Sterngeflüster
Die Nacht senkte sich über das Königreich Lumaria und enthüllte ein Schauspiel am Himmel, das jegliche Vorstellungskraft übertraf. Ein atemberaubender Anblick, der die Herzen der Menschen erfüllte und sie in ehrfürchtige Stille versetzte. Tausende Sterne glitzerten und funkelten in der Dunkelheit, als würden sie ihre eigene Melodie spielen. Ihre Strahlen durchdrangen die Nacht und ließen den Himmel in einem unvergleichlichen Glanz erstrahlen.
Nicht gewöhnliches Schwarz, sondern ein tiefes Dunkelblau und ein geheimnisvolles Dunkellila schmückten den Himmel. Ein Kontrast, der den Nachthimmel in einen wahrhaft magischen Anblick verwandelte. Die Sterne selbst schienen größer zu sein als gewöhnlich, als ob sie ihre Macht und Pracht stolz zur Schau stellen wollten. Ihre Strahlen tanzten miteinander und formten ein himmlisches Mosaik, das nur in den tiefsten Träumen zu existieren schien.
Doch selbst in diesem atemberaubenden Schauspiel des Nachthimmels nahm ein wahrhaft majestätisches Wesen seinen Platz ein. Ein riesiger Mond, weiß wie Schnee und so leuchtend, dass er das gesamte Land in ein sanftes silbernes Licht tauchte. Seine Präsenz war unübersehbar, und er schien alles mit einem geheimnisvollen Schein zu umhüllen.
Ein Begleiter des Mondes, ein kleinerer Komet, umkreiste ihn in seinem ewigen Tanz. Sein Schweif zog eine Spur von funkelndem Staub und Sternenlicht hinter sich her. Wie ein himmlischer Gefährte, der dem Mond Gesellschaft leistete und gemeinsam mit ihm eine Szenerie erschuf, die die Fantasie beflügelte und die Grenzen des Vorstellbaren überstieg. Unter dem schimmernden Sternenlicht schien die Zeit stillzustehen. Ein Hauch des Unbekannten lag in der Luft, eine geheimnisvolle Energie, die alles durchdrang.
Hinter einer Glastür stand eine Frau. Ihr Haar bedeckte ein dunkler Schleier und nur wenige helle Strähnen hatten sich unter dem Saum hervorgewagt, um das Gesicht der geheimnisvollen Schönheit zu umrahmen. Wach schauten ihre Augen über das Panorama hoch in den Himmel. Geräuschlos stieß sie die Tür auf und glitt durch den engen Spalt hindurch. Als sie tief durchatmete und die eisige Nachtluft ihren Körper füllte, schloss sie genießerisch ihre beiden Augen.
Ein kalter Windhauch erfasste das dunkle Tuch und strich es von ihren Haaren. Sofort legte sie hektisch den Stoff zurück an seinen rechtmäßigen Platz. Es war eine unheimlich stille Nacht. Jeder Mensch in Lumaria schlief bereits tief und fest, in der Erwartung und Vorfreude auf das Fest am nächsten Tage. Vom Mond magisch angezogen fixierte Alara die hell leuchtende Kugel. Beinahe sehnsüchtig streckte sie ihre Hand danach aus, doch wandte sich dann doch dem Sternbild der Jägerin Elowyn zu.
Einer ihrer Sterne leuchtete mehr als sonst. Er gehörte nun jemandem neuen. Interessiert konzentrierte sie sich nur auf ihn. Ein leicht bläulicher Schein umhüllte den Stern und schützte ihn somit war jeglicher Gefahr. Alara schloss ihre Augen, um sich vollständig in die Welt der Träume zu versenken. Vor ihrem inneren Auge entfaltete sich ein Bild von einem jungen Mädchen, das über weite Felder rannte, während ihre langen Haare im Wind wehten. Golden vermischte sich die Farbe ihrer Haarpracht mit den glänzenden Sprossen des Getreides. Es war ein Traum voller Freiheit, Abenteuerlust und dem Verlangen, die Grenzen der Welt zu erkunden.
(501 Worte)
Alara spürte die Begeisterung und den unbändigen Drang nach Unabhängigkeit, der den Traum durchströmte. Es war ein Traum, der sich mit der Sehnsucht nach einem erfüllten und aufregenden, doch er gehörte nicht dem Kind sondern einer erwachsenen namens Lyria. Ihr Haar war verblasst und erste grauen Strähnen vermischten sich mit dem restlichen Gold. Bei jedem Schritt, welchen das Mädchen rannte, wurde sie älter. Jahr um Jahr alterte sie, bis irgendwann die Beine unter ihr brachen. Alara sah den Schmerz in den dumpfen Augen und als die Frau ihren Mund aufriss und laut schrie, kroch ihr eben dieser Schrei durch Haut und Knochen. Ein Wind erfasste Alaras Körper und riss sie aus dem Traum.
