Chào các bạn! Vì nhiều lý do từ nay Truyen2U chính thức đổi tên là Truyen247.Pro. Mong các bạn tiếp tục ủng hộ truy cập tên miền mới này nhé! Mãi yêu... ♥

29. Kapitel | Lernnachmittag

You're my best friend, and we're dancing in a world alone


Es gab vermutlich keine schrecklichere Beschäftigung für Montagnachmittage als lernen. Besonders, wenn es sich um Mathe handelte. Aber sie schrieben die Klausur am nächsten Tag und Stegi hatte wirklich versucht, es schon vorher zu verstehen (jedenfalls halbherzig, und das war schon mal besser als gar nicht). In jedem Fall saß er jetzt an seinem Schreibtisch, blätterte durch sein Buch und drehte sich irgendwann verzweifelt zu Tim um, der auf seinem Bett saß und irgendwas an seinem Handy machte. „Tim?"

„Ja?"

Er hielt ihm die gerade aufgeschlagene Seite im Buch hin. „Was zur Hölle?"

Lachend stand Tim auf und lehnte sich an den Tisch, weil es sonst keinen Stuhl im Zimmer gab. „Ich weiß echt nicht, ob ich dir das vernünftig erklären kann."

„Versuch's wenigstens, ey. Schlimmer als die Erklärungen in diesem Ding hier können sie auch nicht sein."

„Vermutlich." Tim griff Stegi seinen Kugelschreiber aus der Hand, zog einen Zettel heran und kritzelte etwas darauf, das wohl kreisähnlich aussehen sollte. „Also..."

Mit einem tiefen Seufzen folgte Stegi seinen Erklärungen (oder versuchte es wenigstens), was aber auch nicht dazu führte, dass das alles viel mehr Sinn ergab. „Kannst du nicht einfach die Aufgaben machen und ich schreib alles von dir ab?", schlug er schief grinsend vor.

„Vom Prinzip her gern, aber ich bezweifle, dass die Decker das nicht mitkriegt."

„Ja", murrte Stegi und starrte zum wiederholten Mal auf die Formeln, die in dem Buch standen. „Warum kann die nicht einer dieser komplett verplanten Lehrer sein?"

„Rätsel über Rätsel", meinte Tim nur, legte den Bleistift zurück. „Auf jeden Fall, ja, so ist das eben. Warum, keine Ahnung. Manchmal muss man Mathe auch einfach akzeptieren."

„Ich dachte, Mathe ergibt voll Sinn und so?"

„Tut es ja auch. Aber das ist halt alles 'n bisschen kompliziert für mich, sehe ich aus wie so ein Mathematiker?"

Stegi musterte ihn für ein paar Sekunden. „Also wenn du dir so eine schicke komplett runde Brille zulegen würdest und einen neuen Haarschnitt..."

„Gott, bloß nicht", lachte Tim und fuhr sich einmal durch die Haare, wie um sich zu vergewissern, dass sie nicht der stereotypischen Mathe-Nerd-Frisur gewichen waren. „Vielleicht mal bei einer Kostümparty oder so, wenn du dich auch richtig klischeehaft als irgendwas verkleidest."

Stegi zog eine Augenbraue hoch. „Als was denn bitte?"

„Keine Ahnung. Wir finden schon was, das zu dir passt."

„Wie stereotypischer Typ, der wegen diesem beschissen Kram hier durchgefallen ist?"

Augenrollend sah Tim zu ihm nach unten. „Weißt du eigentlich, wie unfassbar du alles überdramatisierst? Selbst, wenn du hier eine Fünf schreibst, bist du in den anderen Fächern noch gut genug für ein Medizinstudium oder was weiß ich."

„Das mit der Drama Queen hast du mir schon oft genug gesagt." Stegi lehnte sich in dem Stuhl nach hinten. „Aber du musst ja anscheinend überhaupt nicht lernen."

