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41. Kapitel

Mum.

Ich spürte, wie sich meine Hals augenblicklich zusammen zog. Als hätte jemand um diesen einen unsichtbaren Strick gelegt, den er langsam aber sicher zuzog.

Sie sah so unverändert aus. Fast wie immer, wenn man von dem dunklen Umhag, der um ihre Schultern herum trappiert lag, absah. Als hätte sie wenige Minuten zuvor noch in unserer kleinen, gemütlichen Küche am Herd gestanden und zu den Klängen von "I want it that way" Rosinenschnecken gebacken. Als hätte sie nur Sekunden zuvor noch die mit Mehl bestäubte Schürze von ihren Hüften genommen und an den Haken direkt neben der Tür gehängt, um sich anschließend zu mir ins Wohnzimmer zu gesellen.

Nur, dass wir uns in diesem Augenblick nicht in unserem mir nur all zu bekannten Wohnzimmer befanden - Im Gegenteil. Die Bäume des Waldes wirkten auf mich auf einmal noch höher gewachsen als zuvor und die Dunkelheit, die aus dem Unterholz heraus auf die vom Mondlicht beschiene Lichtung kroch, wirkte noch eine Spur finsterer als sie mir zuvor vorgekommen war. Ich merkte, wie sich meine Schultern schlagartig verkrampften und sich die Muskeln in meinen Beinen anzuspannen begannen, als wollten diese jeden Augenblick die Flucht ergreifen.

Aber das tat ich nicht. Ich drehte mich nicht ruckartig herum und rannte zurück zum rettenden Zaun, hinter dem ich in Sicherheit gewesen wäre. Etwas, was wahrscheinlich jeder normale Mensch mit einigermaßen klarem Verstand in einer solchen Situation getan hätte, würde ihm ein unheimlicher Fremder mitten in der Nacht im finsteren Wald begegnen.

Aber ich konnte das nicht. Denn die Fremde, die mir in diesem Augenblick gegenüber stand, war keine einfache Venatorin, die mir im Wald aufgelauert war, um mich zu töten oder desgleichen. Nein. Diese Frau, die mir gegenüber stand, war die gleiche Frau, die mich zuvor sechzehn Jahre lang großgezogen hatte. Sechzehn Jahre, in denen sie mich hatte glauben lassen, sie wäre meine leibliche Mutter gewesen. Nur, damit ich schließlich vor einigen Monaten nun die Wahrheit erfahren hatte.

"Meggie? Alles in Ordnung?" Die Sorge, die in ihren grünen Augen aufflackerte, wirkte aufrecht und ehrlich, allerdings ließ mich der Kosename, den sie dabei benutzte, genauso wie die Frage, die sie mir stellte, unmittelbar zusammen zucken.

Ob alles in Ordnung war? Die Antwort darauf wusste sie doch genauso gut wie ich!

"Hör auf damit", murmelte ich leise vor mich hin, wobei meine Stimme unbeabsichtigt rau klang, als würde ich jeden Augenblick anfangen wollen zu weinen. Und - wer weiß - vielleicht stand ich auch tatsächlich kurz davor. "Hör auf mich so zu nennen!"

Mit einem Anflug des plötzlichen Trotzes, der mir noch Wochen zuvor einen tadelnden Blick meiner Mutter eingefangen hätte, hob ich plötzlich ruckartig den Kopf und reckte das Kinn. Meine Unsicherheit und das taube, zuschnürende Gefühl in mir war einer Welle plötzlichen Zorns und unerwarteter Wut gewichen. Und das in einem Zeitraum binnen weniger Sekunden.

Ich sah einen Anflug der Überraschung über die Züge meiner Mum gleiten, wenn auch nur für den Bruchteil einer Sekunde lang. Der Schmerz, der dabei in ihren Augen aufflackerte, entging mir allerdings nicht.

Meine Worte, auch wenn sie nur ein Ausstoß plötzlicher Wut gewesen waren, schienen sie tatsächlich getroffen zu haben. Stärker als erwartet.

