C14 - Das Gesicht? Kombiniert mit dem Oberteil?
"Du hast dich wirklich wie ein verängstigtes Hühnchen versteckt? Hinter einer Mülltonne?", wiederhole ich seine Erzählungen, wobei man mir den Unglauben regelrecht anmerken kann. Und das soll auch so sein. Niemals ist das passiert, was er mir im Moment auftischen will.
Harry, der mir gegenüber sein Stück Kuchen weiter isst, nickt nur und beharrt weiterhin auf seiner Geschichte.
"Google es von mir aus. Wobei du, als krasse Stalkerin, eigentlich wissen musst, was damals in Rio de Janeiro passiert ist."
"Mhm", mache ich nur unbekümmert und nehme mir ebenfalls eine weitere Gabel von meinem Apfelkuchen, der auf Harrys Nacken gehen wird. "Wie ein kleines, verängstigtes Rehkitz, das seine Mutter aus den Augen verloren hat?"
Harry senkt seinen Blick etwas und legt seinen Kopf schief.
"So richtig panisch mit Anfall und so? Hinter einer Mülltonne? In den dunklen Gassen Rio de Janeiros?"
"Genau", sagt er kauend und zeigt mit seiner Gabel untermalend in meine Richtung.
Ich räuspere mich bedacht, während ich ein Stück mit meinem Oberkörper nach vorne gehe und meine Gabel neben den Teller lege. "Du lügst."
"Mache ich nicht!", beharrt er weiterhin wie ein trotziges Kleinkind.
"Fünf Stück waren es also?", frage ich ein weiteres Mal nach und lege mein Kinn auf meine Hand. Keine Sekunde lasse ich den Popstar vor mir aus den Augen, der tatsächlich so nett war und mich nach meinem kleinen Panikanfall vorhin in dieses Diner geschleppt hat, in der Hoffnung mich zu beruhigen.
"Genau. Fünf."
"Mhm", summe ich immer noch skeptisch und kratze mir mit einer Hand den nicht existierenden Bart an meinem Kinn. Zumindest hoffe ich, dass da nichts wuchert.
"Mhm", wiederholt er euphorischer und nickt untermalend.
"Fünf Drogenbarone haben dich also durch die Straßen Rios verfolgt haben - mit Waffen, Granaten, Bandenunterstützung und so weiter - und du bist ihnen entkommen, indem du dich hinter einer Mülltonne versteckt hast?"
„Korrekt", ist seine Antwort auf meine kurze Zusammenfassung, bei der ich nur amüsiert mit dem Kopf schütteln kann.
„Nein", lautet meine.
„Nicht nur du lässt die taffe Bitch raushängen, die unbedingt an ihr Ziel kommen will!"
„Und was war dein Ziel?"
„Keine Ahnung, vielleicht nicht abgestochen zu werden?", bietet er eine mögliche Lösung an.
„Verstehe nicht, wieso man darauf keine Lust hat", sage ich ironisch.
„Habe gehört das soll ziemlich kitzeln. So ein Messer zwischen den Rippen", spielt er mit und kann das Lächeln, das seine Grübchen entpuppt, nicht verstecken.
„Wirklich?", frage ich scheinheilig. „Ich glaube nicht, dass man großartig etwas spüren wird."
„Krankenhaus muss also nicht sein?", fragt er grinsend.
Ich stocke und kann nicht verhindern, dass das kleine Lächeln, das sich langsam wieder heraus traut, im Kern von Harrys Worten erstickt wird.
„Oh", macht Harry, als auch er bemerkt, dass er das falsche Thema angeschnitten hat. „Tut mir leid. Ich wollte nicht! Es war dumm-"
„Nein", sage ich abwinkend und nehme mir die Gabel wieder in die Hand. „Schon okay. Früher oder später wäre es eh wieder aufgekommen."
„Du magst Krankenhäuser nicht sonderlich, oder?", fragt er vorsichtig, nach einem kurzen Moment der Stille, in dem ich weiterhin an meinem Kuchenstück herumspiele.
Kopfschüttelnd rackere ich mir ein Lächeln ab und bestätige somit seine Vermutung.
„Irgendwelche Gründe, die du mir anvertrauen willst?"
