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2. Kapitel | Zusammen Allein

       

Auch wenn es scheint, als könnt' ich fliegen, im Grunde sind wir gar nicht so verschieden


Im Café, in dem sie sich verabredet hatten, herrschte reger Betrieb. Die meisten Leute hatten sich vor dem Regen hinein geflüchtet, die Tische außen wirkten verlassen. Drinnen hingegen waren sie bereits überfüllt, und Stegi war schon froh, sich einen Kaffee im Pappbecher ergattern zu können, ohne stundenlang zu warten.

Auf einen freien Stuhl hoffte er jedenfalls vergebens, und so lehnte er sich gegen ein freies Stück Wand, während er auf Tim wartete. Wie lange brauchte der noch? Ein kurzer Blick auf die Uhr sagte ihm, dass es etwa zwei Minuten nach Fünf war.

Drei Minuten.

Vier.

Inzwischen war der Kaffee soweit abgekühlt, dass man ihn trinken konnte, ohne sich die Zunge zu verbrennen.

Nach fünf Minuten, in denen er den Zeiger der Uhr quälend langsam vor sich gesehen hatte, erblickte er endlich Tim draußen vor der Tür. Er hatte es nicht unbedingt eilig damit, ihn zu sehen – Aber je schneller sie das Treffen hinter sich brachten, desto eher konnte er wieder hier weg.

„Hallo", begrüßte Tim ihn, und Stegi lächelte schief.

„Hi."

Gott, das klang ja, als würden sie sich zum ersten Mal im Leben begegnen.

„Tut mir Leid, dass ich zu spät bin, aber du weißt ja, wie die Bahn bei dem Wetter manchmal ist." Tim drehte etwas den Kopf.

„Gibt keine Sitzplätze mehr", informierte Stegi ihn.

„Suchen wir uns was anderes?" Er stieß die Tür auf, ohne überhaupt auf seine Antwort zu warten. „Und warum hast du mir keinen Kaffee mitgebracht?" An seinem Tonfall merkte man, dass er das nicht ganz ernst meinte.

„Ich bezahle nicht deine Rechnungen."

„Ist schon okay. Ich find das Zeug eh selbst mit Zucker zu bitter." Tim grinste kurz.

Stegi beeilte sich, ihm nach draußen zu folgen – die anderen Gäste warfen ihnen schon verärgerte Blicke zu, weil der Regen von draußen herein wehte – und zog sich die Kapuze über den Kopf. „Das Wetter ist ja sowas von ekelhaft."

Kurzes Schweigen. „Stimmt."

Jetzt unterhielten sie sich schon über das Wetter. Small Talk war wirklich eine unglaublich unangenehme Sache. „Kennst du nicht irgendwas, das nicht ganz so überfüllt ist?", fragte Stegi und warf den Pappbecher in den nächsten Mülleimer, etwas, dass er augenblicklich bereute – Jetzt fühlten seine Hände sich nur noch kälter an.

„Klar, komm mit."

Als ob er eine andere Wahl gehabt hätte. Wie lange lebte er jetzt hier? Fünf, sechs Monate? Und er hatte immer noch keine Ahnung, wo er hätte hingehen sollen.

Tim führte ihn in eine Seitengasse der Münchner Altstadt und dort zu einem Laden mit dem nicht wirklich kreativen Namen „Turmcafé". Cafés überall. Er konnte sich nicht erinnern, in Frankfurt jemandem begegnet zu sein, der oft welche besuchte, aber vielleicht war das hier anders – Oder es war einfach nur ein guter Ort, um sich neutral zu treffen, wenn es schüttete.

Stegi ließ sich auf einen der Stühle fallen. Das Turmcafé schien nicht ganz so gut besucht zu sein, vermutlich wegen seiner etwas abgelegen Lage, denn außer ihnen waren nur drei weitere Leute anwesend.

„Also... Film. Was machen wir da jetzt?", fragte Stegi nach einigen Sekunden Stille und widerstand dem Drang, mit den Fingern auf dem Tisch zu trommeln. Es war viel zu leise hier, es lief nicht einmal schlechte Musik im Hintergrund.

Tim zuckte mit den Schultern. „Einsamkeit. Was macht man denn dazu?" 

„Denk dir was aus."

„Du könntest auch produktiv sein. Es ist schließlich auch deine Präsentation."

„Ne. Bin nächstes Jahr schon wieder weg."

Tim sah ihn mit leicht gerunzelter Stirn an. „Bist du nicht grad erst auf die Schule gekommen?"

„Ja. Lange Geschichte." Im Grunde genommen waren es nur ein paar Sätze, aber Stegi hatte nicht vor, ihm sofort alles über sich zu erzählen. Schließlich kannte er den Jungen kaum.

„Ich hab' Zeit."

Bevor er sich einen weiteren Grund zum Schweigen ausdenken konnte, unterbrach eine Bedienung sie glücklicherweise. Tim bestellte ein Wasser, Stegi eine Cola – gerade genug, um sitzen bleiben zu dürfen, ohne unhöflich zu wirken, und dabei nicht zu viel Geld auszugeben.

„Also, was machen wir jetzt genau?", versuchte Stegi ihn vom Thema abzulenken, nachdem sie ihre Getränke bekommen hatten.

„Weiß nicht. Vielleicht sowas über... Alleinsein unter vielen Menschen. Auch, wenn man sie eigentlich um sich hat. Wenn du verstehst, was ich meine."

„Unter Millionen Personen ist man zusammen allein", murmelte er.

„Hey, das ist gut. Ist ja fast schon poetisch." Wieder ein Grinsen von Tim. Anscheinend eine Angewohnheit von ihm – Einen Mundwinkel hochziehen, ohne dabei spöttisch zu wirken, mit einem leichten Glänzen in den Augen. Der Typ musste echt ein Mädchenschwarm sein.