"Meg...", hörte ich sie irritiert ansetzen, aber ich unterbrach sie mit einer energischen Kopfbewegung und hob die Hand, als wollte ich mit dieser Bewegung einen Schutzwall heraufbeschwören, der jeglichen Klang ihrer Stimme für mich auffangen und verstummen lassen würde.

"Nein!", wiederholte ich mit Nachdruck und schüttelte den Kopf. "Nicht Meg oder Meggie oder welche Kosenamen du sonst noch so auf Lager hast!" Ich biss mir auf die Unterlippe und vergrub dann die Hände in den Taschen meiner Fleecejacke, die um meine Schultern lag, ehe ich mit distanzierter Stimme weiter fort fuhr:

"Was willst du von mir? Wieso hast du mich hier her gelockt?"

Meine Mum schwieg. Ich sah, wie das Grün in ihren Augen einen merkwürdigen, beinahe wehmütigen Glanz annahm, ehe sie mit einem leisen Seufzen den Blick von mir abwandte und diesen über die dunklen Schatten der Bäume wandern ließ, die einige Schritte hinter mit bereits wieder aus dem Boden gesprossen kamen.

Ich beobachtete sie dabei, wobei mir auffiel, wie erschöpft sie doch wirkte, hier unter dem kalten Licht des Mondes. Ihr rotes Haar glänzte nicht mehr so schön und gepflegt wie zuvor, wirkte an den Enden splissig und abgebrochen. Ihre Haut hatte einen gräulichen Schleier angenommen, die kleinen Falten um ihre Lippen und Lider herum waren zahlreicher und tiefer geworden und unter ihren Augen hingen tiefe Schatten. Als hätte sie seit Nächten nicht mehr richtig geschlafen.

Einzig und alleine ihre Iriden wirkten so intensiv und strahlend wie ich sie in Erinnerung hatte. Auch, wenn der funkelnde Ausdruck der Lebensfreude und des Humors aus ihnen verschwunden zu sein schien und sie mich mit ihnen eher sichtlich nervös und angespannt als freundlich und liebend betrachtete.

Was sie wohl alles so erlebt hatte, während ich hier in Cetan Wí meine Fähigkeiten als Schamane entdeckt hatte? Denn was auch immer es gewesen war, dass sie eine etwas längere Reise nach Südamerika angetreten hatte, wie die Nachbarn Vic erzählt hatte, bezweifelte ich.

Aber bevor ich weiter darüber nachdenken und mich fragen konnte, was meine Mum wohl in den vergangenen Monaten ohne mich getan hatte, hörte ich ein leises Knistern und Knacken im Wald vor mir, das rasch lauter wurde.

Ich hörte ein leises Knurren, das aus einem Gebüsch in der Nähe meiner Mum heraus drang, ehe ein kleiner, dunkler Schatten zwischen den mit Blättern gespickten Ästen hervor glitt und hinaus auf die mit Mondlicht beschienene Lichtung huschte.

Casper.

Natürlich. Jetzt ergab auf einmal alles einen Sinn! Ich hätte es ahnen müssen, als ich den schwarzen Kater bereits in der ersten Nacht, in der ich der mysteriösen Schattengestalt von vorhin in den Wald nach gefolgt war, gesehen hatte. In einem Baum hockend, mich herablassend betrachtend, ehe er schnell und geräuschlos in der endlosen Nacht verschwunden war. Und ich hatte mir noch von Chloe und Zack einreden lasse, dass es eine x-beliebige Katze gewesen war! Von wegen! Ich hätte die Spur von Anfang an nur richtig deuten müssen.

Ich sah, wie ein kleines, flüchtiges Lächeln über das Gesicht meiner Mum huschte und für den Bruchteil einer Sekunde sah sie wieder aus wie meine alte, mir wohlbekannte Mum, die sich stets immer über die Gesellschaft ihres Lieblingskaters gefreut hatte. Zu meinem Missfallen.

