
AMBIGUOUS
"Das sind Jaehyun, Lucas, Kun, Jungwoo und Taeyong." Jeder von ihnen gab mir kurz seine Hand, ich musste sie wohl gut kennen. Nicht jeder gab sofort von dem ersten Augenblick an seine Hand, doch..ich kannte sie ja bereits. "Es ist schön, dich wieder bei uns zu haben." Lächelte Jaehyun und ich drehte mein Kopf zu dem Schwarzhaarigen neben mir. "Ich dachte, ich würde hier nicht wohnen?" Fragte ich irritiert, da er meinte wieder, und noch bevor mir Ten antworten konnte, erklärte der Blonde sich bereits. "Das stimmt auch Neami, du hast nur öfters einige Nächte bei uns verbracht." Beschämt über diese Tatsache nickte ich verstehend und senkte meinen Kopf. Es wäre mir lieber gewesen, wenn ich nicht wusste, was sie schon alle über mich wussten. Ich drehte mich zu den Anderen und hoffte, nicht all zu rot im Gesicht geworden zu sein. "Ihr wart mit in Thailand richtig?" Lenkte ich von der vorherigen Ansprache des Blondhaarigen ab, wobei ich im Augenwinkel mitbekam, wie Ten ihm unauffällig auf seinen Hinterkopf schlug und ein Zeichen machte, still zu sein. Ich musste leicht schmunzeln. "Ja, kannst du dich etwa noch daran erinnern?" Kam es glücklich von dem Chinesen, jedoch verschwand durch seinen Optimismus meine gute Laune abrupt. "Nein, Ten hatte mir davon erzählt." Gestand ich und Kun tauschte mit den Anderen zweien bemitleidenswerte Gesichtsausdrücke aus. Das wollte ich nicht, alles, nur kein Mitleid. Bitte. "Wie war es dort?" Wollte ich, mit einem aufgesetzten Lächeln und einer falschen guten Laune, wissen und sie grinsten wieder. "Es war wunderschön!" Schwärmte Jungwoo großäugig und meine gespielte Laune wurde langsam ehrlicher. "It was amazing!" Redete Lucas mit einem übertriebenen Dialekt auf Englisch und ich fing an zu kichern, hielt mir sogar eine Hand vor meinen Mund. "Aber auch anstrengend." Kam es von Kun und ich hackte verwirrt lachend nach, weshalb er das meinte. "Wegen euch beiden!" Lachte Lucas und mein Lachen verstummte einmehlig. "Man konnte wegen euch beiden kein Auge zu machen!" Lachte er und Ten schlug ihm gegen die Brust, als er sah wie unangenehm mir dieses Gesprächsthema wurde. "Ich bin müde." Flüsterte ich leise, beschämt und zurückhaltend. "Du hattest einen langen Tag, ich zeig' dir wo du schlafen kannst." Sprach Ten, legte seine Hand auf meine Schulter, doch ich schüttelte sie ab. Der Thailänder griff nichts erwidernd nach meinen Taschen und lief zusammen mit mir den Flur entlang.
