C4 - Ich dachte es wäre viel größer
Calum Scott, Leona Lewis - You Are The Reason (Duet Version)
"So wurde ich auch noch nicht erkannt, das kannst du mir glauben", höre ich Harry wie durch einen Tunnel sagen. Vorsichtig leitet er mich auf das Sofa in der warmen Lobby des Hotels, das ich schon mit meiner Zunge vertraut gemacht habe.
Anstatt irgendetwas anständiges zu sagen lache ich nur dämlich und nervös heraus und versuche krampfhaft das Zittern zu unterdrücken, das meinen ganzen Körper übernommen hat. Ob es nun noch von der Kälte ist, oder schon wegen der Tatsache, dass Harrys und meine erste Begegnung nun so gar nicht nach Plan gelaufen ist, weiß ich noch nicht ganz.
"Hier, setzt dich. Und hier, nimm diese Decke", faselt er freundlich und drückt mich etwas auf die Couch, nachdem ich nur dumm da stehe und ihn anstarre.
Perfekt, spätestens jetzt denkt er ich bin wirklich verrückt.
"Ich hab das früher auch immer gemacht. Mit der Zunge im Winter an die Straßenlaternen. Einmal habe ich deswegen meinen Bus verpasst, weil ich feststecken geblieben bin", erzählt er mir lächelnd und steht unschlüssig vor mir.
„Das gerade war tatsächlich meine erste Erfahrung in diesem Bereich", murmele ich schließlich, nachdem ich begreife, dass ich dran bin mit Reden. Ich mache es wirklich jede Sekunde schlimmer.
"Na ja, jetzt weißt du ja, dass du es nicht mehr machen solltest", murmelt er dann und spielt unsicher an seinen Ringen, die er an seinen Fingern trägt herum.
Währenddessen fokussiere ich mich meinen Blick nur auf diese. Sie sind wirklich nicht zu übersehen, aber dennoch habe ich sie mir kleiner vorgestellt. Zumindest sahen sie immer kleiner auf den Fotos aus.
"Die sind echt fett", meine ich und könnte mir im nächsten Moment schon wieder eine reinhauen. "Ich meine schön. Fett sind sie nicht. Sind ja nicht übergewichtig oder so."
Halte einfach deine Klappe, Tanny!
Überrascht blickt er noch einmal auf seine Ringe, ehe er nickt und leicht lächelt. "Danke."
"Also ich dachte zwar, dass sie größer sind, aber na ja. Immerhin denkt man bei vielen Sachen, dass sie größer sind, als angenommen, nicht wahr?", lache ich unsicher vor mich hin.
"Äh-", sagt er nur gedehnt.
"Du zum Beispiel. Ich dachte du wärst viel größer. Ich dachte vieles an dir wäre größer. Du weißt schon?", fasele ich und merke erst als ich es ausgesprochen habe, wie zweideutig es klingt. Selbst er scheint es zu bemerken. Zumindest nach seinem Gesichtsausdruck.
"Oh Gott, nein. Das meine ich nicht! Ehrlich!", versuche ich mich zu retten und halte mir frustriert die Hand auf die Stirn. Seufzend suche ich nach den richtigen Worten. "So komisch bin ich nicht. Eigentlich bin ich sonst ziemlich cool..."
Peinlich berührt grinse ich in seine Richtung in der Hoffnung diese dumme Situation so zu entschärfen.
"Jetzt denkst du wahrscheinlich ich bin gerade aus der Psychiatrie entkommen und auf der Suche nach - keine Ahnung - Perversen, denen ich gegen Gegenleistung erlaube mich anzufassen."
"Viele Fans faseln nervöses Zeug, wenn sie uns das erste Mal treffen. Du bist also nicht die Erste", meint er nur lachend und winkt locker ab.
Es überrascht mich wirklich, dass er so ruhig reagiert und nicht sofort aus dem Raum flüchtet. Das ist doch eigentlich ein gutes Zeichen. Nicht wahr? Ich sollte mir mehr Sorgen machen, wenn er sich tatsächlich aus Angst aus dem Staub macht.
"Oh ja, voll korall dann", sage ich nickend und atme tief ein.
Er starrt mich irritiert an.
