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"Jetzt mach mal kurz halblang. Ich komm gar nicht mehr hinterher. Vertrauenserweckend? Du fandest wirklich, er sah vertrauenserweckend aus?" Maggie sah mich mit hochgezogenen Augenbrauen an.
Einen Tag nach meiner Nachhilfe mit Ryan hatten Mag und ich uns in einem Café im Stadtzentrum verabredet.
Ich hatte ihr während der Schule schon ein wenig über meine Unterhaltung mit Ryan erzählt, jedoch schien sie irgendwann bei meinem Geflüster nicht mehr mitzukommen. Als sie daraufhin laut in der Klasse "Warte mal, was?" gefragt hatte, hielten wir es für eine bessere Idee, uns nach dem Unterricht zu treffen.
"Ja, ach ich weiß auch nicht. Aber dieses Lächeln und wie er sich konzentriert hat. Wie er mir zugehört hat und das getan hat, was ich gesagt hatte."
Mag begann zu kichern.
"Was? Worüber lachst du?"
"Also anfangs wollte ich dich noch als verliebte Nudel bezeichnen, aber das ist jetzt wohl nicht mehr notwendig." Sie beugte sich vor, als wollte sie mir ein Staatsgeheimnis erzählen. "Du stehst auf Kontrolle."
Ich lachte los. Aber Mag blieb völlig ernst und begann sogar bedächtig zu nicken. Dabei rutschten ihr die blonden Haare von der Schulter, sodass sie jetzt ziemlich nahe an ihrer Kaffeetasse waren. Ich verzichtete aber, sie darauf hinzuweisen, dafür sah sie viel zu ernst aus.
"Du meinst das wirklich ernst?"
"Aber klar. Vor allem, weil du nicht irgendeine Kontrolle liebst. Nein, du liebst die Kontrolle über Ryan. Was allemal besser ist, als dass du dich in ihn verknallst, denn das hätte ich dir aus dem Kopf schlagen müssen und glaub mir, ich meine das wortwörtlich. Jedoch bin ich mir nicht sicher, ob dein jetziges Begehren geeigneter ist. Schließlich war diese Kontrolle etwas, das du nur sehr selten haben wirst. Ryan wird nicht immer deinen Befehlen nachgehen." Sie faltete die Hände und legte sie vor sich auf den kleinen Tisch.
"Du hörst dich an wie eine Therapeutin. Eine Psychologin, die jeden meiner Schritte analysiert und dann entscheidet, ob ich auf dieser Welt bleiben darf oder ein neues Leben auf der Venus anfangen sollte."
"Also wirklich. Ich analysiere hier nur dein Liebesleben, welches sich zu einer sehr interessanten Geschichte entwickeln wird. Lass dich aber bloß nicht reinlegen."
"Hab ich nicht vor und überhaupt... Liebesgeschichte. Da hätte ich ein besseres Paar, über das wir reden sollten."
Aufgeregt beugte sie sich nach vorne und ich lachte leicht.
"Lass uns über dich und Cedric reden."
Augenblicklich ließ sie sich so schnell nach hinten fallen, dass der Stuhl gefährlich zu kippeln begann.
"Ich weiß nicht, was du meinst."
"Oh, ich bitte dich." Ich lachte, erfreut darüber, dass ich jetzt sie ein wenig ärgern durfte. "Erzähl mir nicht, du siehst nicht, wie er dich anguckt. Wie er dich..." Ich beugte mich ebenso wie sie vorher vor und faltete fachmännisch meine Hände. "... begehrt. Verschlingt mit seinen Blicken. Dich abgöttisch anguckt."
Ausdruckslos deutete sie auf meine Hände.
"Nachmacher."
"Ah ah ah. Nix da. Nicht ablenken. Durfte ich auch nicht. Aber jetzt mal ehrlich. Es ist dir doch aufgefallen, oder?"
Sie seufzte. "Ja, natürlich."
"Und?"
"Und ich finde ihn ja auch toll."
"Aber?"
"Aber was sollte er schon von jemandem, wie mir wollen?"
Ich sah sie an und runzelte die Stirn. "Warte mal ganz kurz. Jetzt komm ich gerade nicht ganz mit. Du zeigst Cedric nicht, dass du an ihm ebenso interessiert, wie er an dir, weil du nicht weißt, was er an dir findet?"
"Ja, ganz genau."
Ich nickte langsam und lehnte mich zurück. "Das ist der größte Schwachsinn, den ich jemals gehört habe. Du weißt nicht, was er an dir findet. Mein Gott, Mag! Wäre ich lesbisch, hätte ich dir seit wir uns das erste Mal gesehen hätten, den Hof gemacht. Dir einen Handkuss gegeben und um ebendiese geküsste Hand angehalten."
Damit konnte ich Maggie ein Lachen auf ihr gerade noch so trauriges Gesicht zaubern.
"Echt?"
"Natürlich echt. Du bist wunderschön, klug, witzig und charmant. Du solltest froh sein, dass bisher nur Cedric hinter dir her ist. So und jetzt will ich die selbstbewusste Mag wieder zurück. Die, die jetzt gleich den Typen hinter ihr sagen wird, dass sie aufhören sollen, ihr auf den Arsch zu starren."
Sofort drehte Maggie sich um und funkelte die 14-Jährigen böse an. Dann sah sie mich mit einem Grinsen im Gesicht an und sagte: "Du hast recht. Ich bin einfach fantastisch." Ihre Haare warf sie dabei wieder zurück.
Ich wollte mich gerade über die Stühle beschweren und wer denn auch auf die bescheuerte Idee kam, Sitzmöglichkeiten herzustellen, die genau am Hintern eine freie Stelle hatten, als ich von bekannten Stimmen unterbrochen wurde.
Zuerst eine leise. "Das bist du wirklich."
Dann eine laute. "Guten Tag, Ladys."
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