Ich blicke wieder nach oben, in seine Richtung, und fühle mich wohl. Auch wenn es dumm klingt, so strahlen Harrys Augen etwas gewohntes, etwas geborgenes aus. In der Realität noch viel mehr, als immer am Bildschirm.
Wie oft ich mir früher einfach immer seine Augen angeschaut habe. Ich habe mich sofort in das intensive Grün seiner Pupillen verliebt - ich will nicht lügen.
"Meine Mama", sage ich also einfach und versuche gleichzeitig bei der Erwähnung ihres Namens und den damit verbundenen Erinnerungen nicht in Tränen auszubrechen.
"Deine Mum?", wiederholt er fragend.
Ich nicke und ziehe die Mundwinkel nach oben. Eigentlich geht es fast schon automatisch. "Der wichtigste Mensch in meinem Leben."
"Was ist mit ihr?"
"Sie ist gestorben", haue ich heraus, ohne um den heißen Brei zu reden. Das hat mir eine Schwester früher immer gesagt.
Spreche es direkt aus, damit du dir keine unnötigen Hoffnungen machen kannst. Sie wird nicht wieder kommen.
"Meine Mutter ist gestorben", wiederhole ich leise und schiebe mir das letzte Stück meines Kuchens rein, als kann es mich irgendwie trösten. Kann es aber nicht.
"Das tut mir leid", sagt Harry nur mitfühlend.
"Ja, mir auch", erwidere ich und atme lange aus. "Danke für den Kuchen."
"Danke für die Ehrlichkeit", sagt er nur. Ich jedoch winke ab.
"Und Danke fürs Blechen", meine ich nur und deute auf die leeren Teller.
"Keine Ursache", sagt er.
"Und tut mir leid wegen dem verpassten Date mit Kendall", sage ich, obwohl es mir überhaupt nicht leid tut. Ich habe nur das Gefühl, dass mein Anfall und seine darauf folgende Nettigkeit ein Danke verdient haben.
Harry lacht auf, als hätte er es total vergessen und nickt nur. "Überhaupt nicht schlimm."
"Bis morgen dann", meine ich, als ich bereits aufgestanden bin und mich etwas vom Tisch weg bewege, an dem wir gesessen sind.
"Du hast n' Verbot dich mir zu nähern", wendet Harry ein und starrt mich an.
Ich hingegen lache daraufhin nur spottend auf und zucke mit den Achseln. "Denkst du wirklich dass ich mich daran halten werde?"
Je länger ich ihn anstarre, desto mehr verschwindet der überraschte Ausdruck in seinem Gesicht und verwandelt sich in ein Grinsen. Schließlich schüttelt er sogar seinen Kopf. "Nein."
Ich nicke nur zustimmend. "Dann also bis morgen."
"Bis morgen", sagt er nur, ehe ich mich auf den Weg mache und das kleine Diner verlasse, in dem man sich wirklich verdammt gut verstecken kann.
Vor zu vielen Fans, seiner eigenen verkorksten Vergangenheit und ich wette auch vor kranken Stalkern.
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„Plan D ist also dran?", fragt Benni interessiert. Den Kopf an die Bettkante gelehnt versucht er angestrengt nicht weg zu dämmern und stattdessen mir zuzuhören.
„Scheint so, ja", sage ich murmelnd und betrachte das extra für Plan D angefertigte Plakat.
Habe ich da wirklich so viel Mühe reingesteckt?
„Hätte nicht damit gerechnet, dass es schon jetzt dran kommt", gesteht er beeindruckt. „Spätestens in einem Monat vielleicht."
„Na ja, die Umstände waren gegeben. Und ich würde behaupten, dass er seit dem Krankenhausvorfall nicht mehr das dringende Bedürfnis hat, mich mit dem Auto gegen die Wand zu klatschen."
„Bist du dir sicher?", wirft nun Luna die nächste Frage in den Raum, als diese diesen betritt. In ihren Händen sammeln sich viele, bunte Gummibärchen, die sie sich einen nach dem anderen in den Mund schiebt.
Ich habe Gummibärchen schon immer gehasst. Oder zumindest seit dem ich erfahren habe, wie sie hergestellt werden.
