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18. Kapitel | Brief

It's sad to imagine a world without you


Stegi drehte seinen Stift zwischen den Fingern und seufzte. Der Lehrer, den sie hatten, hätte tatsächlich ganz gut sein können – er war jung und engagiert, er schien tatsächlich die Stärken seiner Schüler zu suchen und hatte sogar eine gewisse Art von Humor. Allerdings unterrichtete er bedauerlicherweise Religion, und gerade philosophierte er mit einem der Schüler über irgendwas, bei dem Stegi schon lange abgeschaltet hatte.

„Hey", flüsterte er Tim zu, „Hast du heute Zeit?"

„An sich schon, aber wofür?"

„Nun" – Stegi legte den Stift beiseite – „Wie du ja sicherlich weiß, wechsele ich bald die Schule und ich hab' per Post einen Bogen gekriegt, wo ich eintragen muss, welche Fächer ich belegen will. Und welche Leistungskurse ich wähle. Und ich hab' absolut gar keine Ahnung oder Lust, also, hilfst du mir?"

„Die haben dir das heute geschickt, obwohl du schon in einem Monat da bist?"

„Na ja, eventuell war es schon in den Sommerferien da... Aber ich hab's bisher ein wenig aufgeschoben und es muss Freitag per Post bei ihnen eingegangen sein."

„Stegi, ey", murmelte Tim, lächelte aber dabei. „Okay, ich helfe dir."

„Sehr schön!", antwortete er ein wenig zu laut, so, dass ihr Lehrer sich zu ihnen umdrehte.

„Stegi, haben Sie etwas zum Unterricht beizutragen? Nein? Dann würde ich es sehr begrüßen, wenn Sie weiter zuhören oder wenigstens so tun und Ihre Unterhaltung in der Pause weiterführen."

Seufzend griff er wieder nach dem Kugelschreiber. Vielleicht sollte er mal erwägen, den Text durchzulesen, den sie am Anfang der Stunde bekommen hatten, vermutlich würde er dann auch kapieren, worüber sie redeten – aber schon der erste Satz war so unnötig kompliziert, dass ihn die Lust verließ. Das verstand doch kein Mensch.

Auf der Tafel stand Ethik im Christentum und das war vermutlich das Thema, aber er fragte sich, warum man nicht einfach verständliche Worte dafür verwenden konnte. Wenn die Uhr richtig ging, hatten sie eh nur noch zehn Minuten Unterricht, und die verbrachte er lieber damit, Sachen auf Tims Zettel zu zeichnen und leise Counting Stars vor sich hinzusummen, weil er von dem Lied seit gestern Abend einen furchtbaren Ohrwurm hatte.

Eigentlich waren diese Diskussionssachen immer genau sein Ding gewesen, einfach ein bisschen seine Meinung vor sich hinsagen, aber das wurde wesentlich schwerer, wenn er müde und uninteressiert war – Und außerdem in seinem Hinterkopf eine leise Stimme Said no more counting dollars, we'll be counting stars in Dauerschleife wiederholte.

Als es endlich klingelte, packte er seine Sachen so schnell wie möglich in seinen Rucksack und wartete auf Tim, der sich ein wenig mehr Zeit ließ. „Ich hab nichts wichtiges verpasst, oder?"

„Nein. Du hast schon beim ersten Wort nicht mehr zugehört, oder?", fragte Tim, war endlich auch fertig und folgte ihm aus dem Klassenzimmer. Stegi grinste nur und verabschiedete sich von ihm im Flur, weil Geographie ausfiel und Tim jetzt Deutsch ein Stockwerk weiter oben hatte.

Ein merkwürdiges Gefühl, in der Pause wieder alleine zu sein. Stegi machte sich langsam auf den Weg zur Mensa – vielleicht war der kleine Tisch neben der Heizung noch frei, der wegen der Lage nur für eine Person geeignet war, und an dem er früher meistens gesessen hatte. (Von vor drei Wochen als früher zu denken, war auch irgendwie absurd, fiel ihm auf.)

Dort angekommen – der Platz war tatsächlich frei – zog er erstmal sein Handy nach draußen und schickte Tim eine Nachricht. Er hätte ihm sagen sollen, dass er in Deutsch mal darauf achten sollte, denn das er jetzt einfach so sein Smartphone herausholte, war eher unwahrscheinlich.

Seufzend zog er einen Zettel heraus. Hausaufgaben, die er bis jetzt hatte aufschieben können, aber jetzt hatte er 45 Minuten, sonst nichts zu tun und selbst Englisch war besser, als einfach nur rumzusitzen. (Vor gar nicht allzu langer Zeit hatte er zu Hause fast gar nichts für die Schule gemacht, einfach, weil er alles schon hatte erledigen können.)

