Mehr Rätsel
Sie wollte grade um die Ecke biegen, hinter der sich Snapes persönliche Gemächer befanden, als sie eine schrecklich bekannte Stimme davon abhielt. 'Schluckende Wasserspeier, kann ich nicht einen Tag Ruhe von dem Mann haben?'
________________
Die Stimme, welche ganz eindeutig zu ihrem Professor in Verteidigung gegen die dunklen Künste gehörte, klang aufgebracht. Etwas äußerst ungewöhnliches für den sonst so ruhigen Zauberer. Andererseits hatte Snape ein Talent dafür, andere Leute zur Weißglut zu treiben.
Noch befand sich Evie einige Meter von der Ecke entfernt und konnte nur schwer Genaueres hören. 'Wenn ich nur ein paar Schritte weiter gehe, könnte ich vielleicht verstehen was exakt sie sagen und sehen dürften sie mich trotzdem nicht.' dachte sie sich.
Von der Neugier angetrieben, atmete sie noch einmal tief durch, schlich sich dann möglichst leise an die Kante der Ecke und lauschte angestrengt.
"Du weißt ganz genau, dass ich mir das nicht ausgesucht habe Severus."
"Was nichts an deiner Existenz ändert. Keine Ahnung, wie Dumbledore auf die Idee kam, du seist als Professor geeignet."
Eine kurze Pause entstand.
"Ich denke es gibt Niemanden, der so wirklich weiß wieso Dumbledore irgendetwas tut."
"Geh mir einfach aus den Augen Lupin."
Damit schien die Unterhaltung beendet und plötzlich wurde Evie bewusst, dass sie genau da stand, wo es zurück nach Oben ging. Ergo genau da, wo Remus gleich vorbei musste. Er würde sofort wissen, dass sie gelauscht hatte. Sie hatte wahrhaftig keine Lust auf eine weitere Auseinandersetzung mit dem älteren Zauberer.
In dem Moment hörte sie Schritte, die ganz klar in ihre Richtung kamen.
In ihrer Panik, tat sie das einzig Logische, was ihr in dem Moment einfiel. Sie rannte.
So schnell es nur ging, hetzte sie den Gang hinunter, um hinter der nächst besten Tür zu verschwinden. Schwer atment lehnte sie sich gegen die Tür, welche sie in der letzten Sekunde hinter sich zu geschlagen hatte und versuchte verzweifelt ihr pochendes Herz unter Kontrolle zu bekommen.
Jetzt konnte sie nur noch hoffen, dass sie schnell genug gewesen war.
Sie konnte ja schlecht wissen, dass ihr Professor ein noch viel absonderlicheres Wesen war, als nur ein Zauberer und ihren lauten Herzschlag noch aus mehreren Metern Entfernung hören konnte.
Genau so wenig konnte sie wissen, dass er ihren Geruch bereits vor Minuten gewittert hatte und Evies Anwesenheit für ihn schon längst offenkundig war. Nur war sich Remus nicht sicher gewesen, wie nah die Zauberin tatsächlich gewesen war. Zumindest so lange nicht, bis er um die Ecke gebogen war und ihm ihr unverwechselbarer zarter Duft nach Zimt entgegen geschlagen war. Natürlich hatte er auch ihre eiligen Schritte vernommen, woraus er schnell geschlussfolgert hatte, dass sie ihn wohl ganz eindeutig nicht sehen wollte. Aus diesem Grund, bemühte er sich die aufkommenden Gedanken an sie zu verdrängen, umfasste die Wolfsbanntrank von Snape etwas fester und begab sich energischen Schrittes zurück zu seinen Gemächern.
Evie unterdessen presste ihr Ohr gespannt gegen die Tür, in der Hoffnung hören zu können, sollte sich jemand näheren, wobei sie natürlich keinerlei Erfolg hatte, da die Türen unten im Kerker alle mindestens eine Handbreite dick waren. Das Einzige war sie hören konnte, war ihre eigenen, ungleichmäßigen Atemzüge.
Solange bis sich plötzlich eine Hand von hinter über ihren Mund legte und eine weitere um ihre Hüfte, welche sie daran hinderte sich umzudrehen. Überrascht stieß Evie ein leichtes Quieken aus.
"Na wen haben wir denn da" kam es von Hinten und die junge Zauberin identifizierte die Stimme sofort, was sie zu einem Augenrollen veranlaste.
Die Hand ruhte noch immer auf ihrem Mund. Ein schelmisches Grinsen bildete sich auf Evies Lippen und bevor ihr Mitstreiter überhaupt die Chance hatte zu reagieren, hatte sie ihre Zunge rausgestreckt und einmal quer über die Hand geleckt.
Blitzschnell zogen sich die Hände zurück und gaben Black frei. "Igitt!" schrie der nicht so Unbekannte entsetzt auf, während jemand anderes das Lachen anfing.
Grinsend drehte sich Evie um. Vor ihr versuchte Fred gerade verzweifelt seine Hand an dem Umhang seines Bruders abzuwischen, welcher ihm jedoch geschickt auswich und ihn stadtdessen weiterhin auslachte, was auch Evie ein Lachen entlockte.
"Ich kann nicht fassen, dass du mich gerade abgeleckt hast."
Entschuldigend zuckte Evie mit den Schultern. "Du hast es drauf angelegt."
Nach einer kurzen Pause fragte sie: "Was genau macht ihr hier drinnen eigentlich?"
Dieses Mal war es George der das Wort ergriff: "Das sollten wir wohl eher dich fragen."
"So wie du hier rein gesprintet bist." meldete sich Fred.
"Und dann auch noch mit dem Ohr an der Tür." das kam wieder von George.
"Man könnte meinen du seist vor jemandem geflüchtet."
"Da stellt sich natürlich die Frage, was.."
"oder wer"
"so furchterregend ist, dass es unsere geliebte Evie in die Flucht schlägt."
Besagte Zauberin verdrehte die Augen, scheiterte jedoch kläglich daran, ihr Schmunzeln zu unterdrücken. "Keine Ahnung wovon ihr redet." sagte sie und schüttelte den Kopf, während ihr Grinsen immer größer wurde.
Sie hatte das wirklich vermisst. Diese unbedeutenden Kabbeleien mit den Zwillingen, bei denen für einen Moment nichts Anderes wichtig war. Keine Schulprobleme, kein vermeintlicher mörderischer Vater auf freiem Fuß und keine irritierenden Gefühle für die falschen Personen. Nur Fred und George und deren Albernheiten. Die beiden Weasleys waren wirklich etwas Besonderes. 'Keine Ahnung, was ich nur ohne die Beiden machen würde?' dachte sich Evie, als sie, mit je einem Zwilling an jeder Seite, zurück zu den Gryffindorräumen lief.
Den Großteil des restlichen Tages verbrachte die junge Zauberin, gemeinsam mit den Weasleys und Lee Jordan in deren Zimmer. Sie und Lee hatten bereits zuvor einige Male gemeinsam Zeit verbracht, hauptsächlich weil er ein guter Freund von Fred und George war. Mit der Zeit, hatten sich Evie und Lee angefreundet, worüber sich Evie ziemlich gefreut hatte. Insgeheim hatte sie seine Kommentare bei ihren Quidditch-spielen immer äußerst amüsant gefunden.
Nach dem Abendessen verabschiedete sie sich jedoch von dem Trio und begab sich alleine auf ihr Zimmer. Da morgen der Unterricht wieder anfangen würde, wollte Evie zumindest versuchen etwas Schlaf zu bekommen.
In ihrem Zimmer angekommen, fühlte sie sich allerdings nicht im Geringsten müde. Für einen kurzen Augenblick zog sie in Erwägung, zu versuchen eine Unterhaltung mit ihren Zimmergenossinnen aufzubauen. Den Gedanken verwarf sie nur Sekunden später. Sie hatte sich noch nie gut mit Harriet oder Harper verstanden und die dritte Mitbewohnerin Amber sprach kaum mit irgendjemanden.
Ihr fiel das schwarze Buch ein.
Rasch lies sich Evie auf den Boden fallen, kniete sich vor ihrem Bett hin und zog eine braune Kiste unter ihrem Bett hervor. Darin befand sich unter anderem ein extrem altes Foto von ihrem Vater, wie er sie als Baby auf dem Arm hielt, aber auch das ominöse Buch als der Bibliothek. Sie hatte sich einfach nicht dazu durchringen können, das Buch zurück zu geben. Und Madam Pince, die Schulbibliothekarin hatte sie auch noch nicht auf den Verlust des Buches angesprochen, was Evies Verdacht, dass das Buch dort eigentlich gar nicht hingehörte, nur verstärkte.