„Hey", begrüße ich sie lächelnd und schaue ihr dabei zu, wie sie sich, nach einem kurzen Kuss mit Benni, zu mir und ihm gesellt.
„Gut geschlafen?", fragt sie eher mich.
Ich nicke, während ich in Erinnerungen an die letzte Nacht irgendeine dämliche Schnute ziehe!
„Ja. In den letzten Tagen immer besser."
„Das freut mich", sagt sie ehrlich.
Ich nicke nur stumm und lächele zurück. Seit dem Fast-Zusammenbruch im Krankenhaus sind ein paar Tage vergangen. Ich bin davon ausgegangen, dass auch Harry gerne ein paar Tage ohne mich aushalten wird, selbst wenn ich mir vorstellen kann, wie schwer es ihm vorkommen muss.
"Ja", stimme ich leicht zu und kralle mir meine Tasche, die auf dem kleinen Tisch in der Mitte des schnuckeligen Appartements steht. "Ich hole dann die Sachen ab."
"Hast du sie schon bestellt?", fragt Benni mich.
Zustimmend nicke ich und nehme mir den Hausschlüssel. "Ja. Einen großen Teil hatte der Typ in dem Laden um die Ecke. Und den anderen bekomme ich bestimmt in der Stadt. Irgendwo in einem kleinen Laden oder so."
"Klingt als würdest du dir Heroin besorgen wollen", wendet Luna ein.
Ich zucke nur mit den Achseln. "Zur Not tut's auch 'ne Überdosis."
"Ha ha", meint meine beste Freundin nur kalt und widmet sich wieder ihrem Handy und ihren Gummibärchen.
"Bis später", verabschiede ich mich von den beiden und verlasse das angemietete, kurzfristige Zuhause hier in Toronto.
Ja, Toronto. Harry ist weitergezogen. Und das hat bedeutet, dass wir drei ebenfalls den nächsten Flieger genommen haben, um ihm weiter folgen zu können. Außerdem hat Chicago mir nicht sonderlich arg gefallen. Deswegen war der Umzug nicht einmal schlimm, viel eher erwünscht.
Auch, wenn ich Toronto bis jetzt ziemlich schön finde, verstehe ich nicht, was Harry hier zu tun hat. Laut seinem Kalender, in den sich Benni gestern reingehackt hat, hat die Band hier keine Termine. Vielleicht macht er auch einfach nur Urlaub und will sich die Niagara Fälle anschauen oder so etwas.
Summend schließe ich die Türe hinter mir und gehe auf schnellstem Weg zu dem Laden, in dem ich gestern schon die Sachen für Plan D bestellt habe.
"Hey Antonio", grüße ich den älteren Mann, der in seine Zeitung vertieft war.
Als er meine Stimme hört blickt er auf und lächelt mich freundlich an, legt sogar seinen Artikel auf die Seite um mir seine Aufmerksamkeit zu geben.
"Tanny", begrüßt er mich zurück und stützt sich an der Kante seines Tisches ab. "Wie geht es dir?"
"Besser, danke", antworte ich ebenfalls lächelnd. "Ich komme um die Sachen abzuholen."
Verstehend nickt der kleine, etwas pummelige Mann, mit Rauschebart, und verschwindet kurz in sein Lager, wo er meine Bestellung aufbewahr. Währenddessen schaue ich mich ein weiteres Mal in dem Schuppen um, den ich irgendwie, obwohl er gleichzeitig so verranzt wirkt, ziemlich cool finde.
"Was macht der Superstar-Junge?", fragt mich Antonio, als er bereits nach kurzer Zeit wieder aus seinem Lager kommt. Schmunzelnd legt er das Paket auf den Tisch und scannt den darauf vorhandenen Barcode ein.
"Ist in der Nähe. Vorhin hat ihn jemand keine zehn Minuten von hier gesichtet."
"Wow", pfeift er anerkennend und sagt mir den zu zahlenden Betrag. Ich reiche ihm meine Karte. "Du meinst es wohl wirklich ernst."
"Klar", bestätige ich, während ich meinen Pin eingebe. "Hast du das denn gestern überhaupt nicht bemerkt?"
"Schätzchen, glaub es oder nicht, aber hier kommen eine Menge komische Leute rein."
