OFFICAL
"Du musst das noch nicht machen." Kam es von seiner Person hinter mir, welche ich im Spiegelbild hinter mir erkannte. An seiner Stimmlage konnte ich jedoch herauslesen, dass er es nicht so meinte, dass er es bereits von mir erwartete. Es gab kein Zurück. Tens Blick war konzentriert auf den kleinen Knopf seines Hemdes an seinem Armgelenk gerichtet den er versuchte zu schließen. Nari wurde gestern Abend abgeholt von ihrem Mann und war nun wieder in ihrer Wohung. Doch auch als sie noch da war, wir uns noch unterhielten hatten, auch mit den anderen Membern um uns herum, mir entging dabei nicht sein Verhalten. Und auch jetzt war seine Stimmung nicht gerade eine andere. Ten war kalt, ablehnend und unhöflich mir gegenüber. Bislang hatte ich mich noch nicht getraut nachzuhaken, weshalb er sich so verhielt und innerlich hoffte ich auch eigentlich, dass ich das nicht müsste. Jedenfalls hatte ich in der Nacht deswegen kein Auge zu mach können und beschloss eine Schlaftablette in der Küche zu nehmen. Dort angekommen schluckte ich das Medikament und setzte mich kurz an den kleinen Esstisch, bemerkte dann plötzlich einen Eintrag in ihrem Kalender. "Gala-Abend", laß ich vor und sprach Ten kurz daraufhin auch schon auf diesen Termin an, denn der Thailänder hatte meine fehlende Anwesenheit bemerkt und war mich suchen gegangen, fand mich ja auch. Als ich ihn in Erklärungsnot brachte, gab er endlich nach, noch immer mit dieser genervten Einstellung, dass eine Feier von SM anstehen würde, doch wir nicht hingehen würden, da er dachte, ich sei noch nicht bereit und er deshalb mir gegenüber nichts erwähnt hatte.
Ich fand sein Entscheiden über meinen Kopf hinweg dreist und bestand in meinem Wahn an Aufgebrachtheit, Fassungslosigkeit und Schlafmangel auf unser gemeinsames Auftreten an diesem Abend. Nach kurzem Diskutieren willigte Ten ein und so saß ich nun hier, an seinem Schreibtisch mit einem kleinen Spiegel vor mir aufgestellt und einer gigantischen Auswahl an Schmuck. Gleich würde Lee-Chau kommen und uns beide abholen, allein. Die Anderen waren bereits auf dem Weg zu der Gala, denn nachdem Ten seinem Manager bescheid gab, dass wir doch erscheinen würden, machte er uns beiden klar, wie wichtig dieser Auftritt doch nun war. Die Veranstaltung an sich war nicht wirklich von Bedeutung, nur ein Zusammenkommen von allen wichtigen Idolen und hochrangigen Leuten zur Vorstellung von neuen Produkten des Lables eigenen Cafés. Viel entscheidender war die Tatsache, dass es unser erstes gemeinsames Auftreten nach meinem Unfall war und auch dass leider die ganze Region von meinen verbliebenen Schäden wusste sowie meinem Gedächtnisverlustes, deshalb war dieser Auftritt heute eine metaphorische Bühne. Die Show-Bühne für unsere Vorführung eines perfekten Bildes eines Traumpaares dem auch der schwerste Schicksalsschlag nichts anhaben könnte, wir mussten als eine Einheit erscheinen, ein Team. Dann gäbe es kein zurück mehr, es wäre offiziell. Wir waren und sind ein Paar.
Der Junge hinter mir wechselte keinen einzigen Satz also ergriff ich das Wort. "Welche würden wohl besser passen?" Ich hielt zwei Paar Ohrringe hoch. Ten flüchtete mit seinen Augen nur kurz hoch, hatte in dieser Zeit nicht einmal auch nur erkennen können, was ich in der Hand hielt und gab dann eine desinteressierte Antwort von sich. "Die linken," er schlüpfte in seine Schuhe und ich war bereit meinen Mund über sein Verhalten zu öffnen, allerdings schellte es in diesem Moment an der Haustür. Der Ältere stieß ein entnervtes Brummen von sich und verschwand im Flur. "Neami, bist du jetzt fertig?!" Rief er, ohne jegliche Rücksicht auf mögliche Lärmbelästigung, durch das Haus, ich behielt aber meine Nerven beisammen. Schnell steckte ich mir den Schmuck an, richtete noch schnell alles und kam auf die beiden Herren zu. In seinem Gesicht herrschte keine Emotion außer Entnervtheit.
