Kennenlernen
Minho hatte ihn zu einem Café gebracht. Jisung beobachtete ihn durch die Scheibe, wie er am Counter stand und seine Bestellung aufgab. Natürlich hatte der andere sich nicht dazu überreden lassen können, Jisung für sich selber bezahlen zu lassen.
Der Man saß auf einer runden Bank, die die Ecke des Gartens ausfüllte. Neben ihm war ein kleiner Teich mit Koifischen. Das Café hatte sich durch der neuen Situation einen Hinter-Garten zugelegt. Alles um ihn herum war voll mit grünen Pflanzen und Blumen die kurz vor ihrem Blühpunkt standen. Jisung lächelte sanft. Er hat es vermisst draußen zu sein.
Er drehte seinen Kopf rüber zu dem Café. Wie als hätte der Zufall es gewollt, trafen sich die Augen von Minho und ihm. Trotz der Maske die der Man trug, konnte man an den Augen vermuten das er Lächelte. Jisung lächelte zurück.
Der vorherige Stress über die Situation war wie vergangen.
Vielleicht weil er sich so glorreich vor seiner Haustür blamiert hatte, aber wahrscheinlich einfach weil Minho ein netter Typ war. Von diesem netten Typen sprechend. Die Hintertür des Cafés ging auf und wenig später setzte sich Minho neben Jisung auf die Bank.
„Ein Milchkaffee für den Herrn", sagte er und stellte eine große weiße Tasse vor ihn. „Und einen für mich", fügte er mit einem Schmunzeln hinzu und rührte in seiner hellgrünen Tasse. Nach ein paar Momenten Stille, mehr oder weniger angenehm um ehrlich zu sein, fing Minho an zu reden. „Ich habe nicht gedacht dass du wirklich zusagen würdest."
Jisung drehte sich um, um den Man besser zu sehen. „Warum denn nicht?"
Minho rollte spielerisch mit den Augen. „Wenn ich du wärst, würde ich sehr skeptisch gewesen." Jisung schnaubte belustigt auf. „Ich sehe bis jetzt noch kein Grund warum nicht, außer du bist ein Serienmörder oder so."
Auch Minho lachte, schüttelte dabei den Kopf das ein paar von seinen frisch frisierten braunen strähnen vor seine Stirn fielen. „Ne ne, ich bin der ganz normale Durschnitts-man."
„Und was macht so ein Durschnitts-man den ganzen Tag über?" fragte Jisung und nahm die Tasse in die Hand. Naja er versuchte es, aber musste sie schließlich mit zwei nehmen weil sie sonst zu schwer war.
Minho atmete laut aus und lehnte sich zurück. „Eigentlich sollte ich nur bei euch in der Firma in meinem kleinen Büro rumhängen und irgendwelche Berichte schreiben für die Behörden." Jisung nickte. „Aber da das grade nicht geht, verbringe ich 99% bei mir zu Hause und langweile mich mit meinen Katzen zu Tode."
„Du hast Katzen?!" Jisung drehte sich noch ein Stück weiter um, Ein Bein unter sich geschoben. „Drei an der Zahl." Minho lächelte, Stolz in seinem Ton mitschwingend. „Warte ich zeig dir Fotos." Damit holte er sein Handy raus und suchte kurz in seiner Galerie rum.
Dann erklärte er Jisung welche Katze wie hieß, wo er sie her hatte (echt rührende Stories) und sogar welche Angewohnheiten sie hatten.
Minho wich des Öfteren von der originalen Idee ab und erzählte Anekdoten von ihnen, beispielsweise wie sein einer Freund, Hyunjin war sein Name, mit einer Katzenallergie darauf bestand sie kennenzulernen und am Ende fast ins Krankenhaus gebracht werden musste weil er so stark gehustet und getränt hat.
„Aber ganz ehrlich, wir haben ihm alle gesagt das es eine dumme Idee ist." Meinte Minho lachend, das Foto einen komplett kranken Hyunjin zeigend, immer noch liebevoll Dori streichelnd.
„Nein, bitte hör auf mein Bauch tut schon weh vom Lachen." Jisung hielt sich seinen Magen und beugte sich über den Tisch rüber. Doch schon allein ein kleiner Blick auf das Bild reichte und er fing wieder an zu kichern. Es dauerte noch eine Weile bis das Gelächter der beiden wieder runterkam.
„Ach ja... schöne Zeiten." Minho lächelte das Foto an, bevor er sein Handy wieder wegsteckte. Jisung zögerte bevor er seine nächste Frage stellt. „Seit ihr nicht mehr befreundet?"
Daraufhin schüttelte Minho nur den Kopf. „Doch schon, wir haben nur nicht mehr den selben Kontakt wie früher."
Der man neben ihm nickte, und trank den letzten Schluck aus seiner Tasse aus. Seine Augen baten Minho fortzufahren.
„Wir haben früher zusammen ein Tanzstudio geführt. Aber durch das alles hier, " er zeigte kurz um sich, auf die Menschen die im Café mit Masken rumliefen. „Haben wir kaum noch Umsätze gemacht. Und als Hyune dann einen jungen Man online kennengelernt hatte, war mir eigentlich klar dass das alles bald enden wird."
Er trank seinen Kaffee ebenfalls auf. „Ende vom Lied, er ist nach Korea gezogen um mit Seungmin, ich glaube er heißt Seungmin, zusammenzuziehen. Und ich bin jetzt hier wo ich halt bin." Er zuckte mit den Schultern.
