Kapitel 45: Tiefe Trauer
JUNGWON'S POV:
Ich legte Sunghoon auf die Bank ab, während ich ihn nochmal auf jegliche Verletzungen untersuchte. Ich öffnete den Verbandskasten und verarztete Sunghoon erneut. Immerhin war es nicht allzu kalt, da war dies auch möglich. Ich hoffe nur, dass Jay und Jake erfolgreich und ohne Verletzungen zurückkamen. Ich frage mich echt, was er mit Sunghoon will. Er soll doch froh sein, dass er nicht mehr bei ihn war. Es war besser für Sunghoon und für ihn. Jedenfalls muss ich Sunghoon vor ihn beschützen. Ich muss meine Freunde vor sovielen Typen einfach beschützen. Das war doch nicht mehr normal. Womit hatten wir nur ein solches Schicksal verdient? Naja, irgendwo hab ich mir das ja auch selbst zuzuschreiben. Schließlich war das alles meine Schuld. Aber was hätte ich damals auch tun sollen? Ich musste Sunoo doch beschützen.
Nachdem ich soweit fertig war, Sunghoon zu verarzten, wachte er langsam auf. "Sunghoon..." Er rieb sich den Kopf, während er sich leicht aufsetzte. "Hey, wie gehts dir?" Er sah kurz zu mir, bevor er sich leicht umsah. "Wie man es nimmt. Was machen wir im Park?" Ich half ihn, sich richtig aufzusetzen, während ich mich dann neben ihn fallen ließ. "Wir mussten...fliehen." Sunghoon sah mich überrascht an, als ihn offenbar klar wurde, was vorher geschehen war, bevor er bewusstlos geworden war. "Was? Aber dich hab ich nicht angerufen." Ups, dass hab ich komplett vergessen. "Ich wollte dich zufällig besuchen kommen und hab von drinnen Geschrei gehört. Kurz danach waren Jay und Jake gekommen. Wir brachten dich erstmal zu mir, da ich...ja jetzt alleine wohne." Den letzten Teil hab ich nur geflüstert, aber Sunghoon verstand es trotzdem. "Du wohnst allein? Was...ist denn mit deinen Eltern?" Ich seufzte aus und spürte allmählich wieder die Tränen hochkommen. "Bevor wir...geflüchtet waren..." schluchzte ich auf und wischte mir die Tränen weg. Sunghoon legte mir fürsorglich einen Arm um meine Schultern. "...hat mich das K-Krankenhaus...von Busan angerufen...auf dem Handy...meiner Mum." Sunghoon drückte mich enger an mich. "Sie...starben...vor ein paar Tagen...an einem Verkehrsunfall." Ich konnte einfach nicht mehr und krallte mich an Sunghoon's Oberteil. Das belastet mich mehr als es sollte. Aber ich hatte meine Eltern wirklich sehr lieb gewonnen. Sie wollten sogar Ni-ki adoptieren und hatten sich sehr für ihn gefreut. Anfangs waren sie traurig, aber als es besser geworden war, waren sie so glücklich, dass sich Ni-ki und ich so gut verstanden. Jetzt waren sie Tod und sie konnten Ni-ki nie besser kennenlernen. Er muss auf ewig bei Sunoo bleiben, ebenso auch Kai. Ich kann mich nicht um sie kümmern. Das wäre niemals mehr möglich. Ich war dafür einfach noch viel zu jung.
Bald kamen Jay und Jake bei uns an. Letzterer war am Bein verletzt. "Was ist denn passiert?" fragte Sunghoon, woraufhin ich mich langsam erhob und mir die Tränen wegwischte. Ich muss ihn verarzten. Mir egal, wie es mir geht. Meine Freunde gingen vor. Sie waren wichtiger. Wenn ich schon meine Eltern verloren hab, will ich meine Freunde wenigstens beschützen. Das war das Mindeste, was ich jetzt noch machen konnte.
"Setz dich!" befahl ich Jake mit schwacher Stimme, der meinen Befehl befolgte und sich auf die Bank setzte. Ich sah mir sein Bein genauer an, was eine Schusswunde aufwies, wenn auch eine Streifwunde. Ich desinifzierte sie und verband sein Bein mit einer Binde. "Gehts?" Jake nickte mir stumm zu, während sich Sunghoon etwas zurücklegte. Es wurde bald dunkel und wir wussten nicht, wohin wir noch konnten. Nach Hause zurück konnten wir nicht mehr. Da wären wir nicht mehr sicher.
Ich entfernte mich langsam von den anderen und befahl ihnen, dort bei der Bank zu bleiben. Ich ging zu dem kleinen Teich und setzte mich daneben. Ich brauch jetzt erstmal einige Minuten für mich allein. Ich musste erstmal drauf klarkommen, dass wir jetzt erstmal obdachlos waren und das meine Eltern Tod waren und ich zu einem Waisenkind geworden war. So oder so konnten wir nirgendswo mehr hin. Vielleicht zu Sunoo nach Hause, aber da konnten wir nicht ewig bleiben. Seine Eltern und seine Schwester werden bestimmt was dagegen haben. Zudem sollten die anderen nichts davon mitbekommen. Andere Verwandte hatten wir bestimmt nicht mehr. Was mit Jake's und Jay's Familien war, konnte ich nicht so genau sagen. Wir waren selten bei den beiden zu Hause und in letzter Zeit hockte Jake ja bei Sunghoon rum. Vielleicht liebten sie sich ja wirklich, aber ich konnte mich nicht daran erinnern, dass Sunghoon einmal erwähnt hatte, bi oder schwul zu sein. So erfuhr man immer wieder was Neues über seine Freunde.
"Jungwon..." Ich sah auf und sah Jay, der sich neben mich setzte. "Hey, ich weiß selbst...wie es sich anfühlt, seine Eltern zu verlieren." Fragend sah ich ihn an. "Was...willst du mir damit sagen?" Jay sank den Blick und sah lieber zum Teich, anstatt mir Beachtung zu schenken. "Ich lebe bei meinen Großeltern." Meine Augen weiteten sich geschockt. Wollte er deswegen nie, dass wir mit zu ihn nach Hause kamen? "Sie sind sehr pflegebedürftig. Ich muss alles für sie machen. Den Haushalt, einkaufen, sie waschen und so weiter. Das war sehr stressig. Ich kann kaum schlafen." Deswegen sah er immer so müde aus und hat den einen Tag verschlafen. Das wusste ich ja gar nicht. "Meine Eltern starben, als ich zehn war. Ich war dabei und...hatte eine schlimme Verletzung am Rücken davon getragen. Meine Eltern starben am Unfallort. Mir wurde gesagt, dass ich nie wieder laufen könnte, doch ich wollte dieses Schicksal nicht akzeptieren und hab gekämpft. Ich wollte wieder laufen können." Ich hatte ja keine Ahnung, dass es ihn schlimmer ergangen war. "Jay, dass tut mir leid! Ich heul wegen sowas rum, aber bei dir war es soviel schlimmer." Er schüttelte nur leicht lächelnd den Kopf. "Nein, Wonnie, es ist verständlich das man wegen sowas trauert. Lass es einfach raus, okay? Ich bin jederzeit für dich da." Genau in diesen Moment brach in mir ein Damm und ich fing erneut bitterlich zu weinen an, während ich mich gegen Jay fallen ließ, der mich fest in seine Arme schloss. Vielleicht brauchte ich das einfach. Wer wusste das schon? Ich ja nicht.
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