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02 | Der Name in den Fluten


Ich schlage schnell die Haustür hinter mir zu, damit der mittlerweile eisig gewordene Wind nicht ins Haus weht. Die anderen sitzen bereits am Tisch und teilen sich das frische Brot von gestern Abend.

Aline ist ganz blass und Annie versucht sie aufzuheitern, doch ich sehe ihr an, dass sie selbst Angst hat.

„Hey." murmelt Lim mir zu. Ich erwidere nur ein kleines Lächeln, dann setze ich mich neben Annie an den aus dickem Material geflochtenen Tisch. Ich weiß nicht warum, aber Hunger habe ich gerade nicht. Sonst wäre ich froh darüber, wenn wir mal ein ganzes Brot zum Frühstück hätten, aber heute ist es anders.

Wie seltsam. Es ist wohl aus Angst um Annie. Nervös lasse ich meine Blicke durch das winzige Esszimmer schweifen. Wir haben nicht viel, deshalb sieht es auch kaum unordentlich aus.

„Librae?" flüstert Aline plötzlich. Erschrocken sehe ich zu ihr. Sonst redet sie wirklich wenig. Ich nicke fragend.

„Bitte ... wenn du gezogen wirst... versprich mir, zu gewinnen." flüstert sie zitternd, doch mit klarem Blick. Ich nicke sofort. Daran hatte ich garnicht gedacht, wenn ich gezogen würde, was wahrscheinlich auch nicht vorkommen wird. Aber Annie...

Ich merke, wie sich mein Herzschlag beschleunigt und meine Hände zu zittern beginnen.

„Es wird alles gut, Aline. Wir werden sicherlich nicht gezogen." beruhigt Annie sie und wirft mir einen hoffnungsvollen Blick zu. Ich versuche, aufmunternd in ihr hübsches, liebliches Gesicht zu sehen, doch es gelingt mir nicht. Ich will nicht daran denken, wie es wäre, sie zu verlieren.

Meine kleine Schwester, die mich manchmal als einzige versteht. Die ein so wundervoller Mensch ist. Und ich glaube, die, obwohl sie erst dreizehn ist, das stärkste Familienmitglied ist.

Ich nehme mir nun doch ein Stück des Brotes, welches Lim in Scheiben geschnitten hat, damit er mich nicht weiter so anschaut. Aline und Annie gehen sich schließlich für die Ernte umziehen, Lim sieht ihnen nur nach. Wie es ihm gerade wohl gehen muss? Er kann nichts, absolut gar nichts dagegen tun, wenn eine seiner kleineren Schwestern in die Hungerspiele muss.

Ich stehe schließlich auf, räume den Tisch ab und gehe daraufhin ins kleine Badezimmer, um meine Haare zu kämmen. Ich habe jedoch keine Lust, mir eine aufwändige Frisur zu machen, also lasse ich die schwarzen Locken einfach offen. So hat sie Mom auch immer getragen.

Annie trägt ein sonnengelbes Kleid unserer Mutter und trägt die roten langen Haare geflochten. Aline hat ein lilafarbenes Kleid an und Lim trägt eins von Dads Hemden. Nachdem wir uns fertig gemacht haben, sehe ich auf der Uhr, dass noch etwas Zeit bis zur Ernte ist, also setze ich mich nochmal auf mein Bett. Nachdenklich beobachte ich durch das kleine Fenster die kreischenden Möwen, die ihre Kreise über dem naheliegenden Strand ziehen.

Manchmal wünschte ich, ich würde auch so unbeschwert leben wie sie. Stunden lang über dem Meer, hoch in den Lüften schweben. Ich werde aus meinen Gedanken gerissen, denn Annie kommt ins Zimmer. Als sie mich erblickt, lächelt sie.

„Librae, hier bist du. Ich wollte dir noch etwas geben." murmelt sie und setzt sich neben mich aufs Bett. Dann holt sie ein kleines Armband aus ihrer Tasche - ich erkenne es sofort.

Es kommt von unseren Eltern, sie haben es Annie zu ihrer Geburt geschenkt. Seitdem trägt sie es jeden Tag. Es ist ein schwarzes geflochtenes Band, das mit einigen goldenen Perlen verziert ist. Es sieht weder besonders hübsch, noch wertvoll aus, doch für Annie ist es unbezahlbar.

„Nein, das gehört doch dir. Es gehört dir. Behalte es." sage ich und lege es sanft in ihre zarte Hand zurück. Doch Annie schüttelt den Kopf. „Bitte. Tu es für mich. Ich möchte, dass du ein Andenken hast, ob du oder ich in die Arena müssen oder nicht." sagt sie mit hoffnungsvollem Blick.

Sie weiß genau, dass sie mich damit rumkriegt. Ich nehme es und binde es um mein Handgelenk.Sie denkt wirklich, dass sie gezogen wird. Der Gedanke daran macht mich unfassbar nervös.

