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Tonya die Formwanderlin - Kapitel 2.1


Eilig rannte die Schreiberlingin den Gang entlang. 

Sie war – zum ersten Mal überhaupt – zu spät und sie roch schon förmlich, den auf sie zukommenden Ärger. Sie bog in die große Halle ab und drückte sich an der Wand lang ihrem Platz entgegen. Vielleicht hatte Baniras nicht gemerkt, dass sie fehlte? Er stand mit dem Rücken zu ihnen an einem erhöhten Pult und blätterte in einer Schrift. Als sie ihren angestammten Sitzplatz fast erreicht hatte, verließ sie den Schutz der Wand und schlich langsamen Schrittes weiter. Sie ließ sich nieder, nahm ihren Federkiel zur Hand und begann die langweilige Abschrift zu kopieren, welche noch vom Vortag auf der Ablage aufgeschlagen lag. Nach kurzer Zeit beobachtete sie aus den Augenwinkeln, wie Baniras sich umdrehte und die Reihen von Schreiberlingen überprüfte. Als er sich wieder umwandte, sah sie sich vorsichtig um. Alle waren an ihren Plätzen. Sie hoffte, dass ihm ihr Fehlen gar nicht aufgefallen war. Denn der Aufseher hasste genau zwei Dinge: Unpünktlichkeit und Liederlichkeit. Wer nicht gleich morgens und spät abends an seinem Platz saß und ordentliche Arbeit ablieferte, der wurde bestraft. Baniras drohte bei Verstoßen gegen diese Regeln mit dem Ende der Karriere als Schreiberling im Schloss. Aber bis heute hatte Tonyar nie erlebt, dass seinen Worten Taten folgten. Trotzdem hatten alle Angst vor ihm. Wobei keiner im Saal ein Anfänger war und minderwertige Abschriften lieferte, doch selbst Kleinigkeiten reichten, um Baniras zu verärgern.

Ihr Arbeitsraum war der Hauptraum ihrer Zunft in Zinoka. Der Herrscher ließ Unmengen von Gesetzen, Hinweisen und Vorschriften kopieren, die im ganzen Land verschickt wurden. Hier saßen die schnellsten, sorgfältigsten und vertrauenswürdigsten Schreiber des Großreiches. Manchmal, wenn es brisante Texte zu vervielfältigen gab, war Diskretion gefragt. Niemand hier hatte ein ausuferndes Privatleben – hinter vorgehaltener Hand wurden sie die Langweiler genannt. Tonyar störte das nicht. Denn keiner ahnte, dass sie seit Jahren alle aufgeschnappten Informationen an die Eingeweihten weitergab. 

Unvermittelt legte sich eine Hand auf ihre Schulter. „Kommst du heute Abend kurz vor Feierabend bitte zu mir in den Sesselraum?", murmelte der Baniras kaum hörbar hinter ihr. Sie hatte nicht einmal gehört, dass er zu ihr getreten war. Jetzt roch sie seine Präsenz umso deutlicher. Es gab niemanden, dessen Geruch sie mehr anödete.

Kurz nickte sie, dann war er wieder verschwunden. Auf ihrem Gesicht zeigte sich keine Regung, aber innerlich kochte sie. Vermutlich wartete er schon lange auf einen Fehltritt ihrerseits. Er liebte es, Leuten zu zeigen, dass ihr Platz ganz unten war. Sie würde seine Tiraden ertragen und dann an die Arbeit zurückkehren. 

Sie quälte sich durch den Tag und zählte fast die Minuten bis zum Zeitpunkt ihres Gesprächs mit Baniras. Als der letzte Gong ertönte, der vor ihrer aller Feierabend läutete, stand sie auf und marschierte Richtung Sesselraum. Sie bemerkte wie einige ihrer Kollegen ihr verstohlene, mitfühlende Blicke nachwarfen. Den Grund dafür kannte sie nicht, aber sie befand sich im Begriff ihn herauszufinden. Dieser Raum war im Gegensatz zur großen Halle nicht mit Schreibpulten ausgestattet. Es gab zwar Baniras Schreibtisch, doch ansonsten standen in dem Zimmer Sessel und Sofas. Überquellenden Bücherregale, wie in den anderen Arbeitsräumen, fehlten komplett. Stoffbahnen hingen an tapezierten Wänden und spezielle Leuchtkristalle sorgten für ein angenehmeres Licht, als in den hell erleuchteten Lesesälen. Früher war das Zimmer für alle Schreiberlinge vorgesehen gewesen, aber Baniras Vorgänger hatten es schon lange für sich beansprucht. Es roch furchtbar muffig und am liebsten hätte sie sofort kehrt gemacht. 

Ein Lächeln erzwingend, trat sie durch die Tür und sah den Aufseher, wie er über seinen Schreibtisch gebeugt etwas auf ein Blatt kritzelte. Ohne aufzusehen, deutete er auf einen kleinen, unscheinbaren Holzstuhl vor dem Tisch. Dieser Stuhl war der einzige Gegenstand im Raum, der völlig deplatziert wirkte. Seufzend ließ sie sich nieder.

Baniras sah auf und musterte sie aufmerksam. Verwirrt erwiderte sie seinen Blick. Sie hob an, um eine Frage zu stellen, aber da schüttelte er drohend seinen Kopf und platzierte seinen Finger an die Lippen. „Ich in deinem Fall, wäre jetzt wirklich vorsichtig und vor allem leise", sagte er grinsend. 

Tonyar legte den Kopf schräg und wunderte sich über seine beunruhigende Ansage. Dennoch behielt sie ihre abwartende Haltung bei, letztlich hatte sie nichts zu verlieren. Sie harrte gespannt der Ereignisse, die da zutage treten mochten. 

„Was willst du von mir, Baniras?", flüsterte sie gespielt verängstigt. 

„Das was ich von allen will, die hier kurz vor Arbeitsschluss zu mir kommen. Willst du deinen Job behalten oder unehrenhaft aus Zinoka vertrieben werden? Das ist die Frage, die du dir stellen solltest", säuselte er überlegen. 

„Den Job behalten", murmelte sie und senkte ihren Kopf, um seinem furchtbar schadenfrohen Grinsen nicht mehr ausgesetzt zu sein. Am liebsten hätte sie ihn sofort außer Gefecht gesetzt, aber dann würde sie vermutlich nie erfahren, was er vorhatte.

„Das dachte ich mir", erklärte Baniras spöttisch. Er stand auf. „Ich werde jetzt zum Schein ein bisschen schreien, wobei fast alle draußen wissen, was hier drinnen wirklich geschieht." Er grinste böse, dann setzte die Schimpftirade ein, die Tonyar schon häufig von außerhalb gehört hatte. „Wie kannst du es nur wagen, unpünktlich zu sein? Was fällt dir ein, dein Wohl über das deines Herren zu stellen? Glaubst du, wir brauchen dich hier? Nein, du brauchst uns viel mehr und deshalb merke dir ein für alle mal, wo dein Platz ist und dass du ab jetzt pünktlich bist!" Sätze dieser Art meckerte er vor sich hin. Sie betrachtete ihn gespielt erschrocken und wartete angespannt, denn er war immer näher gekommen. 

Unvermittelt packte er sie bei den Handgelenken. Sie bemerkte, wie augenblicklich Kraft aus ihr wich. Mit großen, überraschten Augen starrte sie ihren Peiniger an, der sie siegesgewiss angrinste. Obwohl sie bei der Prozedur keine Schmerzen fühlte, gewahrte sie, wie Schwäche sie überkam. Bald wäre es zu spät, um sich zu wehren.

Angestrengt kniff sie die Augen zusammen und ließ sich blitzschnell einen Stachel am Unterarm wachsen. Baniras bemerkte ihren Angriff mit dem Giftstachel nicht einmal. Es dauerte nur wenige Sekunden, dann riss er erschrocken seine Augenlider auf und kippte hinten über. 

„Wer zuletzt lacht, lacht am Besten", flüsterte Tonyar. Sie vermutete, dass sie Bekanntschaft mit einem Sauger gemacht hatte. Ein Wesen, das sogar unter den ausgestoßenen Mischwesen nur wenig Ansehen genoss. Kein Wunder – es war ein Parasit und verschacherte die von anderen geklaute Kraft ab den Meistbietenden, sofern er sie nicht als seine eigene Nahrung brauchte. Angewidert sah Tonyar zu Baniras. Sie hatte nicht die Absicht, länger wie nötig hier bei ihm zu bleiben. Das Betäubungsgift, das sie dem Sauger verabreicht hatte, wirkte nur kurzfristig. Er würde bald mit Kopfschmerzen aufwachen, wobei er sich an die letzten Minuten nicht erinnern würde. Sie hoffte, dass er sie nach dieser Erfahrung in Ruhe ließ. Ihr war etwas mulmig zu Mute, aber ihre körperliche Verfassung würde schon ausreichen, um zu verschwinden. Was wohl geschehen wäre, wenn er sie völlig ausgesaugt hätte? Mit ihren Formwandlerkünsten hatte er nicht gerechnet. 

Sie stellte sich genau über Baniras. Nach einer Weile flatterten seine Augen und plötzlich riss er sie erschrocken auf. Als er sie erkannte, verengten sie sich zu kleinen Schlitzen und er rückte schwerfällig von ihr ab. Jetzt roch sie Angst bei ihm. Vermutlich war ihm das nie zuvor passiert. 

„Versuch das nie wieder, Baniras!", zischte sie bedrohlich. „Glaubst du wirklich ich war unvorbereitet? Du kannst dir überlegen, ob du eine weitere Kostprobe meines Giftes haben möchtest oder ob wir beide einfach weiter nebeneinander her existieren? Wenn mir etwas passiert, wird ein Schreiben an die Häscher und an die Stadtwache von Zinoka gehen und dich als Sauger beschuldigen. Du hast also die Wahl. Lässt du mich in Ruhe und wir machen so weiter wie bisher oder willst du Krieg?" 

„Meinst du es hätte noch niemand sonst versucht mich bei den Häschern anzuzeigen?", wollte er zischend wissen. Aber Tonyar winkte ab. Jedes verfolgte Mischwesen hatte Angst vor den Königshäschern. Sie suchten überall im Land nach übernatürlichen Wesen und richteten sie, wenn es zu einer Verurteilung kam.

Tonyar lachte und meinte: „Glaub mir. Dieses Mal werden sie zuhören." 

Baniras war es nicht gewohnt, dass sich jemand gegen ihn zur Wehr setzte. Seine Opfer hatten keine Familie und kaum Freunde hier in Zinoka. Sie waren alle angewiesen auf diese Arbeit, denn wer aufhörte, verschwand auf unerklärliche Weise. Dann nickte er langsam und nuschelte, ohne sie anzusehen: „Verzeih bitte, Tonyar. Das wird nicht wieder vorkommen." Sie traute ihm dennoch nicht und fragte sich, wie sie weiter vorgehen sollte. Ihm gegenüber hatte sie aber nicht vor, das einzugestehen. Deshalb nickte die Formwandlerin nur und meinte gleichmütig: „Dann geh ich für heute. Bis morgen!" 

Sie ließ die Schultern hängen, so wie sie es bei anderen Schreiberlingen gesehen hatte, die nach einem Wutausbruch von Baniras das Zimmer verließen. Alle hatten völlig kraftlos gewirkt und waren davon gestolpert – sie imitierte dieses Verhalten und flüchtete hastig aus der Gesellschaft des Saugers. 

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