„Ich hab' gestern gelernt, nach deiner panischen Nachricht, dass ich dir das unbedingt nochmal erklären soll", grinste Tim und sah sich in dem Zimmer um, wohl auf der Suche nach irgendetwas.

„Woher weißt du bitte, dass ich panisch war?"

„Du schreibst dann ohne Emojis", erklärte er simpel. „Und hast du hier irgendwo was zu essen?"

„Du schreibst auch immer ohne Emojis."

„Ja, weil ich Emojis hasse. Du benutzt die Dinger ja so häufig, es tut fast schon weh in meinen Augen."

Stegi grinste schuldbewusst und deutete dann auf die Tür. „Wenn du Hunger hast, hol dir was aus der Küche."

„Seh dich gleich."

Seufzend schloss er die Augen. Gott. Wer hatte sich diesen Scheiß ausgedacht? Und wofür brauchte man bitte sowas? (Wahrscheinlich am Ende wieder für nichts. Und wenn er es mal brauchen würde, wäre er eh zu faul, es auszurechnen.)

Er hatte wirklich keine Lust mehr darauf. Sein Handy unter einem Haufen Papier hervorziehend stand er auf und startete seine Playlist einfach auf Shuffle.

„I got nothing to hide, but the ghosts they just won't leave me alone", summte er mit, legte das Smartphone auf ein Regalbrett und ließ sich auf sein Bett sinken, die Arme hinter dem Kopf verschränkt.

„Ich dachte, du wolltest lernen?", schmunzelte Tim, als er mit einer Mandarine in der Hand wieder zurückkam. „Hat ja super funktioniert."

„Aber ich hab keinen Lust mehr", beschwerte er sich. „Und außerdem kann ich ja eh alles außer dieses eine Ding da, und wenn ich ganz viel Glück habe, kommt das eh nicht dran."

Grinsend legte Tim sich einfach neben ihn. „Mach dich nicht so breit."

„Das ist meine Wohnung", erinnerte Stegi ihn, machte aber ein bisschen Platz.

Eigentlich war das so auch wirklich genug. Einfach ein bisschen gute Musik, Tim und das Geräusch von Regen an der Fensterscheibe. Fast wäre Stegi eingedöst, wenn sein Freund nicht hin und wieder irgendwas erzählt hatte, von Max, Serien oder einfach nur seinem Wochenende, das eigentlich gar nicht so richtig interessant gewesen war. „Wie heißt das Lied?", fragte er dann schließlich, und stieß Stegi an. „Noch wach?"

Alive in the Summer", murmelte er. „Irgendwie ironisch, ja."

Aus dem Augenwinkel sah er Tim nicken. „Immerhin ist es jetzt mitten im Herbst."

Und der Sommer war wirklich nicht besonders lebendig gewesen. Eigentlich hatte sein letzter Sommer hauptsächlich daraus bestanden, mit Tobi zu zocken oder alleine irgendwo hinzugehen. Oder einfach irgendwelche Serien zu schauen, die er schon lange kannte. Fast schon traurig.

„Du, Tim. Nächsten Sommer komme ich hierher und wir machen irgendwas zusammen. Irgendwas, das man halt im Sommer so macht."

„Hm?"

„Schwimmen gehen. Oder Grillen. Oder irgendwo hingehen und sich die Landschaft angucken", begann Stegi. „Wir können auch, keine Ahnung, einfach irgendwo hingehen und Musik hören. Einfach so. Bis die Sonne untergeht."

Tim drehte sich so, dass er zu Stegi sah. „Das können wir auch jetzt machen. Was hält uns auf?"

„Das Wetter. Und außerdem ist sowas im Sommer einfach besser, verstehst du?"

„Irgendwie schon", meinte Tim. „Aber irgendwie auch überhaupt nicht." Plötzlich deutete er auf eines der paar wenigen Bilder, die über seinem Bett hingen. (Stegi verstand das Klischee des Teenagerzimmers voller Poster wirklich nicht. Er fand eher, dass Poster einen Raum furchtbar hässlich machten, und kannte eigentlich auch niemanden über zwölf, der diesem Klischee entsprach.) „Du hast das ausgedruckt?"