"Was?", frage ich erschrocken. "Doch zu angsteinflößend?"
Harrys Lippen verziehen sich zu einem Grinsen, als er beginnt seinen Kopf zu schütteln. "Nein, ich habe nur ewig niemanden mehr 'korall' sagen gehört."
"Oh ja, das ist voll ausgestorben. Aber ich benutze es manchmal noch. Früher habe ich es viel öfter benutzt. Als ich sechs war oder so", gebe ich zu.
"Ich glaube es geht dir wieder besser, oder?", fragt er kokett und reicht mir seine Hand, damit ich aufstehen kann. Es ist keine Frage, dass ich sie nicht sofort ergreife.
Und holy moly, Harrys Haut ist weich. Extrem weich. Nicht einmal die Haut meiner neugeborenen Nichte ist so weich. Und na ja, die war auch schon sehr weich.
Harrys Hand zu berühren fühlt sich an wie ein perfekter Frühlingstag mit flatternden Schmetterlingen und zwitschernden Vögeln die um uns kreisen, während wir händchen haltend durch ein Feld blühender Blumen in allen möglichen Farben rennen und lachen.
Harry zu berühren fühlt sich an wie ein erster Schritt in eine Zukunft, die ich mir schon vier Jahre lange erträume.
"Dir geht es besser, ja. Deine Augen strahlen jetzt richtig. Freut mich, dass ich dir helfen konnte", meint er und lässt meine Hand los, das Lächeln in seinem Gesicht jedoch bleibt.
"Ja super", meine ich nur wie aus der Bahn geworfen. Weg ist die Illusion eines perfekten Tages. Die Realität sieht leider anders aus. Noch.
"Und danke für die Hilfe. Ich schätze ohne dich wäre ich noch die ganze Nacht da draußen gestanden. Dann würden Leute an mir festfrieren, wenn sie ihre Zungen an meinen Körper pressen."
Harrys Lachen fällt etwas.
"Wow, habe ich das gerade wirklich gesagt?", frage ich nervös lachend und blicke auf den Boden.
"Schätze schon", sagt mein Prinz amüsiert.
"Okayyyyyyyyy", meine ich nur und ziehe das y unnötigerweise in die Länge. "Dann gehe ich mal lieber wieder."
Es ist doch wohl klar, das ich nicht gehen will.
"Du willst kein Foto?", fragt er überrascht.
"Wieso? Willst du etwa eins?", verstehe ich nicht ganz.
"Was?", fragt Harry lachend.
"Das war doch gerade indirekt eine Bitte nach einem Foto mit mir, oder?"
Lachend schüttelt er seinen Kopf. Gut, flirten kann ich dann auch eher weniger.
"Eigentlich nicht, aber gut, komm her", meint er nur und zieht mich neben sich.
Unbeholfen stehe ich neben ihm, während ich seinen Arm an meiner Schulter spüre. Er ist gut einen Kopf größer als ich, also so wie ich es mir in etwa ausgemalt habe.
Ich höre, wie er sich räuspert und schaue irritiert zu ihm hoch.
"Dein Handy", sagt er mir lachend.
"Oh, ja richtig", verstehe ich und ziehe mein Handy aus meiner Hosentasche, öffne die Kamera und reiche es ihm.
"Ich bin nicht wirklich gut darin Selfies zu machen", gesteht er mir und hält das Handy vor uns.
"Ist das der Grund wieso du nie eins postest?", frage ich interessiert und beginne in die Kamera zu lächeln.
Erst nachdem das Foto gemacht ist antwortet er mir mit einem Kopfschütteln.
Seine Grübchen sind einfach zu süß.
"Ne", meint er.
"Okay", meine ich verabschiede mich mit einer Umarmung von ihm, die mir noch einmal meinen letzten Verstand raubt.
Völlig benommen von seinem Aftershave und seinem ganzen Charme insgesamt, torkele ich aus dem Hotel wieder in die Kälte. Erst als diese mir mit voller Wucht ins Gesicht schlägt, wird mir klar wie beschissen das lief.
Er rennt sicherlich gleich zu seinem Anwalt und erlässt ein Verbot, das mir nicht erlaubt mich ihm mehr zu nähern.
Fuck.
Mit fallendem Lächeln, je weiter ich mich von dem Hotel und Harry entferne, schäme ich mich mehr.
Es war alles geplant. Ich hatte meine erste Begegnung erst auf morgen geplant. Und jetzt bringt dieser beschissene Zwischenfall alles durcheinander! Er denkt ich bin ein völlig durchgeknallter Mensch. Vielleicht denkt er ich werde vom FBI gesucht, weil ich mich so dämlich benommen habe oder so etwas.
Das lief einfach nicht nach Plan.
Völlig frustriert fahre ich mir über mein Gesicht und frage Luna, ob sie bereits im Hotel sind. Sekunden später ruft sie mich an und erzählt mir, dass sie in dem Café gegenüber sitzen und warten.
Müde und mit gesunkener Miene trotte ich durch den Schnee auf die andere Seite der Straße und setze mich auf die Sitzbank gegenüber der Beiden.
"Und? Läuten die Hochzeitsglocken bereits? Schon schwanger?", fragt Benni grinsend und nippt an seinem warmen Kaffee.
"Wie lief es?", will auch Luna aufgeregt wissen. "Ich bin nämlich ehrlich: Ich hätte nicht gedacht, das es funktioniert. Dass überhaupt etwas von deinen zig Plänen funktionieren wird. Aber wir sind erst einen Tag in dieser Stadt und schon triffst du ihn!"
"Ich fühle mich, als wäre ich von 'nem LKW überfahren worden und dann gleich noch einmal, weil er den Rückwärtsgang eingelegt hat."
Bennis Stirn legt sich in Falten. "Weil Harrys Präsenz dich so umgehauen hat, oder was?"
"Weil mich meine eigene Dummheit umgehauen hat", murre ich und lege meinen Kopf auf die Tischplatte.
"Also nichts Neues?", stichelt Benni mich an.
Mein Todesblick verjagt das Grinsen auf seinem Gesicht jedoch schnell.
"Na und? Dann vergisst er dich erst recht nicht", meint Luna, während sie an ihrem Smoothie schlürft. "Morgen ist ein neuer Tag. Morgen ist eine neue Chance."
Ich starre sie entgeistert an.
"Das Schicksal liegt nicht in der Hand des Zufalls, es liegt in deiner Hand, du sollst nicht darauf warten, du sollst es bezwingen."
"Du Poetin", blöfft Benni sie an. "Wer war das? Ghandi?"
"Shakespeare", meint sie nur und spitzt ihre Lippen.
"Wow, wusste nicht einmal dass du den kennst."
"Na ja, ist das nicht offensichtlich? Immerhin besteht mein Gehirn nicht wie deines nur aus einer handvoll Gehirnzellen", meint sie zuckersüß an ihren Freund gerichtet, was mir dann doch ein Lächeln entlockt. Benni hält geschlagen seine Klappe und trinkt grimmig seinen Kaffee leer.
"Und? Was machen wir jetzt?", fragt mich Luna aufschlüssig, nachdem sie die Argumentation gegen ihren Freund klar gewonnen hat. "Fliegen wir heim und akzeptieren die Tatsache, dass Harry Styles nicht der Mann am Altar sein wird?"
Ich starre sie an, starre Bennie an, starre die Getränke und den Tisch an, bis ich entschlossen meinen Kopf schüttele.
"Machst du Witze?", frage ich rhetorisch in die Runde, grinse wieder voller Tatendrang. "Ich habe ein halbes Vermögen für diese Karten ausgegeben. Wir gehen auf dieses Konzert! Allein der erste Eindruck kann nicht entscheiden, wie es weitergehen wird!"
"Oh man", höre ich Benni seufzen, der wohl positiv nach Vorne geblickt hat.
"Yes, Bitch!", quitscht Luna stattdessen nur und kneift vor Freude ihre Augen zusammen. "Morgen ist der Tag, an dem all deine Träume in Erfüllung gehen werden!"
"Oh Gott bewahre mich."
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Hi, was geht?
:D War 'ne peinliche Begegnung zwischen den Zweien. Ha ha, aber na ja. So isch es halt.
ich hoffe es hat euch gefallen!
Ily,
Alina xx
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