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38. Kapitel

"Du sagst, die Aufzeichnungen wurden gestohlen?" Jonathan Grey zog seine beiden Augenbrauen so sehr in die Höhe, sodass diese beinahe seinen dunklen Haaransatz berührten. Ich nickte als Antwort bloß betreten.

"Und jetzt bist du hier, da du von mir wissen möchtest, um wen es sich bei dem Täter handeln könnte, richtig?", fuhr er weiter fort, wobei er seine dunklen Augen argwöhnisch zusammen kniff und mich scharf musterte. Erneut nickte ich und biss mir anschließend in die Innenseite meiner Wange, denn zusammen mit seinen zu Schlitzen verengten Augen und dem forschen Blick erinnerte mich Jonathan Grey in diesem Moment an einen sehr großen und sehr gefährlichen Raubvogel, der sich jeden Augenblick auf mich stürzen und mit seinen langen Krallen nur so zerreißen konnte. Ähnlich wie es der Donnervogel damals bei unserer ersten Begegnung am Nachtblumen-See getan hatte.

Nur, dass Jonathan - glücklicherweise - anscheinend nicht vorzuhaben schien mich mit Haut und Haar in der Luft zu zerfetzen. Im Gegenteil. So schnell auch dieser bedrohliche Glanz in seinen dunklen Augen aufgelodert war, so schnell war er wieder verschwunden. Anstelle mir eine tadelnde Predigt zu halten, wie enttäuscht er doch über den Verlust der Aufzeichnungen war und dass der Camp und ich hätten besser aufpassen sollen, schüttelte er bloß seufzend den Kopf und ließ sich auf einem der mit Ruß beschmierten Felsen direkt hinter sich nieder, die als letzte Überbleibsel von der Wiese rund um den Nachtblumen-See herum einsam aus der Erde hervorragten.

Er schloss die Augen und legte zwei Finger auf die Wurzel seines Nasenrückens, die Augenbrauen mit einem nachdenklichen Gesichtsausdruck zusammen gezogen, als würde er überlegen. Eine Weile saß er so da, in Gedanken gehüllt, die ich nicht genau nachvollziehen konnte, während ich vor ihm stand und mein Körpergewicht unruhig von einem Bein auf das andere verlagerte.

Ob der Phönix erzürnt darüber sein würde, dass die Aufzeichnungen eines früheren Trägers von ihm verschwunden waren? Vermutlich schon. Schließlich handelte es sich bei den gestohlenen Dokumenten um eine originale Niederschrift eines Schamanen, dem er das Schicksal der Welt voller Vertrauen in die Hände gelegt hatte. Ähnlich wie er es mit mir getan hatte, nur bisher ohne wirklichen Erfolg.

Langsam ließ ich meinen Blick über die graue Landschaft um mich herum wandern. Ob er es bereist bereute mich als seinen Schamanen ausgewählt zu haben? Konnte ein Totemtier seine Wahl des Schamanens eigentlich bereits vor dem Tod des entsprechenden Trägers wieder zurück ziehen und somit die Verbindung zwischen sich selber und dem betreffenden Menschen auflösen?

Augenblicklich schnellten meine Hände zu dem Halsband meiner Mutter hoch, das ich trug und das mir Sharon in jener Nacht übergeben hatte, als ich mit ihr zusammen die Totemtiere am Nachtblumen-See besucht hatte. Ich spürte die kalte und in zahlreiche Fassetten geschliffene Oberfläche des weißen Kristalls gegen meine Fingerkuppen drücken. Der Kristall, in dem sich nun die mir zur Verfügung gestellte Kraft des Donnervogels befand und der in allen möglichen Farben des Feuers und der Morgenröte zu leuchten begann, wenn ich ihn berührte. Ob er immer noch so leuchten würde, wenn er keine Energie aus der Geisterwelt mehr in sich trug?

Aber ehe ich meine Gedanken weiter fortspinnen und mir weiter den Kopf darüber zerbrechen konnte, wie nun der Phönix auf meine Nachricht hin reagieren würde, regte sich Jonathan Grey vor mir auf seinem Stein wieder und richtete sich kerzengerade auf.

"Nichts." Seine Stimme klang merkwürdig rau als er zum Sprechen ansetzte und ich sah, wie er bei diesem einzelnen Wort die Lippen verzog, als hätte er einen äußerst unangenehmen Geschmack auf der Zunge. 

