Grelle Lichter flackern um mich herum und ich bewege mich zum Beat. Das Tanzen tut richtig gut nach diesem emotional aufwühlendem Tag. Ich sass sehr lange bei Luis, der mich davon überzeugen wollte, dass es eine Schnapsidee wäre, den Hof wieder in Schwung  bringen zu wollen. Ich sei doch absolut keine Landwirtin. Doch ich erwiderte, dass es meine Verpflichtung wäre und das mein Angebot, ihm ab und zu aus der Ferne zu helfen, noch stehen würde. Schließlich haben wir uns im Guten getrennt. Dann musste ich noch meinen Vermieter aufsuchen, sodass ich kaum Zeit hatte, mich wie versprochen bei den Jungs zu melden. Nun, sie melden sich auch nicht und ich denke, sie werden nach Hause gefahren sein, um ihren Umzug zu regeln.

Mir liegt das Sushi noch etwas im Magen, doch es war superlecker. Ich winke der hübschen D-Jane zu, die ihre Mandelaugen suchend über die Tanzfläche gleiten lässt. Sandy findet mich und ihre Lippen formen: „Der ist für dich!". Ich lächle. Die ersten Töne vom White Stripes/Glitch Mob Remix von „Seven Nation Army" erklingen und ich schreie verzückt auf. Zeige ihr Daumen hoch und sie grinst. Dann hüpfe ich mit der Masse los und powere mich richtig aus, bin völlig im Beat versunken. Plötzlich umfasst jemand von hinten meine Hüften und ich bin fast versucht, meinen Knock- out Griff anzuwenden, als ich den typischen, frischen Duft wahrnehme, der zu Jonas gehört. Ich schließe die Augen und lehne mich an ihn, spüre, wie sehr ich das brauche. Wie sehr ich ihn brauche... Er flüstert mir leise ein: „Hey, Kleines!" ins Ohr und bewegt sich mit mir. Ich drehe mich um und küsse ihn sehnsüchtig.

„Hallo? Legt ihr etwa ohne mich los?" höre ich Ben amüsiert fragen.

Ich löse mich von Jonas und falle Ben quietschend um den Hals, frage: „Was macht ihr hier?"

„Da du uns ja hängen lässt, haben wir beschlossen, dich zu stalken. Ortungsfreigabe!" grinst Ben und zieht mich an sich.

Wir küssen uns heftig und dann legen wir Drei den schärfsten Sandwich- Tanz ever hin. Denke ich jedenfalls, denn wir ziehen eine Menge Blicke auf uns. Nun, wie Ben sich bewegt, ist einfach heiß, Jonas dagegen überzeugt durch seine Coolness und perfekte Moves. Ich bin mächtig stolz, mit so süßen Typen dekoriert zu sein, und dann flüstern sie mir auch noch zu, wie wunderschön, heiß und sexy ich sei! Woah. Alles kribbelt, ich will nur noch heim und mit ihnen dort weitermachen, wo wir heute morgen aufgehört haben!

Doch nachdem mein Lieblingssong und auch der darauf vorbei ist, verziehen wir uns in die Sitzecke, die für Sandy und Freunde reserviert ist. Ich gucke von einem Kerl zum anderen und sage: „Sorry, das ich vorhin so schräg war. Ich war so...verwirrt. Hab ganz vergessen, euch zu sagen, dass ich euch auch schrecklich vermisst habe."

„Wen mehr?" grinst Jonas.

Ich rolle mit den Augen. Er beugt sich vor und schnappt nach meinen Lippen.

„Hey! Wen haben wir denn da?" höre ich Sandy laut fragen.

Wir müssen ziemlich brüllen, um die Musik zu übertrumpfen. Ich grinse sie an.

„Sandy, das ist Ben. Und das hier Jonas. Und ihr zwo, das ist Sandy Cho, meine absolute und einzigartige BFF! Ihr Youtube- Kanal ist übrigens MessySoundsXx. Nur mal so gesagt."

Sandy kichert und reicht Ben die Hand. Er beschert sie mit seinem umwerfenden Lächeln und ich bemerke, dass sie zusammenzuckt. Nun, Jonas ist cool wie immer und sagt:

„Hab schon mal was von dir gehört. Du hast den Remix von „Under the Milky Way" und „Learn to Fly" gemacht. Der ist echt großartig!"

Sandy guckt mich an und wir prusten los.

„Was?" fragt Jonas irritiert.

„Den hat sie für mich gemacht, das sind meine bevorzugten Shower- Songs." antworte ich lächelnd.

„Echt? „Milky Way" ist einer meiner Lieblingssongs!" sagt Jonas überrascht.

„Naja, meiner auch!" lache ich.

„Na, dann heiratet doch, ihr Verräter." knurrt Ben. „Und El, ich dachte, du stehst wie ich auf Hardrock?"

„Ich höre alles Mögliche. Aber Depeche Mode sind ein Muss. Hey, nicht maulig sein, ja?" raune ich und stupse meine Nase an Ben's.

Ben verzieht angesäuert den Mund und wendet sich wieder Sandy zu. Drama, sagte ich ja!

„Was hörst du denn so?" fragt er sie und sie wird rot. Oh, je.

„Naja, das, was ich mixe, höre ich meist auch. Und ich stehe wie Ela auf Depeche, wir haben uns auf einer DM- Party kennen gelernt. Apropos, was soll ich heute spielen?" antwortet sie und grinst mich an.

Ich schaue die beiden Jungs an.

„Hört ihr auch Depeche Mode? Habt ihr einen Wunsch?"

Jonas nickt.

„"Barrel of a gun" ist n geiler Song."

Ich grinse ihn an. Den Song habe ich damals auf und ab gehört, als ich noch in Kiel gewohnt hatte. Das macht er doch jetzt mit Absicht!

„Und du, Ben?" frage ich ihn.

Hm, er guckt immer noch genervt. Puh. Natürlich hat er das damals auch mit bekommen und weiß gerade genau, was läuft! Dann lächelt er mich an und sagt: „I feel you."

Woah, sein Blick. Im Licht des Clubs wirken seine grünen Augen dunkler und mir wird ganz anders. Ich erinnere mich, wie ich in Buenos Aires auf einer Party zu dem Song getanzt und plötzlich bemerkt habe, das Ben mich die ganze Zeit dabei angestarrt hatte. Nun, „I feel you" ist mein absoluter Lieblingssong von Depeche.

Sandy lacht.

„Gut, das wird zwar 'n ziemlich schräger Mix werden, aber mal schauen, was die Maschine so bringt."

Ben lächelt sie an und fragt: „Nimmst du die Fender All Star oder Dynamite?"

„Oh. Du bist vom Fach?" lächelt sie.

Ben nickt.

„Yup, bin Tontechniker. Warte, ich komm mal rüber zu dir, dann muss ich nicht so brüllen."

Ben steht auf und setzt sich neben Sandy. Sie strahlt ihn an und in mir zieht es. Nein, ich habe doch gar keinen Anspruch auf beide Jungs, oder? Wäre ziemlich egoistisch. Früher oder später muss ich einen abgeben. Die beiden unterhalten sich angeregt und schließlich schleppt Sandy Ben hinter ihren Mischpult. Jonas, der den Arm um mich gelegt hat, raunt mir ins Ohr:„Prima, jetzt habe ich dich ganz für mich alleine! Und ich werde dafür sorgen, dass du Ben nicht vermissen wirst..."