Kapitel 6
Schnell wischte er sich die restlichen Tränen aus dem Gesicht, um das offensichtliche zu verbergen, was aber nicht viel brachte. Man müsste blind sein, um nicht zu erkennen, dass er geweint hatte.
"Hau ab.",brachte Draco mit brüchiger Stimme hervor. Das letzte was er jetzt noch gebrauchen könnte, war das Harry seinen Freunden erzählte, wie er wie ein Häufchen Elend in der Mädchentoilette saß. "Nein. Nicht bevor du mir erzählst, was eigentlich mit dir los ist. Früher hättest du Dean dafür ins Gesicht geschlagen. Warum rennst du bei sowas schon weinend weg?"
"Als ob dich das interessieren würde, Narbengesicht.",antwortete er abfällig.
Draco wusste sich nicht anders zu helfen, als wieder seine alte Fassade um sich herum aufzubauen. Wie sollte er bitte eine Antwort auf Harrys Frage geben? Zu Lügen wäre unnötig, in seinem jetzige Zustand würde er keine gute Ausrede hervorrufen können. Die Wahrheit zu sagen wäre wohl der Untergang seiner Würde. Also machte er eben das, was er seid Kindheitstagen schon machte.
Entgegen seiner Erwartung konterte Harry doch nicht einfach und ging, sondern setzte sich stumm neben ihn auf den Boden. Draco ließ seine Augen kurz über ihn wandern, als ob er nicht glauben würde, dass er wirklich hier saß. Neben ihm. Harry hingegen starrte in die Luft, als ob er dort eine Antwort auf all seine Fragen finden würde.
"Du musst dich hier nicht alleine verkriechen. Es bringt nichts. Du musst darüber reden, glaub mir.Ich weiß , wie du dich fühlst .",durchbrach er nach einiger Zeit die unangenehme Stille.
"Nein, weißt du nicht. DU bist der große Harry Potter, der Retter der Welt. Jeder mag dich. Jeder schätzt dich für deine Taten. Und ich? ", Er lachte leise auf, "ich bin Draco Malfoy, der Typ der die Todesser in die Schule gelassen hat, der für so viele Tote verantwortlich ist, der lieber schön auf Voldemort gehört hat, als sich gegen ihn aufzulehnen und Mut zu beweisen. Jeder hasst mich. Jeder denkt, ich bin ein Weichei. Und weißt du was? Sie haben Recht. SIE HABEN VERDAMMT NOCHMAL ALLE RECHT. ICH BIN EIN VERSAGER. ICH HABS ES NICHT VERDIENT, HIER ZU SEIN!"
Den letzten Satz brachte Draco nur unter Tränen hervor, er fing abermals an zu zittern. Seine Kehle schnürte sich zu, er war so wütend auf sich. Wieso hatte er ihm das gesagt? Er hatte sich geschworen nie zuzugeben, dass er ein Weichei ist. Scheiße verdammt. Warum? Warum immer er?
Ihm wurde schwindelig vom ganzen Weinen, so ausgelaugt war Draco schon. Er lehnte seinen Kopf verzweifelt gegen die Wand.
Doch dann spürte er plötzlich eine Hand auf seiner Schulter, die sachte über diese streichelte. Er wollte nicht noch tiefer sinken, ließ sich jedoch darauf ein. Denn es beruhigte ihn. Zögernd und mit verquollenen Augen sah er zu Harry, der ihn nur sanft anlächelte, jedoch nicht davon abwich, ihn zu beruhigen.
Eine Weile führten sie dies so fort, Draco kam langsam wieder runter und entspannte sich. Bis ihm eine merkwürdige Tatsache auffiel. Harry saß so nah bei ihm, ihre Schultern berührten sich sogar . Doch er spürte ihn nicht mehr. Es war, als ob er gar nicht da wäre.
Unauffällig versuchte Draco noch ein Stückchen näher zu rutschen, damit sich auch ihre Beine berühren würden. Nichts.
Sein Kopf fing an zu schmerzen. Wie konnte das sein? Er sah, wie sie sich berührten, doch er spürte rein gar nichts.
Verlor er jetzt etwa seinen Verstand komplett? Noch einmal betrachtete er seinen Nebenmann.
Er WAR da. Er saß direkt an ihm.
Wieso hatte er dann plötzlich das Gefühl, er wäre wieder komplett alleine?
"H-Harry?",fragte er zögernd. Doch kaum blickte er wieder auf, löste der Besagte sich wie in Luft auf.
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