Kapitel 46: Dringende Aufklärung
SUNOO'S POV:
Als wir bei mir zu Hause ankamen, schloss ich die Tür auf. Es war bereits dunkel draußen und recht spät. Sie werden wohl alle bei mir schlafen müssen. Naja, für Kai ist sowieso schon ein Gästezimmer fertig. Heeseung muss sich nur entscheiden, wo und bei wem er schlafen möchte. Immerhin waren meine Eltern schon im Bett und meine Schwester zumindest in ihren Zimmer. Normalerweise müsste sie auch schon längst schlafen, weil morgen Schule war, aber die ging meistens immer nach Mitternacht im Bett. Sie war manchmal ein eigenwilliges kleines Mädchen.
Ich schaltete das Licht an, während ich mich aufs Bett setzte. Ni-ki nahm neben mir Platz, während sich Heeseung auf dem Boden gemütlich gemacht hatte und sich Kai auf dem Schreibtischstuhl fallen ließ. Alle sahen mich erwartend an. Wir wollten es eigentlich niemanden sahen, doch alle Geheimnisse kamen wohl irgendwann mal ans Licht, so auch dieses Geheimnis. Ich hatte keine Wahl mehr und je länger ich zögerte und drüber nachdachte, desto unwohler und unsicherer fühlte ich mich dabei. Ich wusste schließlich nicht, wie die anderen mich dann sahen. Ich könnte sie alle verlieren und das wollte ich nicht. Ich wollte niemanden verlieren und doch könnte mein schlimmster Alptraum wahr werden.
Ich zuckte leicht zusammen, als Ni-ki meine rechte Hand sanft in seine nahm und sie fürsorglich streichelte. Verwundert blickte ich hoch in sein Gesicht, doch er lächelte mich nur leicht an. "Beruhige dich! Wir werden nicht gehen, nur, wegen dieses Geheimnis. Wir bleiben bei dir. Wir wollen nur den Grund wissen. Wir müssen den Grund wissen, um uns besser verteidigen zu können und um die Typen vielleicht zu verstehen." Ni-ki könnte recht haben, weshalb ich ihn kurz zunickte und dann wieder zu Heeseung und Kai sah. "Also..." fing ich unsicher an und wusste nicht, wie ich weitermachen sollte. Egal. Es muss raus. Es geht nicht mehr anders. Verzeih mir, Jungwon.
Ich atmete kurz tief durch, bevor ich von Neuem anfing. Dieses Mal sah ich nur unsicher auf mein Bett. Ich konnte niemanden ansehen. "Damals...hatten Jungwon und ich...uns über sie lustig gemacht. Wir wissen leider nicht mehr so genau, worum es da ging. Sie drohten uns, dass das noch ein Nachspiel hat und...stellten uns in der Pause bloss. Ich weiß auch nicht mehr mit was, aber damit fing alles irgendwie an. Wir wurden zum Mobbingopfer. Jeder lachte über uns und...! Wir wussten nicht weiter. Zudem war auch noch der Bruder von einen von ihnen beteiligt gewesen. Er...hat mich hinter das Schulgebäude mitgeschleppt. Jungwon war zu diesem Zeitpunkt auf der Toilette. Ich weiß nicht mehr genau, wie alles ablief. Er hat mich mit verschiedenen Beleidigungen verletzt. Ich weiß nicht mehr was genau. Ich ließ alles über mich ergehen. Jedenfalls...! Anscheinend...wollte er mich auch...vergewaltigen. Er hat mich überall angefasst. Er war...gerade dabei meine Hose aufzumachen...als Jungwon schon kam. Ihn brannten alle Sicherungen durch und...er hat ihn krankenhausreif geprügelt. Er starb...an seinen Verletzungen! ICH KONNTE ES SELBST NICHT GLAUBEN UND WOLLTE DIE EREIGNISSE NUR VERGESSEN!!! Wir...wollten es niemanden sagen." Es brach einfach über mich herein und ich fing bitterlich zu weinen an. Ich konnte niemanden ins Gesicht sehen. Ich war ja irgendwie mit daran beteiligt. Seitdem hatte ich große Angst vor den Typen. Sie könnten genauso pervers sein, wie sein Bruder. Ich weiß es nicht, aber ich wollte sie nie wiedersehen.
Wortlos hatte mich Ni-ki mit einem Mal in seine Arme gezogen. Er hat sich echt verändert. Vor einer Woche war sowas noch undenkbar gewesen und jetzt war er derjenige der mich tröstete und nicht andersrum. Was für eine verkehrte Welt das hier war. "Ich...weiß wie du dich fühlst." flüsterte mir Ni-ki ruhig zu, doch innerlich war er sehr angespannt. "Mir...ging es doch nicht anders...mit dem Unterschied...das es...wirklich geschah. Nicht nur ein Mal. Es war sooft passiert...das ich irgendwann nicht mehr mitgezählt hab." Jetzt hatte auch noch Ni-ki zu weinen angefangen. Ich hab ihn an schreckliche Zeiten erinnert und doch musste ich es jeden gesagt haben. Jetzt wussten es Heeseung und Kai ebenfalls, die sich vor Schock einfach nicht bewegen konnten.
Mit einem Mal ließ mich Ni-ki los und stand auf. Er verließ mein Zimmer. Was hat er denn jetzt vor? Kai zögerte nicht und rannte ihn schnell hinterher. Was ist mit ihm denn los? Er schien extrem wütend zu sein. Wahrscheinlich weinte er wegen mir und vor Wut und nicht vor Trauer. "Sunoo..." Heeseung setzte sich neben mich und zog mich stattdessen in seine Arme. Wieso blieben sie noch bei mir? Ich versteh es nicht! Sie müssten uns doch als Mörder sehen. "Sunoo, es ist okay. Ich hätte dich niemals zwingen sollen, dass du es uns sagst. Ich versteh dich jetzt besser. Natürlich kann ich sowas nicht nachvollziehen, wie man sich da fühlt, aber dennoch versuche ich alles um für dich da zu sein." Heeseung's Worte berührten mein Herz und mehr und mehr Tränen verließen meine geröteten und geschwollenen Augen. "Du musst sowas nie wieder durchmachen. Du und Ni-ki steht nun unter meinem Schutz. Nie wieder werdet ihr vergewaltigt, okay? Ich pass auf euch auf! Schließlich...seid ihr wie ein jüngerer Bruder...den ich nie hatte." Heeseung stimmte die Tatsache offenbar traurig, aber da fragte ich mich gleich, weshalb dies so war. Wieso war dieses Thema 'Geschwister', so traurig für ihn?
Ich beließ es erstmal dabei und lehnte mich leicht erschöpft gegen ihn. "Hee, ich würde gerne dein jüngerer Bruder sein." hauchte ich ihn schwach zu, was ihn leicht zum Lachen brachte. "Wenn du das willst, dann gerne. Ich hab damit kein Problem." Ich nickte ihn zu und kuschelte mich nur noch stärker an ihn. "Und außerdem würde ich dich niemals für etwas verurteilen, für das du gar nichts kannst. Und Jungwon auch nicht. Er wollte dich beschützen. Jeder hätte so wie Jungwon reagiert. Du bestimmt auch, wenn Ni-ki an deiner Stelle gewesen wäre." Heeseung hat recht. Für Ni-ki würde ich alles tun und wenn es hieß, dass ich Ni-ki's Peiniger alle töten muss, dann war dies halt so. Ich schreckte nicht davor zurück sie für das büßen zu lassen, was sie Ni-ki antaten und eines Tages kann ich bestimmt Rache nehmen.
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