XIII
Drei Jahre später
Crystallize rollte sich in ihrem mit Edelsteinen bedeckten Himmelbett hin und her. Schon seit Wochen träumte die junge Prinzessin von schrecklichen Dingen. Langsam machten sich das Personal des riesigen Eisschlosses und das junge Königspaar Sorgen. König Jégtábla hatte seine Tochter nicht ein Mal so deprimiert gesehen. Vor Stress war die hellblaue Haut des Mädchen ganz bleich und auch ihre eigentlich strahlend weißen Haare hatten den feenhaften glanz verloren.
Deshalb hatte der König beschlossen, Crystallizes größten Wunsch zu erfüllen. Schon seit langem wollte das Mädchen aus dem abgeschotteten Herrschaftsgebiet der Eisparsel zu einer der wenigen menschlichen Städte auf Iceberg V, dem neunten Planeten im Calamari-System. Er war relativ groß, hatte 7 Monde und bestand großteils aus Eis, Schnee und Stein. Die vierschiedenen Kolonien und Städte befanden sich alle am und um den Äquator des kleinen Planetens. Das Herrschaftsgebiet der Eisparsel dagegen lag ganz im Norden der Nordhalbkugel. Dort, wo es so kalt war, dass es niemand wagte, hin zu gehen. Nicht einmal Maschinen hielten dieser Kälte stand. Und wenn doch, wurden sie vom enorm starken Wind, der nahezu immer wütete, in die vielen Schluchten geweht, die bis zum Erdkern führten. Nie war jemand hinter die Gebirge gekommen, die die einzige Stadt der Eisparsel schützten. Crystallize wollte schon immer hinter diese bionomische Mauer kommen und einmal weg von der strengen Lebensweise als Prinzessin und einzige Nachfahrin des Adels. Ohnehin war sie nicht überzeugt von den vielen Traditionen, nach denen sie sich richten sollte.
Als die Eisparsel von Parselin nach Iceberg V flohen, klammerten sie noch sich an jegliche Traditionen, die sie hatten. Über die vielen Jahrtausende waren dieser nicht besser, sondern sogar um einiges schlimmer geworden. Das einfache Volk durfte nicht über die Königsfamilie reden. Sklaven musste es von ihren Herren erlaubt werden, zu sprechen. Mädchen mussten mit zehn Jahren von Zuhause zu einem Familienangehörigen ziehen und sich ausbilden lassen. Jungs durften diese Ausbildung Zuhause machen. Mit 20 wurde dann unter den Mitbewohnern geheiratet. Die, die sich weigerten, wurden versklavt oder gleich in eine der Schluchten geworfen.
Die Königsfamile aber hatte es am schlimmsten. Ihr ganzes Leben bestand aus regieren, schlafen, essen und vielem meditieren. Das alles hatte nur einen einzigen Zweck. Wenn das Königskind 10 Jahre alt wurde, mussten seine Eltern mit Hilfe der Meditation all ihre Lebensfunktionen beenden und starben somit. Jetzt heiratete das Kind/der König/die Königin und bekam möglichst schnell ein eigenes Kind. Dieser Kreislauf zog sich schon über Jahrtausende hin. Gewiss gab es da auch einige, die das sinnlose und schreckliche in diesen Traditionen sahen. Königin Jégtáblaaha gehörte auch zu diesen. Leider oder glücklicher Weise hatte sie das an ihre Tochter Crystallize vererbt und König Jégtábla davon abgehalten, ihr diese Ansichten auszutreiben.
Crystallize
"Lauf!"
, schrie jemand aus der Dunkelheit. Ich blickte mich nach einer Gefahr oder der Rufenden um, sah aber nur Schnee, der langsam auf einen vereisten See niederrieselte. Das war merkwürdig. In unserem Reich war es viel zu kalt für Schnee. Hier fielen regelmäßig Eisbrocken vom Himmel, die auf dem harten Steinboden aufrissen und eine schneeähnliche Landschaft bildeten. Ich musste auserhalb unseres Reiches sein. Das war nicht möglich. Dad ließ mich nicht mal aus dem Schloss. Vielleicht träumte ich nur...