Gemächlichen Schrittes trabte das Tier auf die Frau in dem dunklen Umhang, der ihren Körper hinab wallte, zu und strich um ihre Beine. Dabei ließ der Kater ein lautes, grollendes Knurren von sich, das ich auf eine solche Art und Weise noch nie von ihm gehört hatte. Es war viel zu tief für seine Verhältnisse, zu bedrohlich.

Und dann, als wäre dieses Grollen in seiner Kehle ein geheimes Signal zwischen ihm und meiner Mum gewesen, begann er zu wachsen. Sein Körper begann sich in alle Richtungen auszudehnen, gewann an Masse. Seine Ohren wurden kleiner und runder, die mit Klauen bewährten Pfoten zu großen, massigen Tatzen und der zuvor noch kleine und knochige Brustkorb breiter und mit Muskeln bespannt.

Es dauerte nur wenige Sekunden, dann stand auch schon die Gestalt eines ausgewachsenen Panthers neben meiner Mum und schmiegte sich gegen deren Hüfte. Einzig und alleine die stechenden, giftgrünen Augen wiesen noch darauf hin, dass die riesige Raubkatze wenige Augenblicke zuvor noch der mir leider all zu bekannte Kater Casper gewesen war.

Wieder drang dieses grollende Knurren aus seiner nun deutlich größeren Kehle hervor. Bloß um einiges aggressiver und bedrohlicher als zuvor.

Ich merkte, wie es mir kalt den Rücken hinunter lief. Dieses Tier - was auch immer es genau war, weswegen es so eine Verwandlung vollziehen konnte - hatte jahrelang mit mir in Gestalt eines garstigen Hauskaters unter einem Dach gewohnt. Ohne, dass ich auch nur den geringsten Verdacht verspürt hatte, mit Casper würde irgendetwas nicht stimmen. Zumindest nichts, was mit einer Verwandlung zu einer riesigen Raubkatze zusammen hing. Ansonsten hätte ich das Vieh am liebsten tagtäglich zum Katzenpsychologen abgeschoben.

"Du brauchst keine Angst vor ihm zu haben, Megan." Mums Stimme riss meine Augen von dem Anblick des schwarzen Panthers los und lenkte diese wieder auf ihr Gesicht. Da war die Spur eines Lächelns auf ihren Lippen zu erkennen, allerdings bei weitem nicht mehr so herzlich wie noch Wochen zuvor. Eher bemüht, verunsichert. "Casper wird dir nichts tun, solange ich es nicht von ihm verlange. Und ich will nicht, dass er dir etwas antut. Dass dir generell irgendjemand oder irgendetwas etwas antut."

"Das hättest du dir überlegen sollen, bevor du Caden auf mich gehetzt hast!", murmelte ich zwischen zusammengepressten Kiefern hervor und verzog den Mund, als mein Blick kurz wieder zu der dunklen Gestalt Caspers zurück huschte, der es sich zu den Füßen meiner Mum genüsslich gemütlich gemacht hatte. Manche Angewohnheiten änderten sich eben nie.

"Caden?" Überrascht hob Mum eine Augenbraue, dann schüttelte sie jedoch mit einer raschen Bewegung den Kopf. "Mit Cadens Versuch dich zu...", sie zögerte und ein bitterer Unterton mischte sich in ihre Stimme, "dich zu beseitigen, habe ich nichts zu tun. Das musst du mir glauben, Megan. Lieber hätte ich ihm selber den Hals umgedreht, als dass ich ihn auf dich losgehen gelassen hätte."

"Wie meinst du das?" Misstrauisch kniff ich die Augen zusammen und versuchte, Casper so gut wie auch nur möglich zu ignorieren. Ob nun riesenhafter Panther oder nicht, diesen provozierenden Blick, mit dem er mich bedachte, beherrschte er nach wie vor einfach nur perfekt. Zu meinem Ärger.

