C19 - Belly-Button-Dancing-Blues
Harry
"Ja ... Sophia und ich waren gestern noch essen. Ich habe sie ewig nicht mehr gesehen", höre ich Liam im Hintergrund erzählen, während ich in der Maske sitze und vor Müdigkeit beinahe vom Stuhl falle. Wieso muss Jetlag auch so enorm einschlagen?
"Ah, nice", murmelt Zayn erschöpft. Wir alle, außer Liam, sind gestern zurück in die Staaten geflogen, um die Promotour für unser viertes Album zu starten. Dass ich jetzt schon keine Lust mehr habe muss ich wohl nicht erwähnen.
Elende Fragen, die sich wieder in mein Privatleben drängen wollen, von Reportern, Interviews mit denselben, langweiligen Sachen und stundenlanges herumlungern hinter den Kulissen. Was gibt es besseres?
Von all den Facetten, die mir mein Job bietet, kann ich diesen Teil am wenigsten leiden. Viel lieber würde ich auf der Bühne stehen und Lieder singen, für tausende Menschen, die extra deswegen angereist sind. Stattdessen muss ich die Zeit jetzt in einem stickigem Studio überleben.
"Wie war Holmes Chapel?", werde ich von Niall angesprochen, der neben mir in der Maske sitzt und ebenfalls versucht unter keinen Umständen einzuschlafen. Da seine Augenringe mindestens genauso riesig sind wie meine, kann ich seinen Kampf gut nachvollziehen.
Ich ziehe die Schultern nach oben, während ich seufze. "Anders. Definitv anders als sonst."
"Dein Gesicht unterstützt deine Aussage", erwidert er und blickt mich an. "Was zur Hölle hast du bitte gemacht? Dich mit einer alten Oma um den letzten Käse im Supermarkt geprügelt?"
"So in etwa", grummele ich bei der Erinnerung an die Sache. "Nur war der Käse mein Geldbeutel und die Oma wurde durch 5 Muskelprotze ersetzt."
"Aye, scheiße", meint er mitfühlend und verzieht sein Gesicht. „War Paul nicht bei dir?"
„Ich kann nicht Tag und Nacht mit meinem Bodyguard herumlaufen Niall", seufze ich. „Das will ich nicht."
"Obwohl du deinen eigenen persönlichen Stalker hast?", spitzelt er mich auf.
"Was meinst du?", verstehe ich ihn nicht.
Anstatt mit Worten zu antworten reicht Niall mir nur sein Handy, das den Artikel irgendeiner Klatschzeitung enthält. Zu meiner Überraschung zeigt er als aller erstes ein Bild von Holmes Chapel, als Tanny und ich gerade wieder auf dem Weg zu mir nach Hause sind. Alleine über die Tatsache dass es nun auch Paparazzos in meiner kleinen Heimatstadt hat, wundere ich mich. Noch nie habe ich einen dieser nervigen Eindringlinge dort gesehen.
"Was zur Hölle", murmele ich während meine Augen über den Artikel huschen, der im großen und ganzen nur darüber berichtet, dass Tanny häufiger an meiner Seite zu sehen ist, als es wohl manchen Fans lieb ist. Es steht nichts von ihrem Namen, oder andere Informationen über sie im Artikel, nur die Frage ob sie diejenige ist, über die ich getweetet habe. Dass sie diejenige ist, die diesen dämlichen Tweet überhaupt verfasst hat kann schließlich auch niemand wissen.
"Weißt du überhaupt etwas über sie?", fragt Niall dann.
"Nicht wirklich", gebe ich nach kurzem Überlegen zu. "Eigentlich fast gar nichts."
"Dann wird es aber Zeit", sagt er.
"Was? Ich soll sie jetzt stalken?"
"Na ja", beginnt er schulterzuckend. "Du weißt quasi überhaupt nichts über sie. Woher sie kommt, was sie will und wer sie ist. Sie weiß so gut wie alles über dich. Du bist also im Nachteil."
"Das ist doch verrückt", murmele ich weniger überzeugt.
"Natürlich. Aber du solltest wenigstens abklären, ob sie nicht doch gefährlich ist."
"Gefährlich?", frage ich. "Sie ... Ich denke nicht, dass sie mir etwas tun würde."
"Aber bist du dir sicher?"
Unsicher starre ich auf mein eigenes Handy und greife nach kurzem Überlegen auch danach.
"Ich finde du solltest eine Liste machen", rät mir Niall dann. "Schreib alles auf was du über sie weißt."
"Das ist doch schwachsinnig", sage ich, öffne allerdings gleichzeitig die Notizapp auf meinem Handy und beginne zu überlegen.
