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«Jungkook«
Es vergingen zwei Tage mit jeweils 38 Stunden oder vielleicht waren es mittlerweile auch mehr geworden. Ich verlor langsam den Überblick und wahrscheinlich auch meinen Verstand. Man wurde verrückt in diesem grauen Raum, aber nicht nur das. Ab und zu hämmerten die Deadheads immer noch gegen die Tür und versuchten hereinzukommen.
Manchmal wünschte ich mir sogar, dass sie es schafften, damit das alles ein Ende nahm. Dazu kam noch die plötzliche Kälte, die uns mit voller Wucht selbst in diesem Keller noch erreichte. Es wurde eisig und Jimin und ich mussten unsere ganze Kleidung übereinander anziehen, um unsere Wärme beizubehalten. Wir hatten nicht viel gegessen und deshalb gab es noch reichlich Essen. Aber wir mussten viel Wasser zu uns nehmen, sodass kaum noch was übrig war. Ich konnte mich aber nicht beschweren, denn den Umständen entsprechend ging es mir gut, Jimin jedoch schien die Kälte immer mehr zu schwächen.
„Hyung, komm her, ich versuche dich zu wärmen", sagte ich und öffnete die Arme.
Er schüttelte verneinend den Kopf, aber ich zog ihn trotzdem zu mir und er wehrte sich nicht dagegen, als ich ihn zwischen meinen Beinen vor mich schob und die Arme um ihn schlang, unsere Jacken über uns ausgeweitet.
„Manchmal ist dein Stolz wirklich zu groß, Hyung", nuschelte ich von hinten in seinen Nacken.
✦ ☾ ✦
Jimin wurde krank. Seit insgesamt vier Tagen saßen wir schon hier unten fest. Wir wussten zwar nicht, ob die Deadheads noch da draußen auf uns lauerten, aber nachsehen wollten wir auch nicht. Die Temperaturen sanken immer mehr und mehr, bis es langsam unnatürlich wurde. So kalt konnte es nicht einfach so werden. Ich war mir mittlerweile sicher, dass der Mond wieder das Wetter manipulierte, und dieses Mal beschenkte er uns mit einer Eiszeit.
Umso länger wir in dem Kellerraum blieben, umso schwächer wurde Jimin und desto kritischer wurde sein Zustand. Er litt unter der Kälte und bekam hohes Fieber. Ich musste wach bleiben, um aufzupassen, dass er nicht für immer die Augen schloss. Und unsere Vorräte wurden auch kleiner, das bisschen das Essen und Trinken, das uns übrigblieb, hatten wir zuvor zwar aufgeteilt, aber ich verzichte auf meinen Anteil, und gab ihm stattdessen alles. Ich hatte Jimin die letzten Medikamente verabreicht, die wir noch hatten, aber es wollte ihm einfach nicht mehr besser gehen. Und dann fasste ich einen Entschluss. Wir mussten von hier weg.
„Jimin Hyung. Bitte wach auf. Wir verlassen diesen Ort."
Ich rüttelte an ihm, der sogar kurz die Augen öffnete, aber nur benommen irgendetwas undeutliches murmelte. Seufzend wandte ich mich zur Tür und öffnete sie vorsichtig. Fast hätte ich erwartet, dass jeden Moment einer von denen sich durch den Türspalt quetschen oder nach meinem Arm packen würde, aber zu meiner Erleichterung blieb es still.
Dafür kam noch mehr kalte Luft hinein. Ich fröstelte und schlang die Arme um meinen Körper. Mit einem letzten Blick auf Jimin trat ich hinaus und machte dir Tür halb zu, damit er nicht noch mehr von der Kälte mitbekam. Quälend langsam stieg ich die Treppe hinauf, bis ich zur Haustür kam, die offen stand.
„Hallo...?", fragte ich leise, aber niemand antwortete mir.
Ich nahm meine Beine in die Hand und fasste meinen ganzen Mut zusammen. Meine Augen weiteten sich, als ich hinauskam.
„Was zum..."
Die Kleinstadt erschien völlig verändert. Es sah so aus, als wären wir zurück in der Eiszeit. Es lag nicht einmal viel Schnee da, aber die meisten Dinge waren einfach zu Eis erfroren und sie glänzten im Licht der Sonne, die auch keine Wärme spendete.
Beinah wäre ich auf ein Bein gestolpert. Ich schreckte zurück und stellte fest, dass jemand dort angelehnt an den Treppen saß. Die Augen des Mannes waren offen, aber er bewegte sich nicht.
„Wie eine Statue..."
Ich erkannte einige andere auf den Straßen, die auf dem Boden lagen. Sie waren eingefroren und andere waren wahrscheinlich wegen der Kälte gestorben. Sie hatten nicht so einen Instinkt wie wir, sondern dachten nur ans Töten. Natürlich würden sie sich nicht von der Kälte gestört fühlen.