„Danke, Annie." sage ich und umarme sie. Ich will sie nicht verlieren. Niemals.

Es ist soweit. Die Glocken ertönen, die alle Bewohner vom Distrikt zum Versammlungsplatz rufen sollen. Es gibt kein zurück mehr. Egal, was in den nächsten Minuten geschieht, wir können nichts dagegen tun. Schließlich verlassen wir gemeinsam unserer Haus.

Im Dorf tauchen immer mehr Bewohner auf, manche scheinen aufgeregt, einem Großteil jedoch steht die Angst ins Gesicht geschrieben. Mittlerweile weht ein kalter Wind, und er lässt die vielen bunten Lichterketten und Wimpel, die um die Versammlungsgebäude gehängt sind, in der Luft tanzen.

Bald sehe ich die Bühne und die Gesichter meiner Eltern blitzen vor mir auf. Dort wurden sie getötet. Mittlerweile ist der Versammlungsplatz reichlich gefüllt, die Kinder ordnen sich nach Alter und Geschlecht in die Reihen ein und die Erwachsenen sammeln sich an den Seiten dieser.

Links die Mädchen, rechts die Jungen. Die achtzehnjährigen hinten, die zwölfjährigen ganz vorne. Schließlich bleiben wir stehen und ich drücke Annies und Alines Hände fest, als erste, warme Regentropfen beginnen, den Sand unter unseren Füßen zu Matsch zu verwandeln.

Ich blicke mich um und entdecke Atala und Nale mit ihren Familien. Die beiden sind Nachbarn, daher kommen ihre Familien jedes Jahr zusammen zur Ernte.

Ich sehe, wie Atala ihrer jüngeren Schwester ernst zuredet, bis diese sich schließlich in die Reihen der vierzehnjährigen stellt. Es tut mir weh, Atala so zu sehen. Auch Nale versucht, seine Geschwister zu beruhigen. Zwar ist seine zwölfjährige Schwester Rany mit ihm die einzige, die heute gezogen werden kann, doch auch seine zwei jüngeren Brüder scheinen gewaltige Angst zu haben.

Aline lässt mit einem Mal meine Hand los und umarmt mich fest. Sonst macht sie es selten, aber sie weiß, was bevorsteht und dass für zwei Kinder, sofern es dieses Jahr keine Karrieros gibt, in wenigen Minuten eine Welt zusammenbrechen wird.

Ich ziehe sie fest an mich und meine Finger streichen über ihr schwarzes Haar. Sie ist noch so jung und trotzdem hat sie schon viel zu viel Leid erfahren in ihrem Leben.

Schließlich löst sich die neunjährige von mir und läuft zu Lim, der sich bereits zu den Reihen der gestellt hat, die nicht gezogen werden können. Der rothaarige wirft mir einen ernsten Blick zu, und ich bin dankbar dafür, dass er nicht versucht, mich mit falschen Worten zu belügen. Obwohl ich es niemals zugeben würde, ist das die Eigenschaft, die ich am meisten an ihm schätze. Wir beiden sind das Familienoberhaupt, es liegt an uns, dass wir alle vier überleben. Es ist keine Seltenheit, dass er und ich uns streiten, doch ich weiß, dass er stets nur das beste für uns möchte.

Plötzlich fällt mir Annie um den Hals und beginnt kräftig zu schluchzen. Ich spüre, wie ihre Angst und Traurigkeit mich sofort mitreißt. Nur schwer kann ich Tränen unterdrücken, stattdessen halte ich sie ganz fest, als wolle ich sie nie wieder loslassen. Doch ich muss. Sie muss weiter nach vorne zu den anderen dreizehnjährigen Mädchen.

Ich löse mich von ihr, doch dann umarme ich sie noch einmal so stürmisch und fest, dass sie fast umfällt. Ihre Finger krallen sich in meinen Rücken. Sie beginnt, zu zittern.

Und ich will sie neben mir haben, ihr sagen, dass alles gut wird, sie festhalten, wenn es passiert. Doch das geht nicht. Sie lässt von meiner Hand ab, wirft noch einen letzten Blick zurück, dann geht sie langsam nach vorne zu den anderen.

Ich muss wohl einsehen, dass ich nicht zu ihr kann, also schlucke ich meine Angst um sie herunter und reihe mich schließlich zwischen den anderen siebzehnjährigen Mädchen ein.

Einige kenne ich aus der Schule. Viele haben das für unseren Distrikt typische rote Haar und grüne Augen, ich steche mit meinen schwarzen Locken, dem dunklen Teint und den verschiedenfarbigen Augen so ziemlich heraus.

Die meisten sind größer als ich, kräftiger, stärker. Viele sind durchtrainiert und stammen von den reicheren Familien im Distrikt ab. Etwa jede dritte geht auf die Akademie, wo sie als Karrieretribute für den Sieg in den Hungerspielen trainieren. Doch ich denke, dass auch wir anderen Mädchen es im Gegensatz zu Tributen aus anderen Distrikten gut haben. Viele hier haben kräftige Arme von der Arbeit auf der See, dazu athletische Körper und sind hervorragende Schwimmer.

Ich lasse meine Blicke über die Erwachsenen schweifen. Die meisten von ihnen blicken nur reglos auf die Bühne, als ob sie den Blicken ihrer Kinder absichtlich ausweichen. Schließlich entdecke ich Atala zwei oder drei Reihen vor mir.

Als sie mich erkennt, schenke ich ihr mein bestes Lächeln, was ich jetzt zu Stande bringen kann, doch als ich die zwei vollen Lostöpfe auf der Bühne erblicke, in denen die Namen aller zwölf - bis achtzehnjährigen des Distrikt liegen, vergeht es mir wieder.

Mein Herz hämmert regelrecht, und mein Atem geht flach und schnell. Ich atme tief ein und aus und versuche, zwischen den Stimmen und dem prasselnden Regen, das Rauschen des Meeres in der Ferne zu hören. Schon immer hat es mich auf eine seltsame Weise beruhigt.

Doch dann geht es los.

Mit einem Knall öffnet sich die Tür des Rathauses und sofort ist jegliches Geplauder unter den Bewohnern verstummt. Es treten eine komplett in blau gekleidete Frau aus dem Kapitol, unser Bürgermeister und Mags Cohen, eine etwa sechzigjährige Frau und soweit ich weiß, unsere einzige Siegerin, auf die hohe Bühne.

Doch Mags und der Bürgermeister sehen beinahe schon lächerlich arm aus neben Saphire Pullman, die Betreuerin und Moderatorin der Spiele für unseren Distrikt. Sie trägt ein riesiges Kleid, das in einem künstlichen Blau strahlt und ihr Gesicht ist so stark geschminkt, dass man kaum den Menschen dahinter erkennen kann. Dazu ist sie recht klein und hat ihre gefärbten blauen Haare die zu einem aufwändigen Knoten gebunden - man merkt sofort, dass sie aus dem Kapitol kommt.

Doch mir bleibt keine Zeit mehr nachzudenken, denn der große Moment ist gekommen. Saphire stöckelt nach vorne, stellt sich ans Mikrofon und räuspert sich. Dann ruft sie in einer schrillen Stimme, die mich schon in so manchen kindlichen Albträumen verfolgt hat:

„Bewohner, Friedenswächter, Kinder von Distrikt vier! Heute ist der Tag, auf den wir alle gewartet haben! Heute, genau an diesem Tag werden wir eine mutige junge Frau und einen mutigen jungen Mann auswählen, die die Ehre haben werden, Distrikt vier bei den 51. alljährlichen Hungerspielen zu vertreten! Wie gesagt, ich werde gleich zwei Namen ziehen und laut vorlesen, aber vorher sehen wir uns diesen Film an!"

Sie weist gut gelaunt auf den riesigen Bildschirm rechts von ihr, auf dem nun schon der alljährliche Film über die Aufstände läuft und die Erklärung für den Grund der Hungerspiele.

Ich kenne ihn fast auswendig und mittlerweile ist es beinahe lächerlich, doch trotzdem möchte ich nicht, dass er vorbei geht. Ich möchte nicht, dass der darauffolgende Moment näher kommt.

Saphire stürmt besessen zurück zum Mikrofon und man sieht ihr an, wie sehr sie sich auf die Auswahl jetzt freut. Ich werfe ihr einen vernichtenden Blick zu, den sie natürlich nicht sehen kann, da ich weit hinten in der Menge stehe und sie sowieso keinen Blick in die Gesichter der Kinder wagt.

Wie kann man an solch einem Job bloß so eine Freude haben? Ich würde lieber sterben als jedes Jahr aufs Neue unschuldige Kinder zum Tode zu verurteilen.

„Nun, ja endlich, jetzt ist der Moment gekommen, auf den alle gewartet haben! Ich beginne, wie jedes Jahr, Ladies First, mit dem Ziehen des Mädchennamens." ruft sie euphorisch und geht mit langsamen, schweren Schritten auf den linken Lostopf zu. Mein Herz schlägt so schnell, dass ich das Gefühl habe, gleich umzufallen. Meine Hände zittern und ich wage es kaum, zu atmen.

Wie damals.

Und ich hoffe nur eins.

Nicht Annie. Nicht Annie. Nicht Annie. 

Bitte, bitte nicht sie.

Dann liest Saphire den Namen vor.

Es ist nicht Annie.

Es ist: „Librae Olgivy!"

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