"Gut siehst du aus Neami," bemerkte Lee-Chau nebenbei an als wir in die Limousine stiegen. Ich bedankte mich flüchtig, nahm hinten neben dem Schwarzhaarigen Platz. Die unangenehme Atmosphäre schien nicht zu verwehen also legte ich meine Hand auf Tens Knie, erlangte dadurch schnell seine Aufmerksamkeit. "Ten, wie sollte ich mich gleich am besten Verhalten?" Er blickte verwundert von mir zu meiner Hand und legte dann seine auf meine. "Erinnere dich einfach an die letzte Regel." Damit beendete er schon gleich wieder unser Gespräch und drehte sein Gesicht der Fensterscheibe entgegen. Was war bloß los mit ihm? Weshalb verhielt er sich bloß so kindisch? Der Wagen hielt an und zu meinem Erstaunen wartete auf dem Weg zum ausgelegten Teppich der Rest der Gruppe. Verwundert hob ich eine Braue an als ich aus dem Fahrzeug stieg in Richtung meines Begleiters, dieser ignorierte mich jedoch bereits wie erwartet, weshalb ich im Laufen nach seinen Arm schnappte und ihn zum Anhalten brachte. Überrumpelt senkte er seinen Kopf, ich empfing ihn bereits mit einer ernsten Miene. "Ten, was auch immer du mit deiner Laune versuchst zu bezwecken, ich werde es nicht länger versuchen zu erraten. Entweder du sprichst nun mit mir oder ich gehe wieder." Mit leeren Augen blickte er in die meine und wir verweilten kurz in dieser Haltung, bis ich ihm dann die kalte Schulter darlegte, von ihm abließ und vorausging.
"Auf wen wartet ihr Jungs?" Fiel ich direkt in die Konversation der Asiaten und ich wurde der Mittelpunkt ihrer Aufmerksamkeit. Neben mir spürte ich dann auch schon die Anwesenheit meines Begleiters, seine Schulter streifte die meine. "Wir gehen vor euch zwei," kam es antwortend von Johnny und ich nickte verstehend. Wir unterhielten uns alle noch etwas und dann mussten die Jungs auch schon vorgehen. Gleich wären wir dran, es gab kein zurück mehr, keinen Rückzieher, keinen Ausweg mehr. Mein Herz pochte schmerzhaft schnell gegen meinen Brustkorb und ich holte tief Luft. Wie konnte ich diesen Auftritten nur früher immer standhalten? Vermutlich, da ich immer meine große Liebe an meiner Seite hatte. Im Moment jedoch hatte ich nur einen Fremden an meiner Seite mit dessen Stimmungsschwankungen ich nichts zutun haben wollte. "Ihr seid als nächstes," informierte uns eine freundliche Angestellte, die einen recht gestressten Eindruck auf mich vermittelte. Ich schloss für einen Augenblick meine Lider, versuchte meine Nerven zu beruhigen, hatte dann plötzlich das Bild des Füllers vor meinen Augen und sah ein Blatt vor mir mit einigen Tropfen drauf. Ruckartig öffnete ich wieder meine Augen und runzelte meine Stirn. Was waren das bitte für Dreckspuren auf dem Blatt gewesen und weshalb entsinne ich mich ausgerechnet jetzt an eine solche Erinnerung? Was sollte mir das denn nun bitte bringen?
