Wir kannten uns schon lang. Schon seit dem Kindergarten. Ich weiß noch, als ich allein auf einer Bank saß, weil meine Freunde schon abgeholt ware und er fröhlich mit seinen spielte. Er hätte einfach weiter mit ihnen Fangen und Rennen können, doch er kam zu mir. Er setzte sich neben mich und sagte:"Magst du Blaubeeren?"

Wahrscheinlich sagte er das, weil er an diesem Tag Blaubeeren dabei hatte. Was auch immer der Grund für diesen Spruch war, er lockte mich in eine Unterhaltung. Und in eine mir sehr wichtige Freundschaft.

Wir waren nie wirklich enge Freunde, aber wir grüßten uns immer, wenn wir uns sahen und hatten wir kein anderen zu spielen, kamen wir immer zusammen. 

Damals hatte ich kaum einen Gedanken an ihn verschwendet. Nicht einmal, als meine Mutter anfing für seinen Vater zu arbeiten. 

Doch als ich einmal mit ihr zu ihrer Arbeit ging, in ihr Büro, gleich neben dem seines Vaters, da sah ich ihn gelangweilt im Flur stehen. Und während er da stand und ich ihn anstarrte, bemerkte ich zum ersten Mal, wie gut die blonden Haare ihm eigentlich standen. Ich verliebte mich nicht in ihn, jedenfalls glaube ich das, doch mein Interesse wuchs. 

Ich startete öfter Unterhaltungen und fing irgendwann an, mich Nachmittags mit ihm zu treffen, da wir beide die meiste Zeit am Arbeitsplatz unserer Eltern verbrachten und jemanden zum Lernen brauchten. Eine meine liebsten Erinnerungen ist, als wir an einem Dienstagabend im Flur auf den Holzstühlen warteten. Unsere Eltern steckten in einem Meeting fest und wir beide waren am verhungern.

Er merkte, dass ich langsam sogar Bauchschmerzen bekam, also stand er plötzlich auf und rannte weg. Es dauerte nur ein paar Minuten und er kam mit einer Hand voll Bonbons zurück. Er hatte sie von der Sekretärin geklaut. Es war lustig und er versuchte alles mögliche, um mich zum lachen zu bringen.

Sein Vater war der Leiter der Firma. Sogar der Gründer. Es war also kein Wunder, dass er diese vergrößern wollte und Umzug. Zusammen mit ihm. Meine Mutter und ich blieben.

Wir waren traurig, sahen uns eine Weile nicht wieder, doch bei jeden Firmentreffen waren wir beide dabei, um uns wiedersehen zu können. 

Bis er eines Tages seine Freundin mitbrachte. Ich war 16 Jahre alt. Es wäre das erste mal seit einem Jahr gewesen, dass wir uns gesehen hatten. Und er schleppte sie an.

Ich war eifersüchtig. So verdammt nochmal eifersüchtig. Er schenkte mir kaum Aufmerksamkeit, also ging ich früher nach Hause. 

Während ich langsam die Straßen entlang lief fielen mir auch die Tränen auf. 

Warum weinte ich?

Und da wurde es mir wirklich klar. Ich hatte mich in ihn verliebt. 

Ich unterdrückte diese Gefühle natürlich, doch jedes Mal wenn ich ihn wieder sah (was nicht so oft war, wie ich es eigentlich empfand), schien mein Herz plötzlich aufzuhören zu schlagen. Oder es schlug einfach nur so verdammt schnell.

Es ging sogar so weit, dass ich nicht mal mehr mit zu den Feiern gehen wollte. Jedes Mal, wenn meine Mutter zurückkam, erzählte sie, dass ein bestimmter jemand nach mir gefragt und mich vermisst hätte. Ich ignorierte das.

Bis das Weglaufen zwecklos wurde. Das Schicksal führte uns wieder zusammen, wir waren beide in die Fußstapfen unserer Eltern getreten und arbeiteten in der selben Firma, sogar nun im selben Gebäude. Immer wieder wich ich seinem Blick aus, weil ich noch immer nicht diese Schwärmerei losgeworden war. Doch genauso wich er meinen aus.

Es war also nur eine Frage der Zeit, bis wir anfingen darüber zu reden und ich ihn endlich auf ein Essen einlud. Bis wir uns endlich eingestanden, dass wir füreinander geschaffen waren.

Ich liebte ihn.

Die letzten Jahre mit ihm waren die besten in meinem Leben und ich würde alles geben, um sie fortzuführen. 

Das einzige was ich noch tun kann, ist an seine Erinnerung festzuhalten und irgendwie ohne ihn weiterzuleben. Irgendwie damit klarzukommen.

Irgendwie vielleicht wieder anzufangen, zu lieben.