Kapitel 28: Schuldgefühle
NI-KI'S POV:
Der Morgen und auch den Mittag danach war so langweilig ohne Sunoo. Ich wusste nicht, was ich machen konnte. Ich hab die Zeit damit verbracht mein Handy einfach besser kennenzulernen. Es war lange her seid ich mal eines besessen hatte. Immer, wenn ich mir eines kaufen konnte, wurde es gleich wieder zerstört, also gab ich es irgendwann auf mir ein Neues zu kaufen und lernte ohne ein Handy zu leben. Zugegeben brauchte ich auch nie eines. Ich hatte keine Freunde. Niemanden, den ich anrufen oder schreiben konnte. Ich war willenlos, nur noch eine seelenlose Hülle, die nur teilnahmslos am Leben teilnahm. Ich hab alles akzeptiert, was mit mir angestellt wurde. Eine andere Wahl hatte ich ja nicht. Doch durch Sunoo und Jungwon, kam mein Wille irgendwie zurück. Ich lernte Spaß am Leben zu haben und durch Sunoo, lernte ich das Leben langsam zu schätzen. Trotzallem hatte ich immer noch große Angst vor die Typen, die Sunoo fast ungebracht haben, wenn Jungwon und Jay nicht rechtzeitig zurückgekommen wären. Ich war denen für alles dankbar und so langsam baute ich sogar Vertrauen auf. Ich war nicht naiv, aber ich kenne jemanden, die nicht wie die Typen damals waren.
Ich seufzte auf und stand auf. Es war nach Mittag und das Essen, was mir gebracht wurde, hab ich nicht angerührt. Dafür hab ich das Frühstück aufgegessen und fühlte mich jetzt so voll. Ich hatte es ja versucht, aber es wurde zu schmerzhaft und hab es einfach stehen lassen. Zumindest kann ich nicht sagen, dass ich es nicht probiert hab.
Ich verließ mein Zimmer und begab mich zu Kai. Vielleicht war er ja wieder wach und ich könnte mir die Zeit bei ihn vertreiben. Immerhin wurden wir doch schon zu Freunden geworden, nicht? So oder so sah ich in ihn jemanden, der das Selbe durchgemacht hatte, wie ich. Uns verband irgendwie schon etwas magisches, wenn ich das mal so sagen dürfte.
Als ich bei Kai's Zimmer ankam, trat ich ein. Er war anscheinend noch nicht wach. Was solls. Dann verbrachte ich eben die restliche Zeit bei ihn, bis Sunoo und die anderen hier auftauchen würden.
Ich nahm mir ein Stuhl und setzte mich neben Kai's Bett, der an vielen unterschiedlichen Geräten angeschlossen war. Mit einem Mal verschwomm das Bild und statt Kai, sah ich Sunoo dort liegen. Es hätte ihn genauso treffen können. Ich will das nicht sehen. Verdammt nochmal! Das war doch alles meine Schuld. Hätte ich eher eingegriffen, wäre Sunoo nicht verwundet wurden. Hätte ich eher gemerkt, dass Kai nicht mehr da war oder seid Stunden nicht wieder kam, hätte ich ihn gesucht und vermutlich hätte dann das Schlimmste verhindert werden können. Ich bin so ein Idiot. Es ist alles meine Schuld. Wieder einmal!
Ich schüttelte hektisch und panisch den Kopf, während ich wieder zu Kai sah. Alles war soweit wieder normal, aber war es das wirklich? Nein! Das war es nicht. Der Drang nach Schmerzen wurde allmählich stärker und ich sah keinen anderen Ausweg mehr, es wieder zu tun. Das hab ich nicht mehr gemacht, seid ich Sunoo traf. Er hatte es auch nie hinterfragt, weshalb meine Arme voller Verbänder waren. Die Ärzte haben dies auch nie hinterfragt. Ich war niemanden wichtig. Ich war ein hoffnungsloser Fall.
Mit Tränen in den Augen flüchtete ich ins nahegelegene Bad und schloss die Tür hinter mir. Vollkommen verzweifelt und zerbrochen ließ ich mich mit dem Rücken daran herunter gleiten, bis ich zum Sitzen kam. Wie konnte das alles nur passieren? Haben wir denn kein normales Leben mehr verdient? Wie wird es erst sein, wenn wir hier raus waren? Die Alpträume werden kommen und mich auffressen. Wahrscheinlich war bis hierhin alles umsonst. Es war umsonst, was ich bis jetzt alles erreicht hab. Es war umsonst, dass ich so lange noch gelebt hab. Nicht mehr lange und dann bin ich hoffentlich schon bald Tod. Vielleicht können die anderen ja dann alle ein ruhigeres Leben führen. Ich machte sie doch nur traurig. Selbst Sunoo hatte heute Morgen wieder um mich geweint. Anfangs fand ich es irgendwie noch amüsant, aber dann wurde es mir klarer. Er weinte wegen MIR!!! Ich bin für seine Trauer und Angst verantwortlich. Wäre ich nicht da gewesen, dann könnten sie alle immer noch ein unbeschwertes Leben führen. Ich wäre niemals Teil ihres Lebens geworden. Wollen sie wirklich jemand so dreckiges und nutzloses in ihrem Leben haben? Ich bin echt das Allerletzte.
Ich stand langsam auf, fast schon wie in Trance und begab mich zum Spiegelschrank. Wie auch in meinem Zimmer befand sich auch hier ein Rasiergerät, was ich an mich nahm. Ich habe keine Wahl mehr. Es war mir egal. Soll ich doch am Blutverlust verrecken, dann war es halt so. Es war mir sowas von egal. Sobald ich nicht mehr da war, werden sie mich vergessen haben und ihr gemütliches Leben leben. Jetzt musste ich aber erstmal diesen Drang loswerden und danach über alles nachdenken...wenn ich dann noch lebte.
Ich wickelte den Verband um meinen linken Arm auf und setzte die Klinge an. Ich zog einen blitzschnellen Schnitt hin durch. Dieser war recht oberflächlich. Ich musste weitermachen. Das reichte bei weitem noch nicht. Es würde vermutlich nie reichen. Sobald Sunoo das sehen würde, würde jeder erkennen, wie aussichtslos meine Situation war und alle würden sich von mir abwenden. Ich war doch echt widerlich, abartig. Ich gehörte nicht mehr in diese Welt. Seht mich doch an. Ich war einfach nur ein abartiger, dreckiger und magersüchtiger Junge, der zudem auch noch hässlich war. Wie konnte Sunoo mich da noch schön finden?
Nach einer Weile klärten sich meine Gedanken langsam auf und ich starrte auf meinen Arm hinunter. Ich seufzte aus und versuchte langsam aufzustehen. Mein Arm fühlte sich taub von den Schmerzen an und er war Blut überströmt. Man konnte fast meinen Arm nicht mehr sehen. Das war mir egal. Ich wusch mir den Arm nur ab, was höllisch brannte, aber wickelte dann den Verband wieder drum. Bis nachher musste ich das echt in den Griff bekommen. Niemand durfte jemals davon erfahren. Ich würde ihn damit nur verlieren. Und es war mir egal. Sobald er weg war, kann ich ruhig in den sicheren Tod gehen. Ich lebte nur wegen Sunoo, aber weshalb eigentlich? Das waren Fragen, die ich nicht beantworten konnte.
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