Cecile:

Toni hatte dich am Arm gepackt und war dabei dich die Treppe herunterzuziehen. Weg von mir. Er schnappte sich einfach meine neugewonnene Liebe und schubste sie vor meinen Augen gewaltvoll die Stufen hinab. Ich stand da, steif und stumm und voller Panik, er könne es wirklich schaffen. Dich aus meinem Leben zu verbannen. Dann fing ich an zu weinen. Ohne groß darüber nachzudenken liefen mir dir Tränen über meine fiebrigen Wangen. "Lass ihn los, Toni!", schrie ich und lief auf die beiden zu, um das Unaufhaltsame aufzuhalten. "Was machst du denn da? Du tust ihm weh!", schimpfte ich ihn. Er ließ dich mit einem Mal los, was dich ins Schwanken brachte. Ich dachte, jetzt fällst du. Das Unausweichliche passiert direkt vor mir und ich bin zu schwach, um dich zu fangen. Deine Augen weiteten sich, wässrige Schatten wichen gellender Angst. Dein Rückgrat bog sich steil nach rechts, was komisch klang und noch komischer aussah. Deine Sneakers wippten in unregelmäßigem Rhythmus auf der Kante der obersten Stufe. Deine langen Finger griffen haltlos ins Leere. Dein Hemd rutschte ein paar Zentimeter nach oben und gab den Blick auf den Beginn deines Sixpacks frei. Dein Mund öffnete sich zu einem Schrei und schloss sich im nächsten Moment tonlos. Es war die Summe aller Momentaufnahmen, die den Spiegel der Wahrheit komplementierte. Die Wahrheit der Zukunft grinste mir hämisch ins Gesicht und ich ließ den Spiegel zersplittern. Aber es brachte nichts. Nicht eine Millisekunde, die ich in mir aufnahm konnte für das Gegenteil des heraneilenden Unglücks stehen. Es war ein scheußlicher Dominoeffekt und du der letzte Stein, der fallen würde. Unglücksseliger, liebeskranker Ritter, der von dem Turm der Prinzessin gestoßen wird. Das passte, dachte ich. Alles passte auf schreckliche märchenhafte Weise zusammen.

Ben:

Mein Herz schlug so schnell, dass ich unfähig war, an etwas anderes als das mit Hochgeschwindigkeit durch meine Venen pulsierende Blut zu denken. Ich dachte nur daran, wie lang es noch in den Blutbahnen meines Körpers fließen würde, bevor die Haut an meinem Kopf aufplatzen und es unweigerlich herausströmen würde. Ich hatte eine entsetzliche Blutphobie. Ich dachte auch an Lil, schließlich liebte ich sie. Ich sah sie kurz vor mir, wie sie ihre zarten Hände gegen ihr Gesicht drückte. Toni sah ich nicht, vielleicht weil ich ihn nicht sehen wollte. Und dann wurde alles schwarz, ich spürte wie ich das Gleichgewicht verlor, wie ich kopfüber für drei Sekunden durch die glatte und atemlose Luft schwebte. Ich hörte sie schreien und dann durchströmte mich ein dumpfer, feuriger Schmerz, der von meinem Kopf meine Wirbelsäule nach unten raste, als gäbe es etwas zu gewinnen, wenn er nur schnell genug bei meinem Steißbein angelangt war. Ich schmeckte Blut. Wahrscheinlich hatte ich mir auf die Zunge gebissen. Wäre ich nicht kurz davor abzudriften, würde ich mich übergeben. Alles verschwamm zu einem massigen, dunkeln Brei. Ich spürte etwas Nasses an meinem Kopf und ich geriet trotz meines Nahtodzustands oder Nahkomazustands in Panik. Plötzlich nahm ich eine warme Hand auf meiner Stirn wahr. Wortfetzten bahnten sich den Weg zu meinem Gehörgang und weiter zu meinem angekratzten Gehirn. Ben - geh - nicht - ich - brauche - liebe -dein - Kopf - Schmerzen - keine - Angst - bin - immer - bei - dir. Und kurz bevor ich im Nebel der Nacht versank, spürte ich ihre Lippen auf meinen. Sie versuchte mich zurück zu küssen. Sekundenlag. Oder länger. Sie hauchte mir Leben ein. Ihre Wörter verschmolzen zu bedeutsamen Chiffren. Bloß ein Gefühl blieb zurück. Geborgenheit.

HEY MEINE SÜSSEN,

ICH WOLLTE NICHT EUREN WEIHNACHTSTAG DRAMATISIEREN, ABER JETZT IST ES VIELLEICHT DOCH IRGENDWIE PASSIERT. TUT MIR LEID, MEINE ELFIGEN UND FLEISSIGEN MÄDCHEN. 

ICH WÜNSCHE EUCH NATÜRLICH WUNDERBARE, WEISSE WEIHNACHTEN (WAS BEI MIR LEIDER NICHT MEHR ERFÜLLBAR IST, ES HAT FÜNF GRAD) UND DASS IHR REICH BESCHNEKT WERDET. IHR MÜSST MIR UNBEDUINGT MORGEN ODER SO IN DIE KOMMENTARE SCHREIBEN, WAS IHR BEKOMMEN HABT UND OB TOLLE BÜCHER DABEI WAREN.

XOXO

IHR WISST ICH LIEBE EUCH. UND ZWAR FÜR IMMER.

L.