In einem hellen Raum, wo durch ein großes Fenster die Abendsonne hineinfiel, stellte er meine Sachen ab. Ich musterte es detailliert, vom Eingang bis in die letzte noch so kleine Ecke. Es stand ein großes schwarzes Doppelbett mitten im Raum, ein großer ebenso schwarzer Kleiderschrank an der Wand und ein weißer Schreibtisch rechts von mir. Ein silberner Laptop auf der Bettdecke und am Boden verteilte Sneaker. Hier und dort lagen vereinzelt Socken am Boden, was dem farblosen Raum ein Hauch an Lebendigkeit schenkte. "Das ist also dein Zimmer?" Der Schwarzhaarige bejahte, öffnete den Reißverschluss der Tasche und lief zu seinem Kleiderschrank. Dort machte er eine Tür auf und zog eine Schublade hinaus. Nach und nach begann er damit meine Sachen einzuräumen, weshalb ich ihm aufmerksam näher kam und über seine Schulter schielte. Ich legte überraschst meine Hände auf sein Schulterblatt als ich die Vielfalt und Ausweitung an Damenunterwäsche in seiner Schublade erblickte. Zu mir blickend stoppte er kurz seine Handlung, fuhr jedoch weiter fort, womöglich um mich nicht zum wiederholten Male in Verlegenheit zu bringen. Ich griff nach einem dünnen schwarzen Spitzen-Höschen und spannte es mit meinen Finger vor mir auf. Nichtfassend, was ich gerade tat und auch die Tatsache, dass Ten nun komplett sein Vorgehen unterbrochen hatte und zu mir hinüber schaute, veranlagten mich dazu, das Seidenstück zurück in dem Schrank verschwinden zu lassen. Das der Thailänder die Situation- und wahrscheinlich auch meine Reaktion, vor allem meine Reaktion, als belustigend empfand, bemerkte ich an seinen auf und ab wippenden Schultern. "Ich schaffe das schon allein, du kannst ruhig gehen." Meinte ich kalt und drehte ihm meinen Rücken zu. Verstummend wandte er sich mir wieder zu, legte die Sachen, welche er gerade rausholen wollte, beiseite und trat an mich heran. "Soll ich im Wohnzimmer schlafen?" Stellte er irritiert als Gegenfrage und ich zuckte desinteressiert mit meinen Schultern. "Wo du schläfst ist mir gleichgültig." Belächelte ich meine Antwort in einem lieben Ton, doch merkte dann erst bei seinem schweigend Verhalten, worauf er eigentlich mit seiner vorherigen Aussage anspielen wollte. "Dachtest du, wir würden zusammen in einem Bett schlafen?" Fragte ich ungläubig, doch der Junge schüttelte nur vermeidend seinen Kopf.
"Nein. Schlaf gut, ich nehme nur eben schnell mein Bettzeug und gehe dann auch." Redete er zum Boden hinunter, lief um das Bett und umpackte sein Kopfkissen samt Decke. Es tat mir leid, ihn so frustriert zu sehen, doch wenn ich an eine Nacht neben diesen Mann dachte, blieb ich konsequent bei meiner Entscheidung. Durch die erschwerte Sicht der Bettsachen vor seiner Nase, rempelte er mit seinem Oberschenkel den Stuhl seines Schreibtisches an und holte mich durch das dumpfe Poltern aus meinen Gedanken. "Warte," entfloh es meiner Kehle und ich lief schnell zu ihm hinüber, um den Stuhl aus seinem Weg zu räumen. Als ich wieder aufschaute, bemerkte ich wie er mich lächelnd betrachtet hatte, die ganze Zeit über. "Was ist?" Hackte ich unsicher nach, aber er legte nur seinen Kopf zur Seite. "Ich bin nur glücklich," schmunzelte er und ich trat ihm aus dem Weg. Seine Augen wanderten auf meinen Verband, sein Lächeln verschwand und er lief ausatmend an mir vorbei zur Tür hin. "Wenn du noch etwas brauchst sag einfach Bescheid, egal was." Ich stoppte ihn noch kurz. "Ten? Ich.." Meine Stimme brach kurz ab, da ich unsicher war tatsächlich diese Worte auszusprechen. "Ja?" Kam es von ihm und ich riss mich zusammen. "Würdest du mir die Anderen vielleicht auch bald vorstellen wollen?" Überrascht nickte er und drehte sich wieder von mir weg. Daraufhin verließ er den Raum und Stille umhüllte mich. Ich ließ mich auf den Rand des Bettes fallen, betrachtete meine Füße und zog langsam meine Socken aus. Meine Augen lagen sofort an dem weißen Verband meines rechten Fußes, welcher beim bewegen etwas schmerzte. Ich atmete frustriert aus, fuhr mir mit meinen Händen in meine Haare und schloss hoffend meine Augen. Hoffend auf eine Änderung, eine Veränderung, alles war so verwirrend für mich. Ich wurde in eine Welt hinein geschubst, welche ich nicht kannte, mir als Fremd vorkam. Ein Leben, von welchem mir jegliche Erinnerung und Lieblichkeit entfiel, sollte meins sein? Als solches sollte ich es bezeichnen, als mein Leben? Meine Zukunft? Ich wollte weinen, ich wollte es in diesem Moment mehr als alles Andere, doch ich unterdrückte es. Weinen wäre keine Lösung gewesen, es hätte mich nicht weiter gebracht Schwäche zu zeigen. Doch auch, fehlte mir schlicht und einfach die Kraft nun nachzugeben.
