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C27 - Miley who?

(Edit von Tannys Familie väterlicherseits!)

Die erste Sache, die mir am nächsten Morgen begegnet ist Harrys Fuß, der mir beinahe im Gesicht liegt. Angenehm. Wirklich angenehm.

Aber bei dem Gedanken an unseren Karaokestunde gestern Abend, kann ich nicht anders als zu lächeln. Und das, obwohl wir uns immer noch bei meiner Tante befinden, die nach wie vor nicht mehr alle Tassen im Schrank hat. 

Es wundert mich, dass uns Rammstein nicht schon längst geweckt hat, allerdings wird mir nach einem Blick auf die Uhr bewusst, warum. Es ist noch nicht einmal sieben Uhr morgens und nicht  richtig hell draußen. 

Gähnend erhebe ich mich langsam aus dem Bett und gehe zum Fenster, um einige Augenblicke den Sonnenaufgang mitanzugucken, ehe ich mich im Spiegel sehe und schleunigst das Badezimmer aufsuche. Heilige Scheiße - wie dämlich kann ein Mensch nach dem Aufstehen aussehen? Ich bin mir ziemlich sicher ich halte den Rekord, falls es so etwas gibt. 

Harry schläft immer noch wie ein Stein, als ich frisch geduscht und zurechtgemacht wieder in das Zimmer trete. Ehrlich gesagt habe ich noch nie jemanden so schlafen gesehen. Keine Ahnung wie er es geschafft hat sich im Schlaf so zu drehen - ich kann mir nicht vorstellen, dass eine Position wie diese in irgendeiner Weise bequem ist.

Ich seufze leise auf und lächle leicht, als ich das leichte Schnarchen wahrnehme, das von ihm kommt. Wer hätte gedacht, dass Harry Styles schnarcht? Und dann auch noch die süße Art des Schnarchens. Nicht die Lästige, die dich dazu bringt eine Schaufel zu nehmen und sie dir ins Gesicht zu klatschen.

Ich komme mir vor als würde ich einen kleinen Welpen beobachten und jegliche Bewegung, die er macht, entzückend finden. 

Was soll ich sagen?

Dieser Mensch ist einfach nur wunderschön.

"Checkst du mich etwa ab?", höre ich eine raue Stimme sagen und zucke erwischt zurück. In meinen Gedanken versunken habe ich nicht mitbekommen, wie er aufgehört hat zu Schnarchen und sich geregt hat.

Was soll's. Er hat mich eh erwischt.

"Ja."

Ich höre ihn auflachen. "Stalkerin."

"Wie oft willst du mich denn noch so bezeichnen?", meine ich schmunzelnd. "Die Beleidigung wird langsam langweilig."

"Ist keine Beleidigung. Ist die Wahrheit", meint er nur und zieht sich die Decke über den Kopf. 

Kopfschüttelnd will ich etwas sagen, allerdings werde ich ungewarnt von der lauten Musik unterbrochen, die Harry so erschreckt, dass er sich in seiner Decke verkuddelt und mit einem lauten Stöhnen auf dem Boden aufkommt.

"Na super", seufze ich auf. "Da ist ja Rammstein."

Denn die Musik, die von unten kommt, klingt wirklich wie eine Massenvergewaltigung sämtlicher Gitarren. 

"Verdammt. Wer hört bitte so früh morgens so einen Schrott?", höre ich Harry schimpfen. 

"Meine Tante", sage ich ihm. "Ich wäre morgens eigentlich immer für die ruhigeren Klänge wie, keine Ahnung, Adele oder Bon Iver, aber meine Tante steht auf Metall und Hard Rock und das am Besten ganz laut aufgedreht."

"Super", höre ich ihn murmeln, während er sich aus der Decke befreit und mir offene Sicht auf seinen Oberkörper beschafft.

"Sag mal ... hattest du gestern nicht noch n' Oberteil an?", frage ich etwas unvorbereitet und zeige auf seine nackte Haut, als wüsste er nicht, dass er kein Shirt mehr an hat. Natürlich weiß er es. Irgendwann muss er es sich ja ausgezogen haben...

Nach einem kurzen Blick nach unten zuckt er nur mit seinen Schultern. "Ich schlafe immer ohne Oberteil. Stoff kratzt immer so eklig."

