Kapitel 5: Benötigte Hilfe
SUNOO'S POV:
Ich wartete auf irgendeine Reaktion von Ni-ki, während er mit leicht geweiteten Augen meine Narbe betrachtete. Auch Jungwon stand wieder neben mir und legte einen Arm um meine Schultern. Das ging mir alles sehr nahe und doch musste ich da jetzt durch, nur um Ni-ki irgendwie helfen zu können. Ich war mir sicher, dass er früher mal ein sehr niedlicher, süßer und hübscher Junge gewesen sein musste. Nur seine anderen Pflegefamilien haben ihn so zugerichtet. Sollen sie mir einmal unter die Augen treten, dann garantiere ich für nichts.
Ich hörte ein kleines Seufzen von Jungwon, der dann auch schon anfing zu reden. "Ni-ki, es ist deine Entscheidung. Wir wollen dich nur nicht sterben lassen. Wir können uns bildlich vorstellen, was du erlebt haben musst. Wir stehen da voll hinter dir. Hier bei uns bist du auf jeden Fall sicher. Hier kann dir niemand mehr etwas antun. Du kannst es dir ja noch überlegen. Wir müssen dann aber den Krankenwagen rufen. Du bist so stark unterernährt, dass man das mit normalem Essen nicht mehr hinbekommen kann. Und das was Sunoo gesagt hatte, ist wahr. Diese Narbe hatte ihn sein eigener Vater zugefügt." Mehr sagte Jungwon nicht mehr. Er nahm nur meine Hand und zog mich zur Tür. Ich sah nochmal zu Ni-ki, der noch immer stocksteif da lag und sich nicht bewegte.
Er tat mir so leid. Wir wollen ihn nur helfen. Allerdings sollte es uns klar sein, dass das nicht so einfach geht. Er misstraut uns und das nur, weil er nur schlechte Menschen kennengelernt hatte.
Bevor ich die Tür hinter uns schloss, konnten wir noch Ni-ki's kratzige und raue Stimme wahrnehmen. "Wartet..." Sofort drehten wir uns mit aufgerissenen Augen zu ihn. "Bitte...beweist mir...das...ihr anders seid." Er richtete sich leicht auf, wo durch er sich mit seinen dünnen Armen abstützte, die aber stark zitterten.
Er wollte aufstehen, doch als er stand, verlor er das Bewusstsein und fiel nach vorne. Ich reagierte schnell und fing ihn auf. Er ist extrem leicht und seine Haut fühlte sich alles andere als gesund an. "Jungwon, ruf den Krankenwagen." rief ich ihn zu, woraufhin er nickte und sein Handy hervor holte. Ich legte Ni-ki zurück ins Bett und strich ihn einige dreckige Strähnchen aus seinem blassen und eingefallenen Gesicht. Seine Wangenknochen stachen deutlich hervor. Wie kann man das nur so einem hübschen Jungen antun?
"Der Krankenwagen ist unterwegs." meinte Jungwon und setzte sich auf die Bettkante. Das war gut. Dennoch fragte ich mich, wie er so naiv sein kann? Klar, wir waren gute Menschen und wollen ihn nur helfen. Dennoch war es verwunderlich. Na hoffentlich wird er wieder. Im Krankenhaus war er sicher.
Nach wenigen Minuten hörten wir die Sirenen. Wir sahen sofort auf und nickten uns bestätigend zu. Jungwon holte die Sanitäter hoch und ich ging aus dem Weg. Einer der Sanitäter fragte uns, wie es dazu kam und nach allen möglichen Sachen über Ni-ki's Gesundheitszustandes.
Wir hatten sie aufgeklärt und nahmen Ni-ki letzendlich mit. Wir mussten nachkommen, da wir nicht mitfahren durften. Die Sanitäter wirkten ziemlich in Eile und hatten auch keine Zeit uns aufzuklären. Sie mussten sofort los. Da war die Sorge natürlich riesig und wir beschlossen gleich nachzukommen.
