10 ⭒ Für Feinde
⟁ CW: Gewalt gegen Tiere ⟁
22.06.1978
⏵Now playing: Cigarettes Out The Window - TV Girl
"Das kann einfach nicht sein! Er hat doch noch nie jemandem etwas getan," seufzte Lily frustriert und streckte die Hand aus, um die Tür des Krankenflügels zu öffnen.
Peter trat verlegen von einem Bein auf das andere. "Naja..."
"Was?" Sie drehte sich zu ihm und ließ die Tür wieder ins Schloss fallen.
"Ich glaube nicht, dass ich dir das erzählen sollte... Es war auch nichts Schlimmes, aber-"
"Pete, spuck es aus!"
Er quiekte erschrocken und ließ beinahe die Karten und Süßigkeiten von anderen Gryffindors für die drei fallen. "Okay! Okay, er hat einmal etwas angegriffen! Aber es war nur ein Kaninchen, nur ein Kaninchen und es war wirklich ein schlimmer Vollmond. Ich glaube, ihn hat das mehr beschäftigt als irgendjemand anderen," am Ende des Satzes war seine Stimme kaum noch lauter als ein Murmeln, auch wenn die Korridore menschenleer waren.
Sie schluckte. "Ein Kaninchen?"
"Vermutlich aus dem Verbotenen Wald. Es war in der fünften Klasse, kurz nachdem wir uns wieder vertragen haben, erinnerst du dich noch? Er war am Boden zerstört und hätte sich wahrscheinlich zu Tode gehungert, wenn James ihn nicht zusammengestaucht hätte. Sowas ist nie wieder passiert, seit Padfoot und Prongs ihn unter Kontrolle halten und ablenken können."
Natürlich erinnerte sich Lily noch daran. Nach Sirius' Streich- den sie und wahrscheinlich Sirius selbst ihm noch immer nicht völlig verziehen hatten, doch so lang Remus dies getan hatte, konnte sie sich damit abfinden- hatte Remus ihr gestanden, dass er ein Werwolf war und sich wochenlang geweigert, mit Sirius oder den anderen beiden zu sprechen.
Ihre Freundschaft war daran gewachsen, auch, nachdem er den anderen verziehen hatte, doch nach einem anderen Vollmond hatte er sich plötzlich von ihnen allen abgeschottet. Sie konnte sich noch genau erinnern, wie stark er abmagerte, wie die anderen drei von Tag zu Tag gestresster ausgesehen hatten.
"Ein Kaninchen ist kein Mensch," murmelte sie.
Peter nickte niedergeschlagen. "Wenn er so reagiert hat, nachdem er ein Kaninchen angegriffen hat, wie wird er sich dann jemals verzeihen können, Sirius attackiert zu haben?"
"Er braucht es sich nicht zu verzeihen," antwortete Lily in einem Ton, der strenger war, als sie es beabsichtigte und stieß die Tür des Krankenflügels auf. "Er hat es nicht getan, das weiß ich."
⁂
Es dämmerte schon, doch Madam Pomfrey war noch nicht gekommen, um sie wegen der Besuchszeiten zu ermahnen, also saßen sie immer noch um James, Remus und Sirius' Betten.
Lily kämpfte mit ihren schweren Lidern, als sich die Tür des Krankenflügels leise knarrend öffnete. Peter, Dorcas und Marlene hatten ihren Kampf mit dem Schlaf schon verloren, so könnte Pomfrey sie doch sicher nicht in ihre Schlafsäle zurück schicken? Sie entschied sich, sich ebenfalls schlafend zu stellen und legte langsam den Kopf auf James' Brust ab-
Die Person kam vor ihnen zum Stehen. "Merlin, Sirius," hauchte sie und nahm einen scharfen Atemzug.
Es war nicht Pomfrey, sondern die Stimme eines jungen Mannes. Sie kannte ihn, es lag ihr auf der Zunge, doch sie konnte es sich einfach nicht vor Augen führen.