Die Tür des Zimmers ging erneut auf, ich stellte mich abrupt aufrecht hin und faltete, in Zusammenspiel meiner aufgesetzten guten Laune, meine Hände. "Neami?" Kam es von der Person hinter der, nur zu einem Spalt geöffneten, Tür und ich bat ihn hinein. "Ja bitte?" Lächelte ich und seine Augen wurden größer bei dem Erblicken meiner Wenigkeit. Der Rothaarige kam entsetzt zu mir hin, ich fokussierte ihn versteift, seine Hände legten sich an meine Wangen und ich schaute auf. "Was hast du?" Fragte er fürsorglich, ich zog meine Augenbrauen in die Höhe. "Nichts." Log ich und er fuhr mit seinen Daumen unter meinen Tränensäcken her. "Nichts..sieht man." Wiederholte er nachdem seine Handlung eindeutig meine vorherige Aussage widerlegte. "Es ist nichts, bitte lass das." Murmelte ich angespannt und blickte zur Seite, da es mir unangenehm war, doch noch Schwäche gezeigt zu haben. Der Größere ließ von meinem Gesicht ab und presste seine Lippen aufeinander. "Ich und die Anderen wollten wissen, ob du noch Hunger hast?" Lächelte er überspielend, legte seinen Kopf spielerisch zur Seite und lehnte sich zu mir vor. Ein amüsanter Anblick, allerdings blieb ich ernst. "Nein Danke." Lächelte ich zurück und er hob stichelnd eine Braue nachdem er sich noch weiter zu mir vorgebeugt hatte.
"Sicher? Gleich kommen noch einpaar von den Anderen, wir wollten zusammen essen und ich bin mir sicher, alle würden sich sehr freuen dich zu sehen." Ich schüttelte meinen Kopf und trat von ihm weg, nachdem mein Lächeln, gemeinsam mit meiner besseren Laune, verschwand. "Ich bin müde, ich würde lieber schlafen. Sag ihnen aber, dass ich wohl auf bin und bald vorbei kommen möchte, machst du das für mich Taeyong?" Enttäuscht, aber dennoch einsehend, dass ich noch nicht soweit war, nickte er. "Für dich immer Neami." Schmunzelte der Ältere und ging zurück zur Tür. "Dann musst du aber auch etwas für mich machen." Kam es von ihm und ich schaute abwartend zu ihm hinüber. "Weine heute nicht mehr, ja? Tue es für uns, für Ten." Ich schloss kurz meine Augen und atmete tief ein. "Ja," willigte ich ein, er verließ den Raum und schloss hinter sich die Tür. Als ich wieder meine Augen geöffnet hatte, betrachtete ich nachdenklich den Boden. Sie schienen sich wirklich um mich zu sorgen, doch ich empfand ihnen gegenüber nichts. Ich fühlte mich innerlich leer, da mir ein Stück meines Lebens fehlte, ein Stück meiner Gefühle. Ungerecht, es war ungerecht, warum ich? Warum jetzt? Anscheinend lief alles gut, so wie es bislang in den letzten vier Jahren war, weshalb konnte es nicht so bleiben? Ich ließ von den Gedanken ab, ich hatte es immerhin versprochen und ich würde es einhalten. Als ich an der Tür aufsah weiteten sich meine Augen und ich riss den roten BH von der Klinke. Ich schaute auf die Größe und haute einmal mit meinem Fuß auf den Boden unter mir. "Wann bin ich so versaut geworden?!" Zischte ich, leise fluchend zu mir selbst hin, und warf das Stück in den Kleiderschrank des Thailänders.
..Fortsetzung folgt..
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