Wir konnten uns schon denken in welchem Krankenhaus sie ihn gebracht haben. Ganz in der Nähe befand sich eines und wo sollten sie sonst sein, als zu dem Krankenhaus in der Nähe zu fahren. Das war ja auch am schnellsten.
Als wir dort ankamen, gingen wir gleich zur Rezeption. "Hey, ich bin Sunoo und das ist Jungwon. Wir sind wegen unserem Freund hier. Er sollte vor einigen Minuten hier angekommen sein." versuchte ich der Dame freundlich zu erklären, aber innerlich war ich sehr in Panik. "Ja, er ist hier vor einigen Minuten eingeliefert wurden. Es steht sehr kritisch um ihn. Er ist sehr untergewichtig. Wir müssen ihn in ein Koma versetzen, um ihn so künstlich zu ernähren." Mir fiel es wie Schuppen von den Augen. Ich wusste ja, dass es schlimm war, aber gleich so schlimm? "Ich hab auch noch erfuhren, dass er einige gebrochene Rippen hat und zudem entzündete Wunden. Er hat einige sehr tiefe Narben, die genäht werden müssen." Ich glaub das nicht. Automatisch wurde ich von einer Welle der Wut gepackt. Ich hasse seine anderen Pflegefamilien. Am liebsten würde ich sie für das alles büßen lassen, auch, wenn ich nicht weiß, was ihn genau angetan wurde.
Wir gingen weiter zur Intensivstation. Wir begaben uns zu seinem Zimmer und traten langsam ein. Da lag er jetzt also, an vielen Geräten angeschlossen. Sein gesamter Körper war komplett bandagiert, wie auch sein Kopf. Seine Lippe musste anscheinend ebenfalls genäht werden. Alles in allem gab er kein guter Anblick ab. Das hielt mich aber nicht davon ab für ihn da zu sein. Ich will ihn besser kennenlernen und ihn ein guter Freund sein. Mehr will ich gar nicht.
Leicht besorgt legte mir Jungwon eine Hand auf die Schulter, als ich mich auf die Bettkante fallen gelassen hatte. "Keine Sorge. Ich bin mir sicher, dass er durchkommen wird." Jungwon's Worte beruhigten mich leicht, aber dennoch wollte ich niemanden in so einem Zustand sehen. So hatte sich Jungwon also damals gefühlt, hm? Ich konnte es nachvollziehen. Als ich erwachte, war er an meinem Bett und sah alles andere als gut aus. Er hatte kaum geschlafen und gegessen. Er blieb die ganze Zeit bei mir und hatte um mich geweint. Dafür war ich ihn dankbar. Ich hatte das Gefühl, jemanden wichtig zu sein. Dieses Gefühl wollte ich Ni-ki ebenfalls geben. Er soll das Gefühl haben, zu unserer Gruppe dazuzugehören.
"Jungwon..." Ich sah hoch zu ihn. Fragend sah er mich an. "Jetzt weiß ich, wie es dir damals ergangen war." Er zuckte sichtlich zusammen und hatte mit den Tränen zu kämpfen. "Danke, wirklich. Nur dank dir lebe ich noch." Ich weiß, dass ich ihn dies schon tausend Mal gesagt hatte, aber es ist wahr. Ohne ihn wäre ich schon längst Tod. "Ich würde...es jederzeit wieder tun." meinte er schluchzend und wischte sich die Tränen weg. Ein kleines und trauriges Lächeln stahl sich auf meine Lippen, als ich ihn an der Hand nahm und ihn zu mir auf den Schoß zog, damit ich ihn besser in den Arm nehmen kann. Ich war zuversichtlich, dass wir Ni-ki gemeinsam helfen können und wenn er soweit war, helfen uns die anderen bestimmt auch. Das kriegen wir gemeinsam hin.
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