Dead Poets Society. Zuerst hatten sie den Film gesehen und dann das Buch gelesen, und jetzt mussten sie beurteilen, inwiefern Mr Keating die Schuld an Neils Tod trug. Er hatte beides gar nicht schlecht gefunden (besser als Holes in jedem Fall), aber in einer Stunde eine Analyse schreiben war wohl dennoch ein Ding der Unmöglichkeit.

Trotzdem kramte er nach seinen Aufzeichnungen, um nachzuschauen, und warf nebenbei einen Blick auf sein Handy. Natürlich hatte Tim nicht geantwortet. Trotzdem entsperrte er es, öffnete Spotify und holte seine Kopfhörer heraus, denn langsam verteilte sich auch der Rest des Kurses in der Mensa und es wurde lauter.

Es lief ein Song von A Day To Remember. Stegi summte leise mit und blätterte dabei in dem Buch, um die Stelle zu finden, die er im Kopf hatte, und kam eigentlich ganz gut voran, auch, wenn er nach einer Weile begann, sich zu langweilen. Seufzend starrte er den Text an – bis auf einen Einleitungssatz und ein paar kurze Punkte dazu, wie Mr Keating Neil zum Theaterspielen motiviert hatte, hatte er noch absolut nichts geschrieben. Aber es war uninteressant. Und es würde ihn nicht umbringen, wenn er eine Hausaufgabe nicht dabei hatte, und wahrscheinlich würden sie in dieser Stunde eh nur besprechen, wie die Kursfahrt Ende des Schuljahres aussehen würde – bei der er natürlich nicht dabei war.

Also packte er die Zettel wieder weg und griff nach seinem Handy, um sich abzulenken, bis die Freistunde vorbei war.

Er stockte, als er durch seine Fotos scrollte. Tim musste am Abend zuvor irgendwann sein Handy genommen haben, ohne, dass er es bemerkt hatte, denn vom Bildschirm blickte er sich selbst an – Mit wesentlich unordentlicherer Frisur und einem wesentlich breiteren Grinsen und in absolut furchtbarer Qualität.

Stegi wusste nicht genau, was er davon halten sollte, dass Tim ihn einfach so fotografiert hatte, aber das Bild gefiel ihm ganz gut. Er sah anders darauf aus – vielleicht, weil es wenig Fotos von ihm gab, auf denen er nicht irgendwie absolut gezwungen lächelte (Familienfotos waren eine Qual), vielleicht auch, weil es ein Foto war, mit dem er irgendwelche Erinnerungen verband. Wer wusste das schon genau?

Das nächste Foto war kein Bild, sondern ein Video. Stegi war dankbar dafür, die Kopfhörer zu haben, denn sofort sangen sie beide los und die paar Sekunden Film waren wirklich sehr, sehr laut. Warum auch immer – Im Gegensatz dazu flüsterte A Day To Remember fast schon.

Der Phönix macht jetzt 'nen Abflug - Au Revoir, meine Freunde, macht's gut.

Verwackelt, dunkel, unscharf, es war so unglaublich lebendig, er konnte gar nicht anders, als zu lächeln und es nochmal abzuspielen. Nochmal. Und er sich weiterklickte durch mehr Bilder und Videos. (Bis es klingelte und Tim kam und er sein Handy so schnell wie irgendwie möglich wegsteckte.)

~ * ~

Nachmittags saß Stegi auf seinem Bett, einen Haufen Zettel auf dem Schoß.

Er tippte mit einem Kugelschreiber auf dem Formular herum, dass er gerade ausfüllen musste, und musterte die Auswahlmöglichkeiten, die er hatte, kritisch. „Was sollte ich denn mal als Profil wählen, Tim? Bio oder Pädagogik?"

„Was ist das denn für eine Auswahl, bitte?"

„Gibt auch Deutsch und Englisch, aber da hab ich nicht so Bock drauf, und Mathe, aber das ist generell nicht so geil. Mathe halt. Oh, und Physik, aber das ist quasi noch schlimmer."

„Wähl Bio. Klingt sinnvoller." Tim griff nach dem Zettelhaufen, in dem eine Übersicht über verschiedene Schulen und Profile an jeder Schule enthalten war, und blätterte ihn durch. „Ich bin ja für Alles Wirtschaft oder was?!"

„Das klingt nach Wirtschaft und Wirtschaft ist langweilig."

„Aber alleine die Vorstellung, wie sie dich an deinem ersten Schultag begrüßen mit ‚Stegi, Profil Alles Wirtschaft oder was?!, geh bitte zu Raum H34', das ist zu genial, oder?", grinste er. „Alternativ fände ich auch Chaos und Ordnung gut, für Mathe."

