß, langbeinig, dunkelhaarig und trug den klangvollen Namen Eleanor. Wir trafen uns bei Chili's, einer Restaurantkette, die gutes, aber vor allem preiswertes Essen anbot. Als Knaller gab es das Menü für zwei, das für zwanzig Dollar zu haben war.
Nachdem wir einige Worte zur Begrüßung gewechselt hatten, unterbreitete ich Eleanor den Vorschlag für das Menü und sie stimmte sofort zu. Gott sei Dank handelte es sich bei ihr nicht um eine Schicki-Micki-Tussi. Die hätte ich eiskalt abgesägt, indem ich plötzliche Magenschmerzen vortäuschte.
Während wir auf das Essen warteten, die Getränke standen bereits auf dem Tisch, führten wir eine gepflegte Unterhaltung.
„Was machst du denn beruflich?", erkundigte sie sich bei mir.
„Ich arbeite."
„Das dachte ich mir fast." Sie lächelte freundlich. „Und welcher Tätigkeit gehst du nach?"
„Ja, weißt du, ich bin im Dienstleistungssektor tätig." Diese Umschreibung verwendete ich stets und im weitesten Sinne traf sie sogar zu.
„Oh", Eleanor zog überrascht die Augenbrauen nach oben. „Ich auch."
„Echt? Was für ein Zufall. Vielleicht arbeiten wir ja in der gleichen Branche." Ich tat als sei ich super neugierig und sie sprang prompt darauf an.
„Nein, das glaube ich absolut nicht, denn ich bin Wedding Planner."
„Ist nicht wahr! Verdient man da gutes Geld?"
Der Kellner brachte das Essen und unterbrach somit kurz unsere Unterhaltung, die Eleanor unverzüglich wieder aufnahm. „Oh ja, es lässt sich damit gutes Geld verdienen und vor allem wird man nie arbeitslos, denn geheiratet wird immer."
Mit dieser Aussage brachte sie mich zum Nachdenken, mehr als ich es eigentlich beabsichtigte. Während sich die Fäden in meinem Kopf immer schneller versponnen, vernichtete ich gemeinsam mit Eleanor die Vorspeise, Chips in Salza Sauce.
„Sag' mal, welches Klientel betreust du da?", wollte ich wissen und wischte mir die Finger an einer Serviette ab.
„Die gehobene Mittelschicht aufwärts. Der Rest kann sich keinen Wedding Planner leisten." Eleanor strich sich eine ihrer langen Haarsträhnen aus dem Gesicht und ich folgte den Bewegungen ihrer Finger.
Diese Frau besaß Klasse, sie gehörte nicht zu denjenigen, die gleich nach dem ersten Date mit einem in die Kiste sprangen. Da würde ich mich anstrengen müssen, aber ich war gewillt, das auf mich zu nehmen. Nicht zuletzt deshalb, weil ich mehr über ihre berufliche Tätigkeit erfahren wollte.
„Darf ich nun fragen, in welchem Bereich des Dienstleistungssektors du tätig bist?", erkundigte sie sich, nachdem ich sie ein wenig ausgehorcht hatte.
Jetzt hieß es wieder schauspielern. „Überall. In Kaufhäusern, Baumärkten, Clubs zum Beispiel."
Die Dunkelhaarige schien zu überlegen und kam dann zu einem Entschluss. „Du bist Security Mitarbeiter?"
Besser hätte es nicht laufen können. „Na ja", schmunzelte ich und tat leicht verlegen.
„Das ist toll, ehrlich! Wir brauchen solche Menschen wie dich. Und sieh es mal so, auch du wirst ganz gewiss nicht arbeitslos."
Gott sei Dank wusste sie nicht, dass ich vorgestern erst vor die Tür eines Supermarktes gesetzt worden war, sinnbildlich gesprochen, verstand sich. Zwei Leute wurden gekündigt, da man sie nicht mehr brauchte und einer davon war ich, weil ich zuletzt neu eingestellt worden war, um die Regale aufzufüllen.
Die Hauptspeise wurde serviert und demnach lenkte sich unsere Aufmerksamkeit auf das Essen. Es schmeckte unglaublich lecker. Ich hatte Spare Ribs bestellt, Eleanor einen Burger und während ich aß, bekam ich wieder ein schlechtes Gewissen, weil ich an Niall dachte. Der arme Kerl hatte heute nur von Tütensuppen und Weißbrot gelebt. Ich schwor mir, dass das anders werden würde, anders werden musste.
Schließlich waren wir nicht nach Texas gezogen, um hier vor die Hunde zu gehen. Und da ich Nial dazu überredet hatte, mit mir zu kommen, fühlte ich mich gewissermaßen für ihn verantwortlich.
Wir aßen noch einen Nachtisch, ich bezahlte die Rechnung und Eleanor schlug vor, noch in eine Bar zu gehen. Da konnte ich nicht nein sagen, zumal ich sie wirklich interessant fand.