Für Alara war es eine einzigartige Erfahrung, die Träume anderer Menschen zu sehen und zu spüren. Es war, als ob sie einen Einblick in ihre tiefsten Wünsche und Hoffnungen erhielt. Doch gleichzeitig war es auch eine Bürde, denn sie trug die Verantwortung, diese Träume zu verstehen und ihre Bedeutung zu entschlüsseln. Nur konnte sie oft nichts für einzelne Menschen machen, denn zu viele Menschen lebten im großen Lumaria und Alara kannte sie nicht.
Doch die Träume der verwaisten Sterne waren für sie wichtig. Beinahe alle von diesen befanden sich im Sternbild des Keres. Nur ein einziger Stern leuchtete noch schwach, doch bisher schien er nie hell genug, dass Alara die Träume sehen konnte. Auch heute hatte sie kein Glück. Grau standen die Sterne am Nachthimmel und warum kaum zu erkennen. Die Frau bedeckte ihren Mund mit einer Hand und inmitten ihres Seufzers bemerkte Alara plötzlich eine Bewegung am Himmel.
Ein schwaches Flackern zog ihre Aufmerksamkeit auf sich, und sie richtete ihren Blick dorthin. Zu ihrer Überraschung wurde der schwache Stern im Sternbild des Keres allmählich heller. Sein Licht begann zu pulsieren und strahlte nun in einem sanften, warmen Glühen.
Fasziniert beobachtete Alara, wie sich der Stern vor ihren Augen verwandelte. Aus dem grauen Schimmer wurde eine leuchtende Kugel, die sich mit jeder Sekunde intensivierte. Sie konnte spüren, wie die Energie des Sterns sich in der Luft ausbreitete und sie umhüllte. Es war, als ob der Stern eine Botschaft für sie hatte.
Als das Licht des Sterns seinen Höhepunkt erreichte, wurde Alara von einer Welle der Wärme und Magie erfasst. Noch ehe sie ihre Augen schließen konnte, um den Traum vielleicht doch sehen zu können, fühlte es sich so an, als würde sie plötzlich abheben. Alara wurde in die Luft geschleudert und erschrocken schrie sie auf. Es war, als würde die Welt um sie herum verschwimmen und sich in einem chaotischen Strudel aus Farben und Bewegungen verwandeln. Jeder Atemzug war schwierig, da der Wind ihre Lungen erfüllte und ihr Haar wild umherwirbelte. Immer hektischer und schneller musste sie atmen und panisch kniff sie ihre Augen zu.
Die Kräfte zerrten an ihrem Körper und sie spürte, wie ihre Muskeln angespannt und ihre Sinne überwältigt wurden. Die Luft fegte an ihr vorbei und sie konnte das Rascheln und Pfeifen des Windes um ihre Ohren hören. Alles um sie herum verschwamm zu einem verschwommenen Flimmern, und sie konnte kaum noch Einzelheiten erkennen.
Dann berührten ihre Beine wieder festen Boden und unsicher lugte Alara zwischen ihren Augenlidern hindurch. Doch als sie das sah, riss sie ihre Augen weit auf und wollte schreien, aber den Schrei hörte sie nicht.
"Feuer, Blut, Tod", flüsterte eine leise und dennoch bedrohliche Stimme.
Roter Nebel verdeckte ihre Füße und breitete sich langsam über den Boden aus. Alara erstarrte vor Schreck, als der scharfe Geruch von Rauch und verkohltem Holz in ihre Nase stieg. Vor ihr erstreckte sich eine Szenerie des Chaos und der Verwüstung. Wo einst idyllische Landschaften und malerische Häuser standen, waren nur noch Ruinen und verkohlte Überreste zu sehen. Flammen loderten wild umher und tanzten im zerstörten Geäst der Bäume.
In der Ferne hörte Alara verzweifelte Schreie und das Klirren von Waffen. Die bedrohliche Stimme hallte erneut durch die Luft, und Alara spürte, wie sich eine eisige Kälte in ihrem Inneren ausbreitete. Sie versuchte, ihren Blick abzuwenden, doch etwas zog ihre Aufmerksamkeit auf sich. Inmitten des Chaos stand eine Gestalt, deren Umrisse von den Flammen erhellt wurden.
"Es ist Zeit für Vergeltung", knurrend legte sich die tiefe Stimme über die Umgebung, "Das Königreich wird fallen, und seine Bewohner werden für ihre Taten büßen."
Alara erstarrte und als sie ihren Mund öffnete, um etwas zu sagen, blieben ihr die Worte weg. So viele Fragen in ihrem Kopf.
"Alara!", schrie jemand. Es war eine andere Stimme, freundlicher aber streng. "Alara! Ich sagte doch, du sollst in der Nacht nicht rausgehen. Deine Macht ist", die Stimme verfiel in den Hintergrund und ein unangenehmes Rauschen füllte Alaras Ohren.
Wessen Traum war das nur?
(725 Worte, Hälfte Etappe 2)
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