"Cadens Handeln hat nichts mit mir zu tun", sagte meine Mum und bedachte mich mit einem ersten Blick. "Es mag sein, dass ich ihn dafür eingesetzt habe, dich vor der Welt und den Gefahren, die sie mit sich bringt, zu beschützen, aber..."

"Du meinst zu verhindern, dass mich die Schamanen finden!", unterbrach ich sie kaltschnäuzig und fing mir somit ein drohendes Knurren von Casper dem Panther ein, aber ich ignorierte es gekonnt. Schließlich war er tief in sich drinnen immer noch nach wie vor der dämliche, schwarze Bettvorleger, mit dem ich mich Jahre lang immerzu um den besten Sofaplatz gestritten hatte.

"Ich wollte dich doch nur aus all dem hier heraus halten!", erwiderte Mum und gebot Casper mit einer Bewegung ihrer Hand ruhig zu sein. "Und damit meine ich wirklich alles. Ich wollte, dass du weder ein Schamane, noch ein Venator wirst. Ich wollte, dass du außerhalb dieser Welt hier aufwächst. Dass du ein Leben außerhalb dieser ständigen Gefahr und diesem ständigen Konflikt zwischen Schamanen und Venatoren hast. Ich wollte, dass du ein normales Leben führen kannst. Etwas, was mir und zahlreichen Anderen wegen des Wissens um diese Welt hier verwehrt worden ist.

Du kannst mir glauben, wenn ich dir sage, dass ich es nie beabsichtigt habe, dass Caden dich eines Tages versuchen würde umzubringen. Er muss Panik bekommen haben, als er die Schamanen bei euch in der Schule gesehen hat."

"Und dann ist der einzige Weg, mich vor dieser 'Gefahr' zu schützen, mich umzubringen?" Herausfordernd schnalzte ich mit der Zunge.

"Ich bin nicht der einzige Venator in London, Megan." Eine Spur der Verärgerung huschte über Mums Gesicht. Vermutlich gefiel ihr mein Tonfall mal wieder wie so oft nicht. "Ich bin nicht die Einzige gewesen, die ihm den Auftrag erteilt hat, eine Auge auf dich zu werfen, okay? Aber vermutlich war ich die Einzige, die ihm gesagt hat, dass er dich unter allen Umständen am Leben lassen soll."

"Was allerdings nicht wirklich funktioniert hat", unterbrach ich sie mit schnippischen Unterton und fuhr mir mit der Zunge über die Unterlippe. Der anfängliche Schock und meine Unsicherheit schien nun vollkommen verschwunden. Selbstsicher nahm ich die Hände aus den Taschen meiner Jacke und schüttelte dann den Kopf.

"Wieso war es dir so wichtig, dass ich außerhalb dieser Welt aufwachse? Dass ich am Leben bleibe? Ich bin doch nicht einmal deine leibliche Tochter!"

Diese Aussage musste gesessen haben. Nicht anders konnte ich mir das plötzliche Entgleisen jeglicher Mimik auf Mums Gesicht erklären, ehe sie sich mit einem Ruck zu fassen schien sich mit einer Hand verzweifelt das dunkle Haar aus der Stirn strich. "Weil deine Eltern es so gewollt hätten", wisperte sie schließlich mit leiser Stimme. "Weil sie es nicht anders von mir erwartet hätten. Und weil ich..."

Sie zögerte und ich sah, wie nun jegliche Farbe aus ihrem ohnehin schon blassen Gesicht wich und ihre Züge sich krampfhaft verzerrten, als empfände sie in diesem Augenblick innere Schmerzen. "Und weil ich dich immer geliebt habe, als wärst du meine eigene Tochter gewesen. Mein eigenes leibliches Kind."

Sie schwieg und presste die Lippen aufeinander. Der glänzende Schleier aus Tränen, der sich dabei in ihren Augen bemerkbar machte und verräterisch im Mondlicht schimmerte, entging mir nicht.

Auch ich spürte, wie diese Worte in mir etwas zu regen begannen. Und das war eine weitaus stärkere Emotion als die Unsicherheit, die Angst und die Wut zuvor. Es war, als würde eine kalte Hand nach meinem Herzen tasten, dieses mit langen, knochigen Fingern umschließen und anschließend fest zusammendrücken. Als wollte sie damit jegliches Leben aus diesem Organ heraus quetschen.

Ich merkte, wie meine Unterlippe unwillkürlich zu zittern begann.

Weil ich dich immer geliebt habe, als wärst du meine eigene Tochter gewesen.

Ruckartig riss ich meinen Blick von dem Gesicht der Frau, die mir all die Jahre über vorgespielt hatte, meine leibliche Mutter zu sein, und starrte vehement auf eine Stelle im Unterholz direkt hinter ihr, um ihr nicht in die Augen sehen zu müssen.

Es tat weh.

Wieso zur Hölle tat es bloß zu weh? Alison hatte mich mein ganzes Leben über belogen! Sie hatte mir die Wahrheit über meine Eltern verschwiegen und zugelassen, dass ich einen Großteil meiner Kindheit an der Seite eines Psychopathen namens Caden verbracht hatte, der schließlich dazu bereit gewesen war mich umzubringen, um zu verhindern, dass man mich nach Cetan Wí brachte.

Sie hatte mein Vertrauen ihr gegenüber missbraucht und mir ein Bild über meinen leiblichen Vater eingeflößt, dass mich selbst heute noch, auch, wenn ich bereits die Wahrheit über ihn kannte, stark beeinflusste. Nach wie vor viel es mir schwer ihn als meinen wirklichen Vater zu betrachten, obwohl er mich nie auf die Art und Weise im Stich gelassen hatte, wie Alison es mir erzählt hatte. Obwohl er mich nie freiwillig verlassen hatte.

Ich schluckte leise.

Dann fragte ich mit zitternder Stimme: "Was willst du von mir?"

Mum, oder auch Alison, biss sich auf die Unterlippe und sah zu Boden. Ihre Augen glitten über das braune, verwelkte Laub, das am Boden lag, und über die vereinzelten Grashalme, die zwischen herabgefallenen Ästen und Zweigen spärlich aus der Erde hervor ragten. Schließlich erreichte das Grün ihre Augen meine Schuhe und wanderte langsam aber sicher meinen Körper hinauf, blieb in meinem Gesicht hängen.

"Ich will, dass du mit mir kommst, Megan." Ein flehender Unterton schwamm in ihrer Stimme mit. Unwillkürlich zuckte ich zusammen.

Sharon hatte mich bereits vorgewarnt, dass dies geschehen würde. Ich erinnerte mich daran, wie sie mir gesagt hatte, dass Alison eines Tages kommen und mich zurück fordern würde. Dass sie alles versuchen würde, um mich zurück auf ihre Seite zu ziehen, damit ich eine von ihnen werden würde. Eine Venatorin, genauso wie Alison eine war.

"Nein." Bestimmt schüttelte ich den Kopf. "Das werde ich nicht."

"Aber du musst!" Der Nachdruck hinter ihren Worten war nicht zu überhören. "Bitte! Du bist hier im Camp nicht sicher!"

"Nicht sicher vor was?", erwiderte ich und zog prüfend eine Augenbraue in die Höhe. "Nicht sicher vor weiteren Psychopathen wie Caden einer gewesen ist? Wieso sollte ich mit dir kommen, wenn es doch deine Leuten waren, die mich umbringen wollten? Wenn es doch deine Leute sind, die uns Schamanen nach dem Leben trachten."

Die Frau mir gegenüber holte einmal tief Luft, während Caspian zu ihren Füßen ein leises, zischendes Geräusch von sich gab. "Ich weiß, wie sich das alles anhören mag, Megan", sagte sie dann schließlich und zupfte sich die silberne Brosche zurecht, die den Stoff des dunklen Umhangs auf ihren Schultern zusammen hielt. "Ich kann mir vorstellen, was in diesem Augenblick durch deinen Kopf gehen mag. Aber du musst mir vertrauen. Ein Sturm ist auf dem Weg hier her. Er braut sich bereits am Horizont zusammen und keiner, selbst nicht du, wird in der Lage dazu sein ihn aufzuhalten. Bitte, Megan. Komm mit mir!" Das Flehen in ihrer Stimme war merklich stärker geworden.