"Was weißt du über sie?"
"Na ja", beginne ich nachdenklich. "Sie kann Kampfsport. Und sie kommt definitv aus England. Sie hat keinen amerikanischen Akzent. Ich würde sogar so weit gehen und sagen sie kommt aus London."
"Schreib schon auf!"
"Okay, okay. Nun ja, sie ist meistens mit zwei Freunden zu sehen. Ein Junge und ein Mädchen, die ungefähr so alt sind wie sie. Ich schätze sie ist ein oder zwei Jahre jünger als ich. Und sie hat bestimmt viel Geld, weil sie mir so gut wie immer hinterher reist."
"War sie etwa auch in Holmes Chapel?", fragt er mich mit großen Augen.
Ich hingegen schüttele nur meinen Kopf und verneine seine Frage. Ich weiß nicht, warum ich Niall nicht die Wahrheit sage. Etwas in mir will nicht, das er es weiß. Ebenso erwähne ich nichts von ihrer Mutter, sage nichts von dem, was sie mir in dem Restaurant über sie erzählt hat. Ich kann mir vorstellen, dass sie nicht will, dass jeder darüber bescheid weiß. Mir fällt auf, dass ich überhaupt nichts über ihren Vater weiß und, wie Niall schon gesagt hat, nicht wirklich etwas über sie.
"Sie ist penetrant, will unbedingt das erreichen, was sie haben will und geht dafür auch gut einen Schritt zu weit. Ich habe sie kennengelernt, weil sie mit ihrer Zunge an der Scheibe festgeklebt ist, was wohl darauf schließen lässt, dass sie etwas dumm ist."
Niall guckt mir dabei zu, wie ich meine Liste immer weiter vervollständige. Doch schon bald fallen mir keine weiteren Punkte mehr ein, was dazu führt, dass wir beide wie komplett hirnlose Vollidioten auf meinen Bildschirm starren.
"Mhm", sagt Niall irgendwann in die Stille, die ich in meinen Gedanken verschlafen habe. "Daran lässt sich doch schon arbeiten."
"Vermutlich", murmele ich. "Na los, die Show fängt gleich an."
Zu meiner Überraschung geht das Interview schneller vorrüber, als gedacht. Ellen hat alles so angenehm wie möglich für uns gestaltet, was mir sehr zusagt. Mit einem Handtuch über den Schultern verabschiede ich mich von den Jungs, die ich erst morgen wieder zu dem nächsten Interview sehen werde, und stolpere in meine Garderobe um meine Sachen aufzusammeln. Zu meiner Überraschung sitzt Tanny auf einem der zwei Sofas, die Füße über die Lehne, und ist in ihr Handy vertieft
Völlig am Erschrecken stoße ich einen schrillen Schrei aus, den ich mir selbst nicht zugetraut hätte.
"Was machst du hier?", stoße ich überrascht aus und staune nicht schlecht. Besser gesagt gaffe ich sie eher an. Wie zur Hölle hat sie es an dem Sicherheitspersonal nach drinnen geschafft?
"Hey", begrüßt sie mich enthusiastisch, als sie von ihrem Handy aufguckt und aufsteht. "Oh, ich will dir etwas zeigen."
"Wie kommst du hier rein?", stammele ich nur weiter überfordert und zeige unnötigerweise auf die Türe, die in diesen Raum herein führt.
"Riesen Ellen Fan. Wusste gar nicht, dass du so weiblich schreien kannst", murmelt sie nur und lächelt leicht. "Das Interview war echt witzig. Nur ist der Fan, den ihr überrascht habt, ungewöhnlich nah mit der Hand an deinen Hintern gerutscht."
Ihre Erwähnung über mein Hinterteil lässt mich blöderweise etwas rot anlaufen. "Es ist allein meine Sache wen ich an meinen Hintern lasse!"
"Okay", sagt sie verwirrt und nickt. "Verstanden. Los, komm."
"Wohin?", verstehe ich nicht.
"Weißt du noch dein Geheimnis, das du mir gezeigt hast?"
Ich nicke nur. Natürlich weiß ich es noch. Sehe ich für sie so aus, als hätte ich Alzheimer?
"Was ist damit?", frage ich einfach und schlucke die Beleidigung herunter, die ich ihr eigentlich mit an den Kopf schleudern will.
"Bevor du es mir gesagt hast, habe ich gemeint dass ich es wissen will, um dich zu erpressen. Und nachdem du es mir gesagt hast habe ich dir versprochen, dass ich es nie verraten werde."
"Weiter?"
