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23. Kapitel | Champignon

Lass die Leute redenund hör ihnen nicht zu, die meisten Leute haben ja nichts besseres zu tun

An sich war es Stegi wirklich egal, was die Leute von ihm hielten. Er hatte es geschafft, sich über die letzten Monate absolut im Hintergrund zu halten und kannte mit Glück die Namen aller Leute in einem Kurs – und bis zu seiner neuen Schule würde ihn das nie im Leben verfolgen, so sehr würden sich die Schüler hier nicht auf ihn einschießen. Was die Leute über Tim dachten, nun, das machte ihm wesentlich mehr Sorgen.

Immerhin war der schon seit Jahren hier und würde wahrscheinlich bis zum Abi hierbleiben, und er hatte ja Recht, auch, wenn Stegi sich das ungerne eingestand – Eigentlich hatten sie keine Ahnung, wie tolerant die Schule wirklich war. Zwar pries sie sich, wie vermutlich fast alle Schulen, als sehr weltoffen und absolut gegen Diskriminierung an, aber Jan und Mo waren ja schon mal ein Beweis des Gegenteils.

Als er an diesem Morgen also den Klassenraum betrat, warf er Tims alten Freunden einen wütenden Blick zu und ließ sich dann neben seinen Freund fallen. „Morgen."

„Hi", meinte Tim und grinste schief. „Bevor du fragst: Mich hat noch niemand angesprochen oder sonst was. Nicht mal irgendwelche fragenden Blicke. Keine Ahnung, wahrscheinlich haben's gar nicht so viele Leute mitbekommen und ich mache mich völlig umsonst verrückt."

„Ich sage, Jan hat einfach Angst, dass er sofort homosexuell wird, wenn er das Wort schwul in den Mund nimmt", behauptete Stegi.

„Du weißt ja, genau so funktioniert das." Kopfschüttelnd lehnte Tim sich in seinem Stuhl etwas nach hinten und zog sein Handy aus der Jackentasche. „Drei Minuten vor Acht. Gleich beginnt die Hölle bei Frau Wart."

„Du hättest auch einfach auf die Uhr schauen können."

„Laut der Uhr ist es viertel nach zwei. Klingt ein bisschen unrealistisch."

„Wo du Recht hast, hast du Recht." Er gähnte. „Und ich weiß echt noch nicht, wie ich zwei Stunden Filmtheorie überleben soll. Das war schon letzte Woche absolut ätzend langweilig."

„Zu wenig Schlaf? Ach, sag erst gar nichts", meinte Tim augenrollend und zog ein paar Zettel aus der letzten Stunde Kunst nach draußen. „Hattest du wenigstens deinen Kaffee?"

„Säße ich sonst hier, ohne dich anzuschnauzen?" Stegi versuchte, sich möglichst bequem hinzusetzen – nicht gerade einfach auf den Stühlen, die sie in der Schule hatte – und musterte Tim. „Wirkt auch nicht so, als hättest du besonders viel geschlafen diese Nacht", bemerkte er. „Augenringe und so."

„Ich bin eben gut darin, mir zu viele Sorgen zu machen. Und dazu noch die Tatsache, dass die Jungs alle meine ehemaligen Freunde sind... Ist nicht ganz einfach, wenn die sich alle langsam von ihrer beschissenen Seite zeigen."

„Warte, die haben diese ganzen Kommentare nicht gemacht, wenn du bei ihnen warst? Früher, meine ich." Darüber hatte er noch gar nicht nachgedacht – wenn sie schon dann so gewesen wären, als Tim noch Zeit mit ihnen verbracht hatte, hätte er doch bestimmt nichts mehr mit ihnen zu tun gehabt, oder? Regelmäßig Menschen wie du sind scheiße ins Gesicht gesagt zu bekommen, konnte doch nur wehtun.

„Nein. Ich mein', sie haben das Thema eigentlich nie erwähnt, warum auch? Gab nie wirklich Anlass dazu. Obwohl ich es natürlich hätte ahnen können, oder es mal irgendwie beiläufig fallen lassen, aber..."