"Nein." Erneut schüttelte ich den Kopf. "Du redest von Vertrauen, Mum, und dennoch hast du mich die ganze Zeit über nur belogen. Das ist kein Vertrauen. Das ist bloß die Pflicht, die du gegenüber den anderen Venatoren erfüllen musst. Du hast mich an die Schamanen verloren und somit einen neuen Phönixträger erschaffen. Die Kinder Arkyns waren sicherlich nicht sonderlich erfreut darüber gewesen, als sie das gehört habe. Habe ich Recht?"

Mum schwieg einen Augenblick lang. Dann sagte sie mit unerwartet ruhiger, nüchterner Stimme: "Du solltest nicht mit Namen um dich herum werfen, die du nicht wirklich kennst, Megan."

Einen Augenblick lang sahen wir uns schweigend in die Augen. Dann sagte mein Gegenüber: "Unsere Wohnung in London steht leer. Ich werde nicht mehr dorthin zurück kehren. Aber wenn du noch Teile deines Eigentums mit dir nehmen willst - was durchaus berechtigt ist -, der Mietvertrag läuft in zwei Monaten aus. Bis dahin hast du Zeit."

"Damit ich dir in einen weiteren Hinterhalt laufe?", erwiderte ich regungslos.

"Damit du lernst, dass du mir vertrauen kannst. Niemand wird dort auf dich warten, Megan, versprochen. Zumindest niemand, den ich dort auf dich ansetze."

"Dann lässt du mich also einfach so jetzt gehen?", fragte ich und merkte wieder, wie sich bei diesen Worten meine Kehle zusammen zog. Ich wollte nicht, dass sie bereits jetzt wieder verschwand. Ich wollte, dass sie da blieb und mir all die Fragen beantwortete, die mir noch auf der Zunge brannten. Ich wollte, dass wir nur für einen Herzschlag nochmal das Mutter-und-Tochter-Duo waren, das wir einst gewesen waren. Aber dazu war es bereits zu spät.

"Habe ich denn eine Wahl?", fragte Alison und ich sah, wie sich bei diesen Worten ein kleines Lächeln auf ihren Lippen abzeichnete. War es Wehmut? War es Stolz? Vielleicht eine Mischung aus beidem.

"Mach's gut, mein Engel."

Ich nickte schwach, drückte meine zu Fäusten geballten Hände in die Taschen meiner Fleecejacke, ehe ich mir einen Ruck gab, um an Mum und dem riesigen Casper vorbei ab von der Lichtung zu spazieren.

Doch bevor ich sie endgültig passieren konnte, griff Mum nach meinem Arm und hielt mich zurück. "Mrs Finchley ist vor drei Wochen verstorben", flüsterte sie mit belegter Stimme direkt in mein Ohr. "Sie hat dir etwas hinterlassen. Der Umschlag liegt auf dem Küchentisch."

Schweigend kniff ich die Lippen aufeinander und nickte dann kaum merklich.

"Richte ihren beiden Kindern mein herzlichstes Beileid aus", presste ich schließlich hervor, ehe ich Mums Hand von meinem Oberarm löste, an dem sie mich festgehalten hatte, und ihr ein letztes Mal in die Augen sah. "Auf Wiedersehen, Alison", sagte ich dann mit möglichst kontrollierter Stimme, ehe ich mich von ihr los riss und meinen Weg an ihr vorbei in die Dunkelheit des Waldes fortführte. Hin in Richtung des Zauns, der nun die Grenze zu meiner neuen Heimat zog.

Und es dauerte nur wenige Schritte, bis die ersten, heißen Tränen meine Wangen hinab liefen.

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