"Ich habe das Gefühl, dass du mir nicht richtig glauben willst. Deswegen will ich dir auch ein Geheimnis von mir verraten."
Ich lege meinen Kopf schief und blicke sie an, warte auf ein Lachen, das mir verrät, dass sie mich nur verarschen will. Aber nichts dergleichen kommt. "Du meinst das ernst?"
"Ja", versichert sie mir nickend. "Es ist etwas sehr geheimes. Eigentlich wissen es nur zwei Personen, wenn man meinen Vater herausnimmt, der eigentlich nur davon Wind bekommen hat, weil er es zahlt."
Nun doch interessiert überlege ich und denke an Nialls Worte. Ich muss mehr über sie herausfinden um zu erfahren, ob sie eine Gefahr für mich darstellt. Egal ob sie mich in dieser Gasse gerettet hat, wer weiß was eigentlich ihr Ziel ist oder was sie vorhat.
"Okay", meine ich dann nach kurzem Überlegen. "Das klingt fair."
"Super", quitscht sie auf. "Dann komm, white boy. Locker schon einmal deine Hüfte. Wir werden uns eine Menge bewegen!"
----
"Ein Tanzstudio soll dein enorm krasses Geheimnis sein?", frage ich nur skeptisch, die Arme vor der Brust verschränkt.
"Wir müssen noch auf Luna und Benni warten", teilt sie mir nur mit und wippt auf ihren Füßen hin und her. Es ist fast so als wirkt sie etwas nervös, was ich mir beim besten Willen nicht bei Tanny vorstellen kann.
"Was ist das eigentlich für ein Studio? Millenium Dance Complex?"
"Oh Gott, nein", widerspricht sie sofort. "Es ist unbekannter. In so einem hätte man dich sofort erkannt und ... ich dachte das kannst du nicht gebrauchen. Also habe ich das halbe Internet nach einem unbekanntem Tanzstudio in Los Angeles abgesucht, das auch wirklich das anbietet, was ich will."
"Und das wäre?"
"Ah! Da sind sie!", ruft sie aus und zeigt auf zwei Leute, die vom Parkplatz zu uns herübergetrottet kommen. Ich bleibe an Ort und Stelle stehen, während Tanny auf die beiden zugeht und sie kurz begrüßt. Das müssen ihre Freunde sein, die ich auch beim Konzert gesehen habe. Der Typ mit dem Burrito ist mir noch gut in Erinnerung.
"Harry das sind Luna und Benni", stellt sie mir die beiden vor, als sie mir gegenüber stehen.
"Komischer Anblick", höre ich Benni murmeln, der mich intensiv beobachtet. "Wer hätte gedacht dass diese scheiße tatsächlich passiert-"
Untebrochen wird er durch einen Schlag der Brünetten, die ihn sofort warnend anguckt.
"Ich bin Luna", stellt sie sich vor und reicht mir höflich ihre Hand. Wenigstens hat eine der drei Manieren.
"Harry", sage ich überflüssigerweise.
"Kaum zu glauben, dass du ihn zu dieser Scheiße überreden hast können", meint Benni und nimmt dieselbe Haltung ein wie ich.
"Irgendetwas sagt mir, dass er nicht wirklich einen Schimmer hat, was überhaupt auf ihn wartet", steuert Luna hinzu.
"Korrekt", meint Tanny nur. "Aber lasst uns einfach mal in die Hütte hereingehen."
Ich habe die beiden schon öfter gesehen, fällt mir auf, als ich ihnen hinterher zum Eingang trotte. Sie waren ebenfalls auf der Party, auf der sich Tanny als Dj ausgegeben hat. Natürlich! Die beiden müssen ein Paar sein!
Wir werden von einer Frau mit indischer Abstammung erwartet, die sofort aufblickt, als wir durch die Türe laufen.
"Martyanna?", fragt sie in den Raum. Zu meiner Überraschung hebt Tanny ihre Hand und nickt.
"Hier."
Wenigstens kenne ich nun ihren vollen Vornamen.
Wir folgen der kleineren, zierlichen Frau in einen Raum, der auf einer Seite komplett mit Spiegeln ausgestattet ist, in denen man sich selbst beobachten kann. Luna und Benni beginnen sofort damit ein paar Grimassen zu ziehen und sich gegenseitig auszulachen. Tanny redet mit der Frau, allerdings so leise, dass ich nicht wirklich etwas verstehe.
"Was ist mit dir? Hast du einen Stock im Arsch stecken oder warum guckst du grimmig drein?", werde ich plump von Benni angesprochen, der auf einmal ziemlich neben mir steht, ohne dass ich es realisiert habe.