"Cool. Das ist echt super. Freut mich für dich", stammele ich und kann meinen Blick nicht mehr von ihm nehmen. Er ist wie festgeklebt. Als wäre ich ein kleines Mädchen, das zum ersten Mal in ihrem Leben einen nackten Mann sieht, der nicht ihr Vater ist ... 

Was?

"Mund zu, Tanny", murmelt er schmunzelnd und zieht sich, dummerweise, ein schwarzes Shirt über. 

"Ja, ähm klar", stammele ich blöd. "Danke für die Erinnerung."

"Keine Ursache. Wofür hat man denn Freunde?", fragt er und sucht sein Zeug zusammen. "Ich gehe kurz duschen und all das. Zähne putzen, Gesicht waschen."

"Ja", stimme ich ihm nickend zu. "Hygiene ist gut. Sehr gut."

Lachend tritt er an mir vorbei hinaus aus dem Zimmer in Richtung Bad. Betrachtet man die Tatsache, dass er vor wenigen Wochen wohl nur genervt die Augen verdreht und mich angemotzt hätte, kann man sagen, dass wir durchaus einen Fortschritt gemacht haben. Oder? 

Er lässt mich an Ort und Stelle stehen und ich bin ihm nicht einmal böse dafür. Bin ich etwa wieder an diesem Punkt angekommen, an dem ich nur anstarre, sabbere und nicht mehr weiß was ich genau sagen wollte?

Es scheint zumindest so.

"Reiß dich zusammen Tanny", erinnere ich mich selbst und laufe seufzend die Treppen nach unten, wo die Musik noch um einiges lauter durch die Zimmer bläst, als oben. "Freunde. Verhalte dich wie eine Freundin."

Auf direktem Weg gehe ich ins Wohnzimmer, das komplett demoliert aussieht. Meine Tante übrigens auch, die mit Hammer und Kopfhörern in der Mitte des Raumes steht und auf die grüne Stoffcouch einschlägt, die wohl wirklich nicht so ein brutales Ende verdient hat. 

"Morgen", schreie ich über die Musik hinweg und bringe meine Tante so dazu, zumindest kurzzeitig die Musik auszumachen.

"Du bist schon wach?", fragt sie mich mit starrer Miene.

"Ist ja nicht so, als kann man bei dem Lärm lange schlafen", murre ich nur und blicke mich um. Durch ihre Demolition ist eine Menge Staub in der Luft hängen geblieben, die mir unangenehm in der Lunge sitzt.

"Komm drauf klar", höre ich sie sagen. "Ist kein AirBnB hier."

"Ja", seufze ich zustimmend und wische mir die Hände an der Jeans ab. "Mehr wie ein Horrorhostel."

"Martyanna!", höre ich eine hohe Stimme meinen Namen rufen, woraufhin ich sofort erschrecke.

"Scheiße", stoße ich aus, aber da ist es schon zu spät. Es dauert keinen Moment, bis ich das Spielzeugschwert in meine Kniekehlen gerammt bekomme, woraufhin ich auf den staubigen Boden falle und mich gerade noch mit meinen Armen auffangen kann. Der kleine Körper, der mit lautem Lachen auf mich springt, rammt mir unachtsam sämtliche Gliedmaßen in meinen Körper.

"Isaac", schnaufe ich aus und versuche den kleinen Teufel von mir zu drücken, allerdings hält er sich fest wie eine Klette. Nur mit Mühe rappele ich mich wieder auf die Beine, allerdings weiterhin mit der kleinen Bestie auf dem Rücken. 

"Da bist du ja endlich!", höre ich ihn in mein Ohr quiecken und spüre seinen Atem an meinem Atem, genauso wie seine kleinen Arme. "Ich dachte schon du wärest wirklich von einem Bagger angefahren worden, so wie Mama gesagt hat!"

Meine Tante, die ich daraufhin mit verwirrtem Blick anschaue, überkreuzt nur die Arme vor der Brust und verdreht ihre Augen, als wäre es meine Schuld.

"Ein Bagger? Wirklich?"

"Was hätte ich denn sagen sollen? Du warst ja fast drei Jahre nicht mehr hier. Er stellt eben dumme Fragen, die mich wahnsinnig machen. So quasselt er mir eben nicht die Ohren über dich oder deine dumme Familie zu."