„Und? Was hättest du gemacht?"

„Mich wahrscheinlich schlechter gefühlt und trotzdem nichts geändert, denn wenn ich dann nicht mehr mit ihnen gesprochen hätte, hätten sie eh nach dem Grund gefragt, und den wollte ich ja doch eher für mich behalten. Die Betonung liegt auf wollte – Wenn ich Pech habe, könnten sie's ja dem ganzen Jahrgang erzählen, aber vielleicht haben sie ja noch sowas wie Ehre."

„Ich glaube, sie hätten eher Angst, wie sie das darstellen lässt", meinte Stegi. „Deren Ego ist wahrscheinlich komplett unten, wenn sie einmal mehr als zwei Leute gegen sich haben."

„Ja, wahrscheinlich." Tim warf noch einen Blick auf sein Handy. „Aber um mal über ein angenehmeres Thema zu reden – Es ist kurz nach acht und Frau Wart ist noch nicht da."

„Markier' dir den Tag im Kalender, an dem sie nicht pünktlich war."

„Heute, am elften Oktober", verkündete Tim und breitete die Arme aus, „kam Frau Petricia Wart nicht um Punkt acht Uhr, sondern... Vier Minuten später." Seine Stimme wurde am Ende wesentlich leiser, als sie den Raum betrat, ihre Tasche auf dem Pult abstellte und den Blick über die Schüler schweifen ließ.

„Entschuldigt die Verspätung, ich wurde am Lehrerzimmer aufgehalten."

„Wenn ich fünf Minuten zu spät wäre, weil ich auf dem Schulhof aufgehalten wurde, würde sie mich lynchen", murmelte Stegi.

„Aber wir haben trotzdem noch fast neunzig Minuten, um den Stoff durchzukriegen, also holt eure Mappen raus – Stefan, ich sehe das Smartphone, pack es weg oder ich kassiere es ein – und wir fangen an. Wir haben nicht mehr viel Zeit bis zum Test. Also, kann mir jemand sagen, wie genau sich die Einstellung Western definiert und was sie beim Betrachter auslöst?"

Stegi blätterte die Zettel durch, die sie letzte Woche bekommen hatten, und schrieb das mit, was einer der Schüler gerade erzählte. „War es Hausaufgabe, das rauszusuchen?", flüsterte er Tim zu.

„Kann gut sein."

„Oh, verdammt." Er grinste und ergänzte die Notizen, auch zu ein paar anderen Themen, und immer dann, wenn die Unterhaltung irgendwie stockte oder nur dasselbe wiederholte, beschäftigte er sich damit, weiter auf den Zettel zu zeichnen.

Ein kleiner Comic-Tim und ein noch etwas kleinerer Comic-Stegi standen auf dem oberen Rand des Wortes „Panorama" und hielten Schwerter in der Hand, mit denen sie einen Comic-Mo (gut zu erkennen an den blauen Haaren) und einen Comic-Jan (gut zu erkennen an der Brille) von dem Blatt zu scheuchen.

„Ich wünschte, es wäre so einfach", grinste Tim mit einem Blick auf die Zeichnung.

„Sie hätten es verdient." Als er noch die Kleidung der Charaktere vervollständigte, zeichnete er Tims Jacke extra etwas zu groß. „Vielleicht kriegt man ja irgendwo noch Schwerter?"

„Bestimmt. Gibt's nicht irgendwelche Leute, die noch in Wäldern mit Schwertern kämpfen und sowas? Als Hobby?"

„Wär' eine Überlegung wert", murmelte Stegi und schmierte in ein paar Stichpunkten die Definition von einem Close-Up hin. „Ich würde wirklich gerne ihr Gesicht sehen."

„Das wär' ein echtes Jahreshighlight."

Stegi lachte und wandte sich wieder dem Comic zu, um noch ein paar kleine Fehler auszubessern und Mos Gesichtsausdruck noch etwas ängstlicher zu machen.

