18 ⭒ Dramatische Neuigkeiten
⟁ CW: Mord, Tod ⟁
30.10.1979
⏵Now playing: Francis Forever - Mitski
"and autumn comes when you're not yet done
with the summer passing by
and i don't think i could stand to be
where you don't see me"
Die Träume waren zurück.
Sirius wusste nicht, warum er je gedacht hatte, dass sie einfach aufhören würden, doch er hatte sich seit den Prüfungen in Hogwarts in falscher Sicherheit wiegen lassen. Eigentlich, schätzte er, er sollte dankbar sein, über ein Jahr lang Frieden gehabt zu haben.
Vielleicht würde er dazu ja Zeit haben, wenn er nicht um Luft ringend am Fuß ihres Bettes saß und befürchtete, jeden Moment zu ersticken, oder Remus gröber als beabsichtigt mitteilte, dass er seinen Atem eben nicht an seine Demonstration anpassen konnte (wenn es so einfach wäre, denkst du, ich würde mich dann freiwillig für Ersticken entscheiden?).
Heute Nacht war er durch das Haus- oder besser, die Ruine der Lupins gegangen, über ihre kalten, starren Körper gestiegen, nur um immer mehr von ihnen zu finden. Remus hatte in den Armen seiner Mutter gelegen, und wenige Meter entfernt von ihnen hatte er James und Lily gefunden, ihre Hände ineinander verschränkt, so, wie man Fleamont und Euphemia gefunden hatte.
Peter. Dorcas und Marlene. Regulus. Mrs Wu-
Remus hatte ihn wachgerüttelt, bevor er die Figur hinter ihr erkennen konnte, doch das stille Entsetzen auf all ihren Gesichtern hatte sich schon in seine Netzhaut gebrannt.
Sie waren zu ihrer alten Routine zurückgekehrt. Remus würde ihn aufwecken und bei ihm bleiben, bis er wieder atmen konnte und sein Kopf klarer war, dann würde Sirius peinlich berührt in eine kalte Dusche flüchten. Remus würde beteuern, dass es ihm nichts ausmachte; dass er wollte, dass er ihn aufweckte. Die dunklen Schatten unter seinen Augen würden Sirius vom Gegenteil überzeugen.
Keiner der beiden würde wieder einschlafen können, also würden sie zu den seltsamsten Stunden in ihrem Wohnzimmer still beieinander sitzen, genau, wie sie es heute taten.
Draußen hatte der Herbst sich über ihre Umgebung gelegt, alles in warme Töne von rot, orange und gelb getaucht. Die Sonne war vor etwa einer Stunde aufgegangen, doch wach waren sie schon seit vielen. Mit einem Seufzen lehnte er sich näher an das Fenster.
Seit den Beerdigungen waren einige Wochen vergangen, doch von Normalität war ihr Leben noch immer weit entfernt.
James und Remus waren beide viel stiller geworden, hatten sich mit übermäßigem Eifer an Ordensmissionen beteiligt. An Wochenenden besuchte er zusammen mit James das Grab von Euphemia und Fleamont. Hopes Grab hatten Remus und er bis jetzt nur zwei Mal besucht, ein Mal das in Cardiff und ein Mal das auf dem Zaubererfriedhof, auf dem sie feststellen mussten, dass jemand es mit wüsten, muggelfeindlichen Beschimpfungen beschmiert hatte.
"Hier," sagte Remus und hielt ihm eine heiße Tasse Tee entgegen, die er mit einem dankenden Lächeln annahm. Dann setzte er sich ihm gegenüber auf das Fensterbrett.
"Eigentlich mag ich den Herbst gar nicht," grinste er, nachdem er einen Schluck Tee genommen hatte und Remus sah ihn über den Rand seiner eigenen Tasse überrascht an.
"Warum?"
"Das heißt, es wird kalt. Und alle Blacks sind kälteempfindlich."
Remus lächelte und hob die Stricknadeln an, die in seinem Schoß lagen. "Ich mag Herbst. Dann habe ich eine Ausrede, Pullover anzuziehen. Erst im Winter wird es kritisch, wenn die dann zu dünn sind."
"Was wird das da überhaupt, noch ein Pullover?", fragte er und deutete auf das braune Gestrick, das von den Nadeln hing. Remus nickte.
"Für Vater. Er- Mum hat ihm immer einen selbstgestrickten Pullover zu Weihnachten geschenkt."