"Nenn noch ein einziges Mal mich den leichtsinnigen Vollidioten..."
Neben ihr raschelte eine Decke auf dem Bettbezug. Remus. Er hatte darauf bestanden, nicht zu schlafen, bis Sirius oder James aufwachten, doch sie hatte gehofft, dass er irgendwann aufgeben würde.
Stattdessen jedoch ertönte im nächsten Moment sein Flüstern. "...Regulus? Lumos."
In dem blassen Licht seines Zauberstabs stand Regulus Black wie ein Reh im Scheinwerferlicht, die Hände defensiv vor sich gehoben. Er sah zwischen Lily, die sich aufsetzte, und Remus hin und her. "...Guten Abend. Ich wollte euch nicht wecken," sagte er schließlich.
"Wie zur Hölle bist du hier reingekommen?", zischte sie.
Regulus sah beinahe verlegen aus und trat einen Schritt von Sirius' Bett zurück. "Pomfrey spricht draußen mit McGonagall und Dumbledore. Ich habe mich vorbeigeschlichen. "
"Ich sollte dir Punkte abziehen," murmelte Remus und sie war sich nicht sicher, ob er ihn anfunkelte oder dem Licht entgegen blinzelte.
"Die vier sind auch weit nach der Besuchszeit hier," antwortete Regulus und deutete auf Lily, Peter, Marlene und Dorcas.
Lily hob die Augenbrauen. "Aber mit Madam Pomfreys Erlaubnis." Sie hatte es ihnen noch nicht verboten, das musste einfach als eine Erlaubnis gelten. Die Details dahinter gingen Regulus Black zudem auch herzlich wenig an.
Er schwieg und starrte Sirius' reglose Gestalt an. "...Im Kerker erzählen alle von einem Monster aus dem Verbotenen Wald. Dass es euch und Severus Snape angegriffen hat. Was ist passiert, das ihn so zurichten könnte?"
Sie sah vorsichtig zu Remus, der den Blick konsequent abgewandt hatte und sich auf die Innenseite seiner Wange biss.
"Wir sind uns nicht sicher, es ging so schnell-"
"Regulus, du solltest etwas über mich wissen," unterbrach Remus sie und klang dabei nicht nach sich selbst.
"Remus," flüsterte sie, doch er schüttelte den Kopf und sah hinab auf seine Knie unter der Decke, nahm einen weiteren Schluck des mit Beruhigungstrank versetzten Tees, den Pomfrey auf seinem Nachttisch stehen lassen hatte, als würde er sich Mut antrinken.
Regulus sah ihn verwirrt an. "Das kann warten, ich will wissen, was Sirius zugestoßen ist-"
"Ich! Ich bin ihm zugestoßen! Ich habe ihn so zugerichtet!"
Der jüngere Black legte eine Hand über die Tasche seines Umhangs, in der er seinen Zauberstab verwahren musste, verengte die Augen. "Was?"
"...Hey, habt ihr schonmal etwas von Nachtruhe gehört?", murmelte jemand neben ihnen.
"James!", rief sie lauter als beabsichtigt und drehte sich zu ihm.
James stützte sich auf den Ellenbogen ab und blinzelte verschlafen. Er warf ihr ein leicht benommenes Grinsen zu und strich ihr eine Strähne von der Stirn. "Wow, so sehr hat sich noch nie jemand gefreut, mich zu sehen. Also, junge Herren, geht das vielleicht ein Stück leiser?... Regulus Black?" Er verengte angestrengt die Augen, um ihn zu erkennen. "Was-"
Remus seufzte und hob die Hände, bevor Regulus den Zauberstab auf ihn richten konnte. "Lass mich erklären. Ich- ich schätze, ich bin das Monster, von dem sich deine Klassenkameraden erzählen." Er schluckte, als würde er bittere Medizin schmecken. James schien aufmerksam zu werden. "Ich bin ein Werwolf. Und vermutlich habe ich gestern, an Vollmond, Sirius und Snape angegriffen."