„Warum kann ich sowas eigentlich nicht?", beschwerte Tim sich und griff nach einem leeren Zettel. „Wenn ich das versuche, kommt, nun ja... Sowas raus." Für ein paar Sekunden kritzelte er mit einem Bleistift etwas auf das Blatt und zeigte es dann Stegi.

„Das sind... Strichmännchen", stellte Stegi fest. „Hast du da ernsthaft 'nen Pfeil mit Blau an Mos Haare geschrieben?"

„Sonst erkennt man ihn nicht bei der Detailverliebtheit hier", erklärte er und knüllte die Zeichnung zusammen. „Aber im Ernst, wie hast du überhaupt die Geduld dafür?" Die Papierkugel flog auf die andere Seite des Klassenraums in den Mülleimer. „Aber hey, werfen kann ich."

„Basketball sei Dank."

„Genau, Basketball sei Dank", grinste Tim und legte den Bleistift zur Seite. „Übrigens, nächstes Jahr haben wir vielleicht wieder ein paar Spiele gegen irgendwelche kleinen, lokalen Minivereine, wenn du Lust hättest, mal zuzuschauen...?"

Überrascht von dem Angebot sah Stegi auf. „Nächstes Jahr passt zwar entfernungstechnisch nicht so gut, aber so an sich, immer gerne."

„Pass auf, bei solchen Spielen sind immer gefühlt tausende Eltern anwesend, die der Meinung sind, ihr Kind wäre eh das beste der Welt."

„Ach, darauf bin ich vorbereitet", meinte Stegi und grinste. „Ich sag' dann den Leuten einfach, du wärst das beste kleine Kind der Welt, ne?"

„Immer gerne, ich nehme jede Unterstützung an, die ich kriegen kann. Muss mich ja irgendwie gegen die Helikoptermütter durchsetzen."

~ * ~

„Wow, das Wetter ist in Ordnung", bemerkte Tim nach der Doppelstunde. Zwar bedeckten ein paar Wolken den Himmel und es war relativ kühl – Oktoberwetter eben –, aber an sich war es angenehm. Das grenzte ja fast schon an ein Wunder.

„Und das soll der regnerischste Herbst der letzten zehn Jahre sein? Lügenpresse."

Grinsend deutete Tim auf einer der Bänke, die unter ein paar Bäumen auf dem Schulhof standen. „Sollen wir uns einfach dahin setzen? In der Mensa ist es mir zu voll. Und wir laufen vielleicht nicht Mo über den Weg."

„Nur für den Fall, dass wir das doch tun", bemerkte Stegi. „Ich sollte mir einen Kaffee holen. Einmal habe ich ihm schon die Schuhe ruiniert, ich tue das gerne nochmal."

„Ich wette, er war superangepisst deswegen. Waren teuer, soweit ich weiß."

„Umso besser. Und irgendwem was sagen kann er ja auch schlecht, weil dann seine Eltern und die Schulleitung oder wer auch immer erfahren würden, was für eine Art Mensch er ist, richtig? Jedenfalls hat er bisher offensichtlich niemandem was erzählt, sonst hätte ich davon was gehört." Stegi ließ sich auf die Bank fallen und wartete darauf, dass Tim dasselbe tat. „Ich glaube, ich lass den Kaffee heute mal, habe eh kein Geld dabei."

„Eine gute Entscheidung." Tim griff nach seinem Rucksack und zog eine dieser Tupperdose nach draußen, von denen Stegis Familie ganz viele hatte, aber für keine einzige einen Deckel. So, wie er Tims Mutter einschätzte, war das bei ihm nicht der Fall. „Wir haben gestern Abend noch Pizza gemacht, wenn du ein Stück haben willst? Ist halt nur kalt."

„Pizza? Nie ein Problem." Bevor Tim es ihm reichen konnte, schnappte er ihm das Stück aus der Hand.

„Beziehungsweise, eigentlich habe ich die Pizza gemacht. Um Mitternacht. Weil ich nicht schlafen konnte und Hunger hatte."

„Das ist richtig so eine Aktion, die ich machen würde. Ich habe eindeutig einen schlechten Einfluss auf dich."