Blinzelnd versuchte Stegi, zu erkennen, wohin genau Tim zeigte, aber er lag zu nahe an der Wand. „Meinst du das von letzter Woche?", fragte er. „Ja. Keine Ahnung. Es gefällt mir halt."

Sie hatten noch eine ganze Weile da gegessen und nichts getan außer ihren eigenen Gedanken nachzuhängen, bis es irgendwann hatte, zu nieseln. Als die ersten Regentropfen sie getroffen hatten, war Tim zusammengezuckt und hatte seine Hand zurückgezogen, fast, als wäre er bei irgendwas ertappt worden.

(Stegi hatte dann noch schnell sein Foto gemacht, den Stift wieder eingesammelt und auf dem Rückweg dem Drang widerstanden, einfach nochmal nach Tims Hand zu greifen. Vielleicht hätte er das einfach tun sollen.)

„Machst du das oft? Sachen fotografieren, meine ich."

Stegi drehte ihm jetzt doch den Kopf zu, weil gegen die Decke reden ein bisschen lächerlich war. „Ich bin die Art von Tourist, die jeden kleinen Dreck fotografiert, und dann am Ende die Hälfte der Fotos wieder löscht."

„Und ausdrucken?"

„Schon. Manchmal, wenn mir das Bild gefällt und die Erinnerung daran. Also wenn es nicht einfach nur eine schöne Landschaft ist, sowas kann ich auch irgendwo posten, sondern eine schöne Landschaft, mit der ich irgendwas verbinde." Er hoffte einfach, das Tim verstand, was er meinte. Immerhin war er meistens kein besonders emotionaler Mensch.

„Und damit verbindest du was?"

„Na was wohl?", grinste Stegi. „Die letzten Wochen. Es war eine gute Zeit, dann darf ich mir doch wohl auch ein Foto davon an die Wand hängen."

„Klar." Tim setzte sich aufrecht hin, lehnte sich gegen die Wand und begann, die Mandarine zu schälen, die er immer noch in der Hand hielt. „Auch ein Stück?"

„Ne", lehnte er ab. „Wollen wir 'ne Serie oder so gucken?", schlug er dann einfach schnell vor, weil durch Tims Bewegung die Mathesachen wieder in sein Blickfeld gerückt waren und Tim vielleicht noch mal versuchen würde, ihn zum lernen zu bewegen. Immerhin war es ja irgendwie wichtig, aber ihm gefiel dieses Rumsitzen hier viel besser.

Tim blickte zu ihm nach unten (immerhin lag er immer noch), schnippte ein Stück der Mandarinenschale in seine Richtung und nickte dann. „Klar."

„Breaking Bad?", schlug Stegi vor, warf die Schale zurück und kletterte über Tim aus dem Bett, um den Laptop zu holen, bevor der überhaupt reagieren konnte.

„Die habe ich schon Mal gesehen" – Stegi warf ihm einen bittenden Blick zu – „Aber warum nicht."

*

Stegi war sich nicht ganz sicher, ob er die Entscheidung bereuen sollte, nicht mehr gelernt zu haben. Selbstverständlich hatte es in der Klausur eine Aufgabe zu dem Kram gegeben, den er nicht konnte. Aber der machte immerhin keinen großen Anteil der Punkte aus und mit viel Glück würde seine Bullshit-Antwort, die er improvisiert hatte, halbwegs richtig sein.

Im Raum unterhielten sich einige der Leute, mit denen er Mathe hatte, immer noch über verschiedene Aufgaben. Andere versuchten, noch in den letzten Minuten ihre Hausaufgaben zu erledigen. Stegi saß auf seinem Stuhl, starrte auf sein Handy und wünschte sich, die letzten beiden Stunden würden schneller vorbeigehen.

Das nervigste an Deutsch war immer noch der Platz, an dem er saß. An seinem ersten Schultag hatte er sich einfach an den erstbesten Platz gesetzt, der frei gewesen war, und darum saß er jetzt fast genau neben Mo und Fabian und bemühte sich jede Stunde einfach nur, sie zu ignorieren.