Ich lag zitternd in meinem Bett und hatte mich mit der Decke halb erwürgt. So war es jetzt schon seit Wochen immer wieder. Vor etwa zwei Monaten hatte das ganze angefangen und war immer schlimmer geworden. Schon damals waren Schneeflocken gefallen und Schreie erklungen.
"Man, Crystallize!Hör auf, an deine Träume zu denken! Du weißt, wie sehr sie dich fertig machen."
, sagte ich mir selbst und befreite mich von meiner Decke. Schon bildeten sich kleine Eiskristalle auf meiner verschwitzten Haut. Schnell stampfte ich durch mein großes Zimmer zu einer der vielen Schränke. Dort hingen bestimmt 20 Kleider allein fürs Frühstück. Ich zog eins der luftigeren "Sommer"-kleider an und hohlte meine Krone von dem kleinen Podest, das mitten in meinem Zimmer stand.
Sie war extra für mich angefertigt worden und passte mir somit perfekt. Leider wurde mein Schädel langsam zu groß. Dad meinte, ich bekäme an meinem neunten Geburtstag eine neue Krone. Warscheinlich hatte er schon Handlanger ausgesandt, die die seltenen und unglaublich wertvollen Kristalle besorgen sollten. So war das mit mehr oder weniger allen Sachen, die man haben wollte. Jeder Eisparsel, egal ob königlich, bürgerlich oder sklavisch, musste immer erst aus unserem Herrschaftsgebiet und zu einer der Städte gehen, um irgendetwas zu bekommen. Das war meist nur irgendein Lebensmittel das bei uns nicht wuchs oder Elektrozeugs, das die Eisparsel nahezu ablehnten.
Ich mochte mich in diesem Prinzessinenaufzug nicht. Er ließ mich aussehen wie 5, dabei war ich schon ganze 8 Jahre alt. In zwei Jahren würde ich Königin dieses ganzen Reiches sein. Meiner Meinung nach zu früh. Meine Eltern sollten weiter regieren, anstatt sich in den Tod zu meditieren. Diese Traditionen würden meine Jugend verderben, es hatte jetzt schon angefangen.
"Der König wünscht sich seine Tochter zu Tisch!"
, schrie plötzlich eine Dienerin vor meiner Tür. Ich beeilte mich, dem Befehl meines Vaters zu folgen. Er wartete nur ausgesprochen ungern und neigte zu Wutausbrüchen, die das Personal nicht mitbekommen sollte....ich fuhr über den blauen Fleck an meinem Kind.
Fünf Minuten später war ich von meinen Gemächern im Westflügel zu dem großen Essenssaal im Haupgebäude gekommen. Er war bestimmt 20 Meter hoch, sowie breit und lang. Die Wände bestanden wie alles Andere im Schloss aus weißen Ziegeln und schlichter Deko, die dort schon seit Jahrhunderten hing. An dem einzigen Möbelstück im Raum, einem übergroßen Tisch, saß mein Vater. Er trug wie immer elegante Kleider in schlichtem grau und einen knallgelben Mantel, der mindestens fünf Meter lang war. So erkannte man ihn direkt, denn nur der König durfte gelbes Gewand besitzen. Eine weitere lächerliche Tradition.
"Crystallize."
, begrüßte mich mein Vater. Ich grüßte zurück und setzte mich zu ihm an den Tisch. Er lächelte, was ihn durch seine langen Haare wie einen der Junkie-Penner aussehen ließ, die man nicht mal mehr als Sklave wollte. Gut, dass er fast nie lächelte.
"Ich will dich auf einen unbemerkten Ausflug aus dem Reich begleiten, Tochter, Prinzessin, Crystallize. Du hast nur erfreut zu sein."
