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08 | Geheimnisse



Rund um eine kleine Feuerschale am Boden, in der ein paar kleine Flammen brennen, sitzt die bunteste Ansammlung an unterschiedlichsten Menschen, die ich in Distrikt vier je gesehen habe. Ich erkenne eine Verkäuferin aus der Bäckerei, in der ich öfters den Lieblingskuchen der Kinder kaufe, einen älteren Mann, den ich meine, von der Hafenkontrolle zu kennen und ein paar Leute in grauen Kleidern aus der Stadtmitte.

Kaum fällt der Blick auf Atala und mich, verstummen jegliche Gespräche unter der Gruppe. Jeder scheint zumindest mit meiner Freundin gerechnet zu haben, doch dass auf einmal ich als Siegerin inmitten ihres Kreises auftauche, muss sie erschrocken haben. Kollektiv weicht die Menge einen Schritt in den Schatten zurück, sodass das Feuer den Rest  des Raums beleuchtet.

Wir stehen beinahe in einer Art Höhle, steinerne Wände umhüllen uns von allen Seiten und bloß die orangenen Flammen bieten ein wenig Licht. Trotzdem bietet der Raum vermutlich genug Platz für eine ganze Menge Rebellen. Schwach erkenne ich mehrere Seekarten, Kompasse und sogar ein paar Listen mit Namen, die zum Hochverrat verurteilt sind, an den steinernen Wänden angebracht.

Ein breiter Kerl in Schürze tritt aus dem Schatten auf uns zu und blickt Atala düster an. „Seit wann ist sie denn dabei?" murrt er grimmig und weist mit einer Kopfbewegung auf mich. „Schon von Anfang an, um genau zu sein. Der Kompass lag damals vor ihrem Siegerhaus, aber ihr wisst ja, wie es dann weiterging." antwortet Atala mit fester Stimme, während ich versuche auch nur ansatzweise zu verstehen, wovon sie spricht.

„Sie kommt als Verbündete. Ich werde ihr erklären, was geschehen ist." fügt sie hinzu, während der stämmige Mann langsam Anstalten macht, meine Anwesenheit zu akzeptieren. Trotzdem bilden seine buschigen Augenbrauen weiterhin einen wütenden Strich.
„Was bringst du uns schon wieder so eine Kapitolschleimerin hierher?" flüstert einer der Rebellen hinter ihm. Nun reißt Atala endgültig der Geduldsfaden. Sie schnellt vor und tritt so dicht an den Flüsterer heran, dass ihre Nasenspitzen sich fast berühren.

„Ich würd vorsichtig sein mit dem, was du sagst, Neil. Du hast nämlich keine Ahnung, von wem du sprichst. Weißt du noch wie es war, als Finnick, Rivenna, Sohail und Mags zu uns gekommen sind? Nur, weil sie Sieger sind, sind sie nicht gleich Kapitol. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass du ihre Mithilfe mittlerweile genau so unverzichtbar findest wie ich. Sie waren es, die uns über die Zustände in Drei und Acht berichtet haben, wie kein anderer es je konnte. Sie sind es, die sich vor wenigen Stunden freiwillig für die Spiele gemeldet haben und damit eingewilligt haben, für den Wandel zu sterben! Für euch zu sterben, für euch! Und das gesamte Siegerteam steht an ihrer Seite! Also leg dich nicht mit meiner Frau an, alles klar Bürschchen? Sie hat mehr durchgemacht als du dir jemals vorstellen könntest. Und deshalb hat sie es genau so verdient, endlich zu uns zu gehören."

„Schon gut, Atala." Ich trete ein paar Schritte vor und ziehe sie an der Schulter zurück, bevor noch jemand auf die Idee kommt, ein Messer zu ziehen. „Sie haben ja recht, dass ich mich mit fragwürdigen Menschen umgebe." füge ich hinzu und lasse meinen Blick über die Rebellen schweifen. In den letzten Jahren habe ich genug solcher Vorurteile gehört, um sie an mir abperlen zu lassen. Wenn diese Worte der Preis für eine Rebellion mit echter Hoffnung sind, nehme ich das in Kauf.