Jisung öffnete seinen Mund, wollte sein Beileid aussprechen, doch Minho redete weiter. „So schlimm ist es aber gar nicht, der Job hier bringt eindeutig Stabilern Gehalt und ich habe viel mehr Freizeit." Er lächelte Jisung zu, nur ein kleiner Funke Traurigkeit in seinen Augen schimmernd.
„Aber tanzen tust du schon noch oder?" Jisung fummelte mit einem losen Faden an seiner Hose rum.
„Kommt drauf an, so privat macht es mir schon noch Spaß aber ich und Hyune waren Tanzpartner, also alles in diese Richtung kann ich jetzt vergessen."
„Du kannst mir das beibringen!" Jisungs Augen weiteten sich leicht als die Worte so enthusiastisch aus seinem Mund platzen. „Also... dann könnest du wenigstens wieder tanzen, ich bin aber sehr unbegabt..." Seine Stimme wurde viel kleiner als er weiter redete und er mied die Augen des Anderen.
„Klar, mach ich gerne!" Jisung schreckte seinen Kopf wieder hoch. Verdammt. Die Wärme und Ehrlichkeit in der Stimme und dieses sanfte Lächeln ließen seinen Magen wie Honig zerfließen. Jisung kam sich dumm vor als er zurück grinste und heftig nickte.
Die beiden blieben noch eine Weile, redeten über Politik (weil man das einer der wichtigsten Punkte auf dem ersten Date ist, zu mindestens für Jisung) und noch vieles. Alles verging in einer Art von Ruhe, sie redeten einfach, suchten dabei mehrmals nach Augenkontakt mit dem Anderen während alles um sie herum wie die Kulisse eines alten Gemäldes wirkte.
Es harmonierte einfach. Die Kinder die zusammen am Rand des Teiches auf dem kleinen Grünstreifen saßen und die Kois fütterten. Die Gruppe alter Frauen die ihren wöchentlichen Kaffeeklatsch hielten. Und der Wind der durch das dichte grüne Blätterdach strich und dabei die Musik aus dem Café begleitete.
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Bevor es dunkel wurde brachen die beiden wieder nach Hause auf. Minho bestand darauf Jisung nach Hause zu bringen. Sie liefen rechts am Rand der Straße lang, keiner hatte sich hier die Mühe gemacht einen Fußgängerweg zu bauen.
„Wo wohnst du eigentlich?" wollte Jisung wissen. „Du siehst nicht so aus wie jemand der am Rand von einer Vorstadt lebt."
Minho schmunzelte. „Das ist ja sehr nett." Der Sarkasmus brachte wärme in Jisungs Gesicht. „Ich mein ja nur, du passt eigentlich viel besser in eine Großstadt oder so..." Jisung kickte einen Kiesel aus dem Weg, die Hände hinter dem Rücken verschränkt.
„Ne tatsächlich wohne ich nicht in der Großstadt, hab ich mal, aber jetzt wohn ich zwei drei Dörfer von hier entfernt." Jisung guckte zu dem Man rüber. Minho blickte mit einem Lächeln auf den Lippen nach vorne, über die Dächer der Häuser hinaus.
„Hier ist ruhiger nicht?" fragte Jisung, um der Stille zu umgehen.
„Definitiv, und es ist ein besseres Umfeld für meine Katzen." Die beiden lachten untereinander. Die Liebe für seine Katzen war wohl mehr als eindeutig. Sie bogen in die Straße ab, in der Jisung's Familie wohnte. „Wie spät haben wir es eigentlich?"
„Viertel vor Sechs", antwortete Minho mit einem Blick auf seine Uhr. „Es sind..." Jisung zählte an der rechten Hand, die Minho hoffentlich nicht sehen konnte, die Stunden ab. „Es sind fast fünf Stunden vergangen..." Sein Mund formte ein kleines „o". Wo ist die Zeit bloß geblieben?
„Wenn man die Zeit mit jemand so charmantem wie dir verbringt fliegt die Zeit nur so vorbei." Minho duckte sich kichernd von dem kleinen Angriff den Jisung startete.
„Der war nicht schlecht Minho..." lächelte Jisung dann, kurz vor seinem Haus. „Danke Danke, " Minho blieb stehen und verbeugte sich dramatisch. Jisung blieb ebenfalls stehen, beobachtete den Man mit einem sanften Gesichtsausdruck.
„Jisung." Da wurden ihm die Knie zu Brei als er seinen Namen aus Minhos Mund hörte. „Gib mir mal dein Handy."
Natürlich sagte er da nicht nein, ziemlich offensichtlich das Minho seine Handy Nummer eintippte. Wenig Zeit später gab er ihm sein Handy zurück. „Lee Minho ;>" auf dem Display.
„Ich schreib dir später ja?" Jisung guckte von seinem Handy hoch, das breite Grinsen wieder zurück auf seinen Lippen. „Übrigens, hübsches Hintergrundbild." Dann zwinkerte er Jisung zu, drehte sich um und ging.
Nach einer Weile ihm hinterher gucken checkte er seinen Hintergrund. Was hab ich da noch-
Pusheen Katzen.
Süße kleine Pusheen Katzen.
Jisung wollte augenblicklich im Erdboden versinken.
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