"Ich weiß ja nicht einmal was für einen Mist wir hier machen", grummele ich nur als Antwort.
Anstatt mir weiter auf die Sprünge zu helfen beginnt er damit seine Hüfte kreisen zu lassen. Mein verwirrter Blick, den er daraufhin von mir zugeworfen bekommt, ist also wirklich gerechtfertigt.
"Was tust du da?"
"Ich kreise meine Hüfte, siehst du doch", spricht er aus und hört nicht auf.
"Okay", seufze ich nur und kratze mich an Nacken. "Was ein Spinner."
"Hier sind eure Outfits", höre ich Tanny, die jedem etwas in die Hand drückt, das ziemlich traditionell für mich aussieht. Als sie vor mir steht blicke ich sie nur dumm an.
"Was ist das?"
"Dein Gewand. Es ist etwas traditionelles. Lass' dich einfach drauf ein."
Ich starre nur weiter.
"Na los! Sei kein Spielverderber und zieh dich schon um!"
Mit diesen Worten drückt sie mich regelrecht in die Umkleide, in der ich mit Benni alleine bin.
Irgendetwas an diesem Typen sagt mir, dass er einzigartig ist. Er hat keinerlei Probleme mit mir zu reden, ist weder schüchtern, noch nimmt er ein Blatt vor den Mund. Einzig allein bei seiner Freundin wirkt er gezähmt und nicht wie der typische Möchtegernbadboy.
"Bist du vielleicht doch schwul, oder warum starrst du mich schon so ewig an?", fragt er mich ohne Warnung und zieht sich sein Shirt über den Kopf, nur um danach auf seine Muskeln zu zeigen. "Ich weiß. Diese Teile sind phenomenal."
"Bist du dir sicher?", frage ich ihn skeptisch und beginne mich ebenfalls umzuziehen. "Hab schon besseres gesehen."
"Hundert Prozent", versichert er mir selbstsicher.
Er erinnert mich an diese Highschool-Fuckboys, die in jedem kitschigen Roman auftreten und jeden nerven. Nur mit dem Unterschied, dass der amerikanische Akzent und die Collegejacke bei ihm fehlen.
"Wie zieht man diesen Mist überhaupt an?", fluche ich vor mich hin, als ich auch nach mehreren Versuchen immer noch nicht kapiert habe, wie es richtig geht. Benni, der mich kritisch beäugt hat, nimmt mir nur den Fetzen aus der Hand und legt ihn mir zurecht. Ein Blick zu ihm verrät mir, dass er bereits völlig in dem Outfit steckt.
"Heilige Scheiße! Das sieht ja so aus wie die Kutte, die Zayn und Louis anhatten, als sie diesen indischen Tanz getanzt haben!", stoße ich aus.
"Hab etwas Respekt", knurrt Benni nur daraufhin. "Es ist eine Kultur - kein Mist, wie du es nennst."
"Du scheinst mich nicht sonderlich leiden zu können, oder?", frage ich ihn ohne drum herum zu reden.
"Nicht wirklich. Ist nichts gegen dich persönlich, oder vielleicht schon. Wer weiß. Ich finde nur du bist ein weiterer dieser aufgeblasener Popstars, die viel zu tief in ihrem Ruhm stecken und beinahe darin einsinken. Ihr seht das reale Leben nicht mehr, denkt die Welt liegt euch zu Füßen und auf eine skurrile Weise tut sie das auch. Aber das gibt dir noch längst nicht das Recht dich wie ein arrogantes Arschloch aufzuführen. Du bist hier weil du hier sein willst, also hör' auf zu meckern und zieh' das Ding hier endlich an."
"Wieso bist du hier?", wage ich zu fragen. Ohne es zugeben zu wollen haben mich seine Worte etwas eingeschüchtert. Er weiß wie er seine Gedanken effektiv ausdrückt.
"Hier in Los Angeles oder hier in Teilzeitindien?"
"Beides, schätze ich."
"In Los Angeles bin ich, weil ich es für Tanny tue. Sag ihr das nicht, aber sie ist, neben Luna, wohl die einzige Person, der ich zu einhundert Prozent vertraue. Sie ist eine gewaltige Freundin. Ich tue es, damit sie glücklich wird."
Ich nicke. "Verstehe."
"Und diesen 'Indischen Mist', wie du ihn nennst, ist eines unserer vielen Unternehmungen, die wir immer zu dritt machen. Indischer Tanz mit Bauchtanz und so. Wir haben es in London regelmäßig gemacht, weil es ehrlich gesagt echt witzig ist sich gemeinsam zu blamieren."