"...Und ich dachte schon, du wärst gestresst," versuchte er, abzulenken.
"Nicht sehr. Es gibt auch nicht viel, wovon ich gerade gestresst sein könnte, oder?"
"Abgesehen von dem Krieg da draußen, nein."
Es war nicht sonderlich lustig, doch sie sahen sich an und lachten. Vielleicht, um nicht stattdessen in Tränen auszubrechen.
Eine Weile saßen sie danach schweigend beeinander. Remus' Stricknadeln klickten leise gegeneinander und in der Küche lief das Radio, doch bis auf das war es still.
"Du solltest Regulus einen stricken," dachte er schließlich laut. "Im Winter ist er immer fürchterlich krank geworden, sein Gejammer war kaum zu ertragen. Und jetzt ist er auch noch so dünn..."
"Du denkst immer noch viel an ihn," merkte Remus ohne eine Wertung in seinem Tonfall an, doch für einen Moment fühlte Sirius trotzdem das Bedürfnis, sich zu verteidigen.
"Wie sollte ich auch nicht?"
Remus nickte und sah von seinen Nadeln auf. "Es muss nicht schlecht sein. Solang du dich nicht in den Schuldgefühlen verlierst, über Dinge, die du nicht beeinflussen kannst."
Er dachte zurück an den ominösen Brief, den eine Eule, die er nicht als eine der Blacks wiedererkannte, gebracht hatte. An Sirius Potter, hatte auf dem Umschlag gestanden. Der Nachname war so gerade geschrieben, dass es beinahe so aussah, als hätte Regulus ihn besonders hervorheben wollen.
Es waren nur sechs Sätze. Nur sechs Sätze, die sich in sein Gehirn eingebrannt hatten, weil er sich sicher war, dass hinter ihnen eine geheime Botschaft, ein Appell versteckt war, doch er konnte es einfach nicht finden.
Sirius,
Ich hatte nicht gedacht, dass du dich noch um meinen Vater scherst. Wenn du aber nur gekommen bist, um Mutter zu trotzen, dann muss ich dir wohl leider mitteilen, dass sie dich nicht gesehen hat.
Ich bin sicher, bei meiner Bestattung wird sie dich auch nicht sehen wollen.
Wenn du trotzdem kommst, dann bitte ich darum, dass du für den Anlass bessere Kleidung anziehst, vielleicht eine von deinen alten Festgarnituren, sie hängen immer noch in deinem Schrank hier.
Außerdem bist du besser nett zu Kreacher, gib ihm eines von meinen Hemden. Zu allerletzt wäre es mein Wunsch, dass du mein Zimmer durchsuchst, bevor Mutter es tut.
R.A.B.
"...Ich glaube, er will aussteigen. Tief in seinem Inneren. Ich wünschte nur, er wäre nicht der sture Esel, der er ist, und würde mich um Hilfe-"
Ein Geräusch unterbrach ihn. Nietzsche tippte mit dem Schnabel gegen die Scheibe ihres Fensters.
"Unhöflich," seufzte Remus kopfschüttelnd und öffnete das Fenster, um die Eule hineinzulassen. "Hättest du ihn nicht ausreden lassen können?"
"Also wirklich," tadelte Sirius gespielt, bevor er auf den Brief in Nietzsches Schnabel aufmerksam wurde. "Hey, ist das ein Heuler?"
Skeptisch musterte Remus den roten Umschlag. "Von James? ...Die armen Nachbarn," murmelte er, bevor der Brief sich entfaltete.
"IHR MÜSST SOFORT HERKOMMEN, OH MERLIN-", rief ihnen James panische Stimme entgegen und sie teilten einen besorgten Blick.
"James, ist das ein Heuler?", fragte Lily im Hintergrund und die Spannung im Raum löste sich mit einem Mal auf.
"ES IST WICHTIG!"
"Jetzt übertreib doch nicht, es ist alles gut."
"LILY-"
Der Heuler endete abrupt und Remus stand bereits im Flur, um sich eine Jacke anzuziehen.
"Wer weiß," grinste er und warf Sirius eine Jacke zu. "Vielleicht ist James' Besen kaputt oder eine ähnliche Tragödie."
⁂
Lily begrüßte sie und Peter schon vor der Haustür mit einem peinlich berührten Lächeln auf den Lippen. "Es tut mir wirklich leid, aber ihr kennt James. Er macht alles viel dramatischer, als es wirklich ist," seufzte sie und führte sie in das Wohnzimmer, in dem James blass auf dem Sofa saß. Dorcas saß auf der Lehne und rieb ihm aufmunternd den Rücken, während Marlene sie von einem Sessel aus belustigt beobachtete.
Sirius ließ sich neben ihn fallen und legte eine Hand auf seine Schulter. "Pack schon aus, Prongs. Wofür hast du uns herbestellt?"
Lily lehnte sich an den Türrahmen, während Remus sich zu Sirius und Peter sich zu Marlene setzten. "Naja, wir haben Neuigkeiten. Die hätte man aber auch ohne die ganze Hysterie mitteilen können."
"Lily, spann uns nicht auf die Folter," beschwerte sich Peter und Lily grinste.
"James und ich... wir dürfen bald unser eigenes kleines Bambi begrüßen," sagte sie und hielt eine Art länglichen, weißen Plastikstab hoch.
Während er mit Peter einen verwirrten Blick teilte und auf seine geflüsterte Frage "Was zur Hölle ist ein Bambi?" nur ein ratloses Schulterzucken zurückbekam, starrte Remus Lily entgeistert an.
"Seid ihr wahnsinnig?", fragte er und Lily lachte.
"Natürlich. Du kennst uns doch schon länger."
Remus raufte sich die Haare. "James, um Himmels Willen, habt ihr noch nie von Kondomen gehört?"
"Hey, da bist du ganz sicher der falsche Kandidat, um uns zu verurteilen!", verteidigte James sich. "Ich erinnere an das leere Klassenzimmer."
"Oder an die Quidditch-Kabinen," ergänzte Marlene und Sirius spuckte beinahe seinen Tee aus. "Ich hab doch nur Dorcas gesucht... Ich möchte darauf hinweisen, dass das Hufflepuff-Team genau die gleichen Umkleiden nutzen musste."
Remus überging ihre Kommentare geschickt. "Ein Kind... Jetzt! Es herrscht Krieg, und ihr seid noch so jung-"
"Ein Kind?!", warf Sirius überrascht dazwischen.
James nickte mit einem leichten, wenn auch immer noch sichtbar aufgewühlten Lächeln und richtete seine Brille. "Ein Kind. Glaub uns, Moony, das war keine Absicht."
Remus lehnte sich zurück und sah immer noch beinahe so entsetzt wie James aus. "Was plant ihr, jetzt zu tun?"
Lily setzte sich zu Peter und Marlene. "Ich will dem Orden weiter helfen, so lang ich kann. James auch. Und danach werden wir uns wohl etwas zurücknehmen. Sieh es nicht so pessimistisch, Remus. Es ist doch schön, etwas Hoffnung in so dunklen Zeiten zu haben. Und wir sind auch verheiratet."
"Was, denkst du, mein Problem wäre, ob es ein eheliches Kind ist? ...Du hast ja Recht, aber es bringt euch in noch mehr Gefahr. Und seid ihr überhaupt bereit für ein Kind?"
"Das ist deine größte Sorge? Stell dir nur vor, es wird kein Mini-Lily, sondern ein Mini-James," meldete James sich zu Wort und hielt sich den Kopf. "Ich kann es mir schon vorstellen, die ganzen Heuler und das Nachsitzen und die Lehrergespräche..."
"So schlimm warst du auch nicht," räumte Sirius ein und James sah ihn ungläubig an.
"Wir haben in unserer zweiten Schulwoche die Küche unter Wasser gesetzt! Merlin, ich glaube, wir haben den Schulrekord für die meisten Stunden Nachsitzen!"
"Das wart ihr?", fragte Lily grinsend.
Peter nickte. "Ich glaube, ihr seid moralisch verpflichtet, McGonagall vorzuwarnen."
"Die arme Frau wird kündigen, wenn sie den Namen Potter auf ihrer Liste sieht," jammerte James.
Remus streckte einen Arm aus, um ihm tröstend über den Rücken zu streichen. "Vielleicht zieht ihr auch ein Genie in Quidditch und Zaubertränken heran. Wir sollten es wirklich Lily gleich tun und die positive Seite sehen."
James seufzte, dann sah er an die Wand, an der ihnen Euphemia und Fleamont aus ihrem Hochzeitsbild zuwinkten. "Ich hätte gern ihre Reaktion gesehen," sagte er mit einem schmalen Lächeln.
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