„Was hat das denn mit Mathe zu tun?" Stegi griff ihm die Blätter aus der Hand. „Du bist auf der völlig falschen Seite. Das ist die Übersicht über Schulen auf der anderen Seite der Stadt."

„Ach? August-Lürman-Gymnasium, richtig?" Er überflog kurz die Seite, die Stegi ihm jetzt hinhielt. „Wirklich? Die von deiner Schule sind ja voll unkreativ. International-Politisches Profil. Mathematisch-Naturwissenschaftliches Profil. Pädagogisch-Soziales Profil."

„Ich wähl' jetzt einfach Bio, ja?", fragte Stegi und trug das auf dem Zettel ein, dann ging er weiter zum nächsten Punkt. Zweiter Leistungskurs. Und weil er wenigstens ein Hauptfach als Leistungsfach brauchte, wählte er dann letzten Endes doch noch Englisch, weil das immer noch besser war als Mathe und die Schule Deutsch nicht als weiteren Leistungskurs anbot. (Und Latein – aber wer tat sich das freiwillig als LK an?)

Die musischen Fächer waren einfach (Kunst), aber er brauchte zwei Naturwissenschaften. Bio hatte er schon mal. „Okay", seufzte Stegi und starrte den Zettel vor sich an. „Chemie oder Physik als zweite Naturwissenschaft?"

„Physik", meinte Tim. „Das ist einfach."

Stegi sah ihn für einen Moment zweifelnd an und wählte dann Chemie. „Einfach", murmelte er. „Wer bezeichnet Physik bitte als einfach?"

„Ich?"

Kopfschüttelnd fuhr Stegi fort und reichte dann den Zettel an Tim weiter. „Zähl' mal nach, ob das zusammen 35 Stunden sind."

„Ach, dafür bin ich hier, um für dich zu rechnen." Trotzdem griff Tim nach seinem Handy und öffnete den Taschenrechner. „Ne", seufzte er ein wenig später. „Nur 33."

„Okay. Dann brauch ich noch irgendwas. Darstellendes Spiel, Informatik oder Politik?", fragte er nach den Punkten auf der Liste, die er sich freiwillig noch antun würde.

„Informatik."

„Wie unvorhersehbar." Stegi setzte noch hinter dem Fach ein Kreuz, nachdem er sich den Zettel wieder genommen hatte. „Aber wenn ich nicht klarkomme, hilfst du mir, verstanden?"

„Selbstverständlich", grinste Tim. „Wenn du das wirklich nicht alleine kannst."

„Manchmal bin ich wahrscheinlich einfach faul." Er stand auf und legte den Zettel auf seinem Schreibtisch ab. „Was denkst du, finden wir irgendwo einen Briefumschlag?"

„Du mit Sicherheit, ich finde hier mit Glück die Küche."

Mit einem Augenrollen trat Stegi in den Flur zum Arbeitszimmer seines Vaters. Wenn es irgendwo Briefe gab, dann wohl dort. Die Tür verschlossen, also klopfte er an und bekam ein gemurmeltes „Komm rein" als Antwort.

Stegi wusste nicht genau, was er sich unter dem klischeehaften Büro eines Übersetzers vorstellte, aber so wie das hier sah es definitiv nicht aus. Der Raum war klein, und außer einem PC, einem Schrank mit ordentlich aufgereihten Ordnern und einer ordentlichen Sammlung von Büroutensilien lag absolut nichts herum. Das war schon immer so gewesen, seit er denken konnte, und jedes Mal juckte es ihm beim Betreten des Raumes in den Fingern, wenigstens ein bisschen Chaos in diese sterile Ordnung zu bringen.

„Hast du einen Briefumschlag für mich? Und vielleicht auch eine Briefmarke?"

„Natürlich", antwortete sein Vater und zog eine Schublade auf. „Welches Format denn?"

„So ganz normal halt. DIN A4."

„Ich wusste gar nicht, dass ihr heute überhaupt noch Briefe schreibt."

„Ist für die Schule. Der Schulwechsel, du weißt schon."

Er reichte ihm den Umschlag mit einer Briefmarke, und Stegi griff beides schnell. Im Herausgehen rückte er einen der Kugelschreiber auf dem Tisch ein wenig schief und schloss schnell die Tür hinter sich.

Eine Viertelstunde später stand er mit Tim auf der Straße und machten sich auf den Weg, um den Brief gleich wegzubringen. „Sonst vergisst du es eh nur wieder", hatte Tim gemeint, und vermutlich hatte er damit sogar Recht gehabt.

„Kalt", beschwerte Stegi sich, den Brief in einer Hand, die andere in der Jackentasche vergraben. Leider war das Papier zu sperrig, um es einfach mit in die Tasche zu stopfen.