"Ihr macht das öfter zusammen?", frage ich nur verwundert. "Wieso?"
Benni, der mir beim Anziehen zugeguckt hat, grinst leicht. "Weil es nicht jeder macht. Und deswegen ist es so Besonders."
Ich starre nicht schlecht, als ich zusammen mit Benni wieder in den Spiegelraum trete und Luna und Tanny sehe, die bereits auf uns warten.
"Na endlich!", ruft Luna aus, als sie uns kommen sieht. "Wir dachten schon ihr wärt eingeschlafen oder habt euch gegenseitig die Birne eingeschlagen."
"So in etwa", murmelt Benni nur und drückt Luna einen kleinen Kuss auf die Schläfe, ehe er sich neben sie stellt.
"Habe ich das richtig verstanden, dass wir jetzt indisch tanzen?", frage ich nach um sicher gehen zu können.
Tanny, die neben mich tritt, nickt zustimmend. "So in etwa ja. Das ist eines meiner Geheimnisse. Ich liebe es wie in diesen Bollywoodfilmen herumzuspringen. Und weil ich weiß, dass du ohne eine Probe nur gespottet hättest, dachte ich mir du sollst es gleich selbst ausprobieren."
"Wie konntest du wissen, dass ich überhaupt Zeit hatte?"
"Wusste ich nicht", gesteht sie und zieht eine Schnute, ehe sie mich angrinst. "Aber no risk no fun, habe ich recht?"
Die Trainerin, die ebenfalls in denselben Klamotten wie Tanny und Luna gekleidet ist, stellt sich vor uns, begrüßt uns und teilt uns grob mit, was wir heute vorhaben. Ihr indischer Akzent ist dabei unnatürlich herausstechend. Immer wieder blicke ich herüber zu Tanny und bin mir immer unsicherer, ob ich ihr nicht doch einfach den Hals umdrehen soll. Ich hätte einfach ins Hotel gehen sollen. Das ist der reinste Quatsch.
Ich bekomme mit, wie auf einmal der typische Klang indischer Musik durch den Raum hallt und schon beginnt die Trainerin mit ein paar Schritten. Wenigstens versuche ich ihnen zu folgen, allerdings bin ich nicht wirklich ein Tänzer. Gänzlich untalentiert trifft es wohl am Besten.
Irgendwann beschließe ich mich etwas nach Hinten zurückzuziehen und gucke einfach den dreien zu, die zwar zuerst auch ihre Schwierigkeiten haben, dann allerdings immer mehr mitkommen. Es dauert nicht lang, bis alle drei laut lachend im bekannten Stil herumhüpfen und den Spaß ihres Lebens haben. Ich schätze ich habe Tanny noch nie so lachen gehört. Im Moment wirkt sie nicht wie ein kranker Stalker, der mir bis nach Zuhause gefolgt ist. Gerade wirkt sie viel eher wie eine Freundin, die mir einfach eine gute Zeit ermöglichen will. Ein Gefühl, das ich schon ewig nicht mehr in diesem Geschäft erlebt habe. Viel mehr hat dieses Business mir Einsamkeit und Verstelltheit gebracht. Das hier ist irgendwie echt.
Und genau das ist wohl auch der Grund warum ich mich doch wieder von den dreien zum Probieren und Mitmachen zwingen lasse, die darauf bestehen, dass ich es wieder versuche.
Wir hampeln herum, versuchen grob die Anweisungen der Trainerin zu befolgen und geben unser Bestes nicht alle drei Minuten auf dem Hintern zu landen.
"Du machst das gut!", höre ich Tanny irgendwann zu mir außer Atem rufen. Ich, der sich voll auf die Schrittfolge konzentriert hat, gucke zu ihr rüber und sehe sie mit strahlenden Augen. Sie, in dem traditionellen Outfit und dem ermutigendem Blick, dem wilden Afro und den noch verrückteren Gedanken.
Zum ersten Mal, seit sie in mein Leben getreten ist, frage ich mich ob sie doch eine gute Freundin werden könnte.
Zumindest einen winzig kleinen Moment.
---
Ich weiß dieses Kapitel hatte nicht so viel Comedy und vielleicht war es etwas kitschig, aber ich fand es wichtig, dass man erkannt dass Harry nicht mehr so ganz abgeneigt von seiner kleinen Stalkerin ist :) Die nächsten Kapitel werden wieder chaotischer und plumper, versprochen! Ich hoffe ich konnte euren grauen Montag etwas besser machen <3
Ily,
Alina xx
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro