Ich schlüpfte mit dem zweiten Arm in mein hübsches Kleid und strich es mir glatt, nachdem ich mir den Reißverschluss hochgezogen hatte. Es war vielleicht etwas zu offen, was den Ausschnitt anging, aber das störte mich nicht. Im Gegenteil, ich musste Harry überzeugen und ohne gut auszusehen würde das nicht klappen. Seufzend fuhr ich mir also ein letztes mal über den seidigen Stoff und posierte vor dem Spiegel. Also schlecht sieht das schonmal nicht aus, sagte mein Gehirn zu mir und ich nickte zustimmend. Jetzt nur noch Schuhe und los gehts zu der Schmalzlocke!

Draußen war es kalt, und eigentlich hätte ich mit dem Auto fahren können, aber da ich mal wieder nicht auf meine Mutter hörte lief, und nicht ging, ich genervt durch die Straßen, um schließlich vor Harrys Haus stehen zu bleiben. Großartig, ich war wegen einem Beweis hier der total bescheuert und unnötig ist, war irgendwie klar dass er es schaffte mich hierher zu locken. Ich Blödmann hab ihm das sogar auch noch angeboten, den 'Beweis'.

Seufzend lockerte ich meinen Mantel, den ich vor Kälte fest an mich gedrückt hatte und klingelte. Nach wenigen Minuten hörte ich bereits Schritte und  erwartete in wenigen Sekunden das Gesicht von Harry, bis sich die Tür langsam öffnete. Und gerade als ich etwas sagen wollte, zeigte sich das Gesicht der mir unbekannten Frau und ich schloss den Mund verlegen und bekam kein Wort Zustande. Oh shit

"Oh hallo! Komm doch schnell rein liebes du erfrierst ja noch in dem Jäckchen!", meinte die dunkelhaarige und zog mich eifrig in das schicke Haus, in dem ich bereits einmal war. Knapp lächelnd schaute ich die Frau an, die ich für Harrys Mutter vermutete und nickte dankend. "ehm ja..."

"Komm zieh dich aus, Ich bin ja so aufgeregt dich kennenzulernen. Harry Schatz, du hast ja garnicht erwähnt wie hübsch deine Freundin doch ist!", lachte die Frau und versetzte mich in einen Hustanfall. Freundin?! Was zum..

Hustend versuchte ich nachzudenken und mich zu beruhigen, sowas dummes hat Harry ja noch nie gesagt! und warum hat er?! So langsam stieg in mir die Wut. Das konnte doch nicht sein ernst sein sowas zu tun, noch dazu ohne meine Erlaubnis. Und das würde ich sicher nicht erlauben, wie sollte ich mich denn jetzt benehmen?

Nachdem ich mich endlich wieder beruhigt hatte und aufhörte nach luft zu röcheln  schaute ich auf und lächelte Harrys Mutter freundlich an, diese konnte ja nichts dafür. "Ich bin übrigens Anne, aber das hat Harold sicher mal erwähnt." Mit einem Nicken wanderte mein Blick zu dem genannten, der gerade summend die Treppen nach unten spazierte und mir dabei einen kurzen Blick zuwarf, der danach zu seiner Mutter überging. "Mom", knurrte er jedoch plötzlich und bezog sich damit wohl auf das "Harold", dass sie zuvor ausgesprochen hatte.

Harold also, grinste ich innerlich und klopfte dem Teufelchen, dass auf meiner Schulter saß auf die Schulter. Ein Punkt für mich Harold. Grinsend blickte ich das Gesicht von dem Lockenkopf, der meinen Blick nur seufzend erwiederte und sich anschließend ein Lächeln aufzog. "Hei Jamie"
"Hei..", erwiederte ich. Ich weiss, das war verrückt. Aber wie er meinen langweiligen Namen aussprach, einfach traumhaft.

Mit einem unerwarteten Schritt umarmten mich Harrys starken Arme sanft und verliehen mir dabei einen Schauder über den Rücken. Doch auch wenn ich ihn normalerweise zurückschieben würde, ließ ich ihn machen und umarmte ihn glaubwürdig zurück, um seine Mutter nicht zu enttäuschen

Und offensichtlich klappte es, stellte ich fest als ein "Aw" ihrerseits zu hören war und sie sich zufrieden grinsend in die Hände klatsche. Hatte Harry also noch kein Mädchen bei sich? Oder etwa keine Freundin? Mit einem Lächeln an Mrs.Styles gewandt, löste ich mich von meinem "Freund" und stellte mich aufrecht hin. Er tat dasselbe, lächelte mich dabei freundlich an und räusperte sich anschließend. "Ich denke wir gehen in mein Zimmer Mom."

Nickend stimmte Anne zu, fragte jedoch ob ich Durst oder Hunger hätte und dass ich immer nachfragen könnte falls was sei. Anne Dankend nickte ich und begab mich also mit Harry in sein Zimmer und staunte nicht schlecht, als ich mich darin befand, schließlich war ich nur
im Wohnzimmer gewesen. Für einen Jungen war es sehr ordentlich gehalten, aber man merkte dennoch dass er sich gerne darin aufhielt.

"Mhm soso", murmelte ich nachdem ich die Tür geschlossen und den Raum begutachtet hatte. Harrys Kopf richtete sich auf und er blickte mich fragend an. Und obwohl ich eigentlich über sein Zimmer sprechen wollte, griff ich das Thema auf das mir pausenlos im Kopf umherschwirrte. "Freundin also?"

Harry schwieg, kratzte sich kurz verlegen am Hals bevor er dann nickte. "Ja schon.." Warum war er plötzlich so ruhig? "Was ja schon Harold?", fragte ich nach. Mit einem Seufzen verdrehte dieser nur die Augen und fuhr fort. "Naja ich meinte halt eine Freundin kommt zu mir und sie hatte 'richtige Freundin' verstanden und sich gefreut. Ich wollte sie nich enttäuschen."

"Wir sind keine Freunde Harold."
"Wie sollte ich ich sonst vorstellen? Kameradin? Ausserdem lass den Scheiß, ich will nicht dass du mich so nennst", grummte er zurück. Mit einem Schulterzucken setzte ich mich auf die kleine Couch und stellte fest, dass diese sehr bequem war. "Hauptsache nicht Freundin. Gott wir können uns garnicht leiden! Was denn jetzt?", fragte ich dann. "Erstens musst du mich nicht Gott nennen, zweitens bist du garnicht soo schlimm."

Wie bitte? Nicht so schlimm? Mit einer gelupften Augenbraue verschränkte ich meine Arme und sah zu, wie der grünäugige zu schmunzeln anfing. "Ja okay.. du bist ganz in ordnung. Aber manchmal nervst du echt.. oh und wenn du einen auf Streber tust is das das schlimmste", plapperte er schon los.

"Was?? ich nerve doch nicht, ich sage nur meine Meinung und lass mir sowas nicht sagen. Ausserdem bist du nicht viel besser", widersprach ich. Und schon wurde sein Schmunzeln breiter. Meine Fresse was hat er denn? "Könntest du aufhören so dumm zu glotzen und mir antworten?"

"Siehst du", lachte er rau. "Was seh ich??" "Genau das meine ich. Du streberst viel zu viel rum und tust einen auf superschlau." Augenverdrehend schnaubte ich und antwortete ihm einfach nicht. Und dann legte die Grinsebacke auch schon wieder los. "Also wo bleibt mein Beweis, Miss Brucks?"

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