Tim lachte. „Es sind fast 15 Grad, beschwer dich nicht."

„Solange es nicht mindestens 20 Grad sind, werde ich mich definitiv über die Kälte beschweren."

„Ab dann heißt es dann ‚Oh, es ist so heiß'", ahmte er Stegis Stimme nach.

„Ganz richtig", grinste Stegi und beschleunigte seine Schritte ein wenig, um schneller anzukommen und dementsprechend schneller wieder im Warmen zu sein. Eigentlich war es ja wirklich nicht kalt, allerhöchstens kühl, aber das Wetter war mal wieder so deprimierend, dass es sich mindestens zehn Grad kälter anfühlte. „Ich will nicht immer nur Regen. Beziehungsweise, grad regnet's ja gar nicht, aber es ist windig und ich hab seit Wochen keine Sonne mehr gesehen."

„Sieh's positiv."

„Wenn du jetzt einen dieser inspirierend-tiefgründigen Sprüche bringst, dann werde ich dich schlagen."

„Sowas wie ‚Leben heißt nicht, zu warten, bis der Sturm vorüberzieht, sondern zu lernen, im Regen zu tan-' – Autsch!" Tim rieb sich über den Arm. „So stark hätte es dann doch nicht sein müssen. Und eigentlich wollte ich was ganz Anderes sagen."

„Was denn?", fragte Stegi.

„Schnee ist immer noch besser als Schneeregen."

Das war jetzt wirklich fast schon enttäuschend. „Es ist Oktober, es wird nicht schneien, also ist Regen schlimm genug."

„Ach, so merkwürdig, wie das Wetter grad drauf ist", seufzte Tim. „Da würd' mich nicht einmal Schnee mehr wundern."

„Walpurga mischt uns halt ganz schön auf."

Walpurga?"

„So heißt das Tief."

Tim zog eine Augenbraue hoch. „Was du nicht alles weißt."

Lachend bog Stegi um die Straßenecke. „Ich hab' halt außer Radio hören meistens nicht allzu viel zu tun." Bis zur nächsten Postfiliale mussten sie eine Station mit der Bahn fahren, und er hatte wirklich keine Lust, die Strecke zu laufen, also warf er einen Blick auf den Fahrplan – noch eine Minute, sie hatten wirklich ein gutes Timing – und wandte sich dann wieder Tim zu. „Und der Name hat halt einfach Wiedererkennungswert."

„So nenne ich mein Erstgeborenes", meinte Tim. „Walpurga."

„Die Arme. Stell dir vor, dein Erstgeborenes ist ein Junge."

„Dann heißt er Walpurgus." Er hob die Stimme, als die Bahn neben ihnen bremste. „Ich hoffe, es wird berühmt, damit die Generation nach ihm alle nach ihm benannt werden."

„Walpurga und Walpurgus sind die neuen Kevin und Chantal", murmelte Stegi belustigt und stieg in die S-Bahn ein. Sie war relativ leer, und so hatte er keine Schwierigkeiten, einen Platz zu finden, auch, wenn sich das für den kurzen Weg nicht wirklich lohnte.

„Walpurgus allein zu Haus."

Grinsend wartete Stegi die paar Minuten, bis die S-Bahn wieder hielt, und stand bald darauf vor dem Gebäude. Eigentlich war es gar kein Gebäude, nur ein einsamer, gelber Briefkasten zwischen einem Supermarkt und einem Frisör, mit ein paar Postfächern dahinter, für Leute, die wohl keinen eigenen Briefkasten hatten oder ihren Nachbarn nicht trauten.

„Nicht mal eine richtige Post ist das", kommentierte Tim. „Aber erfüllt wohl seinen Zweck."

Stegi zuckte mit den Schultern. „Auf geht's, auf eine weitere, beschissene Schule."

So schlimm wird's auch nicht werden. Du kannst in den Pausen immer noch mit mir schreiben oder so."

Schiefes Lächeln. Dann warf er den Brief ein, einfach in der Hoffnung, dass er sein Ziel erreichen würde.

„Tja." Stegi steckte auch die andere Hand in dieJackentasche. „Macht das ganze irgendwie so endgültig, hm?"    


Dinge, in denen ich gut bin: Songs aus dem Zusammenhang reißen! ;P (Aber der gute Tim ist ja leider kein "American Girl".)

Das August-Lürman-Gymnasium ist übrigens fiktiv. Und nein, den Mann muss man wirklich nicht kennen, denke ich.

(Songzitat: Syd Matters - To All Of You)

(Zitierte Songs: OneRepublic - Counting Stars, Mark Forster - Au Revoir)

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