Für einen Moment herrschte in dem Krankenflügel nur angespannte Stille, dann setzte James sich ächzend auf. "...Was?"
Schweigend zog Remus sich seine Decke über die Schultern.
"Was?", wiederholte James und sah Lily fassungslos an. Sie nickte leicht. Wenn er es nicht merkte, dann war es vielleicht nicht wahr.
James prustete nur und sah sie ungläubig an. "Was, bei Godric, redest du da? Das glaubt ihr doch nicht etwa?"
"Angeblich haben Peter Pettigrew und Madam Pomfrey euch drei in einem Blutbad gefunden. Severus Snape hat eine riesige Wunde über der Schulter," berichtete Regulus, die Hand immer noch über seinem Zauberstab. Remus legte sein Gesicht in den Händen ab.
"Severus sagt, dass Remus noch nicht völlig zurückverwandelt war, als er euch vor dem Schloss getroffen hat. Er soll ihn und irgendwann auch Sirius angegriffen haben. Irgendwo in dem Gefecht müssen dich zwei oder sogar noch mehr Schockzauber getroffen haben. Deswegen bist du jetzt erst aufgewacht," murmelte Lily und setzte James seine Brille auf.
"Sirius ist es immer noch nicht," murmelte Remus in seine Hände und seine Stimme war kratzig durch Tränen, von denen sie vermutete, dass er sie hinter ihnen versteckte.
James' Miene verhärtete sich, als er einen Blick auf Sirius warf. "Dieser elendige, schleimige Bastard! ...Ich glaube, ich habe euch und Professor McGonagall einiges zu erzählen."
⁂
"Mister Potter," seufzte McGonagall, als sie Regulus hinterher in den Krankenflügel trat, dicht gefolgt von Dumbledore und Pomfrey. "Es ist gut, Sie wohlauf zu sehen."
Sie streckte den Arm aus, um für einen Moment eine Hand auf Remus' Schulter verweilen zu lassen. Er löste sich nicht aus seiner Position und ihre Lippen zogen sich zu ihrer üblichen dünnen Linie, während sie ihn musterte.
"Es war nicht Remus, Professor!", unterbrach James sie, bevor sie für ihren nächsten Satz überhaupt den Mund öffnen konnte. "Remus war schon längst zurückverwandelt und noch dazu bewusstlos, als wir ihn zum Schloss zurückgebracht haben. Wir hätten ihn doch überhaupt nicht aus der heulenden Hütte bringen können, wenn er noch nicht zurückverwandelt gewesen wäre," hängte er mit einem Blick zu Regulus und Pomfrey an.
Sie schätzte, ihr Dasein als Animagi und das Wissen der beiden Professoren davon war ein mehr als offenes Geheimnis zwischen ihnen.
McGonagall nickte. "Wie erklären Sie sich dann diese Wunden?"
James' Blick wurde finster. "Snape und seine Truppe haben uns vor dem Schloss aufgelauert."
McGonagall murmelte etwas, das sie, bis auf den Fakt, dass es sich nicht sonderlich freundlich anhörte, nicht verstand.
"Wir hatten Peter noch einmal zur Peitschenden Weide zurück geschickt, weil Remus' Zauberstab noch dort lag und wir haben Remus gestützt, deswegen waren wir diesen Feiglingen unterlegen. Sie haben irgendeinen überheblichen Mist von sich gegeben, dem ich nicht zugehört habe. Dann...", er schloss die Augen, um sich zu konzentrieren. "Snape hat seinen Zauberstab gezogen, wir unsere. Er hat einen seltsamen Fluch auf mich hetzen wollen, aber- Sirius hat sich davor geworfen, dieser Vollidiot! Ich glaube, ich wollte noch etwas zurückwerfen, aber dann bin ich hier aufgewacht."