"Inwiefern nichts?", fragte ich überrascht und nun lag es an mir die Augenbrauen fragend in die Höhe zu ziehen. "Der Phönix kann dir bezüglich des Einbruches nicht weiterhelfen", erwiderte Jonathan mit belegter Stimme und schüttelte nur den Kopf. "Er kann dir nicht sagen, wer bei dir zu Hause eingebrochen ist."

"Er kann es mir nicht sagen?", wiederholte ich und sah ihn perplex an. "Aber er ist doch Donnervogel! Er ist ein Geschöpf der Geisterwelt! Kann er dann nicht - " "Er ist kein Hellseher, Megan", unterbrach mich Jonathan mit unerwartet ruhiger Stimme und ein Ausdruck des Bedauerns huschte über seine Züge. "Er mag vielleicht ein Geschöpf dieser Welt hier sein, das einiges an Wissen und Weisheit mit sich bringt, aber in die Welt der Sterblichen schauen kann auch er nur bedingt. Seine Schamanen sind seine Augen in der sterblichen Welt dort draußen. Alles was sie sehen sieht auch er. Und da du bei dem Einbruch nicht dabei gewesen bist..." "Kann er auch nicht wissen, wer der Täter ist", vollendete ich allmählich begreifend seinen Satz und Jonathan nickte zustimmend. "Du hast es erfasst, Megan."

"Dann kann er mir überhaupt nicht bezüglich des Einbruches weiterhelfen?", fragte ich mit einer Spur Verzweiflung in der Stimme und der Schamane mir gegenüber schüttelte betreten den Kopf, stützte seine beiden Hände auf seinen Oberschenkeln auf und erhob sich. "Er kann nur das sehen, was auch du gesehen hast und das wäre in deinem Falle nur jede Menge zerbrochenes Geschirr in eurer Küche."

Ich war mir nicht sicher, ob diese letzte Aussage eine Art von Tadel von ihm sein sollte, eine kurze aber wirksame Strafpredigt, aber dennoch merkte ich, wie mich seine Worte zusammen zucken ließen.

"Und der Inhalt der Aufzeichnungen?", fragte ich schnell, um das Gefühl der Schuld in mir zu unterdrücken, das augenblicklich in mir aufzubrodeln begann. "Kannst du mir eventuell etwas darüber sagen?" 

Hoffnungsvoll sah ich ihn an, aber als mein Gegenüber bedauerlicherweise den Kopf schüttelte, zerplatzte jene kleine Hoffnungswolke wie eine Seifenblase in der Luft. "Sehe ich denn aus wie Raymond Frye?", fragte Jonathan und strich sich die Jacke seines weißen Anzuges glatt, den er in diesem Moment trug. Zusammen mit dem dunkelgrauen Seidenhemd und der schwarzen Krawatte sah er dabei aus wie ein Mafiosi aus einem klischeehaften Hollywood - Film. Es fehlten nur noch eine Sonnenbrille auf seiner Nase und eine Kolonne schwarzer Geländewagen direkt hinter ihm, neben denen einige bis zu den Zähnen bewaffnete Männer wache standen, dann wäre das Bild perfekt gewesen.

"Du meinst, ich muss mit Raymond reden, wenn ich etwas über den Inhalt seiner Aufzeichnungen in Erfahrung bringen möchte?", fragte ich ungläubig und spürte gleichzeitig, wie mein Herz einen guten Meter tiefer in meine Hose rutschte. Jonathan zuckte mit den Schultern. "Die Erinnerungen an die Welt der Sterblichen ist bei so gut wie jedem Totem an den dementsprechenden Schamanen gebunden. Wenn du etwas über die Französische Revolution wissen möchtest, dann musst du auch die Erscheinung eines Schamanen aus dieser Zeit befragen. Möchtest du etwas über die Aufzeichnungen eines Phönixträgers aus der Zeit der Eroberung Amerikas in Erfahrung bringen, musst du mit diesem sprechen. Auch wenn das eventuell etwas schwierig werden könnte. Benjamin ist bei Weitem nicht so offen und entgegenkommend wie ich es bin."

"Mit anderen Worten, der Phönix wird gleich deine Erscheinung gegen die meines Erzeugers austauschen, wenn ich etwas über seine Dokumente in Erfahrung bringen möchte?", hakte ich weiter nach und ich bemerkte, wie Jonathan die dünnen Lippen bei diesen Worten schlagartig aufeinander zu pressen begann, als würde ihm das nun Folgende nicht im geringsten gefallen.