„Kommt aus einem Song." Den er vor Wochen mal gehört hatte. Er wusste nicht einmal genau, um welches Lied es sich handelte oder was das genaue Thema gewesen war, aber der Satz war hängen geblieben, vielleicht, weil er ihn so passend fand. Zusammen allein. Vermutlich eine gute Beschreibung davon, wie er sich oft fühlte.

Tim nickte nur schweigend. „Klingt doch gar nicht schlecht. Ein paar schöne Aufnahmen und dazu dann ein Text im Hintergrund, das ist nicht aufwendig und man braucht sich nicht eine ganze Geschichte auszudenken."

„Also einfach nur Gerede über Einsamkeit."

„So in etwa."

„In Ordnung. Und wie soll dieses Gerede aussehen?"

„Was weiß ich. Auf den ersten Blick sieht es so aus, als wäre eine Masse von Menschen alles eins. Als wären sie alle gleich. Als hätten sie alle dieselben Ansichten. Als wäre ein einziger unwichtig. Ein Mensch nur ein Tropfen im Meer."

„Das klingt extrem pseudo-tiefsinnig und eher nach dem Thema Individualität."

„Hör doch erstmal zu Ende zu."

„Schon gut. Reg' dich ab." Im Grunde genommen hätte Stegi dankbar sein sollen, dass Tim diesen Teil übernahm – Das Filmen würde einer von ihnen übernehmen müssen, und er würde das Material schneiden, wenn sie damit fertig wurden, bevor er wegzog.

Aber in Wirklichkeit hat jeder von ihnen seine eigenen Ängste und Sorgen, eigene Gefühle, eigene Gedanken, Wünsche und Ziele."

„Individualität", summte Stegi leise vor sich hin.

„Du kannst nicht singen." Wieder dieses Grinsen. „In jedem Fall – Aber meistens schrecken wir davor zurück, sie zu teilen. Um Teil der Gemeinschaft zu bleiben. Nicht ausgestoßen zu sein. Verspottet dafür, etwas anderes zu denken. Und viele derer, die wir Freunde nennen, wissen nicht einmal davon. Macht uns das nicht gerade einsam? Etwas zu sein, von dem keiner weiß, dass wir es sind? Einsamkeit muss nicht unbedingt an die Abwesenheit von Menschen gebunden sein – Vielleicht sind wir auch alle irgendwie zusammen allein." Den letzten Teil sagte er so übertrieben enthusiastisch, das Stegi sich ein Lachen nicht verkneifen konnte.

„Denkst du wirklich so?" Was genau ihn zu dieser Frage bewogen hatte, konnte er nicht sagen, aber so etwas spann man sich doch nicht aus dem Nichts zusammen, oder?

„Nein. Nur eine Erfindung. Noch ein bisschen ausformulieren, und wir können es benutzen, oder?"

„Ja." Nur eine Erfindung. Na klar. „Tropfen im Meer?"

„Hast du was dagegen?"

„Ich hasse solche Vergleiche", murmelte er.

„Metaphern. Das Tor zu Frau Warts Herz, hört man."

„Dann hoffe ich wenigstens, dass wir dafür eine 1 bekommen."

„Mit Sternchen", fügte Tim hinzu.

„Mindestens."

„Aber du wirst davon ja gar nichts mehr mitbekommen", bemerkte Tim. „Warum gehst du eigentlich schon wieder weg?"

Natürlich wusste Stegi, dass er das Thema nicht ewig umgehen konnte. Irgendwann würde er es der Klasse eh erzählen müssen, sie würden erfahren, dass er schon wieder wegging, und die wenigsten würde es wirklich kümmern. Und auch Tim würde es dadurch erfahren - Also konnte er es ihm auch jetzt sagen. An sich war es ja nichts Schlimmes. „Meine Mutter arbeitet als Kamerafrau. Und wir wohnen immer da, wo sie gerade dreht."

„Ist ja eine extrem lange Geschichte."

„Es ist einfach nichts, worüber ich gerne rede."

„Klingt doch ganz cool."

Cool?!" Nun gut, im Grunde genommen konnte das sein. Alle paar Monate woanders leben. Dutzende Städte sehen. Viele Leute kennenlernen. Am Anfang, als er jünger gewesen war, hatte er die Vorstellung eines solchen rastlosen Lebens faszinierend gefunden – Inzwischen wünschte er, er könnte schon dem Beispiel seiner Schwester folgen und einfach irgendwo bleiben. „Ist es nicht wirklich."

„Warum nicht?"

„Weiß auch nicht." Lüge. Aber zuzugeben, dass er Freunde vermisste, dass er Angst hatte, wieder abgewiesen zu werden... Nein. Das war nichts, was er Tim gegenüber einfach ausplaudern würde. Und schließlich war der auch nicht ganz ehrlich, was seine Gedanken anging – Stegi hatte wahrlich keine überragende Menschenkenntnis, aber das hatte selbst er erkannt.

„Tja... Dann sind wir hier fertig, oder? Die Filmaufnahmen können wir wann anders machen."

„Das Wetter ist eh zu schlecht heute." Draußen regnete es tatsächlich noch immer. Wenn das so weiterging, würde München bald versinken. „Ich melde mich", versprach Stegi noch. „Oder wir sehen uns in der Schule."

„Klar."

Tim trat wieder in die kleine Gasse und er folgte ihm. Musterte ihn für einen Augenblick. Hätte er Menschen lesen können wie Bücher (seine Schwester war ein Naturtalent darin), hätte er vielleicht erkennen können, was das Grinsen, das er ihm noch schenkte, zu bedeuten hatte, ehe Tim in der Gasse verschwand.

Er war zu wenig unter Leuten dafür.

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