Wut kam brodelnd heiß in Lily auf und drohte, jeden Moment überzukochen.
"Warum sollte Mister Snape das tun?", schaltete sich Dumbledore ein.
James zuckte mit den Schultern. "Snape braucht keinen Anlass für so etwas. Aber ich schätze, er hat sich nicht gerade darüber gefreut, dass wir ihm Nachsitzen für den Rest des Jahres verschafft haben."
"Er ist ihnen alles andere als gut gesinnt," fügte Regulus nachdenklich hinzu.
Lily drehte sich zu ihm. Wie konnte ausgerechnet er es wagen, sich jetzt so aufzuspielen? "Du hast genau so bei ihnen gestanden, als sie Mary MacDonald schikaniert haben," zischte sie und hielt ihm den Zauberstab unter das Kinn. McGonagall trat einen Schritt zurück und sah sie überrascht an. "Du warst dabei, nicht?! Spuck die Wahrheit aus!"
James schüttelte den Kopf und hob abwehrend die Hände, auch wenn er Regulus einen unschlüssigen Blick zuwarf. Lily ließ ihren Zauberstab sinken, doch sie funkelte Regulus weiter an. "Nein, ihn hätte ich erkannt. Avery und Mulciber waren aber sicher bei Snape."
Regulus musterte Lily perplex und war so weise, einige Schritte Abstand zu nehmen.
"Potter," fragte McGonagall eindringlich und wandte sich wieder ihm zu. "Welchen Fluch hat Mister Snape angewandt? Es ist wichtig, dass wir so schnell wie möglich einen Gegenfluch finden. Mister... Potter hat viel Blut verloren."
Während James kurz über den Namen lächelte und schließlich konzentriert die Augen schloss, konnte sie aus dem Augenwinkel Regulus das Gesicht verziehen sehen. Es sah beinahe aus wie... Eifersucht?
"Ich- ich kann mich nicht an den Namen erinnern," murmelte James nach einem Moment Stille frustriert und rieb seine Schläfen. "Es ist alles so schwammig!"
McGonagall seufzte und warf Dumbledore einen flüchtigen Blick zu. "War der Fluch Ihnen bekannt?"
"Nein! Dann würde ich mich ja daran erinnern!", zischte er und warf ihr im nächsten Moment einen entschuldigenden Blick zu. "Verzeihung, es ist nur-"
Mit einer Handbewegung wehrte sie seine Entschuldigung ab. "Konzentrieren Sie sich auf den Fluch."
Er legte die Finger an die Schläfen und murmelte vor sich hin. "Ich glaube- Ich glaube, er klang etwas wie eine Schlange, als er ihn aufgesagt hat."
"Hat er in Parsel gesprochen?", fragte Lily und er schüttelte den Kopf.
"Nein, nein, es war ein normaler Zauberspruch. Ssss... Se- Nein-"
Mit einem Mal fiel es ihr beinahe wie Schuppen von den Augen, doch noch im gleichen Moment füllte sie ein tiefes Grauen. Für Feinde, hatte in der kleinen Beschreibung des Spruches gestanden. Er konnte doch unmöglich etwas erfunden haben, das jemanden so zurichten konnte?
"Sectumsempra?", fragte sie. Sag nein, sag nein, sag nein...
James drehte sich überrascht zu ihr. "Ja, das- das könnte es gewesen sein, woher-"
Sie sprang von ihrem Stuhl auf. McGonagall warf ihr einen weiteren perplexen Blick zu.
"Miss Evans, ich persönlich habe noch nie von einem Fluch mit der Beschwörung 'Sectumsempra' gehört."
"Dann sollten Sie hier warten. Und Sev- Snape herbestellen."
Sie drückte aufmunternd ein letztes Mal die Hand von Remus, der das Geschehen scheinbar sprachlos beobachtet hatte, bevor sie aus dem Krankenflügel stürmte.
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