"Wirklich?", frage ich ihn schmunzelnd, obwohl es eigentlich klar ist. Normalerweise bin cih kein Mensch, der nach dem Äußeren beurteilt, allerdings wird hier in diesem Viertel klar, wer sich hier herumtreibt.
"Sarkasmus", erkennt er lachend. "Danke. Hier, deine Rechnung."
"Merci", bedanke ich mich und nehme das Paket entgegen. "Hab noch einen schönen Tag!"
"Du auch!", ruft er mir hinterher, als ich bereits zum Ausgang laufe und die Türe aufziehe. "Und viel Glück mit Henry Stail!"
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Sollte in einer Stunde spätestens wieder da sein! xx
, schrieb ich in die gemeinsame Gruppe. Toronto war ein ganzes Stück kälter als Chicago und New York. Und New York war schon eine große Klasse an kalt. Es war immerhin so kalt, dass meine Zunge festgefroren ist.
Nach einem kurzen Blick auf meine Handyuhr stehe ich mit dem Kaffeebecher in der Hand auf und gehe die Straße weiter in Richtung Zuhause. Mittlerweile kann ich sowieso schon denken alles an meinem Körper besteht aus purem Eis. Eis und Kälte und vielleicht etwas Liebe für Harry.
Ich gähne mich ausgiebig, als ich auf einmal von zwei Personen angerempelt werde, die meinen Weg gekreuzt haben ohne wirklich zu gucken. Viel zu irritiert von der Situation presse ich ein kurzes 'Sorry' heraus und schaue den Beiden zu, wie sie flüchtig weiter an mir vorbei laufen. Irritiert blicke ich ihnen nach, beobachte die eiligen Schritte der beiden und höre das aufgeregte Kichern.
"Was zur-"
Diese Schuhe kenne ich doch! Und diese Haare!
"- Hölle..."
Oh mein Gott!
Als ich realisiere, dass es sich wohl um Harry handeln muss, der mich hier so blöd angerempelt hat ohne zu realisieren dass ich es bin, gehe ich ihnen hinterher.
Bei meinem Verdacht muss es sich bei dem Mädchen um Kendall Jenner halten. Ich kann es nicht glauben, dass Harry schon wieder mit dieser dummen Kuh ausgegangen ist. In Toronto. Er ist extra nach Toronto geflogen, um sie zu treffen.
Rede über Wut.
Mit zusammengepressten Fäusten nehme ich die Verfolgung auf, versuche aber dennoch unerkannt und cool zu bleiben. Schlecht kann ich ihn einfach anspringen uund zur Rede stellen. Noch habe ich das Gesicht seiner Begleitung nicht gesehen und es kann immer noch sein, dass ich nicht richtig liege, was Kendall angeht.
Ich hoffe es zumindest.
Die beiden laufen schnell und flüchtig durch die Straßen, fast schon als hätten sie Angst erkannt zu werden, während sie Händchen halten und weiterhin lachen, als wäre es ein riesiges Abenteuer, das sie gerade hier erleben.
Glaub mir, wenn ich sie bekomme wird es zu einem waschechtem Albtraum.
Tief durchatmend verstecke ich mich hinter einer Mülltonne, als ich sehe wie Harry einen Blick zurück über die Schulter wirft, als würde er ahnen verfolgt zu werden. Ich schätze mal nach den ganzen Jahren hat er ein Gefühl dafür entwickelt, wenn ihm jemand auf den Versen ist. Oder er ist einfach nur paranoid und hat nicht mehr alle Latten am Zaun.
Zumindest das würde mir erklären, warum er wieder bei Kendall ist, sollte sie es sein.
Ich folge ihnen eine ganze Weile, bis wir vor einem Kino ankommen, in das sie schnell und ohne weiteres Umgucken verschwinden. Kino? Wie klischehaft ist das denn bitte? Vermutlich wird er ihr, nach einem herzhaften Strecken, den Arm um die Schulter legen und sie danach abschlabbern. Es würde mich nicht einmal wundern, wenn sie in einen Horrorfilm gehen, damit sie sich in besonders schrecklichen Momenten an seine Brust krallen kann.
Mimimi, wie gerne ich ihm die Augen ausstechen würde.