Geladen ließ sich Black auf ihr Bett fallen, das Buch in ihrer Hand. Bei dem plötzlichen Aufprall auf der Matratze, ließ diese ein lautes Ächzen aus. 'Die Betten haben aber auch schon mal bessere Zeiten gehabt.' Vorsichtig blätterte sie nach ihrem Lesezeichen in dem Buch. Sie hatte beim letzten Mal höchstens die ersten zehn Seiten geschafft, bevor sie so unsanft unterbrochen worden war.
Diesmal wurde sie nicht gestört, was es ihr ermöglichte in dem Buch regelrecht zu versinken. Nach einer Stunde jedoch, musste sie das Buch weglegen. So faszinierend der Inhalt auch war, so grausam war er auch.
Der Autor oder Autorin, litt an Lykanthropie, was im Grunde wohl bedeutete, dass er oder sie sich in einen Werwolf verwandelte und das nicht gerade freiwillig. Das Ganze war mit chronischen Schlafproblemen und extremen Schmerzen verbunden. Die Person, welche das Buch verfasst hatte und sich selbst als Moony bezeichnete, beschrieb die furchtbaren Qualen, die mit dem Werwolf-dasein einher kamen. Das Schlimmste für sie schien jedoch die dauerhafte Angst davor, jemanden zu verletzten zu sein.
Alles in allem war es grausam. Moony erzählte, wie er die Tage um den Vollmond kaum schlafen konnte. Wie ihn die Kopfschmerzen manchmal mehrere Tage im Bett gefangen hielten. Wie er bei jeder Verwandlung aufs Neue schreckliche Schmerzen erleiden musste. Wie er am Morgen danach immer mit neuen Narben aufwachte. Wie viel Angst er davor hatte, jemanden zu verletzten oder gar töten könnte.
Ab einem gewissen Punkt, konnte Evie einfach nicht mehr weiter lesen. Sie fühlte sich miserabel, als müsste sie sich gleich übergeben. Das alles zu lesen war wahrlich nicht ohne. Sie fragte sich, ob wohl einer ihrer Mitschüler die selben Torturen durchmachte. Auf Anhieb fiel ihr niemand ein, allerdings beschrieb Moony auch, wie das Personal von Hogwarts, bei der Geheimhaltung half, weshalb das wohl nicht umbedingt verwunderlich war. Es wurde Madam Pomfrey erwähnt, woraus Evie schloss, dass das Buch noch nicht sehr alt sein konnte. Auf der anderen Seite, hatte die junge Zauberin keine Ahnung, wie alt die Heilerin wirklich war. Bei allem was sie über Zauberer wusste, konnte sie locker über 80 Jahre alt sein und trotzdem keinen Tag älter als 45 aussehen.
Resigniert legte sie das Buch zurück in die Kiste, aus welcher sie es herraus geholt hatte. Für einen Moment betrachtete sie das Foto von der früheren Sirius, welches daneben lag. Er wirkte so jung und lebensfroh, völlig anders als auf den Bilders, die überall in der Zaubererwelt aufgehängt worden waren um bei der Suche nach ihm zu helfen.
Mit einem Seufzen schob sie die Kiste zurück unter ihr Bett und pustete die Kerze neben ihrem Bett aus. Mit ihrem letztem Gedanken nahm sie sich vor, bei Gelegenheit mehr über Lykanthropie herraus zu finden. Vor ein paar Tagen hätte sie noch Remus gefragt, allerdings sah es momentan nicht danach aus, als würde das in nächster Zeit passieren. 'Vielleicht kann Cedric mir ja helfen?' dachte sie sich noch, bevor sie letztendlich einschlief.
05/01/2021
Autors Note:
Willkommen zurück bei einem neuen Kapitel. Euch ist bestimmt aufgefallen, dass das Layout dieses Mal etwas anders aussieht. Lasst mich doch mal wissen, welche Version euch besser gefällt.
Ansonsten freue ich mich natürlich über jeden Kommentar und Vote ☆
Eure Gedanken zu der Story interessieren mich enorm und ich nehme auch gerne Vorschläge und Wünsche an, solltet es etwas geben was ihr gerne in der Story sehen würdet.
Ich hoffe wir sehen uns im nächsten Kapitel. ~Ally
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro