You're a Model, Mr. Grinch
Ein Schritt. Es braucht nur eine Schritt und der ganze Raum ist still gelegt. Alle Blicke nur auf sie und allein auf sie gerichtet. Eine Figur wie ein Engel, eine Eleganz wie eine Schneeflocke und eine Ausstrahlung nicht mit einem Stern zu vergleichen. Loelle Grin, weltbekanntes Model und zur schönsten Frau der Welt gewählt, ist es, welche mit ihrer himmlischen Erscheinung all die Menschen in der Vorbereitungshalle zur großen Weihnachtsparade beglückt. Das Kinn hat sie hoch während sie mit großen, langen und rhythmischen Schritten die Halle entlang läuft. Alles ist still und einzig sind die klackenden Absätze der Stiefel des Models zu hören. Keiner fragt sich, warum sie hier ist. Keiner fragt sich, wo sie überhaupt hin läuft. Die einzigen Fragen, welche sich all diese Arbeiter stellen, sind wie sie solch einen Körper haben könne, wie sie ihre schwarzen Locken so glänzend behalte, wie sie so anmutig sein könne und wie sie es nur schaffe in jedem möglichen Kleidungsstück so gut auszusehen. Selbst in ihrer breit fallenden Hose und dem gigantischem Pullover, sogar unter der Sonnenbrille und dem heute fehlendem Make Up auf ihrer seidig weichen und attraktiv dunklen Haut, ist sie noch immer die bezauberndste Frau im ganzen Raum. Wer nicht neidisch auf ihr Aussehen ist, der ist neidisch auf die Person, welche sie als deren eigen ansehen darf und wer überhaupt nicht neidisch ist, hasst sie vom ganze Herzen für ihr ständiges fieses Verhalten.
Was die Schönheit tatsächlich heute vor hat ist so einiges. Anprobe, Testläufe, Shootings und Vorbereitungen für die groß wichtige, aber auch weihnachtliche und von jedem geliebten, Weihnachtsparade, welche von niemand geringerem als Loelle selbst angeführt werden soll. Sie hat die Ehre in einem riesigen Festtagskleid, neu designed aus der frischen Winterkollektion des Modeschöpfers Heirin Miller, die Parade auf einem Festwagen anzuführen, welcher dargestellt sein soll wie ein Laufsteg aus Eis, über welchen sie laufen darf.
Jetzt grade macht sie sich auf den Weg zu dem Ort, auf welchen sie Weihnachten am morgigen Tag eröffnen soll. Sie hat keine Befürchtungen aufgrund des Eises, auf welchem sie gehen soll. Sie wird nicht ausrutschen. Schon schlimmere Untergründe hat sie gemeistert, wie ein Teppich aus wirklichen gerösteten Gummibären oder echter brennender Kohle. Nach der Betrachtungen des eisigen Wagens geht sie weiter. Mit dem Planer der Parade wird geklärt, wann Loelle wo sein wird und wann sie was genau machen sollte. Darauf geht sie zu Isabelle North, angesehener Popstar, welche am Ende der Parade die weihnachtlichsten Lieder singen wird, während Loelle mit ihr auf der Bühne weiterhin das Kleid, doch vor allem sich präsentieren soll. Nachdem beide die Choreografie mehrere Male probten, da Loelle nie zufrieden war und Isabelle als schlampig bezeichnete, geht das Model zu ihrem wichtigsten heutigen Termin. Der Anprobe des Kleides. Es passt nicht nur wie angegossen, es ist umwerfend. Ein Kleid so riesig und strahlend, würdig eines Engels. Es ist das schönste Kleid, welches jemals entworfen wurde. Und trotzdem verflucht Loelle das Kleid und zählt dem Designer alles auf, was er hätte besser machen müssen. Nach weiteren Terminen und Aufgaben ist das Model schließlich befreit und darf nach Hause. Diesen Weg schlägt sie allerdings nicht ein.
"Ruhen sie sich besser aus für morgen, Miss Grin!", wurde ihr geraten. Doch für sowas hat Loelle keine Zeit. Es wäre eine Verschwendung an Vertreibung, welche sie mit wichtigerem verbringen könnte.
So geht Loelle also in Richtung eines anderen Platzes, weit weg von ihrem Hotelzimmer, inmitten von New York City.
Ein Taxi wäre nett gewesen oder vielleicht sogar ihr privater Fahrer, doch Loelle verzichtete auf diesen Luxus in diesem Augenblick. Altmodisch und wie Menschen mit einem weniger außergewöhnlichen Leben wie ihrem, nimmt Loelle die U-Bahn.
Wie immer ist jeder nur auf sie fokussiert, einige rennen auf die junge Frau zu, wollen Fotos, Autogramme, kurze Gespräche und beantwortete Fragen, doch Loelle ignoriert jeden von ihnen. Und das nicht, da sie es ziemlich eilig hat.
Leolle redet nicht mit Fremden, geschweige denn gibt ihnen wiederwertiges wie Autogramme. Die Presse stellt dies als verwöhnte Nörglerin da, dessen Ruf ihr zu Kopf stehen würde.
Mit regelmäßigen, fast harmonisch klingenden Schritten, wie immer, verlässt sie die U-Bahn. Während sie durch die Eisigkeit der Straßen läuft und langsam die Sonnenbrille von der Nase nimmt und gleichzeitig ihre Ozeanblauen Augen offenbart, spürt sie immer mehr Blicke auf sich ruhen. Doch als wäre sie allein, ohne andere Personen auf diesem Gehweg, läuft sie geschickt weiter, ohne ihr Ziel aus den Augen zu lassen.
Loelle Grin ist Hochnäsig.
Loelle Grin ist so scheußlich im Inneren wie schön im Äußeren.
Loelle Grin ist die hässlichste schönste Frau der Welt.
Ein Monster.
Ein Pessimist.
Ein Grinch.
All das ließt man in Zeitungen über sie. Doch das Model kümmert sich um solch Kommentare nicht. Erst verfluchte man sie, darauf wird sie wieder von allen bewundert. Am Ende geht es nur darum ihren Job zu machen.
"Bist du das Model aus meiner Zeitung?", fragt sie ein kleines Mädchen mitten im Laufen. Nun passiert etwas besonderes. Loelle schaut zu dem Mädchen und sieht ihr tief in die Augen. Darauf setzt sie ihre Brille wieder auf und läuft ohne ein Wort zügig weiter. Sonst immer reagiert sie gar nicht, doch diesem Mädchen schenkte sie einen Blick, welcher sie fast hätte töten können, hätte Loelle noch ernster geschaut.
Der Rest ihrer Weges geht so weiter. Bis Loelle schließlich ankommt.
Ohne zögern klopft sie an die Tür und tritt sofort nach deren Öffnen in das Gebäude ein, ohne dazu gebeten worden zu sein.
Sie läuft grade aus weiter, setzt dabei Brille und Mantel ab, welche sie einfach in die Ecke wirft und biegt schließlich in den letzten Raum ab.
"Loelle!", ruft es nach ihr.
Und nur wenige Sekunden später hängenden tausende Arme um ihren Beinen, durch welche sie stehen bleiben muss und beinahe hinfällt, als wäre sie von einem Kraken gefangen genommen.
"Wir haben dich vermisst!"
Loelle schenkt den Waisenkindern ein Lächeln. Sie ist dort, um ihnen ihr Weihnachtsgeschenk zu bringen.
Ihre zierliche Stimme antwortet:"Ich euch auch! Lasst uns spielen!"
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