Tief durchatmend erkenne ich, dass ich nichts anderes tun kann, als Plan D ein anderes Mal durchzuführen. Denn die Gadgets, die ich mir dafür besorgt habe, benötige ich jetzt. Wieder einmal muss eine Verkleidung her. Und wie es aussieht muss ich wohl wieder die Nummer des Opfers übernehmen, das sich verkleiden wird. Ich hoffe einfach nicht, dass ich wieder im Krankenhaus lande.
Mit gezielten Schritten steuere ich nicht auf den Vorder-, sondern einem möglichen Hintereingang zu. Als ich diesen gefunden habe, knacke ich nach kurzem Umgucken das Schloss und schleiche mich in einen kleinen Gang, der wohl in einem Mitarbeiterabteil liegt. Umso besser.
Darauf achtend, dass man mir meinen Einbruch nicht nachweisen kann, ziehe ich den Handschuh lieber nicht aus, sondern behalte ihn gleich an. Die verwaschenen Stimmen, die ich keinen Moment später in der Ferne wahrnehme, sagen mir, dass ich mich lieber verstecken sollte. Leise öffne ich die Türe zu meiner Linken und zische in das Zimmer, in dem ein paar Schließfächer, sowie ein paar Taschen stehen. Vermutlich wirklich etwas für die Mitarbeiter.
Jackpot.
Grinsend lasse ich meine eigene Tasche zu Boden fallen und beginne, mir das Kostüm anzuziehen, das ich für meinen Plan hergeschafft hatte. Es dauert keine fünf Minuten, bis ich fertig verkleidet da stehe und mich im Spiegel angucke.
"Wieso tue ich mir diesen Mist überhaupt an?", frage ich mich seufzend und richte die Perücke richtig. Nach einem weiteren, kurzen Blick in den Spiegel verstecke ich meine Tasche und mache mich auf den Weg zur Türe. Das kleine Namensschild auf meiner Brust sticht etwas in meine Haut.
"Ich mache mir ja selbst schon Angst", murmele ich nur von mir selbst beeindruckt, als ich an einer dunklen Fläche vorbeilaufe, die mich wiederspiegelt.
Da mich meine Verkleidung nicht wie ein beliebiger Ferienjobber aussehen lässt, sondern viel mehr wie die griesgrämige Leiterin dieses Schuppens, stelle ich mich, die Hände in die Hüfte gestemmt, in die Mitte der Lobby und lasse meinen Blick durch die Menge gleiten. Es sind wirklich eine Menge Leute hier. Läuft irgendwas besonderes im Kino?
Als ich nach kurzem Gucken Harrys Figur ausfindig mache, sprinte ich beinahe schon zu der Theke, die Popcorn und Getränke ausgibt. Ohne Zögern stelle ich mich hinter den Tresen neben einen Typen, der nicht wirklich so aussieht als hätte er Lust auf diesen Job. Wer kann es ihm verübeln.
"Ich übernehme die Nächsten", sage ich ihm mit verstellter Stimme und lasse das Gesicht nach unten gerichtet ruhen.
"Alles klar", meint er allerdings nur uninteressiert und wirft sich ein Skittle in den Mund. "Dann geh ich kurz pissen."
Nickend starre ich ihm etwas irritiert hinterher. "Ja, okay. Viel Spaß!"
"Ew", höre ich ihn nur sagen.
Ich habe keine Zeit weiter dumm zu gucken, denn die nächsten Kunden warten schon darauf, ihre Bestellung abgeben zu können. Die nächsten Kunden, alias Harry und sein Küken.
"Yo was geht, was willst?", haue ich raus, ohne über meine Aussprache nachzudenken. "Ich meine - Herzlich Willkommen im Kino. Was kann ich für Sie tun?"
"Hey", meint Harry nur freundlich und schenkt mir ein kleines Lächeln. Ganz klar hat er mich auf den ersten Blick nicht erkannt. Ich nehme es ihm nicht übel - schließlich sehe ich wirklich aus wie eine Vogelscheuche, die sich verzweifelt versucht mit zu viel Make-Up zu retten.
"Wir hätten gerne eine große Packung Popcorn und zwei große Colas. Willst du noch was Baby?", fragt er an seine Begleitung gewandt.
Baby? Ist das sein ernst?
