Das Portal
Tobias und Caro waren grade bei sich zu Hause angekommen. Ihre Mutter war dabei den Tisch zu decken.
"Hab ihn gefunden!", rief Caro und setzte sich an den Tisch.
Nach nur wenigen Minuten saß auch der Rest dort, die Zwillinge, der Vater und Tobias Mutter. Tobias selbst saß auch am Tisch und aß mit seiner Familie. Physisch zumindest.
Er blickte aus dem Fenster, aus dem er die weichen Farben der untergehenden Sonne, über dem Meer, betrachtete. Die Mischung aus Orange und Gelb auf dem Wasser fazinierte ihn sehr, so dass er auch schnell zurück in den Tagtraum kam, um weiter über seinen Traum der letzten Nacht nachzudenken:
"Der Pfeil schoss genau auf Blue Pearl und eine Explosion aus dunkeln aber auch bunten Farben machten sie und ihre Mannschaft wehrlos, sodass ich Problemlos aus dem Bus hinaus fliegen konnte.
Als ich schließlich draußen war, betrachte ich den Bus noch kurz.
Sie schrieen. Sie jammerten. Ihre gerechte Straffe.
Erst wusste ich nicht wo ich hin sollte, doch am Rand der Wüste und des hier angrenzenden Nachtlichtwaldes, stand eine Brünette in einem Umhang aus Abendblauer Seide, welche noch ihren Bogen angespannt hatte, von dem Pfeil, den sie vor wenigen Sekunden los schoss und mich damit rettete. Sie löste sich und winkte mich zu sich.
Sofort änderte ich meine Richtung und ich flog auf sie zu. Kaum war ich bei ihr angekommen, begrüßte ich meine Elfenfreundin:"Danke Eflía! Genau im richtigen Moment."
"Oh, hab ich dich beim knutschen mit deiner Liebsten gestört? Wird der arme Tobias heute nicht mehr kuscheln können?", sagte sie mit einem gespielten Unterton, während sie ihre Kapuze absetze. Als sie ihr Gesicht offenbarte, blickte ich ihr sofort in ihre Augen. Sie waren groß. Groß und wunderschön braun.
Dazu war noch einer lila leuchtender Funke in jeder Pupille, wie bei jeder Elfin. Außerdem hatte sie natürlich lange und ziemlich spitze Ohren, welche aus ihrem matten, dunkelbraunen Haaren herausstachen.
"Also gekuschelt werden kann ich heute gerne noch!", sagte ich und breitete meine Arme aus. Es dauerte nicht lang und sie kam zu mir.
Während der Umarmung flüsterte sie mir ins Ohr:"Der Pfeil war für Atukiat gedacht, ich hoffe du schätzt die Rettung!"
Atukiat ist ein Taikuta. Kleine Otter ähnliche Wesen mit Hörnern und Flügeln. Sie sind nicht nur kleine Unruhestifter und ziemlich lästig, sondern können auch jedem Lebewesen die Magie klauen, weswegen es sich die Elfen zur Aufgabe gemacht haben, die Taikutas zu fangen.
Eflía ist schon lange hinter einem bestimmten her, einer, der ihrer jüngsten Schwester die Magie geraubt hatte. Sie nennt ihn Atukiat (weil sie nicht sehr kreativ ist) und... sie will ihn kriegen und wenn eine Elfe etwas will, vor allem Eflía, dann will sie es richtig und um jeden Preis bekommen.
"Wir stehen schon zu lange herum. Das Gift wird sie nicht ewig aufhalten! Los!", rief Eflía, löste sich und rannte vor mir in den Wald hinein. Ich natürlich hinterher.
Der Nachtlichtwald war dicht bewachsen und zu jeder Tageszeit dunkel. Er wurde allein von den leuchtend bunten Früchten der Bäume leicht erhellt.
Die Bäume waren wunderschön und einzigartig, denn durch ihre dunklen, dicken Stämme und Wurzeln war es fast unmöglich, durch den Wald hindurch zu kommen.
Außerdem leuchtete das Moos an ihnen in den buntesten Farben und viele der wohl magischsten und schönsten Bewohner meiner Traumwelt lebten darin.
Die Bäume schützten sie alle, dabei verdeckten sie nicht nur das Tageslicht, sondern versperrten mit ihren Wurzeln und Ästen ungewünschten Eindringlingen den Weg.
Während Eflía vor mir geschickt und schnell an ihnen vorbei rannte, stolperte ich jeden zweiten Meter und holte mir hunderte blaue Flecken. Der Wald kannte mich gut und spielte mir oft Streiche, indem er Wurzeln aus dem nichts vor mich legte. Außerdem war ich generell ziemlich tollpatschig.
Irgendwann blieb sie urplötzlich stehen und ich Tollpatsch bemerkte das erst zu spät und rannte genau in sie hinein.
Eflía fiel fast auf den Boden, so wie ich, konnte uns aber gradeso noch halten und schenkte mir einen Blick der ungefähr folgendes aussagte:"Danke du Trottel!", aber sie wandte sich schnell von mir ab, hockte sich hin und sah nach vorne.
Ich, hinter ihr, wollte auch etwas sehen, doch sie versperrte mir die Sicht.
Eflía bemerkte das und sagte:"Taikuta."
Erst dann bemerkte ich, dass im Busch vor uns etwas raschelte. Eflía zog einen Pfeil aus ihrer kleinen Jackentasche, spannte den Bogen und machte sich bereit zu schießen.
„Ist das-", versuchte ich zu reden.
„Atukiat, vielleicht. Jetzt sei ruhig!", unterbrach sie mich.
Ich konnte wieder nichts sehen, hörte nur das Rascheln und jemanden, der stöhnte.
„Ehrlich Eflía? Schon wieder? Seh ich etwa aus wie ein Taikuta?!", rief jemand.
Es war meine Schwester! Ich ich ging vor Eflía und stellte mich vor Caro, welche selbst noch immer in der Nähe des Gebüschs hockte.
In meiner Welt war sie die Anführerin der Elfenjäger, eine Aufgabe, die Eflía, als Prinzessin, bald zugeteilt werden sollte.
„Ich will dich jetzt nicht sehen!", sagte ich Caro scharf ins Gesicht.
„Und ich dich nicht!"
Was dann geschah, war...
Unglaublich.
Ich wollte Caro wegschubsen, dabei berührte ich ihre Linke Brust, wo bekanntlich Weise das Herz sein soll und Caro löste sich plötzlich in Luft auf, während sie fiel!
Sie löste sich nicht wirklich auf, sie wurde zu den kleinsten Teilen! Millionen kleine Staubteile, in allen Farben, wirbelten in der Luft herum, führten kleine Tänze auf und verteilten sich immer weiter im ganzen Wald, bis sie sich fanden.
Es war wie ein Knall, ohne Vorwarnung schossen all die kleinen Teile in sich zusammen. Dann lösten sie sich wieder und schwebten wie eine Schlange um mich herum, nur einmal und schlängelten sich dann wieder zurück zu dem Punkt, an dem grade noch meine Schwester stand. Sie verteilten sich wieder überall in der Luft und mit einem Schlag, zogen sie sich alle zusammen.
Nur dieses Mal war der Kreis, den sie bildeten, größer. Etwa so groß wie ich und in der Mitte des Kreise bildete sich so etwas wie Glitzer, wie wenn die Sonne auf einen See scheint, so sah es ungefähr aus. Sie formten ein Portal!
"Was ist das?", hätte ich gesagt, hätte mich dieses Portal nicht eine Sekunde später in sich hinein gezogen. Ich wehrte mich und fiel dadurch auf den Boden. Etwas unsichtbares hielt sich an meinem ganzen Körper fest und wollte mich in das Portal hinein befördern.
Ich rief nach Eflía, sie aber war eingefroren! So wie alles andere um mich. Wenige Sekunden später konnte ich mich nicht mehr halten und stand mitten in dem Portal, welches ursprünglich meine Schwester gewesen war.
Darin sah alles so glitzernd aus, wie vor dem Portal auch, doch nach wenigen Sekunden änderten sich die Farben. Ein Zeichen dafür, dass ich bald raus kam. Ich flog, ungewollt, in der Mitte, war mehrere Male an die Seite geknallt und dann war es soweit. Ich hatte das Ende des Portals erreicht.
Ich war nicht darauf vorbereitet, auf zu hören zu fliegen, weswegen ich auf den nassen Rasen fiel.
"Woher kommt plötzlich dieser Rasen?", fragte ich laut. Als ich mich umsah konnte ich erkennen, dass ich in einem Fußballstadion war, welches deutlich nicht zu meiner Welt gehörte. Jemand berührte mich plötzlich von hinten. Es war Caro!"
"Tobi, gibst du mir die Butter?", fragte ihn plötzlich Elias, einer der Zwillinge, und weckte Tobias damit.
"Hier bitte."
Nachdem sein einziger Bruder die Butter erhalten hatte, redete plötzlich seine Mutter:"Oma wird uns übrigens am Wochenende besuchen! Wir werden bei eurer Tante dieses Mal essen. Ich verlange nicht fiel von euch, zieht euch einfach schick an und seid dieses eine Mal pünktlich!"
"Ich bin pünktlich, Mama! Die Anderen-", während Caro redete wurde sie plötzlich von ihrem Vater unterbrochen:"Immer die Anderen, fang mal bei dir selbst an! Sobald du fertig bist nervst du damit uns alle und verursachst Gezanke!"
"Tu ich nicht!", verteidigte sich Caro.
"Zicke."
"Halt die Klappe Tobi!"
"Halt du sie doch!", schrie Tobias zurück.
"Wenigstens brauche ich nicht drei Stunden um über eine Hose zu streiten!"
"Sie tut eben im Schritt weh, was kann ich dafür?"
"Am Ende trägst du sie doch sowieso doch immer, warum streitest du immer darum?", Caro zielte mit der Faust auf Tobi, während sie ihn weiter wütend anschrie.
"Weil nicht jeder von uns immer vorher ein neues Kleid von Oma geschenkt bekommt-"
"Okay Kinder, wenn hier noch einer streitet oder irgendetwas ruft, wars das mit dem Abendessen und ihr kommt auf euer Zimmer!", unterbrach der Vater den Streit.
Sie schrien sich nicht nur mehr an, sie waren sogar kurz davor gewesen, sich zu schlagen.
"Aber er hat angefangen!", schrie Caro plötzlich wieder.
Tobias neckte zurück: "Du hast angefangen, Zicke!"
"ES REICHT!", schrie ihre Mutter,"Ihr geht jetzt beide hoch und höre ich noch einmal das Wort Zicke oder das irgendjemand den anderen anschreit, bleibt ihr beide zu Hause und kommt nicht mit zum Essen! Und das bedeutet automatisch das unser Urlaub in den Osterferien gestrichen wird, habt ihr mich verstanden?"
Caro und Tobias trauten sich nicht mehr sich anzuschauen. Sie bleiben beide sitzen, Caro, fast weinend, sah beschämt auf ihren Teller. Tobias aber war wütend und spielte mit seinem Glas.
"Ich sagte, ihr beide geht sofort hoch! Jetzt!", rief ihre Mutter wieder.
Beide zuckten zusammen. Sie ließen sich das nicht ein drittes Mal sagen.
Gleichzeitig gingen sie die Treppe hoch, Tobias im zweiten Stock in sein Zimmer, Caro noch einmal die Treppen hoch in ihres. Die Älteste hatte natürlich das beste Zimmer.
Tobias knallte seine Tür zu. Er legte sich ins Bett und beschwerte sich bei sich selbst über seine Mutter, die viel zu streng gehandelt hätte, über Caro, dank der sie vielleicht doch nicht nach London flogen und über die Zwillinge, dass sie ihn nicht verteidigt hatten, wie sie es sonst auch taten, wenn die Eltern nicht dabei sind.
Er nahm sich einen Ball, legte sich mit den Rücken auf sein Bett an der Seite des Zimmers und warf den Ball an die Decke, fing ihn wieder auf und machte so weiter.
Sein Zeil war es Caro zu nerven, welche genau über ihm ihr Zimmer hatte und das obwohl er wusste, dass das Geräusch sie nicht erreichen würde.
Nach einer Weile klopfte es an der Tür. Er versteckte schnell den Ball und sagte:"Ja, wer ist es?"
Es war Elias, der herein kam, die Tür hinter sich schloss und sich zu Tobias setzte.
"Charlie ist dieses Mal auf Caros Seite und ist deswegen bei ihr.", erzählte der kleine Junge,"Voll gemein."
"Naja, Mädchen halten eben zusammen, da können wir auch nichts dran ändern.", antwortete Tobias.
Elias machte ein trauriges Gesicht. Er hatte sich wohl erhofft, Tobias würde sich mit ihm über seine Schwestern beschweren, damit war Tobias aber schon fertig, also warfen sie beide Bälle an die Decke.
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