Kapitel 19
Eren
Es ist seit der Rettungsmission, die wir illegal für den Aufklärungstrup eingeleitet hatten bereits eine Woche vergangen und bisher war noch keiner von uns verhaftet worden, nicht mal ich, der ja sowieso ganz besonders unter Bewachung der Militärpolizei stand, weshalb ich vermutete, dass Erwin das schon mit dem Rat abgesprochen und ein gutes Wort für uns eingelegt hatte. Levi war mittlerweile auch wieder aus der Krankenstation entlassen worden. Er musste zwar noch einige Wochen mit Krücken laufen und hatte ein ausdrückliches Verbot von Erwin an Missionen teilzunehmen, aber immerhin lebte er. Trotzdem wirkte er nun noch mieser gelaunt als jemals zuvor und genau das war auch ein Grund, warum ich mich gezielt von diesem mann fern hielt. Den anderen konnte man sich denken. Ich hatte Schiss, dass er mich auf diesen Kuss ansprechen würde. ich meine eigentlich war es ja nur ein kleiner Kuss! Was soll da schlimm dran sein? Aber wenn man diese kleinen, wirklich winzigen Aspekte, dass er genau wie ich ein Mann, mal eben fast zwei Jahrzehnte älter als ich und mein Vorgesetzter war, dann war es nicht mehr ganz so okay. Außerdem war ich mir immer noch ziemlich sicher, dass ich viel zu viel da hinein interpretierte. Aber auch der Gedanke, dass der Kuss eine Geste aus Dankbarkeit war, war für mich einfach unvollstellbar. Er war doch sonst immer so sauber und hygienisch. Den Spitznamen Putzfreak hatte er ja schließlich nicht um sonst und wir alle wussten wie grausam seine Putzattacken waren, vor allem da er sie jeden mal an uns aus ließ. Aber eigentlich... Ich würde ihn schon ganz gerne drauf ansprechen... Es war erst etwas komisch, wenn ich mich an den Moment in dem er mich küsste zurück erinnerte, vor allem, da ich es noch immer nicht ganz glaubte, aber ich musste auch zugeben, dass es sich nicht schlecht angefühlt hatte und erst sein Gesicht nachdem wir uns gelöst hatten! Ich hatte noch nie im meinem Leben etwas so süßes gesehen! Allerdings gab es dabei ein kleines Problem... nämlich, dass ich mich nicht traute. Wie sollte man denn bitte so ein Gespräch anfangen? »Ja, hi, Hauptgefreiter. Was war eigentlich neulich bei dir los? Hab noch nie gehört, dass du deine Rekruten abknutscht, wenn sie dir einmal helfen. auf jeden Fall wollte ich sagen: DANKE DAFÜR, DASS ICH JETZT AN NICHTS ANDERES MEHR DENKEN KANN WEGEN DIR!!!!« dieser verdammte Hauptgefreite... An einem Montag erzählte mir Armin beim Frühstück, dass wir zu einer Besprechung mit Hanji und Levi mussten, was mir für den ganzen Vormittag komplett die Laune versaute. Ich will nicht... Mit viel von meiner eigenen Überzeugungskraft schleppte ich mich dann doch zum Hauptquartier, welches sich ziemlich nah an der Mauer in einem völlig gewöhnlichen Haus befand. Es war ziemlich klein, alt gebaut und unpraktisch, aber was anderes gab es in diesem Teil der Stadt nun mal nicht, also mussten wir damit leben, oder viel mehr arbeiten. Oben stand in einem Raum ein Tisch mit ein paar Stühlen bereit, Hanji, Levi und meine Freunde waren bereits drin, als ich die Tür öffnete und eintrat. »Du kommst spät, Eren.« schimpfte der Hauptgefreite und ich spürte sofort wie mein Herz allein bei dem Klang seiner Stimme schneller zu schlagen begann. Verdammt nochmal... Was machte er mit mir? Fragte ich mich frustriert und setzte mich. »Entschuldigung...« murmelte ich nur und schon fing Hanji an zu quatschen... und zu quatschen... und zu quatschen... Ich hatte das Gefühl ich saß schon die ganze Nacht in diesem beengten und stickigen Raum und das Levi nur einen Meter von mir entfernt neben mir saß, machte das Gefühl von Bedrängnis in mir nicht besser. Ich wollte hier endlich weg. Die meiste Zeit hörte ich sowieso nicht zu. Der einzige, der wirklich aufmerksam Hanji's Erzählungen folgte war Armin, aber der interessierte sich auch brennend für Hanji's Fortschritte in der Forschung. Für sowohl Mikasa und mich, als auch für den Hauptgefreiten Levi, war es im Endeffekt also völlig sinnlos, dass wir hier saßen. Während ich mich bei dieser ,,Besprechung" zu Tode langweilte, hielt ich den Blick gesenkt, um ja nicht erst Blickkontakt mit Levi aufzubauen. Ich wollte ihn einfach nicht ansehen... Was wenn er auf die Idee kommen würde mich anzusprechen? Ich würde zur Tomate werden und vor Scharm sterben, weil ich die ganze Zeit an den moment im Krankenzimmer denken müsste. Wenn das mit mir so weiter ging, würde ich selbst noch im Krankenzimmer landen. »Eren.« ich zuckte vor Schreck zusammen und schaute auf, als ich Levi leise in mein Ohr flüstern hörte. Ich sah ihn mit weit aufgerissenen Augen an und hielt vor Schreck den Atem an. Wann war er mir so nah gekommen, dass er mir ins Ohr flüstern kann? Er hat doch gerade noch einen Meter weit weg gesessen und jetzt saß er direkt neben mir. »Ist alles in Ordnung mit dir? Du bist ganz blass.« meinte er und ich rutschte schnell mit meinem Stuhl etwas von ihm weg. »Alles bestens, Hauptgefreiter.« antwortete ich und fing wieder an ihn zu ignorieren und in meinen eigenen Gedanken zu versinken. Ich wurde erst hellhörig, als Hanji Levi ansprach und etwas über seine Wunden sagte. »Sie ist nicht besonders tief, aber dennoch schränkt es dich ein. Shorty, mal ehrlich. Du kannst dir nichtmal alleine die Hose wechseln.« »Hanji-« »Soll das heißen, der Hauptgefreite kann nicht mehr auf Mission gehen?« fragte ich nervös und war vor Schreck aufgestanden. Wenn Levi nicht mehr auf Mission gehen könnte wäre das vermutlich das Schlimmste was der Menschheit zustoßen kann! »Erstmal vermutlich nicht, nein. Seine Wunden müssen erst heilen und obwohl ihm nichts gebrochen wurde hat er Prellungen und kann wie man ja sieht kaum ohne seine Krücken laufen.« erklärte Hanji und Levi sah genervt weg. Es war alles meine Schuld... Er war wegen mir verletzt worden... Jeder Mensch, der bei den nächsten Missionen stirbt, weil Levi ihn nicht beschützen oder retten konnte, wird meine Schuld sein. Bedrückt senkte ich den Kopf und setzte mich wieder hin. Wie konnte er nur neben mir sitzen, mich fragen ob es mir gut ging und so merkwürdig nett zu mir sein, wenn ich daran schuld bin, dass er so lange nicht mehr seinen Job machen kann? Müsste er mich jetzt nicht eigentlich erst recht hassen? »Hanji, Ackerman und Arlert. Würdet ihr mich und Eren mal für ein paar Minuten entschuldigen?« fragte Levi und ich sah entsetzt auf. Wollte der jetzt wirklich mit mir den Raum verlassen? »Ach, kein Ding. Bleibt ruhig hier. Wir sind hier sowieso fertig.« »Endlich.« hauchte Mikasa, kaum hatte Hanji ausgesprochen, stand auf und verließ mit schnellen Schritten den Raum. Armin und Hanji packten schnell ihre unterlagen zusammen und folgten Mikasa. Oh Gott... Ich sehe schon mein Grab vor mir...
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