"Ja Baby, was willst du noch?", frage ich sie gespielt freundlich, wobei man mir das Gestellte regelrecht anmerken kann. Ich kann es nicht verhindern über seinen ernst gemeinten Kosenamen zu lachen. Versucht er einen auf Justin Bieber zu machen?
Etwas irritert von meiner Aussage starrt mich die bekannte Brünette an. Oh, dieser kleine Mistkäfer. Automatisch beiße ich mir die Zähne heftiger aufeinander und schlucke mir einen dummen Kommentar über ihren viel zu knalligen Lippenstift herunter.
"Ein paar Nachos mit Käse-Sauce, bitte", sagt sie schließlich und ich nicke gezwungen.
"Sicher dass du das willst? Ich meine, Model zu sein muss auch irgendwo her kommen, nicht wahr?", haue ich ohne nachzudenken, getrieben von Eifersucht, heraus und starre sie zusätzlich noch missbilligend an.
"Entschuldigung?", fragt sie mich nur mit großen Augen. Selbst Harry starrt mich entsetzt an. Okay, vielleicht habe ich die falsche Sache gesagt.
Überdeckend winke ich ab und beginne gestellt zu lachen. "Ich mache doch nur Spaß! Locker dein Rückgrad! Nachos mit Käse-Sauce kommen sofort!"
Ohne eine weitere Reaktion der Beiden abzuwarten drehe ich mich um und starre auf die Theke, auf der das auszuschenkende Essen und Trinken gelagert wird. Super, dass ich so ein Zeug schon einmal gemacht habe.
Scheiße, wie funktioniert das überhaupt?
Unsicher, was ich nun machen soll, greife ich mir zwei große Becher und beginne irgendwie das gewünschte Getränk nachzufüllen. Auch das Popcorn bekomme ich nach etwas Zappeln und Kleckern in die gewünschte Tüte.
"Nachos..", murmele ich mir selbst zu und halte meine Augen nach den bekannten Ecken offen, allerdings sehe ich nichts.
"Ey, Pummelchen!", spreche ich den Jungen an, der gerade wieder von der Toilette zurückkommt und großkotzig auf seinem Kaugummi herumkaut. "Wo sind die Nachos?"
Mit gerunzelten Augenbrauen und kauendem Mund starrt er mich nur weiter dumm an, ehe er mir sagt was ich wissen will. "Küche."
"Cool", sage ich nickend und verschwinde durch die kleine Türe in die Küche, die ich mir nicht ganz so ranzig vorgestellt habe. "Ew."
Schließlich, als ich die gewünschten Nachos gespottet habe, fülle ich diese grumpig in einen Behälter. "Hier bitte schön, Kendall. Ich hoffe sie schmecken dir. Leider kann ich sie nicht eigenhändig in deinen Arsch stecken, ohne dafür wahrscheinlich für immer im Knast zu landen!"
Denn bei der Position ihrer Familie und der Beliebtheit, die sich nach Außen hegt, denke ich, dass ich nicht einmal so falsch mit meiner Aussage liege. Wer weiß welche Verbindungen und Kontakte dieses Mädchen in ihrem Handy hat. Vermutlich ist sie sogar mit dem Präsidenten der Vereinigten Staaten per du.
Ich spüre, wie die Eifersucht immer mehr in mir aufkocht. Und gleichzeitig merke ich, wie unangenehm ich dieses Gefühl finde. Immerhin kontrolliert es mich sogar so sehr, dass ich ohne weiter zu überlegen das Chillipulver nehme, das frei dort steht, und ihr mit in die Käsesoße schütte.
Vielleicht sogar die beste Entscheidung, die diesen Abend noch begleiten wird, aber mit einem schlechten Gewissen verbunden.
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Hallo, bitte tötet mich nicht :D
Ich bin wieder Zuhause, nachdem ich einen ganzen Monat durch Europa gereist bin. Ich habe wirklich versucht on the road zu schreiben, aber es war anstrengender als gedacht und joa ... es hat nicht wirklich geklappt!
Dafür ist dieses Kapitel extra lang und der Aufbau zum Nächsten, auf das ich mich persönlich sehr freue.
Vielen Dank für eure Geduld!
Ily,
Alina xx
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