Vergeben und vergessen
Lupin, welcher selbst bereits einige Panikattacken, in seiner Zeit als frisch gebissener Werwolf, hinter sich gebracht, erkannte die Symptome auf Anhieb.
"Hör zu du musst dich beruhigen. Tief Ein- und Ausatmen. Schön langsam okay?" versuchte Remus es, doch seine Worte schienen nicht bis zu ihr durchzudringen. Mittlerweile hatte sie zudem angefangen unkontrolliert zu schluchzen, während Tränen unaufhaltsam aus ihren grauen Augen kullerten. Da er mit Worten ganz offenbar nicht zu ihr durchzudringen konnte, versuchte er sie körperlich etwas zu beruhigen, indem er vorsichtig seine Arme um ihren zitternden Körper schloss. Und auch wenn sie äußerlich keine Veränderungen zeigte, konnte Remus hören, wie sich ihr Herzschlag ein kleines bisschen verlangsamte.
Dank seiner Erfahrungen mit solchen Situationen, wusste er, dass das Beste in diesem Moment war, einfach abzuwarten.
Nach einiger Zeit hatte Evie sich wieder beruhigt. Später erklärte er ihr, dass der Ferula-Zauberspruch ihren Knöchel leidlich schienen würde, sodass sie zumindest bis zum Krankensaal laufen konnte, ohne dem Knöchel weiteren Schaden zuzufügen. Den ganzen Weg über, stütze Remus sie. Er versuchte zudem ihr klar zu machen, dass ihre Reaktion völlig natürlich gewesen war, jedoch wirkte es nicht so als sei das ein Trost für die junge Zauberin gewesen.
Im nachhinein betrachtet, war es ein Wunder, wie sehr sich ihre Laune noch verbesserte. Lupin war ein viel besserer Gesprächspartner als sie anfangs angenommen hatte. Trotzdem des Altersunterschieds, war es als befanden sie sich auf der selben Wellenlänge.
Eigentlich dachte Evie, er würde sie wieder verlassen, sobald er sie bei Madame Pomfrey abgeliefert hatte, doch er blieb die ganze Zeit über. Still hatte er sich etwas in den Hintergrund gestellt und geduldig gewarten, bis die Heilerin fertig war. Worüber sich die junge Zauberin insgeheim sehr gefreut hatte. Obwohl sie das natürlich niemals laut gesagt hätte, denn dann hätte sie sich der beunruhigenden Tatsache stellen müssen, dass sie ihn wohl doch etwas mehr mochte, als es bei einem Professor gesund war.
Mit einem: "Vielen Dank Poppy" verabschiedete Remus die Heilerin, als diese den Saal verließ. Scheinbar waren ihnen wohl eines der Kräuter ausgegangen, welches für den Heiltrank benötigt wurde und so hatte sich Poppy Pomfrey auf den Weg gemacht, besagtes Kraut aus dem Kräuterhaus vom Madame Sprout zu besorgen. Womit sie den Professor und seine Schülerin alleine zurück ließ.
"Das Ganze tut mir wirklich fürchterlich leid." "Schon okay. Sie konnten ja nicht wissen, dass ich da war." gab Evie halbherzig zurück. "Meinst du nicht, wir sind langsam über das siezten hinaus?" Kurz verwirrte sie diese Antwort, doch letztendlich musste sie feststellen, dass Lupin Recht hatte. "Da haben sie.. äh ich meine du vermutlich Recht." haspelte sie daraufhin.
"Möchtest du?" fragte Remus sie, als er ihr ein Stück Schokolade hinhielt. Ein breites Lächeln bildete sich auf ihren Lippen, als sie es dankbar entgegennahm. "Meine Lieblingssorte." gab sie erfreut zu. "Ja meine auch." "Kein Wunder. Es ist ja auch mit Abstand die beste." ein leichtes Kichern entfloh seinen Lippen, als er die Begeisterung in ihren Augen sah. "Wobei die von 'Mr Mulpepper' auch nicht schlecht ist." gab er zurück, hauptsächlich nur, um sie ein bisschen zu necken. Und sie sprang sofort mit auf: "Merlin, das kann doch nicht dein Ernst sein." gespielt entsetzt sah sie ihren Gegenüber, welcher sich nur noch schwer ein Lachen verkneifen konnte. "Da könntest du genauso ein Stück Stein essen, so hart wie die ist." fuhr sie fort, woraufhin beide das Lachen anfingen.
Jedoch verstarb das Gelächter sofort wieder, als sie sich in die Augen sahen und ihnen klar wurde, in welcher Situation sie sich eigentlich befanden. Auch wie nah sie sich eigentlich waren.
Räuspernd lehnte Remus sich etwas zurück, um etwas Distanz zwischen die beiden zu bringen. Er brauchte ganz schnell einen Themawechsel. Und ungeachtet, dass er die Antwort auf die Frage insgeheim bereits wusste, so wollte er es dennoch erneut von ihr hören:
"Weshalb warst du eigentlich in dem Klassenzimmer?"
Er musste einfach sichergehen, dass sein Verstand ihm keine Streiche gespielt hatte, als er sie mit Hilfe seines Werwolfgehörs verstandem hatte. Dass sie wirklich gekommen war um zu sehen, ob es ihm gut ging. Dass er ihr tatsächlich etwas bedeutete und sie sich um ihn sorgte.
Er sehnte sich einfach so sehr nach menschlicher Nähe, von welcher er in den letzten Jahren so wenig gehabt hatte.
Evie brauchte eine Minute um zu antworten. Sie war sich nicht ganz sicher, was sie sagen sollte, entschied sich dann jedoch dafür, einfach bei der Wahrheit zu bleiben: "Du warst nicht im Unterricht und Professor Sprouts Aussage, mit den Familienproblemen fand ich nicht sehr glaubhaft. Da wollte ich nachsehen, ob es dir wirklich gut geht." Sagte sie schließlich. "Ich konnte ja nicht ahnen, dass du mich halb erschlagen wirst." fügte sie dann noch leicht schmunzelnd hinzu, was auch ihrem Gegenüber ein leichtes Lächeln entlockt. Ihm ist klar, dass es kein wirklicher Vorwurf war, dennoch entschuldigt er sich erneut, was Evie jedoch schnell abwinkt: "Vergeben und vergessen. Ich will nur einfach schnell wieder hier raus kommen." "Was? Sind die Betten im Krankensaal etwa nicht bequem genug?" Anfangs wollte Remus sie nur aufziehen, doch als er sah, dass ihr Lächeln verschwunden ist, wird er ernst und fragt noch einmal ernster nach, was los ist.
Zuerst will Evie ihm nichts von ihren Problemen mit Snape erzählen. 'Einen Professor bei einem anderen Professor schlecht machen? Ganz blöde Idee' schoss es ihr durch den Kopf. Doch dann sieht sie ihm in die Augen und sie kann spüren, dass sie ihm vertrauen kann.
"Snape... ähh Professor Snape, er naja... also er.., sagen wir einfach ich sollte keine weitere Unterrichtsstunde von ihm verpassen." Auch wenn Evie dem Professor in Verteidigung gegen die dunklen Künste vertraute, so war es ihr dennoch unbehaglich, über Snapes regelrechte Drohung zu sprechen.
Glücklicherweise schien ihr Gegenüber dies zu bemerken, denn er fragte nicht weiter nach, obwohl offensichtlich war, dass sie den wichtigsten Teil weggelassen hatte.
Er hätte sowieso keine Antwort mehr erhalten, denn Madame Pomfrey kam im Eiltempo herein und lief direkt auf die junge Zauberin und ihren Professor zu. Scheinbar hatte sie den Trank bereits auf dem Weg fertiggestellt.
"Trinken sie das Miss Black, es sollte ihre Verstauchung im Nuh heilen." meinte die Heilerin nur, als sie ihr eine übelriechende Flüssigkeit unter die Nase hielt. Angewidert rümpft Evie die Nase. "Wenn ich das trinke, darf ich dann wieder gehen?" fragte sie, als sie das Glas entgegennahm. "Nun ein bis zwei Stunden sollten sie noch liegen bleiben, nur um sicherzustellen, dass der Knöchel auch wirklich gut verheilt ist, allerdings sehe ich keinen Grund, warum sie über Nacht hier bleiben sollten." antwortete die Madame geduldig. "Na dann." meinte Evie zähneknirschend, während sie das Glas hebt, um es dann mit zusammengekniffenen Augen hinunter zu würgen. Kaum hat sie es geschluckt, fängt sie das Husten an. "Merlin dass ist ja furchtbar." stieß sie aus und versuchte verzweifelt ihren Würgereflex unter Kontrolle zu bringen. Im Augenwinkel könnte sie sehen, wie Remus ein Lachen unterdrückt. "Nicht lustig." rief sie empört und schlug ihm spielerisch auf den Arm. "Ein klein wenig schon, doch."
Keiner von beiden bemerkte, wie Madame Pomfrey sich bereits wieder verzogen hatte.
Minuten vergingen, in denen keiner der beiden etwas sagte, bis Evie letztendlich das Schweigen brach: "Danke." Verwirrt blickte ihr Gegenüber sie an. "Naja dafür, dass du dageblieben bist und die Schokolade und so." Verunsichert starrte sie ihre Hände an, die plötzlich äußerst faszinierend geworden waren. "Das hätte nicht jeder gemacht." "Jederzeit wieder." gab er zurück. Und kaum hatte er die Worte ausgesprochen, schloss sie ihn in die Arme. Sie konnte spüren, wie er sich zuerst anspannte und hatte kurz Panik, zuweit gegangen zu sein, doch dann entspannte er sich unter ihr und schloss ebenfalls seine Arme um sie. "Ich danke dir." murmelte er leise.
07/08/2020
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