Meistens taten sie das selbe. Sie mochten sich nicht und so war das eben, aber Mo war einer dieser Menschen, die wohl manchmal aussprechen mussten, dass sie das nicht taten. Als wenn es nicht schon offensichtlich genug wäre.

Seufzend holte Stegi sein Heft und einen Kuli nach draußen und wartete auf ihren Lehrer. Seine Sitznachbarin, Lena, war entweder krank oder zu spät, und er tippte eher auf ersteres. Pünktlich war sie schließlich fast immer. (Eigentlich konnte er sich nicht an einen Tag erinnern, an dem sie nicht fünf Minuten vor dem Klingeln da gewesen war.)

Am Anfang hatte Fabian ihn immer noch mit einem sehr zögernden Hi begrüßt (jedenfalls, sobald sie sich durch Tim kennengelernt hatten), inzwischen aber damit aufgehört. Kein Wunder, denn Stegi hätte vermutlich sehr unfreundlich reagiert.

Die Stunde begann mit einem Monolog ihres Lehrers darüber, was sie nach den Ferien machen würden. Dieses Buch lesen – über die Ferien. Wann sie die Klausur schreiben würden. Worum es eigentlich ging, was von ihnen erwartet wurde. Ihr Lehrer hatte eine Vorliebe dafür, ewig zu reden und jede Sache lang und breit zu erklären.

Stegi hörte nur mit halbem Ohr zu und zeichnete lieber ein paar Skizzen. Ging ihn ja eh nichts an. Ob die anderen Schüler wohl überrascht sein würden, dass er weg war? Ob es ihnen auffallen würde?

Spielte ja eh keine Rolle. Sie waren ihm egal, die meisten von ihnen jedenfalls, und was Mo und Jan anging – nun, er war froh, wenn er die nie wiedersehen musste.

Tim hingegen – Tim war eine andere Sache. Zum einen machte Stegi sich Sorgen, weil er Tim ja quasi vom Rest der Leute ausgegrenzt hatte. Im Laufe der Jahre hatte Stegi sich daran gewöhnt, seine Zeit alleine zu verbringen, aber er musste zugeben, dass es nicht wirklich schön war. Eigentlich wollte er Tim das nicht zumuten.

Und er würde ihn vermissen. Er stand Tim so nahe, es war verrückt, dass er ihn bald nicht mehr sehen konnte. Anrufe. Skypen. Teamspeak. Nichts davon war damit, einer Person in echt gegenüberzustehen, vergleichbar. Physischer Kontakt war wichtig, oder? Einfach nur im selben Raum zu existieren und nicht in zwei Räumen, die durch das Internet miteinander verbunden waren.

Und natürlich, es gab Wochenenden und Ferien, aber das war nicht genug. Am liebsten hätte er Tim einfach mitgenommen, auch, wenn das nicht möglich war. Es fühlte sich so gut an, Zeit mit ihm zu verbringen; einfach nur auf einen Bildschirm zu starren oder furchtbar langweilige Brettspiele zu spielen.

(Es war gut und er empfand es als selbstverständlich und er liebte Tim – obwohl Max und Tobi ihn langsam zweifeln ließen, auf welche Art er das tat. Ob er ihn nicht etwas zu lange anstarrte.)

(Aber er zog weg und würde ihn dann eh nicht mehr sehen, und das würde alles so furchtbar kompliziert machen. Es würde eh nicht funktionieren, nicht in dieser Situation, und dann konnte er es auch gleich vergessen. Er mochte es nicht, Dinge zu verdrängen, aber manchmal war das eben doch einfacher.))


(Songzeile: Lorde - A World Alone)
(Weitere zitierte/erwähnte Songs: Sasha - Good Days, Tim McCorris feat. Khaili McCorris - Alive in the Summer)

(Wir haben Ehe für Alle!! <3)

Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro