Kapitel 41
Eren
Tag und Nacht saß er vor meiner Zelle. Tag und Nacht saß er einfach nur da und starrte mich an. Wozu? Was brachte es, wenn er hier saß, außer, dass er mich daran erinnerte, dass er mir vor einigen Tagen aus irgendeinem Grund beide Arme abgetrennt hatte. Ich wusste nicht wieso ich in diesem Titan gesteckt habe oder was ich getan habe, aber er hatte mich angegriffen und mir drei Tage Regenerationsschmerz beschert. Ich verstand es nicht... Was hab ich getan? Seit diesem Tag waren die Sicherheitsvorkehrungen für mich noch gestiegen. Oben bei den Eingängen zu den Kerkern standen soweit ich wusste drei Soldaten und direkt vor meiner Zelle Levi, der pro Tag vielleicht drei Stunden schlief. Ich sah ihm immer dabei zu. Wenn er schlief beruhigte er mich immer, weil er einfach zu süß aussah um wütend auf ihn zu sein. Ich wusste auch nicht, ob ich wirklich wütend war, oder was generell mit mir los war. Ich hatte zur Zeit so oft Kopfschmerzen... Und dann hatte ich das Gefühl, dass mir ein Teil meiner Erinnerung fehlte, wie als hätte ich zu viel getrunken oder so. Hannes war Experte darin sich nicht mehr an den letzten Abend zu erinnern. Müde richtete ich mich auf und erblickte Levi, der mich prüfend ansah und die Arme verschränkte. »Wie geht es dir, Eren?« fragte er und kurz wollte ich antworten, wandte dann aber den Blick ab. Er wusste genau wie es mir ging und trotzdem fragte er. Ich war hier schon über einen Monat lang eingesperrt! Was dachte er denn, wie es mir ging?! »Super! Was glaubst du denn?!« fragte ich angepisst und er senkte den Blick. »Stimmt... Tut mir leid-« »Hauptgefreiter?« ich sah Mikasa und Armin neben Levi auftauchen, wie sie mich besorgt ansahen und bedrückt wirkten. »Wie sieht es aus? Schon eine Veränderung?« fragte Armin und Levi schüttelte den Kopf. »Noch nicht. Scheint, als wäre er immer noch nicht ganz bei sich.« warum? Wieso sprachen sie über mich, als wäre ich nicht hier? Traurig und wütend zugleich krallte ich mich in das Bettlaken und versuchte krampfhaft meine Tränen zurückzuhalten. »Wieso...« hauchte ich und lenkte damit die Aufmerksamkeit der drei auf mich. Sie waren die Personen die ich innerhalb dieser Mauern am meisten liebte und dennoch raten sie so, als wäre ich ein verrückter! »Was hab ich denn getan?« die ersten Tränen liefen über meine Wangen und schaute auf. Meine Augen trafen direkt auf Levi's und ich sah seinen eiskalten Blick. So eiskalt, dass es mir kühl den Rücken runter lief. »Wieso hasst du mich nun so? Was hab ich gemacht?« schluchzte ich und rieb mir über die Augen. Er hasst mich. Dieser Gedanke wiederholte sich in meinem Kopf die ganze Zeit und das schon seit Tagen. Levi musste mich hassen, sonst würde er mich nicht hier drin lassen. Er hätte doch schon längst einen Weg für meine Freilassung zu finden! Und jetzt reagierte er nicht Mal, wenn ich ihn etwas fragte! »Levi... Ich versteh es nicht...« schluchzte ich und sah ihn wütend an. »Ich war immer ehrlich zu dir! Wieso du nicht?! Du sagtest Mal das du mich liebst und jetzt?!« »Hauptgefreiter-« Mikasa wollte Levi anschreien, doch er verbat ihr den Mund und sie sah ihn nur hasserfüllt an. Plötzlich zog Levi einen Schlüssel aus seiner Tasche und kam damit zur Zellentür. »Hauptgefreiter? Was tun sie da?« fragte Armin verwirrt, als Levi die Tür öffnete und mich ansah. »Nicht! Hauptgefreiter, das ist zu gefährlich!« warnte Armin ihn und ich schluchzte auf. »Warum? Ich verstehe es einfach nicht. Wieso gefährlich? Was meint ihr damit?« fragte ich, aber wie erwartet antwortete keiner von ihnen. Levi setzte sich zu mir auf das Bett und sah mich ernst an, als ich plötzlich das Verlangen hatte mich zu beißen und riss meine Hand zu meinem Mund. Als ich jedoch Levi's Blick sah zögerte ich. »Lass dich nicht aufhalten, Eren. Tu es ruhig. Verwandel dich. Wenn du es unbedingt willst, kann ich dich davon wohl nicht abhalten.« sagte Levi und hielt stur mit mir Augenkontakt. Dieser Blick. Ich konnte meine Augen nicht von seinen abwenden. Es war, als hielte er mich gefangen, dieser eiskalte und irgendwie verletzliche Blick. »Alles was ich hier tue, Eren, mache ich nur um dich zu beschützen-« »LÜGE!! Du lügst mich an, um mich zu verwirren! Du hasst mich!« Levi legte den Kopf leicht schief und runzelte die Stirn. »Eren, wenn ich dich tatsächlich hassen würde, würdest du hier ganz anders behandelt werden. Weißt du, ich denke, dass diese Titanenschnepfe, die wir dank dir fangen konnten, dich auf irgendeine Art manipuliert hat und du deshalb so denkst. Du musst dich dagegen wehren, Eren. Du willst das hier doch alles gar nicht.« »Nein! Ich glaube dir nicht!« schrie ich ihn wütend an und setzte erneut an mich zu beißen, aber dieser Blick, den er mir schenkte, hielt mich davon ab direkt zuzubeißen. Es war ein fast schon liebevoller Blick, was mich total verwirrte. »Wenn du dich jetzt verwandelst, Eren, dann versäum bitte nicht uns zu töten. Das ist es doch, was du willst, nicht wahr? Uns töten?« verdattert sah ich Levi dabei zu, wie er aufstand und sie mit ausgebreiteten Armen vor mir hin stellte. Wie eine Zielscheibe... Ich bekam wieder diese furchtbaren Kopfschmerzen und starrte Levi wie aus einem anderen Körper voller Hass an. »Ja... Dich töten... Dich und den Rest dieses verfluchten Aufklärungstrups! Ich will dich... Fressen!!« Levi's Blick wurde traurig und er kam zu mir. »Worauf wartest du dann noch?« er löste meine Handschellen und stellte sich erneut vor mir hin. »Hauptgefreiter! Kommen sie da wieder raus!« rief Armin, doch Levi hörte nicht auf ihn. »Tu es, wenn du es willst, Eren. Ich halte dich nicht auf.« meinte Levi und blickte mir tief in die Augen. Wir hielten einen ganzen Moment lang Augenkontakt, während ich verzweifelt mit mir selbst rang. Ein Teil von mir wollte sich verwandeln und Levi in kleine Fetzen zerreißen. Es würde überall sein Blut kleben und ich würde ihn mir schmecken lassen. Ein anderer Teil von mir versuchte aber verzweifelt mich davon abzuhalten. Es war der Teil von mir, der unsterblich in diesen kleinen grimmigen Mann verliebt war und ihm niemals etwas tun wollte. Schließlich gewann dieser Teil von mir, ich ließ schluchzend meine Hand sinken und begann bitterlich zu weinen. Sofort kam Levi zu mir, setzte sich und nahm mich fest in seinen Arm. Ich klammerte mich wimmernd und schluchzend an ihn und kuschelte mich an seine Brust, während er mir sanft über den Rücken streichelte und mir einen sanften Kuss auf den Scheitel gab. »Ist ja gut, Eren. Alles ist gut.« flüsterte er und während er mich so sanft in seinen Armen hielt, packte mich die Müdigkeit und ich schlief an ihn gekuschelt ein.
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