"Wenn er es könnte, sicherlich", sagte der Mann mit der spitzen Hakennase vor mir und verzog verdrießlich den Mund, während seine dunklen Augen unruhig an mir vorbei huschten und über die Landschaft hinter mir glitten. Ich merkte, wie die Luft um uns herum augenblicklich merklich zu erkalten schien und ich trotz meines Regenmantels, den ich nach wie vor trug, zu frösteln begann.

"Wenn er es könnte?", echote ich und schlang meine beiden Arme um meinen Oberkörper herum, um diesen so gut wie möglich vor der unerwarteten Kälte zu schützen.  "Wie meinst du d-?"

Ein plötzlich aufkommender Windstoß schnitt mir abrupt das Wort ab, als er mit einem wütenden Zischen hinab zur Erde glitt und die graue Ascheschicht auf dem Boden unter uns unsanft aufzuwirbeln begann.

Erschrocken starrte ich der Spur aus herumwirbelnden, grauen Flocken nach, wie diese sich weiter und weiter in einem rasanten Tempo durch die Landschaft um uns herum hindurch zu fressen schien, ehe ein weiterer Windstoß nach meinen Haaren und nach meiner Kleidung griff und heftig an dieser zu zerren begann. Ich öffnete meinen Mund, um ein entgeistertes Quietschen von mir zu geben, aber die zischelnden Windböen um mich herum verschluckten jegliches Geräusch, das über meine Lippen kam.

Jonathan vor mir sah hinauf in den Himmel und ich konnte sehen, wie sich seine buschigen Augenbrauen verärgert zusammen knitterten. Über uns hatten sich dunkle Sturmwolken zusammen gezogen.

"Er ist nicht hier!", hörte ich seine Stimme entfernt über das laute Heulen des Windes hinweg rufen und ich beobachtete, wie der Mann in dem weißen Anzug sein schwarzes, glänzendes Haar im Nacken zusammenband, damit dieses ihm nicht wirr im Gesicht herum tanzte. Auch er schien von den plötzlich aufkommenden Windstößen nicht sonderlich verschont zu werden.

"Wie, er ist nicht hier?", fragte ich und kniff die Augen zusammen, als ein weiterer Windstoß eine Hand voll Asche in mein Gesicht wirbelte und mich somit zum Husten brachte. "Sein Geist ist nach seinem Tod nicht hier her gelangt. Wir wissen nicht warum oder gar wo er ist. Vielleicht hat er sich verirrt, vielleicht ist er noch auf der Erde. Auf jeden Fall ist er nach seinem Tod nie hier her in diese Welt gelangt!" Er ließ sein Blick über die von der aufgewirbelter Asche nun schwarze Landschaft wandern, ehe er ein verärgertes Schnauben von sich gab und dreimal mit dem Fuß auf die vom Wind unruhige Erde stampfte. "Es reicht jetzt!", hörte ich ihn blaffen, ehe der Wind abrupt aussetzte und die hochgewirbelte Asche um uns herum langsam aber sicher wie dunkle Schneeflocken zurück auf die Erde schwebte.

"Dem Phönix gefällt es nicht, dass Raymonds Geist nach wie vor nicht zu ihm heim gekehrt ist", erklärte er mir mit einem entschuldigenden Unterton und seufzte leise auf. "Und jedes Mal, wenn man auf dieses Thema zu sprechen kommt, reagiert er dementsprechend mit Wut. Verständlich, wenn du mich fragst. Ich wäre gleichfalls beunruhigt, wenn ich ein Totem wäre und  der unsterbliche Überrest eines meiner Schamanen einfach so verschwinden würde. Wissen die Götter und Geister, wo Raymonds Geist derzeit steckt. Hier zumindest nicht."

Er zupfte sich einige Ascheflocken aus seinem schwarzen Haar und ließ diese zurück auf den Boden rieseln. Ich tat es ihm gleich. "Dann kannst du mir also wirklich gar nicht weiter helfen?", fragte ich resigniert und der ehemalige Schamane trat neben mich und legte mir mitfühlend eine Hand auf die Schulter. "Es tut mir leid, Megan", sagte er, während er mich langsam zurück in Richtung des Nachtblumen-Sees führte, der schwarz und still zwischen den Ufern aus Asche bereits auf mich wartete. "Ich werde gucken, was ich tun kann. Vielleicht kann ich Kontakt zu Geistern aufnehmen, die ihm damals sehr nahe gestanden haben und die mir sagen können, was er niedergeschrieben hat. Vielleicht werden mir einige seiner Freunde weiter helfen können." 

