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Da gerade die erste Uni freien Tage begonnen habe, sitze ich mit meiner besten Freundin Julia in meinem Jugendzimmer und versuche das Thema Tom so gut wie zu vermeiden.
Ich musste ihr nicht erklären, dass wir uns getrennt haben. Sie hat mittlerweile genug Bilder von Tom und Zendaya gesehen, um es selber zu bemerken.
"Und wie verbringst du jetzt deine Weihnachtsage? Immerhin hast du immer, du weißt schon..."
Ich trinke einen Schluck von meinem heißen Früchtetee, um die Antwort noch etwas hinauszuzögern. Tom hat es immer gehasst, wenn ich davon getrunken habe und es fühlt sich wie eine kleine Rebellion gegen ihn an, wenn ich eine Tasse davon genieße.
"Ich dachte einfach ich mache ein paar Marry Tage. Und ich meine, es ist kein Weltuntergang, oder? Es ist doch nur Weihnachten."
Auch wenn ich versuche möglichst fröhlich zu wirken, fühle ich mich leer und ausgelaugt. In Gedanken muss ich daran denken, wie ich die letzten Weihnachtstage nur Tom, seiner Familie gehört haben. Wie wir zusammen Weihnachtslieder gehört haben. Wie Tom mit mir durch die Küche getanzt ist und wie wir beide kaum die Finger voneinander lassen konnten, sobald wir alleine waren.
Ein kleines Seufzen entfährt mir, was Gott sei Dank in meinem Klingelsong untergeht.

Shout out to my ex, you're really quite the man
You made my heart break and that made me who I am
Here's to my ex, hey, look at me now, well, I'm
I'm all the way up, I swear you'll never bring me down

Stumm singe ich mit meinen Lippen mit, denn ich treffe keinen Ton. Julia blickt mich an und schüttelt ihren Kopf.
"Willst du nicht dran gehen?"
Auch wenn ihre Frage nur lieb gemeint ist, muss ich schlucken.
"Nein, das ist der neue Klingelsong von Tom."
Julia muss kichern und ich stimme automatisch mit ein. Ich liebe es jedem seinen persönlichen Klingelsong zuzuordnen und sie wusste ganz genau wie sehr ich Little Mix liebe.
"Ok, dann also nicht. Aber warum blockierst du seine Nummer nicht einfach? Ich meine, es ist ok, dass du nie wieder etwas von ihm hören willst. Was er und Zendaya da abziehen ist unter aller Sau."
Nervös beiße ich auf meiner Unterlippe rum. Ich weiß Julia hat recht, aber ich bin noch nicht so weit einen Schlussstrich zu ziehen.
Stumm nehme ich noch einen Schluck von meinem Tee und bin froh, dass sie mich nicht drängt, sondern einfach wartet bis ich antworten kann.
"Ich liebe Tom noch. Ja er ist ein Arschloch, aber mein Gott. Die Zeit, die wir zusammen verbracht haben. Sie war wundervoll."
Julia lacht einmal bitter auf und sofort lasse ich meinen Blick zu ihr rüber gleiten.
"Süße, er war die meiste Zeit unterwegs. Wie viele Nächte hast du heulend in deinem Bett gelegen und darauf gewartet, dass er wieder nach Hause kommt. Zudem hat er dir versprochen nach dem neuen Spiderman Film eine Pause zu machen. Aber er hat sich direkt in das nächste Projekt gestürzt. Ich an deiner Stelle wäre froh, diesen Idioten los zu sein."
Ich weiß, dass jedes ihrer Worte stimmt, trotzdem kann ich nicht so einfach meine Gefühle zu Tom ändern.
"Ok bitte lass uns über was anders reden oder ich schwöre dir. Ich liege gleich heulend in deinen Armen."
Ohne sich auch nur eine Sekunde Bedenkzeit zu nehmen, hebt Julia ihr Handy hoch und macht ein Bild von uns beiden.
Sie teilt es mit dem Hashtag Bitches Forever und legt unseren Song darunter.
Schließlich öffnet sie Spotify und tippt auf genau den Song, den ich jetzt genau brauche.
Shout out to my Ex erklingt aus ihrem Handy und sofort fange ich an den Text mitzusingen und rhythmisch meine Hüften wackeln zu lassen. Julia macht es mir gleich.

Julia und ich haben uns bei einem Little Mix Konzert kennengelernt und seitdem sind wir beide fast unzertrennlich. Jedes Mal eine von uns beiden Aufmunterung braucht, haben wir die Musik aufgedreht und die Musik mit unserem Körper zum Ausdruck gebracht.
Wir beide drehen und wirbeln uns durch mein Zimmer und ich fühle mich nicht mehr wie 24 Jahre, sondern wieder wie 18 Jahre.
Das Lachen, was aus meinem Mund kommt, während wir beide uns die Seelen aus dem Leib tanzen, ist echt und zum ersten Mal vergesse ich Tom und die Trennung. Ich bin frei und ich bin verdammt heiß.

Sobald uns die Puste ausgegangen ist, landen wir beide auf meinem Bett und strahlen uns an.
"Du bist die beste Freundin, die ich jemals hatte."
Durch das Kompliment strahlt Julia sogar noch ein bisschen mehr und sorgt dafür, dass ich noch dankbarer für sie werde.
"Sieh mal an, wozu Little Mix noch gut ist. Sie sind nicht nur unglaubliche Musikerinnen, sondern knüpfen Freundschaften bei ihren Fans und ..."
Julia wird nochmal durch den Klingelton von Tom unterbrochen. Dieses Mal, nehme ich mein Handy zur Hand und drücke auf den roten Hörer, bevor ich es ausschalte.
Sofort legt sich wieder etwas Sorge in ihren Blick.
"Es tut mir leid."
Genervt ist es an mir abzuwinken.
"Nein. Du hast recht. Tom war schon immer ein Arschloch. Soll er doch meinen Arsch lecken."
Bei meiner Ausdrucksweise müssen wir beide wieder anfangen zu kichern. Ich fluche nur besonders selten und wenn, dann, nur wenn ich richtig verletzt bin.
Deswegen nennen mich meine Freunde von der Uni ab und an Cap.
Das soll natürlich eine Anspielung auf Captain America sein, der auch nur selten flucht.
Etwas wehmütig muss ich an meine Lieblingsfigur aus dem Marvel Universum denken.
Schlagartig höre ich auf zu lachen, richte mich auf und blicke Julia ernst an.
"Oh Gott. Ich werde Tom umbringen. Er hat mir gerade die ganzen Marvelfilme versaut."
Weil meine Stimme Todesernst klingt, muss Julia wieder lachen. Sie hasst die Marvelfilme und hat auch nie bei einer Begegnung mit Tom das Thema ausgelassen.
"Hör auf bitte."
Lachend hält sie sich ihren Bauch und ich sehe ihr zu, wie sie sich auslacht.

Die Türklingel lässt uns beide aus unserer kleinen Blase erwachen und ich stehe mühsam vom Bett auf. Ich habe keine Lust nach unten zu gehen, aber meine Eltern sind beide Arbeiten und mein kleiner Bruder hat sich zu seiner neuen Freundin verkrochen. Also ist es jetzt an mir, die Tür zu öffnen.
"Moment.", brülle ich so laut ich kann, bevor ich nach unten laufe und die Tür aufreiße, um sofort zu erstarren.