~7~
Maggie reagierte zuerst.
"Hi Jungs. Ihr auch hier?"
"Ja, wir mussten noch was für Ceddi kaufen. Nicht wahr, Großer?" Ryan übernahm verständlicherweise für Cedric das Reden. Er und Maggie waren nämlich mit anderen Dingen beschäftigt. Beispielsweise mit gegenseitigem Mustern.
Ryan rollte die Augen, zog sich einen Stuhl zum Tisch und wendete sich mir zu.
"Und ihr?"
"Ähm, also..." Hilfesuchend drehte ich mich zu Mag um. Dabei hatte ich völlig vergessen, dass die ja gerade nicht verfügbar war. "Nur reden."
"Uh, spannend. Und worüber?" Man sah ihm deutlich an, dass er sich das Lachen verkneifen musste.
"Frauensachen." Gott, Hauptsache mir rutschte jetzt nichts Peinliches raus. Sowas wie: Ach Ryry, weißt du, wir haben uns nur über dich unterhalten und wie erregend ich es finde, die Kontrolle über dich zu haben.
"Hast du was gesagt?"
"Was? Oh nein, natürlich nicht." Heiliger Bimm Bamm!
Ich sah wieder zu Mag und Cedric. Sie waren näher aneinander gerutscht und es sah fast so aus, als würden sie sich leise unterhalten.
"Ari?!"
"Was?" Erschrocken drehte ich mich wieder zu Ryan.
Er lachte leise. "Ich habe gefragt, ob ich dir was spendieren kann?"
Mein Blick fiel wieder auf die 2 Turteltauben. Dann kam mir eine Idee.
"Weißt du was? Tatsächlich würde ich gerne einen Crêpe essen. Von dem Stand in der Markthalle."
Ich griff nach seinem Handgelenk. Er sah mich verwirrt an.
Ich ignorierte ihn. "Mag, wir gehen kurz weg, alles klar?"
Keine Antwort.
Ich zog Ryan hinter mir her und ging rasch zur nächsten Straßenecke.
"Was soll das?" Er funkelte mich gereizt an.
"Hat er sich zu ihr gesetzt?"
"Was?"
"Hat Ceddie sich zu Maggie gesetzt? Einen Stuhl genommen, ihn neben Maggies platziert, sich vorgebeugt und dann mit ihr angefangen zu reden?"
Ryan drehte seinen Kopf, um über meine Schulter zu gucken. "Ja, hat er." Dann sah er grinsend zu mir. "Du spielst Verkupplerin."
"Wenigstens erfolgreich."
"Ziemlich überraschend, da ja in deinem Leben beziehungsmäßig nicht wirklich was passiert."
"Witzig."
Er kniff mir in die Seite. "Weiß ich doch, mein Schnuckelchen."
Ich ging einen Schritt zurück. "Dann gehen wir jetzt einen Crêpe kaufen."
Er seufzte. "Stimmt." Ryan packte mich an der Hüfte und warf mich über seine Schulter.
Ich kreischte auf und begann, auf seinen Rücken zu trommeln. Ich kam mir vor wie eine Verrückte. Angesichts der Tatsache, dass Ryan aber derjenige war, der mich hier gerade trug, konnte man wohl darüber hinwegsehen.
"Was soll das? Ryan! Lass mich runter! Ryan!"
Er lachte. "Was denn? Du willst einen Crêpe? Ich kauf ihn dir. Aber bei deinen kleinen Tippelschritten brauchen wir 20 Minuten länger."
"Gar nicht wahr." Ich war jetzt bei Arme bockig ineinander verschränken angekommen.
"Doch", er schlug mir leicht auf den Hintern, besser gesagt knapp darunter, "sehr wohl wahr."
~~
Wir standen am Brunnen, sahen von der Ferne aus zu den Turteltauben und ich aß währenddessen meinen Crêpe mit Zimt und Zucker.
"Sie passen gut zusammen."
"Schön, dass nicht nur mir das so geht."
"Ich finde, sie ergänzen sich irgendwie."
Überrascht sah ich zu Ryan. "Es kommt mir gerade so vor, als würde ich mich mit meinem besten, wenn's geht schwulen, Freund unterhalten." Ich lächelte.
"Warum schwul?"
"Ich weiß auch nicht. Ich fand schwule beste Freunde bisher schon cool. Nur gibt es niemanden Homosexuellen in meiner Umgebung. Zumindest soweit ich weiß."
Er zuckte mit den Schultern. "Irgendwie einleuchtend."
Überraschend sah ich ihn an. "Du stimmst mir zu?"
"Tu nicht so, als wäre das was Besonderes."
"Oh, es ist etwas Besonderes. Sonst mobbst du mich ja nur."
Er drehte sich zu mir um und sah mich verwirrt an. "Ich habe dich nie gemobbt."
"Aber mich auch nie verteidigt oder was gegen Stacy unternommen."
"Ich hielt es nie für notwendig. Vor allem nach dem, was man sich über die Beziehung zwischen deinem Ex und dir erzählt."
"Bitte? Was soll das denn heißen?"
Sichtlich unbehaglich räusperte er sich. "Naja, du weißt schon."
"Nein, tu ich nicht, du Arsch."
"Sht, nicht so laut."
"Ich schrei hier gleich so laut rum, dass es meine Tante in Australien noch hören kann."
"Aber ich sag doch nur..."
"Was? Die Wahrheit? Das, was alle sagen?", unterbrach ich ihn.
Mittlerweile waren auch Mag und Cedric bei uns, aufgeweckt aus ihrem Traumland von meinem Geschrei.
"Was ist los?" Cedric sah verwirrt zwischen Ryan und mir.
Ich ignorierte ihn. "Hat dir deine Mutter denn nie beigebracht, dass man nicht auf das hören sollte, was andere sagen?"
"Aber das stört mich doch gar nicht. Deine Mutter kann von mir aus ein Affe sein und sich durch ganz Amerika vögeln und es wäre mir egal."
Ich schnappte nach Luft.
Ryan schien zu bemerken, dass er etwas falsches gesagt hatte. "Ich meine ja nur, dass mir das alles bezüglich uns total egal ist."
"Es gibt kein uns. Gab es nie und wird es auch nie. Maggie, wir gehen."
Mag griff nach meinem Arm und legte ihren Arm um meine Schultern. Dann gingen wir. Ich spürte förmlich, wie meine Tränen sich langsam ihren Weg nach draußen erkämpften.
"Ari! Was hab ich falsch gemacht? Ari!", schrie Ryan mir hinterher.
Doch wir gingen einfach weiter.
~~
Maggies Angebot bei mir zu bleiben, hatte ich abgelehnt. Ich wollte lieber alleine sein.
Und das war ich auch.
Ich fragte mich, wie ich bloß auf die Idee gekommen war, Ryan wäre anders. Obwohl er doch schon immer bei Stacy gewesen war und manchmal auch über ihre Witze gelacht hatte.
Wie hatte ich bloß so naiv sein können. Ryan würde immer er selbst bleiben. Warum hatte er sich überhaupt die Mühe gegeben, sich die letzten Tage mit mir zu unterhalten.
Und so schlief ich seit Langem mal wieder mit wirren Gedanken und tränenüberströmten Gesicht ein.
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