"Neami, wir müssen jetzt." Hinter uns tauchte die nächste Idol Gruppe auf und ich folgte meinem Begleiter rasch. Mein Herzschlag pochte bereits in meinem Kopf und hätte ich die Gelegenheit dazu bekommen, mich übergeben zu können, ich hätte es getan. In meinem Kopf zogen die Schritte, die wir machten und der Weg welchen wir hinter uns ließen, nur so vorbei, bis ich langsam das Gefühl erhielt, komplett die Kontrolle zu verlieren. Meine Nervosität war nicht mehr in Worte zu fassen und bevor wir im Blickwinkel der Paparazzos waren, griff Ten nach meinem Handgelenk, zog es zu sich hoch und hackte meine Hand in seiner Armbeuge ein. Perplex sah ich zu ihm hoch, in sein makelloses Gesicht, dieses schien plötzlich nur noch mehr zu funkeln. Es strahlte förmlich und als ich meinen Kopf nach vorne drehte, bemerkte ich auch, weshalb seine Haut noch viel mehr glänzte als sonst. Wir waren bereits auf dem Teppich, wir stand bereits vor den Paparazzos und ihren Kameras, von welchen auch das unerträgliche Blitzlicht ausging. Wir blieben genau vor ihnen stehen und ich tat es meinem Nebenmann gleich, lächelte unbekümmert in das Blitzlichtgewitter hinein, verbarg meine Sorgen. Dann wandte sich mein Begleiter plötzlich mir zu und Ten blickte zu mir hinunter. "Du musst nur lächeln, wenn du auch willst. Ich zwinge dich nicht, niemand tut das." Flüsterte er und ich schüttelte meinen Kopf. "Du wirst doch auch nicht gezwungen, warum tust du es dann?" Entgegnete ich ihm und kurz kicherte er auf, verdrehte seine Augen. "Ich hab dich neben mir, das ist Grund genug für mich zu strahlen." Geschmeichelt drehte ich meinen Kopf weg, denn gerechnet hatte ich auf jeden Fall nicht mit diesem Gegenargument. Ten lachte leicht auf und legte seinen Arm um meine Hüfte. Ich ließ seine Hand dort.
Nun war es offiziell.
Ten und ich waren ein Paar.
Ausatmend verschwanden wir im Präsentationssaal der Veranstaltung, mischten uns zwischen die anderen anwesenden Leute. Hübsche und herausgeputzte Menschen, einer bekannter und attraktiver als der andere, und hier sollte ich hineinpassen? Ich löste mich von Ten und meinte, ich würde mir etwas zu trinken holen, er fragte nicht weiter nach. Leicht verloren schwirrte ich durch den Raum auf der Suche nach etwas trinkbarem und lief geradewegs in Joy von Red Velvet. "Tut mir leid," entschuldigte ich mich sofort, doch zu meinem Erstaunen legte sie ihre Arme um mich und ich war in einer festen Umarmung gefangen. "Uhm..?" Stieß ich irritiert aus, sie löste sich wieder von mir. "Neami, wie geht es dir?" Fragte meine Gegenüber, ich brauchte einen Moment. Kannten wir einander? "Den Umständen entsprechend, würde ich mal sagen." Gab ich von mir, sie beugte sich leicht zu meinem Ohr hin. "Stimmt es?" Hackte sie weiter nach, ich runzelte allerdings nur meine Stirn. "Wie bitte?" Ihr Gesichtsausdruck veränderte sich drastisch und nun machte sie mir Angst. "Dann ist es also wahr? Das was die Medien meinten? Mit deinem Unfall und..." Sie redete nicht weiter, das brauchte sie auch nicht, wir wussten beide ganz genau, worauf sie hinaus wollte. "Ja." Sie nickte nur bitterlich und verabschiedete sich mit einem "Gute Besserung", als ob dies mir helfen könnte.
Ich kam glücklicherweise beim Buffet an und stillte meinen Durst, als sich plötzlich jemand neben mich hinstellte und mich beim Namen nannte. "Ten sucht dich nicht?" Ich sah auf und erblickte Johnny, ich zuckte mit meinen Achseln. "Weshalb sollte er? Ich habe ihm gesagt, ich trinke etwas und außerdem bin ich kein Hund, der ihm an der Leine hinterher laufen würde." Der Ältere nahm sich auch ein Glas und zusammen drehten wir uns um, betrachteten die Masse. "Wie findest du deine erste Gala? Interessant oder?" Über den Sarkasmus in seiner Tonlage musste ich mir ein Lachen unterdrücken. "Auf jeden Fall, ich würde definitiv jedes Wochenende so verbringen wollen..wer's glaubt." Der Braunhaarige grinste und setzte zum Laufen an, ich schloss mich dem an. "Siehst du die dort hinten?" Flüsterte er mir zu und zeigte in die Ferne auf eine junge Frau. "Die mit dem roten Kleid?" Er nickte. "Sie hatte einen One-Night-Stand mit Baekhyun." Geschockt riss ich meine Augen auf. "Jetzt schau nicht so, bleib cool." Sofort fing ich mich an Ort und Stelle wieder und trank einen weiteren Schlug meines Getränks. "Und siehst du den dort drüben..."