, meinte mein Vater. Er erfüllte mir wirklich diesen Wunsch. Das bedeutete, mein Vater sorgte sich sehr um mich. Das Reich zu verlassen war gefährlich und es wiederstrebte ihm, sowie seinem Bild der Königsfamilie. Trotzdem machte mich das nicht glücklich. Mein Vater wollte seinem Reich keine depressive Königin zurücklassen. Dinge wie väterliche Liebe kannte Dad nicht. Meine Gefühle waren ihm egal!
Drei Stunden später stand ich mit meinen Eltern vor der Grenze, einem unscheinbaren, schlichten Graben, der sich rund um unser Reich zog. Ich setzte meinen Fuß als Erste hinein. Sofort wurde mir heiß und ein Gefühl der Freiheit durchfuhr mich. Auf der anderen Seite war es wirklich um einiges wärmer. Meine Mutter folgte mir. Sie war jung und hatte ein immerzu trauriges Gesicht, das ihre Schönheit so mitleiderregend machte. Mein Vater atmete tief durch. Endlich überwand er sich zu einem Schritt.
Hätte er doch einfach seiner Abscheu nachgegeben. Wäre er doch nicht mitgekommen. Hätte er doch Leibwächter mitgenommen und vorrausgeschickt. Wäre er doch auf keine Tretmiene getreten.
Es Knallte. Der Boden riss auf.
Alles ging so schnell.
Blut. Überall war Blut. Blut .... Blut und DAD. Dads Blut. Er war vollkommen zerstückelt worden, sein Körper flog mehr als zerrissen durch die Luft
"Crystallize!"
, schrie jemand hinter mir. Es war Mom; oder das, was von ihr übrig geblieben war. Unter dem Saum des schwarzen Kleides meiner Mutter war nichts! Diese Granate hatte ihre Beine unsauber von ihrem Torso abgesprengt. Schnell rannte ich zu ihr. Sie weinte.
"Crystallize!"
, schrie sie erneut. Ich rannte durch den vom Blut blauen Schnee und versuchte, die Wunden meiner Mutter zu verbinden. Erfolglos.
"Crystallize, es ist zwecklos."
, wimmerte sie mehr, als sie es sprach. Ich brach meinen verzweifelten Rettungsversuch ab und trat vor Moms Gesicht.
"Merk dir eins, bevor ich sterbe! Lass -"
"Du wirst nicht sterben!"
, wimmerte nun ich. Mom flüsterte zittrig:
"Lass mich ausreden, meine kleine Prinzessin. Hör mir ... ganz genau zu. Du darfst ... das hier nicht zulassen. Diese Traditionen sind ... falsch. Lauf, lauf, wo du ... jetzt die Chance dazu hast. Lauf und komm nie ... wieder."
Ich nickte unter Tränen und traf meinen Entschluss.
"Es tut mir leid"
, entronn meinen Lippen, während sich meine Finger zu ihrem Herzen bewegten - und einen Eiszapfen beschworen. Die Spitze bohrte sich durch ihre Brust. Ich tötete meine eigene Mutter. So war es besser, als der schmerzhafte Tod, den sie sonst ertragen hätte müssen. Mom starrte mich vollkommen entsetzt an. Ich konnte meinen Blick nicht abwenden, bis der Schock, das Entsetzen und das Leben aus ihren Augen gewichen war.
"Es tut mir leid."
, wiederholte ich und schloss die Augenlider meiner Mutter. Es tat mir wirklich leid.
Ich stand auf, drehte mich um und erfüllte Moms letzten Wunsch.
Warum sterben die Väter in meinen Storys eigendlich immer an Explosionen?
Hunger
Das nächste Kapitel ist schon fertig.
Jetzt fängt die Action erst an.
Trinkt niemals Rotebeete-Saft #Würg
Kuso größt das neuste Mitglied von TeamSpastico trashfactory
I love you
1506 Wörter
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