„Glück gehabt" zischt Atala dem vermeintlichen Neil dennoch zu, während sie zu mir zurücktritt. Erst, als sie wieder allein zu mir sieht, verschwindet das zornige Funkeln aus ihren Augen. Daraufhin tritt der stämmige Mann in Schürze auf mich zu. Das Licht des Feuers erhellt seine Züge. Ich schätze, dass er sein gesamtes Leben auf See verbracht hat, so wettergeerbt sind sein Gesicht und seine dunklen Haare.

„Mein Name is' Jan. Ich bin einer der Mitbegründer der Letzten Welle und -" „Und sowas wie unser Anführer" beendet Atala seinen Satz. Grimmig nickt der alte Seemann und streckt mir daraufhin die Hand hin. Kurz ergreife ich sie und nicke ihm respektvoll zu.
„Erwarte nicht, dass ich dich jetzt ganz herzlich willkommen heiße oder sowas. Das is' das erste, was du dir über uns merken kannst, Siegerin. Die Letzte Welle besteht nich' aus Kapitol, keine falschen Freundlichkeiten. Wir bauen uns auf Ehrlichkeit, Mut und Kampfgeist. Und wir alle haben deine Spiele und die von Jinia gesehen und du has' gezeigt, dass du dir deinen Platz bei uns verdient hast."

Schnell wird klar, dass die Anhänger der Letzten Welle einiges darüber wissen, was außerorts von ihnen geschieht. Sie packen alles aus über Zustände in anderen Distrikten und je mehr ich höre, desto ungläubiger werde ich. Mit jedem Wort über zerstörte Lagerhäuser, bestrafte Spielmacher und anhaltende Unruhen rücke ich näher an die Gruppe heran, begierig darauf, mehr zu erfahren.

Offenbar gibt es schon seit längerer Zeit Zeichen für eine Rebellion, wobei sich vor allem in Distrikt drei, vier, acht und zwölf Anhänger angesammelt haben. Anfangs konnten diese jedoch kaum etwas bewirken, weil sie den Friedenswächtern trotz ihrer Hoffnung in viel zu vielen Punkten stark unterlegen waren. Erst, nachdem Katniss und Peeta letztes Jahr gemeinsam die Spiele gewonnen haben und Katniss daraufhin zum Symbol der Rebellion wurde, fing diese erst richtig Feuer.

Seitdem versorgt vor allem der Sieger Beetee aus Distrikt drei die Letzte Welle immer wieder mit wichtigen Informationen und Neuigkeiten, die in ganz Panem entstehen. Und selbst im Kapitol gibt es offenbar so etwas wie Informanten und Spione, den neuen obersten Spielmacher Plutarch Heavensbee beispielsweise oder Katniss Everdeens Stylist Cinna, der ihr durch die von ihm entworfenen Kostüme im letzten Jahr einen unvergesslichen Look beschert hatte.

„Aber das Wichtigste haben wir dir noch garnicht erzählt." brummt Jan schließlich. Sein Blick bleibt starr auf das lodernde Feuer gerichtet, als er weiterspricht. „Wir haben Distrikt dreizehn an unserer Seite."

„Distrikt dreizehn?", frage ich ungläubig. „Aber der ist doch vor mehr als fünfundsiebzig Jahren vom Kapitol zerstört worden! Und im Fernsehen zeigen sie uns doch die Aufnahmen davon, wie ...", Ich halte inne. „Wenn ich es mir recht überlege, zeigt uns das Kapitol nur aber auch nur das, was es uns auch zeigen will. Etwas wie Unruhen, Aufstände oder rebellische Aktionen werden uns kaum oder garnicht vorgehalten. Also ..."

„Also ist es auch klar, dass die Aufnahme, die sie uns seit Jahren von Dreizehn zeigen, immer die selbe ist." beendet eine Frau aus den hinteren Reihen meinen Satz. Ungläubig sehe ich zwischen den Rebellen hin und her. „Also soll das heißen, dass-" Der Anführer Jan meldet sich wieder zu Wort.

„Dass Distrikt dreizehn nie vom Kapitol zerstört worden ist, richtig. Als sie während der ersten Rebellion gegen sie gekämpft haben, waren sie der einzige Distrikt, den das Kapitol nich' zerstören konnte. Und weil sie dort auf die Produktion von Atomwaffen spezialisiert sind, einigten sich beide Seiten in 'nem Pakt darauf, dass Dreizehn den Kontakt zur Außenwelt abbrechen und im Gegenzug keinen Atomkrieg gegen das Kapitol starten sollte. Es sollte keinerlei Anzeichen geben, dass irgendjemand dort überlebt hat. Deshalb zeigen sie uns auch immer wieder diese Bilder. Aber mittlerweile wissen zumindest wir, dass im Untergrund schon lange Vorbereitungen für eine zweite Rebellion getroffen wurden."

Ich brauche eine ganze Weile, um seine Worte zu verarbeiten. Mir war zwar bewusst, dass Katniss etwas in Panem ausgelöst hat, doch dass schon lange vor ihr in einem längst zerstört geglaubten Distrikt eine Rebellion begonnen hat, hätte ich mir nicht einmal träumen lassen. Nachdenklich erhebe ich die Stimme.

„Aber was haben sie vor? Ich meine, wenn es Dreizehn schon so lange gibt, dann bleibt es trotzdem kein Wunder, dass niemand ihre Existenz mitbekommen hat. Es kann doch nicht einfach reichen, ein paar Aufstände anzuzetteln und Friedenswächter niederzuschlagen. Und selbst wenn durch Jinia hier und nach den 74. Hungerspielen auch in anderen Distrikten etwas ausgelöst worden ist, um ein komplexes System wie Panem zu stürzen, braucht es doch noch viel mehr. Vor allem, wenn sie uns jetzt auch noch unsere Sieger wegnehmen."

Zum ersten Mal schenkt mir Jan ein zahnloses Grinsen. „Ganz genau. Und deshalb arbeiten wir seit etwa einem halben Jahr gemeinsam mit Heavensbee und Dreizehn an einem Plan, Katniss und Peeta und zumindest ein paar der anderen Sieger aus der Arena rauszuholen. Um ehrlich zu sein, war's ein ziemlich guter Zug vom Kapitol, den Spottölpel wieder in die Arena zu schicken. Sobald sie dort auch nur einen Unschuldigen tötet, verliert sie an Zuspruch der Bevölkerung. Aber Snow hat nicht mir uns gerechnet. "

Bei seinen letzten Worten spüre ich, wie sich über meinen gesamten Körper eine Gänsehaut bildet. „Wow" hauche ich kaum hörbar, als keine weiteren Erzählungen folgen. Nach einer Weile blicke ich zu Atala neben mir, die mich erwartungsvoll von der Seite ansieht.
„Wie lange weißt du schon davon?" frage ich. Obwohl sich Atalas Gesichtszüge nicht regen, sehe ich in ihren Augen, dass sie Angst vor dieser Frage hatte. Seufzend sieht sie zu mir auf. „Seit ... seit etwa einem halben Jahr. Aber..."

„Moment - was?" rufe ich und trete ungläubig einige Schritte von Atala weg. Sie will meine Hand nehmen, doch zum ersten Mal entweiche ich ihrer Berührung. „Du wusstest seit einem halben Jahr hiervon und hast mir kein einziges Wort davon verraten?" flüstere ich kaum hörbar.

Atala seufzt tief und sieht mich mit schmerzverzerrtem Gesicht an. „Dafür gibt es eine Erklärung." beginnt sie. „Und die wäre?" frage ich in den Raum hinein. Ich spüre die Blicke der anderen, die auf Atala und mir ruhen, doch das ist mir im Moment völlig egal.
„Jinia." sagt Atala. „Was?" rufe ich zornig und ich bewundere, wie meine Freundin so ruhig bleiben kann. „Gib mir mal bitte den Kompass, Jan." sagt sie zu dem stämmigen Seemann gewandt und dieser gehorcht. Er kramt eine Weile in einer hölzernen Kiste hinter ihm, dann holt er schließlich einen alten Kompass hervor und wirft ihn Atala zu.