„Im Zuge unserer Freundschaft bin ich bereit, dir das zu verzeihen", lachte Tim und packte die Tupperdose zurück.

Stegi biss von der Pizza ab und grinste. „Wenn du mir weiterhin Pizza schenkst, heirate ich dich."

„Du hast Prioritäten, ey."

Noch einen Bissen. Er verzog das Gesicht. „Ist das ein Champignon? Ich lasse mich wieder Scheiden." Vorsichtig pflückte er den Pilz herunter und ließ ihn fallen. „Jetzt muss ich die ja erstmal alle runtermachen, bevor ich essen kann."

„Mensch", meinte Tim in sarkastischem Tonfall, „Wie kann ich dir das nur zumuten?"

„Aber jetzt mal echt. Fungi, dein Ernst?"

„Was hast du gegen Fungi? Pilze sind auch nur Gemüse."

„Eigentlich sind Pilze überhaupt kein Gemüse, sondern eine eigene -", setzte Stegi an, unterbrach sich aber, als er das Mädchen bemerkte, dass neben ihnen stand. „Ähm, hi, Emily?"

„Sorry, falls ich störe", entschuldigte Mos Freundin sich und wirkte doch etwas verloren, so alleine auf dem fast menschenleeren Schulhof. „Ich hatte nur von jemandem -"

„Der Jemand ist Mo, richtig?", fragte Stegi und sah sie feindselig an. Eigentlich hatte er Emily immer ganz nett gefunden, sie hatten halt nicht viel miteinander zu tun, außer, dass sie in Chemie nebeneinandersaßen, aber ihr ach so toller Freund zerstörte das ganz extrem.

„Ich weiß, ihr hattet eure Meinungsverschiedenheiten, aber..."

„Wenn du mit Meinungsverschiedenheiten meinst, er hat mich und meinen besten Freund beleidigt, hasst uns anscheinend und findet Tim ekelerregend, ja, dann hatten wir das. Sind wir jetzt fertig?"

„Dann stimmt es also", meinte sie. „Also, das Tim... Schwul ist."

„Geht es dich was an?", murmelte Stegi. „Ich meine, warum interessiert es dich?"

„Mo hat nur was in die Richtung fallen gelassen." Sie lächelte entschuldigend. „Ich weiß, es geht mich wirklich nichts an... Aber ich wollte nur sichergehen, dass er sich das nicht ausgedacht hat."

„Hat er nicht, okay?", seufzte Tim und sah zu ihr hoch. „Was nicht heißt, dass ich es gut finde, dass er das rumerzählt. Hey, Emily – Könntest du mir einen Gefallen tun und es für dich behalten? Ich würde das den Leuten lieber selber sagen, wenn ich mich danach fühle."

„Klar." Emily vergrub die Hände in den Jackentaschen. „Aber ich steh' hinter dir, okay? Mo sagt manchmal Dinge, ohne... Na ja, du weißt, wie er ist."

„Ja, leider nur zu gut."

„Ich versteh's nicht", murmelte Stegi, als Emily sich wieder in die Mensa verzogen hatte, nicht ohne ein letztes, kurzes „Sorry, dass ich euch damit belästigt habe". „Warum ist sie mit Mo zusammen?"

„Ich weiß", seufzte Tim. „Ich habe auch keine Ahnung."

„Sie ist nett und hilfsbereit und rücksichtsvoll und Mo ist so... So..." Statt einer Beschreibung nahm Stegi einfach einen weiteren Pilz von der Pizza und hielt ihn in die Höhe.

„Champignon?", fragte Tim und zog eine Augenbraue hoch.

„Genau", murrte Stegi und ließ den Pilz auf den Boden fallen, „Champignon ist eine sehr gute Beschreibung." 


Zwar war Champignon ursprünglich nur der Arbeitstitel des Kapitels - Aber hey, who even cares, mir ist kein besserer eingefallen. :D

Und alles Gute zum Geburtstag, Stegi.

(Songtextzeile: Die Ärzte - Lasse red'n)

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