Ich eilte zurück in den Keller zu Jimin.
„Hyung, wir können weg! Sie sind tot! Jimin, wach auf."
Er regte sich und öffnete die Augen.
„E-Es ist so kalt...", hauchte er angestrengt.
„Bitte, wir müssen hier weg. Wir haben endlich eine Chance weiterzugehen. Wir müssen zum Bunker!"
„Na gut... Kannst du mir helfen aufzustehen?"
Ich nickte und half ihm auf die Beine. Da Jimin noch benommen war und an dem Fieber litt, ihm aber trotzdem kalt war, stützte ich ihn etwas beim Laufen. Als wir aus dem Haus heraustraten, war auch er überrascht, was in der Zwischenzeit geschehen war.
„Kein Wunder, dass es so kalt ist...", seufzte er, danach setzten wir unseren Weg fort und trafen immer wieder auf Tote, die von der Kälte überrascht wurden.
Ehrlich gesagt, hatte ich schon gehofft, dass die Kälte nachlassen würde, soweit wir die Stadt hinter uns ließen, jedoch war dies selbstverständlich nicht der Fall. Außerdem waren wir nun viel langsamer unterwegs, denn Jimins Kraftreserven waren begrenzt, und so verlor er nach etwa jedem fünften Schritt das Gleichgewicht, sodass ich ihn mehr tragen als nur stützen musste. Und seinen Rucksack hatten wir zurückgelassen, da wir sowieso nur noch wenig besaßen. Ab und zu rutschten wir sogar aus, da die Straßen glatt waren. Immerhin, wir trafen auf keine dieser Dinger, jedenfalls keine, die noch lebten.
„Sollten wir erleichtert sein, dass die Kälte sie großenteils scheinbar getötet hat?", fragte Jimin etwas scherzhaft und erlitt daraufhin einen starken Hustenanfall.
Ich klopfte ihm sachte auf den Rücken.
„Hoffen wir einfach, dass wir nicht die nächsten sind", murmelte ich seufzend.
Die Gegend war weiß. Egal wohin wir hinsahen und wie weit wir kamen, alles war weiß und kalt. Keine Ahnung, wo der Bunker war. Mit etwas Pech waren wir längst vorbeigelaufen..., aber waren solche Bunker nicht ziemlich auffällig...? Ich wusste es nicht.
✦ ☾ ✦
Irgendwann konnten wir einfach nicht weiter, denn es wurde dunkel und wir hatten keine Energie mehr. Das zusätzliche Gewicht von Jimin belastete auch mich. Ich schleppte ihn von der Straße weg und lehnte ihn gegen einen Baum. Heute wirkte der Mond sogar noch größer. Ob er noch nähergekommen war?
„J-Jungkook, ich glaube, ich kann nicht mehr...!"
„Was sagst du da, Hyung? Wir müssen weiter! Wir-"
„Du musst weiter. Es ist so kalt, und mein Fieber steigt und wird nicht mehr besser." Seine müden Augen sahen mich leidend an, von dem Glanz, der selbst nach so vielen Schwierigkeiten nie erloschen war, war nichts mehr zu erkennen.
„Ich lasse dich nicht zurück. Außerdem...w-wie soll ich denn ganz allein den Bunker finden? Ich brauche dich, Hyung", sagte ich verzweifelt, meine Augen wurden feucht.
„Ich habe das Gefühl...e-es gibt diese Bunker gar nicht..." Jimin lachte sarkastisch und geriet in einen weiteren Hustenanfall.
„Ich will trotzdem nicht aufgeben. Jimin Hyung, wir müssen weiter! Notfalls trage ich dich dorthin, aber ich lasse dich auf gar keinen Fall einfach zurück", sagte ich entschlossen, auch wenn ich in dem Moment so erschöpft war.
Jimin reagierte darauf nicht, stattdessen hatte er seine Augen geschlossen. Sein Atem ging ganz langsam und ich konnte sehen, wie angestrengt er dabei aussah, als wäre selbst das Atmen zu viel. Ich beobachtete ihn und nahm mir vor nicht zu schlafen. Jemand musste wach bleiben und aufpassen. Selbst wenn viele von den Deadheads aufgrund der Kälte gestorben waren, misstraute ich der scheinbaren Sicherheit. Und außerdem, musste ich aufpassen, dass Jimin weiterhin atmete. Ich wüsste nicht, was ich tun sollte, wenn ich aufwachen würde und Jimin tot wäre.
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Bei diesem Kapitel habe ich versucht all meine Emotionen reinzustecken, weil ich die Momente mit Jungkook und Jimin einfach mega traurig finde. Da war ich erst mal von meiner eigenen Geschichte gerührt haha
Ich hoffe, ihr konntet genauso mit den beiden mitfühlen wie ich 🥺
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