Er schenkte mir ein kleines, zuversichtliches Lächeln, das allerdings nicht wirklich seine Augen erreichte. "Ich werde versuchen das zu tun, was in meiner Macht steht, um dir zu helfen. Das verspreche ich dir." Er blieb am Rande des Sees stehen und sah hinab in die Dunkelheit des Wassers, welche endlos hinab in die Tiefe zu führen schien. "Und wenn du etwas gefunden hast?", fragte ich und blinzelte nachdenklich zu ihm auf. "Dann werde ich dich kontaktieren. Irgendwie. Ich werde schon einen Weg finden", versprach er mir und ich spürte, wie seine Hand von meiner Schulter hinab auf meinen Rücken rutschte.

"Wir werden uns sprechen, Megan." Mit diesen Worten drückte er seine Hand leicht vor und ich spürte einen Augenblick später, wie mich das kalte Wasser des Sees umfing und fort von der Welt aus Ruß und Asche trug, hin zu einem mir bekannten goldenen Licht, das mich auf dem dunklen Grund des Gewässers erwartete.

~~~

Nach Luft schnappend wie ein Fisch auf dem Trockenen richtete ich mich wieder auf. Die Welt um mich herum drehte sich wie beim letzten Mal wie auf einer wilden Karussellfahrt und es brauchte Keiths starke Hände, die nach mir griffen und die mich aufrecht hielten, ansonsten wäre ich schlagartig wieder zurück auf das nasse Gras gesunken, auf dem ich mich befand.

"Alles okay, Megan?", hörte ich seine Stimme zuerst verschwommen, dann jedoch deutlich klarer durch den Wirbel aus Farben um mich herum hindurch dringen. Benebelt brachte ein schwaches Nicken zustande, während meine Finger verzweifelt nach einer Möglichkeit des Haltes suchten und sich schließlich um seinen Oberschenkel herum krampften. "Alles bestens", brachte ich keuchend hervor, ehe die Welt um mich herum damit aufhörte sich zu drehen und ich meine Hände um Keiths Oberschenkel herum wieder lockern konnte. 

"Du hast einen ganz schönen festen Griff", grinste dieser, als er vorsichtig meinen Oberkörper los ließ und ich diesen ein wenig vor und zurück balancierte, ehe ich das Gefühl hatte selbstständig sitzen zu können. Benommen blinzelte ich ein paar Mal hinauf in den grauen Himmel über mir, dann murmelte ich ein betroffenes: "Entschuldigung", und rieb mir mit beiden Händen einmal über das Gesicht.

Ich hatte wirklich vergessen, wie es sich anfühlte nach einem Besuch in der Geisterwelt wieder aufzuwachen. Auch wenn es dieses zweite mal um einiges angenehmer gewesen war als das erste mal, wo ich schweißüberströmt hier auf der Wiese wieder zu mir gekommen war. 

"Und?", fragte Keith mich neugierig, als ich mich wieder gesammelt hatte und einigermaßen klar denken konnte. "Hast du irgendwelche Informationen erhalten?"

"Nein." Zerknirscht schüttelte ich nur den Kopf und ignorierte Keiths bohrenden Blick, der mich von der Seite her betrachtete, so gut wie auch nur irgendwie möglich. "Man konnte mir nicht weiterhelfen. Weder mit dem Einbruch, noch mit dem Inhalt der Dokumente. Wir haben rein gar nichts." Ich ließ meine Arme schlaff auf meine angezogenen Knie fallen und stützte anschließend mein Kinn auf diese, sah hinaus auf das schwarze Wasser des Sees vor uns.

Keith schwieg einen Moment lang, dann sagte er mit belegter Stimme: "Ein Versuch war es zumindest Wert, Meg." Ich zuckte schweigend mit den Schultern und konzentrierte mich auf die violetten und blauen Seerosen, die wie von Geisterhand getragen auf der dunklen Oberfläche vor sich hin zu schweben schienen. 

Auch Keith sah hinaus auf das dunkle Gewässer vor uns. Eine Weile lang sagte keiner ein Wort. Doch dann drehte ich meinen Kopf zur Seite und sah ihn an. Betrachtete sein nahezu makelloses Profil mit den kurzen, schwarzen Haaren und den strahlenden, grünen Augen.