Diese fängt ihn geschickt auf und hält mir schließlich das abgenutzte Seegerät hin. „Dieser Kompass lag vor zwei Jahren vor unserer Haustür oben im Siegerdorf. Erkennst du die eingeritzten Koordinaten auf der Unterseite? Sie führen genau hierher. Damit hat die Letzte Welle schon bevor Jinias Spielen versucht, dich zu ihnen zu holen."

„Aber ... wie kommt es dann, dass ich dieses Teil noch nie gesehen habe?" wispere ich Atala zu. „Jinia hat ihn gefunden, als er an jenem Herbstabend vor unserer Tür lag. Nicht du, nicht ihre Geschwister, nicht ich - sondern Jinia. Und du weißt, wie klug sie war, es hat keine zwei Tage gedauert, bis ihr die Koordinaten aufgefallen sind und sie schließlich vor Seemas Tür stand."

„Also ... war Jinia ein Teil der Letzten Welle?" frage ich ungläubig. Jetzt nicken auch zum ersten Mal ein paar andere der Rebellen. Schließlich antwortet Jan mit fester Stimme: „Und was für ein Teil. Anfangs wollten alle sie natürlich zurückschicken und stattdessen dich zu uns holen, aber uns is' schnell klargeworden, dass wir sie nich' so einfach loswerden konnten. War ganz schön hartnäckig, eure Kleine. Beinahe jeden Tag ist sie in dieses Versteck gekommen und gemeinsam mit ihr sind tatsächlich unzählige Ideen entstanden."

Ein schmerzhaftes Stechen flammt in meinem Herzen auf und doch bildet sich ein wehmütiges Lächeln um meine Lippen. Das klingt nur zu gut nach Jinia. „Aber ... Aber wenn ihr sagt, dass auch andere Sieger sich euch angeschlossen haben, warum habt ihr dann nicht noch mich oder zumindest Atala früher eingeweiht? Wir hätten absolut nichts dagegen gehabt, dass Jinia sich mit euch trifft."
Fragend lasse ich Blicke durch die Runde schweifen und bleibe schließlich bei Jan hängen. Eine tiefe Sorgenfalte zieht sich durch seine eingefallene Stirn und dann seufzt er.

„Ich fürchte leider doch. Du has' recht, wir wollten dich tatsächlich auch dazuholen, aber Jinia war es, die darauf bestanden hat, dass du und Atala kein Wort darüber erfahrt. Denn sie wusste, dass ihr ihrem Plan, in die Hungerspiele zu ziehen, niemals zustimmen würdet."

Trotz ihrer Deutlichkeit dringen Jans letzte Worte kaum noch zu mir durch. Denn mein Herz hat schon zuvor einen Aussetzer gemacht. Ungläubig erhebe ich die Stimme und sie klingt zittriger, als ich gedacht habe.

„Moment, heißt das ... Jinia wollte in die Hungerspiele ziehen? Und ihr ... ihr habt dafür gesorgt, dass sie gezogen ... ihr habt es zugelassen?"
Weiter komme ich nicht, denn meine Stimme bricht. Ich habe Angst vor der Antwort. Mit großem Entsetzen sehe ich Jan an und der Schmerz in seinem Gesicht spricht Bände. „Du...", flüstere ich. „Du hast unsere Tochter in die Hungerspiele ziehen lassen?"

Ich höre nicht mal mehr meinen Herzschlag, als ich meinen Blick felsenfest in den Anführer der Letzten Welle und in sein Gefolge bohre. Tränen glitzern in meinen Augenwinkeln und ich spüre, wie mir schwindelig wird.

„Ich ... ich kann es dir alles erklären..." stammelt Atala neben mir, doch ich falle ihr ins Wort und blicke stattdessen wieder Jan an.
„Hast du Jinia in die Hungerspiele ziehen und sie dort sterben lassen?"
Der alte Seemann schließt mit schmerzverzerrtem Gesicht die Augen - und dann nickt er.

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