„Die Drinks gehen auf mich", sprach sie, als wir an der Theke saßen. Als ich Anstalten machte zu widersprechen, schüttelte sie leicht den Kopf. „Keine Chance, Louis. Ich bin eine emanzipierte Frau, die sich nicht jedes Mal von einem Mann einladen lässt. Ich finde, man kann das aufteilen."
Im Grunde genommen war mir das nur recht, aber zum Schein zierte ich mich ein bisschen. Trotzdem ließ Eleanor sich nicht beirren und übernahm die beiden Cocktails.
„Hast du eigentlich auch eine Website als Wedding Planner?", erkundigte ich mich grinsend.
„Natürlich, warte, ich gebe dir meine Visitenkarte. Da stehen sämtliche Kontaktdaten drauf."
Alles lief an diesem Abend wie am Schnürchen, einschließlich der Tatsache, dass sie auch meine Telefonnummer haben wollte. Ein zweites Date war also in Sicht.
„Ruf mich an, Louis, ich würde dich gerne wieder treffen." Diese Worte hörte ich doch gerne, das war ganz in meinem Sinne.
Wir verabschiedeten uns voneinander und ich lief schnell zur nächsten Bushaltestelle. Ich hatte Glück und wartete nur fünf Minuten, bis der Bus eintraf und während der Fahrt standen meine Gedanken nicht still.
Direkt neben der Haltestation, an der ich aussteigen musste, befand sich ein Burger King und da ich noch fünf Dollar einstecken hatte, beschloss ich, meinem Freund einen Burger mitzubringen.
Als ich fünf Minuten später die Tür zur Wohnung aufschloss, empfingen mich Stille und Dunkelheit. Niall lag vermutlich im Tiefschlaf und ich schlich auf leisen Sohlen ins Schlafzimmer.
Dort pflanzte ich mich in den alten Sessel, der neben seinem Bett stand und deponierte den Burger auf dem wackeligen Nachttisch. Irgendwann würde Niall durch den Geruch wach werden, darauf wettete ich.
Flink ließ ich die Finger über das Display meines Handys gleiten, um Eleanors Website aufzurufen, die ich interessiert betrachtete. Dabei sprach ich leise vor mich hin: „Du wirst nie wieder Tütensuppen essen müssen, Niall. Dafür werde ich sorgen."
Kurz darauf vernahm ich sein Brummen: „Jetzt träume ich sogar schon vom Geruch eines Burgers, also halt die Klappe, Louis."
Das war der Moment in dem ich die Nachttischlampe anschaltete. „Du träumst nicht, denn ich habe dir was zu essen mitgebracht."
Wie von einer Tarantel gestochen fuhr Niall aus der Liegeposition hoch, erblickte den Burger und stürzte sich förmlich drauf. Während der kaute, versuchte er zu sprechen.
„Morgen schpiele isch Gitarre auf der Schtraße."
Das tat er regelmäßig, um unsere knappe Haushaltskasse aufzubessern, denn im Moment war auch er arbeitslos.
„Damit ist jetzt Schluss", verkündete ich euphorisch. „Ich habe einen Mega Plan, wie wir alle unsere Sorgen loswerden."
Misstrauisch blickte Niall mich an und wischte sich den Mund ab. Dabei hob er eine Augenbraue leicht an: „Wie war dein Date? Hat sie dich rangelassen?"
Eiskalt überging er meine Bemerkung, doch ich war nicht gewillt, das Thema zu wechseln. Zumindest nicht gänzlich.
„Sie ist sehr nett, hübsch und nicht auf den Kopf gefallen." Und dann erzählte ich ihm von meiner grandiosen Idee. Nialls Kinnlade klappte immer mehr nach unten, je weiter ich meine Erzählungen ausschmückte und zwischendurch zeigte er mir einen Vogel. Doch ich war nicht zu bremsen.
„Komm schon, so schwer kann das nicht sein. Haufenweise überforderte Frauen, die nicht wissen, wie sie die Sitzordnung angehen sollen, ohne dass die Gäste sich auf der Party zerfleischen. Die fressen uns doch aus der Hand. Bisschen Tüll hier und da, nette weiße Servietten und elegante Tischdiamanten als Deko."
Ich machte eine lapidare Handbewegung und Niall meinte voller Inbrunst: „Du hast einen Vollknall, Tomlinson."
„Oh nein, das ist unsere Chance, denn das gab es noch nie. Zwei männliche Wedding Planner!"
Als Niall mit den Augen rollte, sprach ich den finalen Gedanken aus: „Wir werden einschlagen wie eine Bombe."
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Hallo meine Lieben, ich hoffe, der Prolog hat euch gefallen und ein bisschen neugierig gemacht. Ein Prolog aus Louis' Sicht bei einer Niall Story, das fängt ja schon gut an, aber es passte nun mal sehr gut.
Was sagt ihr zu Louis' Idee? Werden die beiden einschlagen wie eine Bombe, oder geht das mächtig in die Hosen?
Ich bin schon ganz gespannt auf eure Kommentare. :)
LG, Ambi xxx
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