So verbrachten wir dann unsere Zeit bis die eigentliche Vorstellung anfing und wir unsere Plätze langsam aufsuchten. "Sag John, du weißt nicht zufällig, weshalb sich Ten so komisch benimmt?" Johnny zog seine Brauen irritiert zusammen. "Komisch?" Ich nickte. "Ja, seit gestern ist das schon so. Er wirkt wütend." Kurz dachte der Junge nach, schüttelte dann aber seinen Kopf. "Ich wüsste nicht, dass etwas vorgefallen wäre. Hast du ihn verärgert? Vielleicht seine Haarbürste benutzt oder sowas?" Ich zuckte mit meinen Schultern. "Nein, weshalb sollte ich seine Haar-..nein Johnny, er ist einfach grundlos sauer." Stellte ich erneut klar. "Also Ten ist niemand der 'grundlos' wütend wird, dafür kenne ich ihn zu gut, glaub mir. Seit wann sagtest du ist das schon so?" Ich schnaubte verzweifelt auf. "Seit gestern, nachdem mir Taeyong etwas zu essen gebracht hatte und-.." Johnny nickte und fiel mir in meinen Satz. "Ich kann's mir denken. Hör zu, Ten will dich um keinen Preis der Welt verlieren, er liebt dich über alles. Es kann sein, dass er das mit dir und Taeyong gestern in den falschen Hals bekommen hat." Abrupt schüttelte ich meinen Kopf, hob meine Hände zur Verdeutlichung mit hoch. "Denkt er etwa, ich würde etwas mit Taeyong am laufen haben?" Warf ich empört in den Raum hinein, Johnny verneinte. "Du solltest einfach etwas mehr Zeit mit ihm verbringen, vielleicht fühlt Ten sich an zweiter Stelle gesetzt, wenn du immer so viel mit Taeyong machst, verstehst du? Sieh es positiv, du könntest dich ja dadurch wieder an mehr erinnern, die meisten Erinnerungen hast du immerhin mit Ten gesammelt."
Dann lief Johnny an mir vorbei und ließ mich allein zurück. Er setzte sich zu den Jungs, direkt zwischen Taeyong und Yuta. "Neami," erklang es leise hinter mir und erleichtert fand ich den Schwarzhaarigen zwischen den anderen Leuten. "Wo warst du die ganze Zeit?" Hauchte Ten zu mir hinüber als die Lichter langsam gedimmt wurden. "Johnny hat mich über einige Leute aufgeklärt." Schmunzelte ich meiner Begleitung zu und er konnte es meinem Gesicht ablesen, was ich damit meinte. "Es ist vielleicht der falsche Augenblick darüber zu sprechen, aber ich würde gerne morgen mit dir zum Training kommen." Lehnte ich mich zu ihm rüber, bekam einen überraschten Blick von ihm zugeworfen. "Wie kommt das?" Lächelte er etwas misstrauisch, ich grinste ihn breit an. "Ich würde dich gerne mal Tanzen sehen und zwar nicht nur auf Videos, aber wenn es dir Unannehmlichkeiten bereitet..." Meine Augen sahen wieder nach vorne, zwei Tische vor uns saß der Rest NCT's. "Nein, du kannst ruhig mit, ich freue mich." Aus Reflex griff meine Hand nach seiner und, als wäre es üblich, sah ich einfach weiter dem Präsentator bei seinem Handeln zu. Kurz dachte ich darüber nach, ob ich Ten von meinen aufgetauchten Erinnerungen erzählen sollte, doch was hätte er schon mit diesem Wissen anfangen können? Mich brachte dieser Füller und ein dreckiges Stückpapier mit Klecksen auch nicht wirklich weiter.
Vor uns erhoben sich plötzlich zwei Gestalten, was ich als etwas unhöflich empfand, einfach während einer laufenden Präsentation zu machen. "Die müssen sicher auf die Toilette," murmelte Ten als er meine verfolgenden Blicke auf den beiden Personen bemerkte, schenkte ihnen aber auch keine weitere Beachtung, es war immerhin zu dunkel, um etwas erkennen zu können. Doch dann öffnete einer der beiden die Tür für den Außenbereich, weshalb kurz Licht in den Saal fiel. Ich warf den beiden vorwurfsvollen Blicke entgegen, wissend, dass sie diese sowieso nicht erkennen konnten. Jedoch erkannte ich etwas.
Ich erkannte Johnny.
..Fortsetzung folgt..
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