"Oh Gott", murmele ich nur leise vor mich hin und zerre Isaac von mir herunter, stelle ihn vor mich auf den Boden. "Warum bist du schon wach, Kleiner?"

Ein Blick auf ihn verdeutlicht mir, dass er sich, zumindest äußerlich kein Bisschen verändert hat. Er ist immer noch das lebende Abbild seines Macho-Vaters, der meine Tante vor gut fünf Jahren verlassen hat. Die schwarzen Haare nach hinten gegelt, die Bikerjacke aus falschem Leder und die Jeans, bestickt mit kleinen Nieten machen ihn fast wie eine kleine Version von Elvis gemischt mit einem Biker.

"Mama bumst den Hammer schon die ganze Zeit durchs Wohnzimmer. Immer schon vor sieben Uhr."

"Deine Mutter macht was?", frage ich überrumpelt nach.

"Wie Miley. Wrecking Ball. Kennst du das, oder hört man nur Klassik in deiner Schnöselwelt? Du weißt schon Mozart, Beethaven?", fragt meine Tante mich. 

"Sein Name ist Beethoven", murmele ich. "Du weißt ganz genau dass es nicht so ist. Hör' auf mit der Scheiße."

"Was auch immer", erwidert sie kalt und zuckt mit den Achseln, dreht die Musik wieder voll auf und nimmt den Hammer in die Hand, um da weiter zu machen, wo ich sie unterbrochen habe.

"Ja ... was auch immer", säusele ich nur Kopf schüttelnd und ziehe meinen Cousin aus dem Wohnzimmer in die Küche, wo ich ihn auf dem Tresen absetze und tief durchatme. "Hast du schon was gegessen?"

"Mama sagt essen ist etwas für Weicheier", erwidert Issac gähnend. 

"Ja klar. Und wenn deine Mutter sagt, dass du deinen Kopf tausend Mal gegen die Wand rammen sollst, dann machst du das auch?"

Fragend sieht er mich an.

"Egal", meine ich abwinkend. "Was isst du immer? Müsli?"

"Mir egal", antwortet er mir, während er an seinem Spielzeugschwert herumspielt. 

Wer gelt seinem sieben jährigem Kind die Haare? 

Ich öffne wahllos ein paar Schränke, bis ich die Packung mit den Cornflakes finde. Von der Milch im Kühlschrank ist zwar nicht sonderlich viel übrig, aber besser als nichts. Da ich keine Schüssel finde, kippe ich die Milch kurzerhand in den Karton und reiche Isaac diese mit einem Löffel.

"Hau rein", brülle ich über die Musik hinweg.

Wie auf Stichwort kommt Harry mit noch nassen Haaren in die Küche und lehnt sich ebenfalls gegen den Tresen. Das ganze Volumen seiner Mähne ist durch die Nässe weg, stattdessen sieht er aus wie ein übergossener Pudel. Selbst unter Anstrengung kann ich mir das Lachen nicht unterdrücken. 

"Was?", fragt Harry verwirrt.

"Nichts. Du siehtst nur lustig aus", meine ich schmunzelnd. 

"Ha ha", erwidert er nur. "Also. Lass uns das hier schnell hinter uns bringen und dann wieder verschwinden."

"Ihr wollt schon wieder gehen?", fragt Isaac mit großen Augen und unterbricht sein Essen kurz.

Bestätigend nicke ich uneinfühlsam. "Ja. Genau das wollen wir."

Ein lauter Knall zieht sich durch das Haus - vermutlich hat die Stoffcouch den Kampf gegen den Hammer verloren. Rest in Peace. 

Isaac starrt mich mit seinen braunen Kulleraugen an, ohne sich zu regen oder irgendetwas zu sagen. Ein paar Momente lang, bis er mir ohne Vorwarnung die Cornflakesverpackung ins Gesicht wirft und sich schreiend von der Theke auf den Boden wirft. Er beginnt sich wie ein trotziges Kind im Supermarkt aufzuführen, das nicht das bekommt, was es will. Ich habe mich schon gewundert, warum er im Gegensatz zu früheren Zeiten ruhiger ist, aber nun habe ich meine Antwort.

Unbeeindruckt seufze ich nur auf und atme tief durch, um nicht durchzudrehen. Es ist einfach zu laut so früh am Morgen. 

"Du darfst noch nicht gehen!", schreit er auf einmal und beginnt sich an mein Bein zu klammern, wie eine furiöse Bestie. 

"Finger weg von meinen Füßen!", weise ich ihn daraufhin nur an und mache ein paar Schritte weg von ihm. 

"Fick dich!", brüllt er mir daraufhin nur entgegen. 

"Isaac", ermahne ich ihn warnend und versuche möglichst bedrohlich zu wirken, aber das war ich noch nie. Zumindest nicht für meine Familie. Und dieser hier gehört leider dazu. 

Im Endeffekt renne ich im Kreis, um einer siebenjährigen Furie zu entkommen. Und das schaffe ich nur, weil Harry so nett ist und mir hilft ihn in der Speisekammer einzusperren, aus der ich ihn erst herauslasse, bis wir verschwinden. 

"Da sollte ich dich auch mal hineinverfrachten", lacht Harry nur, als wir uns gemeinsam gegen die Türe lehnen, während hinter uns lautes Geschrei und Klopfen aus der Kammer kommt. 

"Ich hasse dieses Kind", murmele ich seufzend, als Harry und ich kurz ins Bad fliehen, damit ich mir die Cornflakes aus dem Gesicht picken kann. "Und ich hasse es, hier zu sein."

"Dein Vater hat auf jeden Fall eine gute Strafe für dich ausgesucht", murmelt er und zieht mir ein, von Milch durchtrieftes, Cornflake von der Wange. 

"Das ist die dümmste Strafe des Jahrtausends. Hätte er mich lieber in die Kanalisation geschickt. Ich hätte lieber das gemacht, als hier zu sein."

"Ich finde du übertreibst", meint er schmunzelnd.

"Na klar übertreibe ich", seufze ich. "Und du sollst das eigentlich alles nicht miterleben."

"Ich bin ebenfalls miteingebrochen."

"Weil wir dich dazu überredet haben. Ich stand mitten in der Nacht vor deiner Türe und habe dich völlig überrascht."

"Ich habe trotzdem ja gesagt. Ich hätte auch völlig schlaftrunken nein sagen können. Aber ich habe mitgemacht, also verdiene auch ich es hier zu sein. Und ehrlich gesagt bin ich lieber hier, als in der Kanalisation."

"Machst du Witze?", frage ich ihn überrascht.

Er lacht auf. "Kanalisationen sind ekelig. Und seitdem ich diese Szene in 'Die Tribute von Panem' gesehen habe, muss ich echt keinen Fuß da rein setzen."

"Was war da?"

"Wurden von Bestien angegriffen und zerstückelt."

"So ein Schwachsinn", meine ich Augen verdrehend. 

"Lass uns einfach da runter gehen, ein paar Tapeten aufkleben, streichen und dann verschwinden wir wieder."

"Du sagst das, als wäre es die einfachste Sache dieser Welt."

"Los jetzt", animiert er mich nur, während ich mich seufzend erhebe und aufraffe. 

"Was?", frage ich ihn, als sein Blick weiterhin auf mir liegt. Während seine Mundwinkel nach oben wandern und er weiterhin nicht sagt, was er denkt, verwirrt er mich nur mehr. Was wird das? Als er auf noch ein paar Schritte auf mich zukommt, schlägt mir mein Herz auf einmal bis zur Brust.

Ich starre ihn ebenfalls an, unfähig mich zu bewegen oder irgendetwas zu erwidern. Ich stehe und starre und warte darauf, was als nächstes passiert. 

Er kommt wieder näher, legt seinen Kopf etwas schief und sagt kein Wort, während er seine Hand an meine Wange legt. 

Während das Gefühl, gleich umzukippen, immer präsenter wird, schließe ich meine Augen und versuche flach zu atmen, während ich darauf warte, endlich seine Lippen auf meinen zu spüren. 

Doch das langersehnte Gefühl bleibt aus. Verwundert öffne ich meine Augen wieder und sehe ihn, wie er sich das Lachen verkneift.

"Du hast da noch n' Cornflake", kichert er aus und nimmt es mir von der Stirn, ehe er ein paar Schritte zurücktritt und mich belustigt, und etwas fragend, anstarrt. "Du dachtest ich würde dich küssen!"

Ich kann nicht verhindern rot zu werden. Nicht in dieser Situation. "Was? Nein! Natürlich nicht!"

"Du dachtest wirklich, dass ich dich küssen wollte", lacht er weiter, während er nach unten vorgeht. Selbst im Flur höre ich noch sein tiefes, belustigtes Lachen. 

"Pf, nein, natürlich nicht. Niemals", flüstere ich peinlich berührt vor mich hin und verfluche mich selbst dafür, so dumm zu sein. "Beschissene Hormone."

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Nachdem wir erfolgreich das Wohnzimmer meiner Tante mit einer Menge Tapete eingedeckt haben, und die Hälfte des Klebers auf meinem und Harrys Shirt liegt, gehen wir daran das angrenzende Esszimmer zu streichen. Meine Tante, die die Farbeimer großkotzig auf dem Esstisch platziert, kaut wieder auf ihrem Kaugummi herum und versucht nicht einmal, ihren Mund zuzumachen.

"Hier ist die Farbe", meint sie überflüssigerweise. 

"Schwarz?", frage ich sie, nachdem ich den Deckel geöffnet habe. "Du willst alle Wände komplett schwarz streichen?"

"Sieht so aus, oder?", erwidert sie trotzig, als wäre sie ein pubertierender Teenager in der Depressionsphase.

"Das wird doch viel zu dunkel", meine ich uneinstimmig. "Man fühlt sich doch, als wäre man im Keller. Die ganze Zeit."

"Bist du seit Neustem jetzt auch noch Innendesignerin?", fragt sie mich.

"Ich sage doch nur, was ich denke", meine ich seufzend. 

"Dann sage ich dir, dass es mich nicht kümmert, was du denkst", erwidert sie.

"Fein!", spucke ich aus. "Dann streichen wir eben alles schwarz. Komplett schwarz. Zieh dich eben gleich an wie eine Fledermaus und häng dich an die Decke, wenn du so drauf stehst!"

"Vorsicht Martyan-"

"Aber eigentlich reicht dein Goth-Outfit auch aus. Sieht genauso scheiße aus!"

"Du hälst jetzt besser deine Klappe, Tanny", murmelt Harry mir leise zu, als er den Gesichtsausdruck meiner Tante bemerkt, die mich so ansieht, als will sie gleich mit dem Hammer auf mich losgehen.

"Schön", schnaufe ich aus und greife nach der Walze, um sie tief in den Eimer zu tunken. Einen Moment später schon klatsche ich eine Portion der Farbe grob auf die Wand.

"Wie schön", höre ich meine Tante hinter mir begeistert sagen, während ich mich dazu überwinden muss, ihr nicht die Farbe ins Gesicht zu klatschen. Diese Frau hat sie nicht mehr alle. Wirklich nicht. Wie kann man nur so bescheuert sein?

Ich fokussiere mich auf das Stück Wand vor mir, um nicht komplett auszurasten und male tunke das Weiß aggressiv mit einem Schwarz unter. Das ist doch dämlich. 

Es vergehen ein paar Momente, in denen ich nur leise fluchend meinen Pinsel gegen die Wand drücke, ehe ich ein kühles, nasses Ziehen in meinem Nacken spüre, das mich erstarren lässt. Einen Moment rechne ich damit, dass meine Tante mir etwas Farbe in den Nacken geschmiert hat, aber als ich mich bei ihr beschweren will, sehe ich, dass sie schon längst das Zimmer verlassen hat. Stattdessen grinst mich Harry breit an, in der Hand die Tatwaffe, die vor sich hintropft und schwarze Tropfen auf dem Boden hinterlässt. 

"Das hast du nicht getan", murmele ich leise und spüre, wie auch meine Lippen sich automatisch zu einem Lächeln hochziehen. 

"Nein", antwortet Harry nur scheinheilig und tunkt seinen Pinsel in den Farbeimer, pfeifend. Nur um ihn im nächsten Moment wieder herauszuholen und ihn in meine Richtung schütteln. Ich kann gerade noch meine Augen schließen, bevor die Farbe mir über mein Gesicht spritzt. Spätestens jetzt hallt Harrys Lachen durch das ganze Zimmer.

"Aber das war ich. Ganz bestimmt. Das wollte ich schon machen, seitdem du von meinem Balkon gehangen bist und mir diesen halben Herzinfarkt eingeflöst hast."

"Das hättest du nicht tun sollen", meine ich grinsend. "Auch, wenn ich es vielleicht verdient habe."

Zwischen uns ist es einen Moment nur still. Ein Moment, in dem wir uns gegenseitig nicht aus den Augen lassen, weil wir beide nicht wissen, was der Andere tun wird. Als ich schließlich beschließe meinen Schuss zu setzen und auszuholen, duckt Harry sich blitzschnell und weicht so meinem Angriff aus. Ich kann kaum durchatmen, da fliegt mir schon die nächste Farbe an den Kopf, die mein Shirt mit einem Muster aus Punkten bedeckt, das ich wohl nicht mehr herausbekommen werde. 

"Ha, du Opfer", höre ich Harry lachend rufen und beschließe aufs Ganze zu gehen. 

So schnell wie möglich gehe ich in die Offensive und springe auf Harry, der meinen Zug garantiert nicht kommen sieht. Gemeinsam klatschen wir auf dem Boden auf - er unten, ich oben und ringen ein paar Momente miteinander, weil er ein weiteres Mal versucht seinen Pinsel über mein Gesicht zu streichen. Mit einem kräftigen Schub presse ich ihn stark zurück auf den Boden, immer noch lachend, und verhindere somit, dass er aufsteht. 

Ich will mich wieder erheben, allerdings spüer ich einen Moment später schon seine Hand an meinem Fußgelenk, die mich zurückzieht und mir meine andere Wahl lässt, als den Boden zu küssen. 

"Woah", stöhne ich auf und schüttele meinen Kopf einen Moment, versuche Harry, der wieder halb über mir liegt, von mir zu stoßen und krieche zu dem Eimer Farbe hin, der ein paar Zentimeter vor mir steht. Als ich in Reichweite bin packe ich ihn ohne zu zögern und werfe ihn mir aller Kraft auf Harry, der Augenblicke später einen neuen Hut hat, der eine Menge Farbe auf ihn tropfen lässt. 

Vor lauter Lachen muss ich meinen Bauch festhalten, während ich nach Luft schnappe und wieder aufstehe. Sein Gesicht, nachdem er sich den Eimer stumm, nun ohne Lachen, vom Kopf zieht ist ein Anblick, den ich nie wieder vergessen werde. Wie könnte ich auch? 

Die Haare in schwarzer Farbe triefend, tropfend, sein Shirt zur Hälfte schmutzig, und die Miene starr, als kann er nicht realisieren, dass er diesen Kampf sichtlich verloren hat. Und wie er ihn verloren hat. Der größte Loser der Galaxy sitzt gerade vor mir und ist sprachlos.

"Hättest dich mal lieber nicht mit mir angelegt, was?", lache ich hochnäsig.

Obwohl es, zumindest für mich, klar ist dass das kleine Gefecht beendet ist, scheint der Trottel vor mir das anders zu sehen. Mit einem lauten Schrei stürzt er sich auf einmal auf mich, beginnt seinen Kopf wie ein nasser Hund zu schütteln und verteilt seine Farbe nun auch auf mir.

Lachend halte ich mir die Hände vor mein Gesicht, um mich etwas abzuschirmen, während Harry nicht daran denkt aufzuhören. 

Dieser Mistkäfer!

"Dass du so eine kleine Bitch sein musst!", fahre ich ihn scherzend an. "Akzeptiere, dass ich gewonnen habe!"

"Niemals", höre ich ihn sagen. "Nimm das, du Kröte!"

Es dauert nicht lange, bis wir beide wie zwei Sumo-Amateure, übergossen mit Farbe, versuchen uns gegenseitig auf den Boden zu schmeißen. Und es dauert wieder nicht lange, bis meine Tante mit einem geschockten Blick in das Zimmer tritt, die Augen weit aufgerissen, die Hände zu Fäusten geballt.

"Was zur Hölle geht hier vor?"

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Voilá. Was für eine Achterbahnfahrt in diesem Kapitel, haha.

Nächstes Kapitel vorraussichtlich am Sonntag!

Ily,

Alina xx



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