"Warum hast du es eigentlich gewusst?", ploppte die Frage plötzlich und vollkommen unerwartet aus mir hervor und Keith riss seine Augen von der Landschaft vor sich los, um diese auf die meinen zu richten. "Was gewusst?", fragte er verwirrt und zog fragend eine Augenbraue in die Höhe.

"Dass ich der Phönixträger bin", erwiderte ich und richtete mich ein Stück weit weiter auf. "Du warst der Einzige in der Ratsversammlung, der nicht im geringsten überrascht über diese Nachricht gewesen schien. Selbst Sharon konnte es nicht glauben, als ich erwählt worden bin." Ich machte eine kurze Pause und unterzog ihn nochmals einer gründlichen Musterung. "Wieso also du nicht? Wieso warst du nicht überrascht darüber?", fragte ich dann und kniff meine Augen ein Stückchen weit zusammen. "Und streite es ja nicht ab! Ich habe deine Reaktion gesehen und die war - nunja - nicht gerade so ausfallend wie die der restlichen Ratsmitglieder am Tisch."

"Ich habe es nicht gewusst, Megan", erwiderte Keith gelassen und blinzelte durch seine dichten Wimpern zu mir hinab. "Zumindest nicht direkt." "Nicht direkt?" Diesmal war es an mir eine Augenbraue skeptisch in die Höhe zu ziehen. "Wie soll ich denn das bitte verstehen?"

Keith zuckte bloß mit den Schultern. "Deine Aura. Sie ist anders als die der Anderen. Eigentlich hat der gesamte Camp damit gerechnet, dass du auf Grund deiner Eltern ein äußerst mächtiges Totem zugeschrieben bekommst, aber mit dem Phönix hat wirklich keiner gerechnet. Selbst ich nicht. Ich habe es erst bemerkt, als du den Versammlungsraum damals betreten hast. Deine Aura hatte schon von Anfang an etwas anderes an sich gehabt, als die der Anderen. Aber nach der Zeremonie... Es war unübersehbar."

"Moment!" Automatisch hob ich beide Hände und kniff argwöhnisch die Augenbrauen zusammen. "Ich wüsste nicht, dass Schamanen neuerdings Auren lesen können. Oder ist das irgendeine spezielle Fähigkeit, die man erst gegen Ende seiner Ausbildung erlernt?"

"Spezielle Fähigkeit vielleicht, allerdings nicht zu erlernen", erwiderte Keith mit einem kleinen Lächeln auf seinen Lippen, wobei sich kleine Lachfältchen um seine Augen herum abzeichneten. "Nennen wir es doch ganz einfach einen sechsten Sinn, der in meiner Familie von einer Generation zur nächsten weiter vererbt wird. Und er beinhaltet auch nicht wirklich das Lesen von Auren, wie du es ausgedrückt hast. Vielmehr, dass man kleine und feine Unterschiede in der Magie eines Schamanen wahrnehmen kann. Nicht mehr und nicht weniger. Allerdings sehr praktisch, wenn man einen mächtigen Schamanen aufspüren will."

"Dann ist das also der Grund, weshalb Sharon ausgerechnet immer Logan und dich auf die Suche nach neuen Jungschamanen ansetzt? Weil ihr mehr oder minder die Magie eines Schamanen aufspüren könnt?", hakte ich nach, aber Keith schüttelte nur mit dem Kopf. "Mein Bruder zieht es vor diesen Sinn zu unterdrücken. Er hält nicht wirklich viel von ihm. Eigentlich nicht sonderlich überraschend, wenn du mich fragst." Er verdrehte kurz die Augen, ehe er sich wieder auf mich konzentrierte.

"Dann hast du es also selber nicht im Vorhinein gewusst?", ich lies meine beiden Hände wieder sinken und stützte erneut mein Kinn auf diese. "Wie sollte ich denn?", erwiderte mein Gegenüber gelassen. "Der Phönix ist ein Bote der Götter und Geister und die sind - wie eventuell bekannt -unberechenbar. Niemand außer sie selber wissen, was sie genau alles planen. Wer uns vor den Venatoren schützen soll und wer nicht, das liegt ganz alleine in ihren Händen und das kann kein Sterblicher voraussagen. Nicht einmal ich."


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